Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1747
Obernburg (Landkreis Miltenberg, Unterfranken)

Obernburger-Epitaph im Kirchturm

Die Pfarrkirche von Obernburg besitz ein bedeutendes Renaissance-Epitaph für die Obernburger-Brüder, das heute in der Halle des solo stehenden alten Kirchturmes zu finden ist. Dieser Stein befand sich zuerst in der Pfarrkirche, als diese aber 1890 erweitert wurde, baute man das Epitaph zunächst in dessen Außenwand ein, wo es aber Wind und Wetter, Vandalismus und Zerfall preisgegeben war. Als die Kirche gänzlich einem Neubau wich, rettete man das Epitaph 1964 in die ehemalige Eingangshalle des Kirchturmes. Das Epitaph ist in drei Zonen gegliedert, ganz oben eine halbkreisförmig eingefaßte Wappenzone, darunter zwei Inschriftenzonen.

Die Wappenzone in dem halbkreisförmigen Aufsatz zeigt das Wappen Obernburger, in Rot eine silberne, golden gekrönte Säule, gehalten von zwei goldenen Greifen, auf dem gekrönten Helm mit rot-goldenen Decken ein wachsender goldener Greifenhals zwischen zwei roten Flügeln, jeder belegt mit einer silbernen, golden gekrönten Säule. Das Wappen ist nicht im Siebmacher zu finden, aber im Rietstap und im Aschaffenburger Wappenbuch. Kaiser Karl V. verlieh seinem treuen Verwaltungsbeamten Johannes Obernburger dieses Wappen.

Die Brüder Johannes und Peter Obernburger hatten sich nach der Stadt Obernburg genannt, denn ursprünglich hießen sie Schmidt. Wie damals bei Gelehrtenfamilien üblich, latinisierte man das zu "Fabri", in Obernburg sicher einzig. Als der 1486 in Obernburg geborene Johannes jedoch in kaiserlichen Diensten in die große, weite Welt hinauskam, nannte er sich nach seiner Heimatstadt: Obernburger. Das war wieder selten und eindeutig, wohingegen Hans Schmidt oder Johannes Fabri ein Allerweltsname gewesen wäre.

Das größere, hochrechteckige Inschriftenfeld beginnt mit "D(EVS) O(PTIMVS) M(AXIMVS) AVE VIATOR SVBSISTE PAVX ILLVS PLACET CVIVS HOC TVMVLO CINERES ET OSSA TEGATVR INTELIGES FVIT IOANNES ILLE OBERNBVRGERVS HOMO DVM VIXIT RELIGIONE VITAE INTEGRITATE MORV GRAVITATE PRVDENTIA ET SOLERTIA CLARVS CAROLI V CAIS AVG A CONSILIIS ET SECRETIS ASSECTATOR FIDELISS ET DILIGETISS AVLAE......." Sie grüßt den Wanderer und fordert ihn auf, ein wenig zu verweilen, um an die Asche und Gebeine von Johannes Obernburger zu denken, die in diesem Grab ruhen. Die Inschrift rühmt seine Gottesfurcht, seine Lauterkeit, Würde, Klugheit und sein Können. Sie geht auf die einflußreiche Stellung ein, die er am Hofe Kaiser Karls V. als dessen ergebener zuverlässiger Berater und Geheimsekretär innehatte. Johannes Obernburger studierte Theologie, er war Doktor beider Rechte, und er trat 1522 als Schreiber in die Reichskanzlei ein, die den Kaiser in alle Städte seines Reiches begleitete. So kam Johannes Obernburger auch nach Brüssel, Cremona, Gent, Leuven, Madrid, Rom, Valladolid etc., in all diesen Städten hatte man Spuren seines Wirkens nachweisen können. In Diensten des Kaisers stieg er vom Schreiber zum Registrator, dann zum Sekretär und schließlich zum leitenden Sekretär der Kanzlei auf, als der er 1537 geführt wird, eine äußerst einflußreiche Position in der Verwaltung, insbesondere vor dem Hintergrund der religiösen Fragestellungen jener Zeit. Eine zusätzliche finanzielle Absicherung bekam er durch etliche Kirchenämter (Pfründen), die er jedoch nie aktiv wahrgenommen hatte, wobei das einträglichste Amt das des Propstes am kaiserlichen Krönungsstift St. Bartholomäus in Frankfurt war, das er 1551 bekommen hatte. Daneben war er noch Kantor am St. Stephansstift in Mainz und kaiserlicher Kaplan. Eine weitere finanzielle Bereicherung waren die Zuwendungen, die er von den Ständen des Reiches entgegennahm, jenseits der Frage nach der Legalität zeitumständebedingt eher als Maß für seine politische Bedeutung zu sehen. Er starb am 23.6.1552 in Villach, nachdem er das Amt eines Gouverneurs in Villach in Kärnten übernommen hatte. Er hatte eine Tochter namens Barbara, und einen Neffen namens Peter, der unter Kaiser Maximilian II. Reichshofsekretär und unter Kaiser Rudolf II. Reichshofrat wurde, also quasi des Onkels Rolle im Reich fortsetzte.

