Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1594
Torgau (Sachsen, Landkreis Nordsachsen)

Das Torgauer Schloß Hartenfels:
Sockelpodest des Großen Wendelsteines

Als die Ernestinische Linie nach der Aufspaltung und Teilung in zwei Hauptlinien der Albrechtsburg in Meißen beraubt war, mußte ein Ersatz her, mindestens genauso repräsentativ, und so widmete man sich dem Ausbau der Torgauer Residenz. Die Wappen am Wendelstein sind folglich ernestinische Wappen. Der Baumeister war zuerst Conrad Pflüger (ca. 1450-1506/07), der ein Schüler des in Meißen tätigen Arnold von Westfalen war, der dessen Albrechtsburg 1480/81–1483 vollendete, und der zum Stadtbaumeister von Görlitz wurde und der zu den am höchsten angesehenen Architekten des ausgehenden 15. Jh. gehörte, dessen Spezialität insbesondere der Gewölbebau von Kirchen war (z. B. Kreuzkirche in Dresden, Thomaskirche in Leipzig, Stadtkirche St. Peter und Paul in Görlitz, St.-Annen-Kirche in Annaberg) und der außer an Schloß Hartenfels (1480/81–1485) noch an der Moritzburg in Halle (um 1484) und am Wittenberger Schloß (um 1489/90 und 1496/97) tätig war und herzoglich sächsischer Werkmeister wurde. Im 16. Jh. wurde er durch Konrad Krebs (1492-1.9.1540) abgelöst. Dieser war durch die Morizkirche in Coburg und Arbeiten auf der Veste Coburg bekannt geworden und 1532 zum Landbaumeister in Torgau ernannt worden. Sein Werk ist der Südostflügel (1533–1536), dessen 1536 vollendeter Wendelstein als seine bedeutendste und innovativste künstlerische Leistung angesehen werden kann. Weitere bekannte Arbeiten von ihm sind übrigens 1537 das alte Berliner Stadtschloß und das Rathaus von Wittenberg.

Wie die alte Albrechtsburg erhielt auch diese Residenz einen beeindruckenden Wendelstein, der dem horizontal gelagerten Gebäudeflügel eine markante vertikale Note gibt und das Vorbild sogar an Kühnheit übertrifft. Er befindet sich hofseitig in der Mitte des Johann-Friedrich-Baues, ist ca. 20 m hoch (Gesamthöhe vom Hof bis zum Giebel 27 m); die Spindel ist weit von der Fassade abgesetzt und von den Eingängen in die Obergeschosse durch einen rechteckigen, netzgewölbten Raum abgetrennt. Der Wendelstein gehört zum Herausragendsten, was die deutsche Frührenaissance geschaffen hat. Der Treppenturm steht auf einem kubischen Sockel, zu dem an beiden Seiten gerade Freitreppen emporführen. Des Wendelsteins freitragende Konstruktion ist abenteuerlich, weit abstehend vom Hauptgebäude windet sich die Treppe in ihrem filigranen Gehäuse zwischen sechs Pfeilern unter Verzicht auf eine durchgehende zentrale Säule in zwei Vollkreisen nach oben, mit einem zentralen Auge, dort, wo die gedachte Mittelachse wäre, gänzlich ohne die noch bei dem Pendant in der Albrechtsburg vorhandenen inneren Stützen, was die schwebende Konstruktion wirklich technisch atemberaubend macht. Es handelt sich übrigens um das einzige Treppenhaus des gesamten Flügels, es gibt keine weiteren innen liegenden Treppen. Die Unterseiten der Treppenstufen sind reich profiliert und erinnern in ihrer Gesamtheit eher an dynamisch fließende Stoffdraperien, ein Effekt, der die Leichtigkeit dieser Konstruktion noch verstärkt. Der Bau wurde in sehr kurzer Zeit hochgezogen, zeitweise waren sogar 32 Steinmetzen am Wendelstein beschäftigt.

