Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1795
Unkel (Landkreis Neuwied)

Herresdorfsches Haus (sog. Burg Unkel)

Direkt neben der Kirche St. Pantaleon, die Rheinpromenade überblickend, befindet sich das Herresdorfsche Haus, auch Burg Unkel genannt (Kirchstraße 8). Der Bau, der den Namen seiner ehemaligen Bewohner trägt, besteht aus mehreren Flügeln, die zu ganz unterschiedlichen Zeiten errichtet wurden: Der älteste Teil ist der Südtrakt aus dem Jahre 1673, der Westflügel zum Rhein folgte 1781, und der späte Nordbau aus dem Jahr 1838 schließt das Gebäude zur dort befindlichen kleinen Straße ab. Am zehnachsigen Rheinflügel befindet sich unter einem kleinen Dreiecksgiebel das auf 1781 datierte Wappen von Franz Caspar von Herresdorf. Er war mehrmals Kölner Bürgermeister. Der Bau ist seit 1917 im Besitz des Juristen und Zentrumsführers Carl Trimborn (1854-1921) und dessen Nachfahren.

Franz Caspar von Herresdorf (7.4.1737-11.12.1804) war der Sohn von Franz Joseph Ignaz von Herresdorf (1.11.1687-16.11.1771) und Susanna Gertrud von Stoesberg (2.7.1701-27.4.1737). Auch Franz Joseph Ignaz von Herresdorf, Mitglied der Gaffel Windeck und 1753 deren Bannerherr, war mehrfach Bürgermeister der Stadt Köln, insgesamt dreizehnmal. Sein Sohn Franz Caspar von Herresdorf hatte am 20.7.1769 in St. Columba zu Köln Maria Elisabeth Josepha zum Pütz (11.11.1745-23.2.1810) geheiratet, ebenfalls aus einer Kölner Familie. Seine Frau war die Tochter von Johann Caspar Joseph zum Pütz (8.4.1708-23.11.1770) und Maria Adelgund Agatha von Hettermann (23.11.1721-6.8.1786), seiner zweiten Frau.

Das heraldisch rechte Wappen zeigt das der von Herresdorf (auch Herrestorff), einen Balken und darüber balkenweise drei kugelförmige Objekte mit angesetztem Hals, wofür im Siebmacher Band: Pr Seite: 166 Tafel: 215 ganz unterschiedliche Blasonierungen gegeben werden, a) nach Fahne, Kölnische Geschlechter S. 150, in Silber ein roter Balken (Originalwortlaut jedoch: "einen Roth und Silber quergetheilten Schild", was sichtlich nicht zutreffen kann und auch Fahnes Abbildung widerspricht), darüber drei blaue Perlen oder Tropfen, auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein silberner, mit einem roten Balken belegter Flug, b) nach Berndt, Rheinisches Wappenbuch, Tab. LIV 108, golden-rot durch einen silbernen Balken geteilt, darüber nebeneinander drei rote Beeren, auf dem Helm mit rot-goldenen Decken eine der Beeren zwischen einem golden-rot übereck geteilten Flug. Beide Angaben sind völlig widersprüchlich, allein die Form der Inhalte des Schildes stimmt grob überein, die Tinkturen müssen offen gelassen werden, bis verläßliche Quellen vorliegen.

Das Wappen auf der heraldisch linken Seite ist das der Familie zum Pütz, ein redendes Wappen, denn Pütz ist eine Bezeichnung für einen Brunnen (von lat. puteus), und im Schild sehen wir einen Ziehbrunnen mit gemauertem Sockel und über eine lose Rolle laufender Kette, wobei vereinfachend keinerlei Aufhängung oder Befestigung der Rolle dargestellt wird. Die Familie wird beschrieben bei Fahne, Kölnische Geschlechter S. 339-340, wobei in der letzten Zeile nicht alle Kinder gelistet sind und die hier wichtige Maria Elisabeth Josepha zum Pütz (11.11.1745-23.2.1810) fehlt. Das Wappen wird auch im Siebmacher Band: Pr Seite: 58 Tafel: 75 beschrieben, es zeigt in Gold einen roten Ziehbrunnen, die Rolle frei in der Luft schwebend, auf dem Helm mit rot-goldenen Decken der rote Ziehbrunnen zwischem einem goldenen (nach Berndt) oder golden-rot übereck geteilten (nach Fahne) Flug. Auch bei Fahne wird der Brunnen ohne Brunnengalgen abgebildet.

Auf der rheinabgewandten Seite befindet sich am Torbogen ein modernes Wappen, datiert auf 1983. Heraldisch rechts ist das Wappen der Familie von Weichs (in Silber eine eingebogene schwarze Spitze) zu sehen, gegenüber das Wappen der Familie von Hobe (in silbern-rot gespaltenem Schild eine goldenbebutzte Rose in verwechselten Farben, eine ursprünglich pommersche und mecklenburgische Familie, die ins Rheinland eingewandert ist). Die Helmzier der von Hobe wäre die Rose zwischen zwei silbern-rot übereck geteilten Büffelhörnern zu rot-silbernen Decken. Ihr Wappen wird beschrieben im Siebmacher Band: SH Seite: 25 Tafel: 11, Band: PrGfE Seite: 31 Tafel: 21, PoA Seite: 36 Tafel: 22. Das Wappenpaar steht für Paul von Weichs (Paul Maria Josef Ignatius Stanislaus Hubertus, Freiherr von Weichs zur Wenne, geb. 1.4.1914) und Gabriele von Hobe (Maria Gabriele von Hobe, geb. 24.09.1925), eine Enkelin von Carl Trimborn (ihre Mutter, Clary geborene Trimborn, hatte Cord von Hobe geheiratet), die heute noch hier lebt.

Literatur, Links und Quellen:
http://www.bonn-region.de/fileadmin/redaktion/Infos/Brosch_ren/broschueren_neu/Stadtrundgaenge_Siebengebirge2010.pdf
http://www.kunstwanderungen.de/leseproben/UMR20.pdf
http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_K%C3%B6lner_B%C3%BCrgermeister
http://koelnwiki.de/wiki/Franz_Caspar_Joseph_von_Herrestorff
Genealogie:
http://gw5.geneanet.org/weinsberg?lang=fr&m=N&v=von%20Herrestorff und http://gw5.geneanet.org/weinsberg?lang=fr;pz=ute;nz=schwarz;ocz=0;p=maria+elisabeth+josepha+zum;n=putz und http://gw5.geneanet.org/weinsberg?lang=fr;pz=ute;nz=schwarz;ocz=0;p=susanna+gertrud;n=von+stoesberg und http://gw5.geneanet.org/weinsberg?lang=fr;pz=ute;nz=schwarz;ocz=0;p=franz+joseph+ignaz;n=von+herrsetorff und http://gw5.geneanet.org/weinsberg?lang=fr;pz=ute;nz=schwarz;ocz=0;p=franz+caspar+joseph;n=von+herrenstorff
Anton Fahne, Kölnische Geschlechter
Siebmacher Band: Pr Seite: 166 Tafel: 215 und Band: Pr Seite: 58 Tafel: 75
Berndt, Rheinisches Wappenbuch, Tab. LIV 108
Hinweistafel am Gebäude

Schwarzenberger Hof - Kirchhof von St. Pantaleon

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