Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1708
Höchstadt an der Aisch (Mittelfranken, Landkreis Erlangen-Höchstadt)

Das Höchstadter Burgschloß

Das auf einem Sandsteinhärtling direkt am Fluß Aisch gelegene Burgschloß der Bamberger Fürstbischöfe hat eine komplizierte Baugeschichte, die vom Mittelalter bis ins 18. Jh. reicht. Der Ursprung der Anlage ist eine mittelalterliche Burg, wie der unregelmäßige Grundriß der Gebäude, die noch dem alten, polygonalen Mauerkranz als geschlossene Bebauung folgen, und die extrem dicken, mit Schießscharten versehenen Außenwände der Gebäude zum Fluß hin zeigen. Zur Stadtseite hin ist der Eindruck jedoch weniger der einer wehrhaften Burg, sondern der eines zergliederten Schlosses, das aufgrund der Beschränkungen des Bauplatzes kein rechtes Gesamtkonzept entwickeln konnte. An dieser Vermengung mittelalterlicher und nachmittelalterlicher Bebauung leidet das Schloß, so ist z. B. ein 12 x 12 m großer Bergfried mit Buckelquadermauerwerk völlig verbaut. Ein Wappenstein zeigt den gewendeten Bamberger Löwen, ein anderer einen auf einem Dreiberg stehenden gekrönten Löwen (Abb. unten).

Die Burg der von den Babenbergern abstammenden Grafen von "Hohenstete" oder von "Hohestat" (1108 wird ein Goswin comes de Hohstet erwähnt), die diese bis 1157 besaßen, wurde in mehreren Bauphasen ausgebaut, u. a. unter Bischof Eckbert von Andechs-Meran (1203-5.6.1237, Erbauer des heutigen Bamberger Domes), der stadtseitig den oben erwähnten Bergfried errichtete sowie einen verschwundenen Palas dazu, und unter dem Bamberger Fürstbischof Albrecht von Wertheim (reg. 1398-19.5.1421), der 1410 einen Saalbau errichtete, wovon mehrere eingemauerte ältere Wappensteine an den Hoffassaden des Westflügels zeugen (Abb. unten). Bauzeitlich gehören dazu die hochrechteckigen Drillingsfenster sowie der zugemauerte Hocheingang des Saals mit Spitzbogen.

 

Das Wappen von Fürstbischof Albrecht von Wertheim ist geviert, Feld 1 und 4: in Gold ein rotbewehrter und rotgezungter, schwarzer Löwe, überdeckt von einer silbernen Schrägleiste (Hochstift Bamberg), Feld 2 und 3: geteilt, oben in Gold ein schwarzer aus der Teilung hervorkommender Adler, unten in Blau drei (2:1) silberne Rosen mit goldenem Butzen (Grafen von Wertheim). Die Helmzier der Grafen von Wertheim ist ein golden gekrönter Adler (Stammkleinod), bereichert um zwei Fähnchen, ein Hilfskleinod für Breuberg. Im Schild fehlt aber Breuberg, hier wird nur das wichtigere Wertheim abgebildet.

Weitere Ausbauphasen erfolgten unter Fürstbischof Veit II. von Würtzburg 1572-1574, der die Burg im Stil der Renaissance schloßartig ausbauen ließ, und unter Fürstbischof Lothar Franz von Schönborn, der die Burg nach einem Brand 1688 in den Jahren 1711-1713 wiederherstellte und weiter ausbaute. Über dem Haupteingang am Ostteil befindet sich das Wappen des letzten fürstbischöflichen Bauherrn, Fürstbischof Lothar Franz von Schönborn (reg. 1693-1729). Er gab im frühen 18. Jh. dem Schloß sein heutiges Gesicht; denn es wurde unter im Jahre 1713 im barocken Stil nach Plänen des fürstbischöflichen Hofbaumeisters Johann Dietzenhofer wieder einmal umgebaut. Das Wappen ist geteilt und zweimal gespalten, mit Herzschild:

Auf der Schildkartusche ruht der Kurfürstenhut, der dem zweifachen Fürstbischof als Erzbischof von Mainz zustand, anstelle der Kaiserkrone. Hinter dem Schild Krummstab und Schwert schräggekreuzt.

Als die geistlichen Fürstentümer 1803 säkularisiert wurden, wurde das Schloß Eigentum der bayerischen Krone und als Landgericht und Amtssitz genutzt. Das immer wieder baufällige Gemäuer wurde 1894, 1963 und 1998/2002 ff. gesichert. Seit dem 3.4.1963 ist die Stadt Eigentümerin. Heute ist das Landratsamt im Schloß Höchstadt untergebracht.

Literatur, Quellen und Links:
Schlösser und Burgen in Mittelfranken, von Ruth Bach-Damaskinos, Jürgen Schabel, Sabine Kothes. Hofmann Verlag Nürnberg, ISBN 3-87191-186-0, S. 66-67.
Peter Kolb: Die Wappen der Würzburger Fürstbischöfe. Herausgegeben vom Bezirk Unterfranken, Freunde Mainfränkischer Kunst und Geschichte e.V. und Würzburger Diözesangeschichtsverein. Würzburg, 1974. 192 Seiten.

Siebmachers Wappenbücher, Band Bistümer
Die Wappen der Hochstifte, Bistümer und Diözesanbischöfe im Heiligen Römischen Reich 1648-1803, hrsg. von Erwin Gatz, von Clemens Brodkorb, Reinhard Heydenreuter und Heribert Staufer, Schnell & Steiner Verlag 2007, ISBN 978-3-7954-1637-9

Schloß Höchstadt:
http://www.hdbg.eu/burgen/burgen_suche-burgen_detail.php?id=brn-0026&topic=baubestand - http://www.hdbg.eu/burgen/burgen_suche-burgen_detail.php?id=brn-0026 - http://www.hdbg.eu/burgen/burgen_suche-burgen_detail.php?id=brn-0026&topic=baugeschichte
Anton Wölker, Sebastian Schmidt, Wolfgang Epple, Aus der Geschichte von Höchstadt an der Aisch, 2003, hrsg. von der Stadt Höchstadt:
http://www.wolfgangepple.de/downloads/wolkerbuch_textversion.pdf
Wolfgang Epple, Übergang von Höchstadt an Bamberg:
http://www.wolfgangepple.de/downloads/ueberlieferung_zu_gertrud.pdf

Die Wappen der Fürstbischöfe von Bamberg - Teil (1) - Teil (2) - Teil (3) - Teil (4)
Die Wappen der Erzbischöfe und Kurfürsten von Mainz - Teil (1) - Teil (2) - Teil (3) - Teil (4)
Die Entwicklung des Wappens der von Schönborn

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