Dieser Wendelstein mit seinen reichen Verzierungen mit Reliefplatten und Säulen aus Elbsandstein steht auf einem rechteckigen Unterbau. Die Brüstung dieses Unterbaus ist an den drei freien Seiten mit im Jahre 1535 von den Steinmetzen Michael Mauth, Ullrich Kreutz und Simon Tischer gehauenen Wappenreliefs belegt, jeweils fünf an den Schmalseiten und sieben auf der Vorderseite. Das ergibt zusammen siebzehn Wappen, wovon das eine zentral in der Mitte der Schauseite angebrachte für den Bauherrn selber ist und die anderen sechzehn seine Ahnenprobe ergeben. Dabei ergibt sich die Reihenfolge der Ahnenwappen folgendermaßen: Ausgehend vom Bauherrenwappen in der Mitte sind die väterlichen Vorfahren optisch links, die mütterlichen Vorfahren optisch rechts angebracht. Es folgen innen, direkt am nächsten am Probandenwappen dran, die Ururgroßeltern, die am meisten einer "väterlichen Abzweigung" im Stammbaum entsprechen, also dem Mannesstamm der Eltern entsprechen. Immer weiter nach außen nimmt die rein väterliche Abstammung ab und die mütterliche Abstammung zu. Umgekehrt gesagt: Wenn wir uns einen Stammbaum aufzeichnen, immer links den Vater und rechts die Mutter, und dann die 16 Ururgroßeltern von links nach rechts durchzählen, so ergibt sich an der Balustrade die Reihenfolge, daß von der Mitte ausgehend in Richtung nach links die Ahnen paarweise von 1 bis 8 und nach rechts von 9 bis 16 zu finden sind, wobei allerdings immer der Ehemann optisch links und die Ehefrau optisch rechts zu finden ist. Wenn man die Balustrade von optisch links nach rechts liest, finden sich die Personen des Stammbaums in der Reihenfolge (7-8) - (5-6) - (3-4) - (1-2) - Proband - (9-10) - (11-12) - (13-14) - (15-16) wieder. Der überwiegende Teil der Platten entspricht diesem Schema, nur drei Platten (alle in der mütterlichen Abstammung) sind problematisch und zeigen nicht die aufgrund dieses Schemas erwarteten Inhalte. Aufgrund dieser Anordnung ergibt sich an den beiden freien Terrassen-Ecken des einstöckigen Wendelstein-Unterbaues, daß hier die einem Ehepaar zuzurechnenden Platten übers Eck einander zugewandt sind, mithin nach außen blicken.

Anfang des 19. Jh. wurde empfindlich in die originale Bausubstanz eingegriffen, als das Schloß zur Kaserne umgebaut wurde. Die Öffnungen des Wendelsteines wurden geschlossen, und die seitlichen geraden Treppen wurden überdacht. Was heute grau in grau erscheint, war ursprünglich von der Cranach-Werkstatt komplett farblich gefaßt, die Wappenzonen, die Reliefzonen etc., wobei die Originalfassung nur noch in Resten vorhanden ist und daher nur schwer rekonstruierbar ist, weil der Anstrich Anf. d. 17. Jh. erneuert wurde und zudem durch einen 1880 angebrachten Ölfarbanstrich verdorben wurde, der 1928 wieder entfernt wurde. Um 1930 fand eine Restaurierung der Steine statt, wobei fünf Wappenreliefs gänzlich erneuert und andere teilrestauriert wurden. Weitere wurden verwitterungsbedingt durch Kopien ersetzt, diesmal nicht aus Cottaer, sondern aus Schlesischem Sandstein, der härter ist, aber leider nicht so fein. Die vorletzte Restaurierung fand 2000-2003 statt, wobei die gesamte Stufenanlage ausgebaut, gefestigt und konsolidiert wurde und alle Wappenreliefs restauriert und ggf. durch Kopien ersetzt wurden. Bei der Restaurierung dieses Flügels im Jahr 2015 wurde alle Wappen farblich neu gefaßt.