Die zweite Inschrift erinnert an den Bruder des zuvor Genannten, Peter Obernburger ("PETRVS IOAN(N)IS FRATER"), der am 16.3.1552 ("OBIIT IN D(OMI)NO ANNO EIVSDE(M) SERVATOR EIS NRI MDLII DIE MARTII 16") verstarb und zuletzt Amtsvorstand der kaiserlich mainzischen Registratur war ("....CAROLE DIVE PRECOR CVIVS ET IPSE FVI MOGVNTINIQVE REGESTOR PRESVLIS.....").

Vierwappenstein auf der Rathausrückseite

Auf der Rückseite des Rathauses ist der sogenannte Vierwappenstein von der beim Neustädter Hof gelegenen ehemaligen Bacheburg eingelassen. Die vier Wappen sind in einer Reihe dargestellt, wobei immer zwei zu Paaren geordnet sind und sich gegenseitig zuwenden. Bei den vier Wappen handelt es sich um die jeweiligen Eltern des Paares Jörg Bache und Agnes von Erlenbach.

Im einzelnen sind es die Wappen von Anna Schelris (Schelriß von Wasserlos, in Gold ein blauer Sparren, auf dem Helm mit blau-goldenen Decken ein goldener, beiderseits mit einem blauen Sparren belegter Flug, Aschaffenburger Wappenbuch) und ihrem Mann Hans von Erlenbach (in rotem Feld eine silberne, golden bewehrte Gans, auf dem Helm mit rot-silbernen Decken die Gans), dann die Wappen eine Frau von Sulzbach (evtl. die Tochter des Jörg von Sulzbach, drei (2:1) Lilien, auf dem Helm ein beiderseits mit einer Lilie belegter Flug, Tinkturen unbekannt, Zobel Tafel 336, Siebmacher Band: NaA Seite: 39 Tafel: 64) und eines Herrn Bache (geteilt, oben ein wachsender Löwe, unten ein Balken, auf dem Helm ein Flug). Jörg Bache und Agnes von Erlenbach hatten zwei Söhne, Hans und Matern.

Die Bache bildeten mindestens fünf Linien, die immer ein geteiltes Wappen haben, oben grundsätzlich den wachsenden Löwen, unten ein linientypisches Element. So hatten die Bach von Nalsbach, besser bekannt als Bach von Nalsbach genannt Clebi(t)z oder Clebi(t)z von Nalsbach, die sich nach einer heutigen Wüstung zwischen Lengfeld und Wiebelsbach im Odenwald nannten und 5.3.1573 mit Conrad Clebitz in Großwallstadt ausgestorben sind, unten mehrere Kleeblätter, Tinkturen unbekannt. Sie sind eines Stammes mit den Bach von Rosenbach (später nur noch von Rosenbach), den Bach von Neustadt (Nuwenstadt = Neustädterhof), den Bach von Raibach (Bache von Raypach) und den Bach von Waschenbach. Die von Rosenbach hatten unten eine schwarze Hälfte ohne Motive; der Löwe war schwarz in Silber. Im Aschaffenburger Wappenbuch ist eine Variante für die Clebi(t)z von Nalsbach abgebildet, die oben in Gold einen wachsenden roten Löwen und unten einen silbernen Balken in Rot hat. Bei diesem Stein handelt es sich um die Bach von Neustadt.

Literatur, Links und Quellen:
Alfred F. Wolfert, Aschaffenburger Wappenbuch, Veröffentlichung des Geschichts- und Kunstvereins Aschaffenburg e. V., Aschaffenburg 1983, Tafel 67 Seite 236
Rietstap/Rolland
Seite des Heimatvereins:
http://www.hvv-obernburg.de/html/johannes_obernburger.html - dort biographische Angaben
Hinweistafeln vor Ort mit Übersetzung der Inschriften
Peter Fleck: Die Niederadelsfamilie von Erlenbach - Versuch einer Genealogie, geringfügig überarbeitet und ergänzt von Theodor Stolzenberg, Bad Vilbel 2001, ergänzt Friedberg 2007, pdf Breuberg 2017, Download über die Webseite des Breuberg-Bundes:
https://breuberg-bund.jimdo.com/quellen-forschungen-erörterungen/ - pdf: https://breuberg-bund.jimdo.com/app/download/14725483022/FLECK+-+Niederadelsfamilie+Erlenbach.pdf S. 18.
Bacheburg:
https://de.wikipedia.org/wiki/Bacheburg#Geschichte
Ein herzliches Dankeschön an Herrn Thomas Hahn für wertvolle Hinweise zu den Bache

Herolt-Epitaph

Ortsregister Photos von Wappen - Namensregister
Zurück zur Übersicht Heraldik

Home

© Copyright / Urheberrecht an Text, Graphik und Photos: Bernhard Peter 2012
Impressum