Zur Genealogie des Probanden, Johann Friedrich Kurfürst v. Sachsen (30.6.1503 - 3.3.1554):

Eltern:

Großeltern:

Urgroßeltern:

Ururgroßeltern:

Linker Fries, 1. Wappen von insgesamt 5, ganz links außen im Winkel: Wappen für Erich I. Herzog v. Braunschweig-Salzderhelden (-28.5.1427), entspricht Nr. 7 bei der Durchzählung der Ururgroßeltern im Stammbaum, Ehemann der Nachfolgenden, daher gewendet, geviert, Feld 1 und 4: in Rot zwei goldene Leoparden (Fürstentum Braunschweig), 2 und 3 gold bestreut mit roten Herzen (hier nicht zu erkennen oder fehlend), darin ein blauer Löwe, rotbewehrt und rotgezungt (Fürstentum Lüneburg), auf dem gekrönten Helm mit rot-goldenen Decken eine rote oder silberne Säule, oben mit Pfauenfedern besteckt; zu beiden Seiten der Säule sind zwei silberne Sicheln angebracht, deren Rücken mit Pfauenfedern besteckt sind; zwischen den Sicheln ein aufspringendes silbernes Pferd.

Linker Fries, 2. Wappen von insgesamt 5, zweites von links: Wappen für Elisabeth v. Braunschweig-Göttingen, entspricht Nr. 8 bei der Durchzählung der Ururgroßeltern im Stammbaum, Ehefrau des Vorigen, in Rot zwei goldene Leoparden, auf dem gekrönten Helm mit rot-goldenen Decken eine rote oder silberne Säule, oben mit aus der Krone hervorkommenden Pfauenfedern besteckt, davor ein aufspringendes silbernes Pferd.

Linker Fries, 3. Wappen von insgesamt 5, mittleres Wappenfeld: Wappen für Ernst Herzog v. Bayern (1373 - 1438), entspricht Nr. 5 bei der Durchzählung der Ururgroßeltern im Stammbaum, Ehemann der Nachfolgenden, daher gewendet, geviert, Feld 1 und 4: in Schwarz ein goldener, rot gekrönter Löwe (Pfalz), Feld 2 und 3: von Blau und Silber schräg geweckt (Wittelsbach), auf gekröntem Helm mit blau-silbernen Decken zwischen einem mit blau-silbernen schrägen Wecken tingierten Adlerflug ein goldener, rotbewehrter, gekrönter Pfälzer Löwe.

Linker Fries, 4. Wappen von insgesamt 5, zweites von rechts: Wappen für Elisabetta Visconti (- 2.2.1432), entspricht Nr. 6 bei der Durchzählung der Ururgroßeltern im Stammbaum, Ehefrau des Vorigen, in Silber eine sich in sechs Windungen nach oben schlängelnde blaue Schlange, einen roten Menschen (Knaben) ausspeiend, auf dem hier bewulsteten Helm mit blau-silbernen Decken das Schildbild wachsend, hier im Gegensatz zu sonstigen Darstellungen nur das oberste Stück der Schlange und zusätzlich zwischen einem Flug.

Linker Fries, 5. Wappen von insgesamt 5, ganz rechts außen an der Ecke: Wappen für Ernst Herzog v. Österreich (- 10.6.1424), entspricht Nr. 3 bei der Durchzählung der Ururgroßeltern im Stammbaum, Ehemann der Nachfolgenden, in Rot ein silberner Balken, auf dem gekrönten Helm mit rot-silbernen Decken ein grüner (natürlicher) Pfauenstoß.

Mittlerer Fries, 1. Wappen von insgesamt 7, ganz links außen an der Ecke: Wappen für Cimburka v. Masowien (- 28.9.1429), Tochter von Ziemowit IV. Ksiaze Plocki, Gostynski i Kujawski und Alexandra von Litauen, entspricht Nr. 4 bei der Durchzählung der Ururgroßeltern im Stammbaum, Ehefrau des Vorigen, in Rot ein silberner, golden gekrönter Adler, auf dem gekrönten Helm mit rot-silbernen Decken ein wachsender roter Greif.

Mittlerer Fries, 2. Wappen von insgesamt 7, zweites von links: Wappen für Friedrich I. Kurfürst v. Sachsen (11.4.1370 - 4.1.1428), entspricht Nr. 1 bei der Durchzählung der Ururgroßeltern im Stammbaum, Ehemann der Nachfolgenden, geviert mit Herzschild, Feld 1: Herzogtum Sachsen, von Schwarz und Gold eigentlich neunmal (hier nur achtmal) geteilt, darüber ein grüner, eigentlich schrägrechter, hier aufgrund der Wendung schräglinker Rautenkranz, S-förmig gebogen, Feld 2: Landgrafschaft Thüringen, in Blau ein golden gekrönter und bewehrter Löwe, von Silber und Rot siebenmal geteilt, Feld 3: Pfalzgrafschaft Sachsen, in Blau ein golden gekrönter goldener Adler, Feld 4: Markgrafschaft Meißen, in Gold ein schwarzer Löwe, rot bewehrt, Herzschild: in von Schwarz und Silber geteiltem Feld zwei schräggekreuzte rote Schwerter (Kurschwerter, Zeichen des Erzmarschallamtes). Auf dem Helm mit schwarz-goldenen Decken eine Kombinationshelmzier aus zwei Kleinoden, ein gekrönter Spitzhut, von Schwarz und Gold neunmal geteilt, darüber ein grüner, hier schräglinker Rautenkranz, in der Hutkrone ein natürlicher Pfauenstoß (Herzogtum Sachsen), zwischen zwei schwarz-silbern geteilten Büffelhörnern, die außen mit je fünf schwarz-silbern geteilten Fähnchen an roten Stangen besteckt sind (Kurwürde, Erzmarschallamt).

Mittlerer Fries, 3. Wappen von insgesamt 7, links der Mitte: Wappen für Katharina v. Braunschweig-Calenberg (- 28.12.1442), entspricht Nr. 2 bei der Durchzählung der Ururgroßeltern im Stammbaum, Ehefrau des Vorigen, in Rot zwei goldene Leoparden (Fürstentum Braunschweig), auf dem gekrönten Helm mit rot-goldenen Decken eine rote, oben mit aus der Krone hervorkommenden Pfauenfedern besteckt, davor ein aufspringendes silbernes Pferd.

Mittlerer Fries, 4. Wappen von insgesamt 7, genau in der Mitte: Hier befindet sich das Wappen des Probanden, des Bauherrn Johann Friedrich Kurfürst v. Sachsen (30.6.1503 - 3.3.1554), geviert mit Herzschild, Feld 1: Herzogtum Sachsen, von Schwarz und Gold eigentlich neunmal (hier nur achtmal) geteilt, darüber ein grüner, eigentlich schrägrechter, hier schräglinker Rautenkranz, Feld 2: Landgrafschaft Thüringen, in Blau ein eigentlich golden gekrönter und bewehrter Löwe, von Silber und Rot siebenmal geteilt, Feld 3: Pfalzgrafschaft Sachsen, in Blau ein golden gekrönter goldener Adler, Feld 4: Markgrafschaft Meißen, in Gold ein schwarzer Löwe, rot bewehrt, Herzschild: in von Schwarz und Silber geteiltem Feld zwei schräggekreuzte rote Schwerter (Kurschwerter, Zeichen des Erzmarschallamtes). Auf dem Helm mit schwarz-goldenen Decken eine Kombinationshelmzier aus zwei Kleinoden, ein gekrönter Spitzhut, von Schwarz und Gold neunmal geteilt, darüber ein grüner, eigentlich schrägrechter, hier schräglinker Rautenkranz, in der Hutkrone ein natürlicher Pfauenstoß (Herzogtum Sachsen), zwischen zwei schwarz-silbern geteilten Büffelhörnern, die außen mit je fünf schwarz-silbern geteilten Fähnchen an roten Stangen besteckt sind (Kurwürde, Erzmarschallamt). Das Kleinod ist teilweise beschädigt, die Fähnchen-Stangen fehlen, ein Büffelhorn ist gebrochen, aber das ist alles 2015 wieder restauriert worden.

Mittlerer Fries, 5. Wappen von insgesamt 7, rechts der Mitte: Wappen für Johann II. (IV) Herzog v. Mecklenburg-Schwerin (- 16.10.1422), entspricht Nr. 9 bei der Durchzählung der Ururgroßeltern im Stammbaum, Ehemann der Nachfolgenden, geviert mit Herzschild, Feld 1: Herzogtum Mecklenburg, in Gold ein schwarzer hersehender Stierkopf mit silbernen Hörnern, mit Halsfell, goldener Lilienkrone, aufgerissenem roten Maule und ausgestreckter roter Zunge, weißen Zähnen und Augen, Feld 2: Grafschaft Rostock, in Blau ein goldener Greif, Feld 3: Grafschaft Stargard, in Rot ein silberner rechter Arm, aus einer silbernen Wolke wachsend, mit blauer Oberarmbinde, einen goldenen Ring mit blauem Juwel haltend, Feld 4: Fürstentum Wenden, in Gold ein schwarzer schräggestellter Stierkopf ohne Halsfell mit silbernen Hörnern, goldener Laubkrone, weißen Zähnen und Augen und roter Zunge, Herzschild: Grafschaft Schwerin, geteilt rot-golden. Die Helmzier zeigt auf gekröntem Helm hinter einem Schirmbrett aus erst schwarz-goldenen, dann golden-roten und schließlich grün-golden-rot-golden-schwarz tingierten "Palisaden" einen wachsenden, schwarzen, golden gekrönten Stierkopf vor einem natürlichen Pfauenfederbusch (Mecklenburg). Der Stierkopf schaut hinter den Palisaden hervor, und hinter ihm quillt der Pfauenstoß aus denselben.

Mittlerer Fries, 6. Wappen von insgesamt 7, zweites von rechts: Hier würden wir laut Stammbaum das Wappen für Katharina v. Sachsen-Lauenburg-Ratzeburg erwarten, entsprechend Nr. 10 bei der Durchzählung der Ururgroßeltern im Stammbaum, zweite Ehefrau des Vorigen. Doch hier ist ein gänzlich anderes Wappen abgebildet, im goldenen Schild zwei aufgerichtete und nach außen gewendete schwarze Bärentatzen mit roter Bewehrung, und auf dem gekrönten Helm mit erst nur goldenen oder später schwarz-goldenen Decken die schwarzen Bärentatzen. Das ist das Wappen von Jutta v. Hoya (- 7.10.1415), der am 29.9.1399 in Schwerin geehelichten ersten Ehefrau von Johann II. (IV) Herzog v. Mecklenburg-Schwerin (1395 - 16.10.1422), also der Vorgängerin von Katharina v. Sachsen-Lauenburg-Ratzeburg, die 1416 geheiratet wurde. Tatsächlich zählt Jutta nicht zu den Vorfahren, sondern Katharina, denn Heinrich IV. Herzog v. Mecklenburg-Werle (1417 - 9.3.1477) stammt aus der zweiten Ehe. Im Schild ist zwischen den Bärentatzen ein kleines Schildchen mit einem Steinmetzzeichen zu sehen.

Mittlerer Fries, 7. Wappen von insgesamt 7, ganz rechts außen an der Ecke: Wappen für Friedrich I. Kurfürst v. Brandenburg (- 1440), entspricht Nr. 11 bei der Durchzählung der Ururgroßeltern im Stammbaum, Ehemann der Nachfolgenden, in Silber ein roter, golden bewehrter Adler mit goldenen Kleestengeln (Kleeblattsichel) auf den Flügeln, auf dem gekrönten Helm mit rot-silbernen Decken ein schwarzer Flug, jeder Flügel belegt mit einer halbkreisförmig gebogenen, kleeblattendigen goldenen Leiste und mit silbernen Lindenblättchen bestreut. In der farblich restaurierten Form wurde auch der blaue Brustschild mit dem goldenen Reichsszepter erkennbar abgesetzt.

Rechter Fries, 1. Wappen von insgesamt 5, ganz links außen an der Ecke: Wappen für Elisabeth Herzogin v. Bayern (1383 - 13.11.1442), entspricht Nr. 12 bei der Durchzählung der Ururgroßeltern im Stammbaum, Ehefrau des Vorigen, geviert, Feld 1 und 4: von Silber und Blau schräg geweckt (Wittelsbach), Feld 2 und 3: in Schwarz ein goldener, rot gekrönter Löwe (Pfalz), auf gekröntem Helm mit blau-silbernen Decken zwischen einem mit silbern-blauen schrägen Wecken tingierten Adlerflug ein goldener, rotbewehrter, rot gekrönter Pfälzer Löwe.

Rechter Fries, 2. Wappen von insgesamt 5, zweites von links: Wappen für Wartislaw IX. Herzog v. Pommern-Wolgast (- 1457), entspricht Nr. 13 bei der Durchzählung der Ururgroßeltern im Stammbaum, Ehemann der Nachfolgenden, geviert: Feld 1: in Silber ein roter Greif, Herzogtum Pommern, Feld 2: Herzogtum Wolgast: in Gold ein schwarzer, gekrönter Greif, Feld 3: Herzogtum Stettin, in Silber ein golden bewehrter roter Greif, Feld 4: Fürstentum Rügen, geteilt von Gold und Blau, oben ein wachsender, rot bewehrter und gekrönter, schwarzer Löwe, unten ein roter Mauergiebel, auf dem gekrönten Helm mit rot-silbernen Decken auf einem hier deformiert dargestellten Hut oder Köcher ein natürlicher (grüner) Pfauenstoß. Die aufgrund der Courtoisie linksgewendeten Greifen sind in ihrer Zuordnung mangels Farbfassung bedingt austauschbar. In der 2015 gewählten Farbfassung ist der Greif optisch links oben schwarz in Gold, optisch rechts oben rot in Silber und optisch links unten rot-grün schräggestreift in Silber, eine andere, ebenso mögliche Interpretations-Variante.

Rechter Fries, 3. Wappen von insgesamt 5, mittleres Wappenfeld: Hier würden wir das Wappen für Sophie v. Sachsen-Lauenburg-Ratzeburg (- 1462) erwarten, entsprechend Nr. 14 bei der Durchzählung der Ururgroßeltern im Stammbaum, Ehefrau des Vorigen, was jedoch nicht der Fall ist. Stattdessen sehen wir hier ein weiteres Wappen der Braunschweiger Herzöge, in Rot zwei goldene Leoparden, auf dem gekrönten Helm mit rot-goldenen Decken eine rote Säule, oben mit aus der Krone hervorkommenden Pfauenfedern besteckt, davor ein aufspringendes silbernes Pferd. Zwei neben dem Wappenschild kauernde Meerjungfrauen mit Fischschwanz dienen als Schildhalter. Hier könnte eine Verwechslung von Wartislaw IX. mit Kasimir V., Barnim III., Bogislaw VI. oder Bogislaw V. vorliegen, denn all diese hatten eine Braunschweigerin geheiratet, oder - noch wahrscheinlicher - man hat Sophie v. Sachsen-Lauenburg-Ratzeburg mit ihrer gleichnamigen Mutter verwechselt, denn die war Sophie v. Braunschweig, Tochter von Magnus II. Herzog v. Braunschweig-Lüneburg und Katharina v. Anhalt-Bernburg.

Rechter Fries, 5. Wappen von insgesamt 5, ganz rechts außen: Wappen für Bogislaw IX. Herzog v. Pommern-Stargard (- 7.12.1446), entspricht Nr. 15 bei der Durchzählung der Ururgroßeltern im Stammbaum, Ehemann der Nachfolgenden, geviert: Feld 1: In Rot ein silberner See-Greif, Herrschaft Usedom, Feld 2: in Silber ein roter Greif, Herzogtum Pommern, Feld 3: ein weiterer Greif (Herzogtum Wolgast oder Herzogtum Stettin), Feld 4: Fürstentum Rügen, geteilt von Gold und Blau, oben ein wachsender, rot bewehrter und gekrönter, schwarzer Löwe, unten ein roter Mauergiebel, auf dem gekrönten Helm mit rot-silbernen Decken auf einem Wulst ein natürlicher (grüner) Pfauenstoß. Aufgrund der Courtoisie sind der Seegreif, die beiden Greifen und der Löwe linksgewendet. In der 2015 gewählten Farbfassung ist der Greif im dritten Feld rot-grün schräggestreift in silbernem Feld.

Rechter Fries, 5. Wappen von insgesamt 5, ganz rechts außen im Winkel: Hier würden wir das Wappen für Maria v. Masowien, Tochter von Ziemowit IV. Ksiaze Plocki, Gostynski i Kujawski und Alexandra v. Litauen, erwarten, das identisch mit dem oben vorgestellten Wappen ihrer Schwester sein sollte, entsprechend Nr. 16 bei der Durchzählung der Ururgroßeltern im Stammbaum. Sie war die Ehefrau des Vorigen. Tatsächlich finden wir hier ein gänzlich anderes Wappen, geviert, Feld 1 und 4: in Rot vier silberne Balken, Feld 2 und 3: blau besät mit goldenen Lilien, auf dem gekrönten Helm mit rot-silbernen Decken ein wachsender roter Greifenkopf zwischen zwei silbernen Straußenfedern (Hinweise willkommen, Tinkturangaben nach der 2015 gewählten Farbfassung).

Position der besprochenen Wappensteine im Grundriß

Literatur, Links und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher, insbes. Band Landesfürsten
Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9
Steffen Delang: Schloß Hartenfels zu Torgau als Residenz, in: Torgau, Stadt der Renaissance, hrsg. von Tilmann von Stockhausen für die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, Sandstein Verlag Dresden, 3. Auflage 2009, ISBN 987-3-940319-69-2
Arndt Kiesewetter, Stephan Pfefferkorn, Der Große Wendelstein und seine Bauplastik, in: Torgau, Stadt der Renaissance, hrsg. von Tilmann von Stockhausen für die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, Sandstein Verlag Dresden, 3. Auflage 2009, ISBN 987-3-940319-69-2
Torgau - Ein Fürstenhof der Renaissance, Prunk und Alltag, Begleitheft zur Ausstellung, Hrsg.: Landratsamt Torgau-Oschatz, Stadt Torgau, 2006, Text: Eva Meisel, ISBN 978-3-00-020314-5
Konrad Krebs: Renate Vorpahl, Krebs, Konrad (Kunz), in: Neue Deutsche Biographie, Band 12, Duncker & Humblot, Berlin 1980, S. 729 f., online:
http://daten.digitale-sammlungen.de/0001/bsb00016329/images/index.html?seite=745
Wendelstein:
http://www.baufachinformation.de/denkmalpflege.jsp?md=1996111093801
Wendelstein:
http://www.baufachinformation.de/denkmalpflege.jsp?md=1996111093806
Wendelstein:
http://www.baufachinformation.de/denkmalpflege.jsp?md=2001097100575
Wendelstein:
http://www.landesausstellung.de/seiten/torgau/wendelstein.html
Biographie Konrad Krebs:
http://saebi.isgv.de/biografie/Konrad_Krebs_%281492-1540%29
Schloß Hartenfels:
http://www.torgau.eu/p/d2.asp?artikel_id=1067
Schloß Hartenfels:
http://www.suite101.de/content/schloss-hartenfels-an-der-elbe-in-torgau-a110476
F. Schlütter, H. Siedel, S. Pfefferkorn, H. Juling, Die Wappengalerie am großen Wendelstein zu Torgau im Spiegel ihrer Restaurierungsgeschichte, Band zur Jahrestagung des Arbeitskreises Archäometrie und Denkmalpflege der Deutschen Mineralogischen Gesellschaft, 16.-18. März 1994 in Oldenburg, 1994
S. Pfefferkorn, Der Große Wendelstein im Schloß Hartenfels zu Torgau, Institut für Diagnostik und Konservierung, Dresden, 1996.
Dehio, Die Bezirke Dresden, Karl-Marx-Stadt, Chemnitz, 1965.
Ein herzliches Dankeschon an Herrn
Joachim Tretkowski und an Herrn Johannes Weise für Photos der restaurierten Wappen 2015

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