Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1582
Junglinster (Großherzogtum Luxemburg)

Pfarrkirche St. Martin in Junglinster:
Kreuzaltar

Der Kreuzaltar im Stile des Frühbarocks wurde nicht für die Pfarrkirche St. Martin geschaffen, sondern für die Schloßkapelle von Bourglinster, aus der er hierhin überführt wurde. Die Sockelzone trägt die Inschriftenkartusche: "IN HONORE DEI, B(EATAE) M(ARIAE) V(IRGINIS), S(ANCTI) CRVCIS ET S(ANCTI) CLEMENTIS PP HVI, CAPELLAE PATRONI JO(HANN)ES GVILIEEM, A(B) METZENHAVSEN METROPOL TREVIR(ENS)IS DECAN, ET CATHEDRIS SPIREN(SIS) ECCLESIAR PPOSIT HANC ARA FIERI FECIT A(NN)O 1634". Der Altar ist damit eine Stiftung des Trierer Domdekans, Domdechanten und Domherrn zu Speyer Johann Wilhelm von Metzenhausen (gest. 1637).

Die Hauptzone zeigt zwischen den beiden vorspringenden Säulen mit korinthischen Kapitellen in einem Rundbogenfeld eine Kreuzigungsszene mit Jesus, Maria, dem Hl. Johannes rechts und der Hl. Maria Magdalena links. Als Hommage an die kirchlichen Ämter des Stifters wird die Szene vor heimischem Hintergrund gezeigt, in den Gebäuden vermag man mit etwas Phantasie die Dome von Speyer und Trier zu erkennen, letzterer typisch mit den beiden ungleich hohen Westtürmen. Die wuchtige Gebälkzone zeigt im gesprengten Dreiecksgiebel eine in ein Oval eingepaßte Statue des Hl. Papstes Clemens.

Der Altar ist reich mit heraldischen Elementen geschmückt. Die Farbfassung hat eine Einschränkung, so ist z. B. grundsätzlich die Farbe Dunkelblau anstelle von heraldischem Schwarz zu sehen, abgesehen von weiteren kleineren Abweichungen. In der Mitte des Rundbogens, zwischen Kreuzigung und Papst Clemens, ist das Wappen der Familie von Metzenhausen zu sehen (Abb. weiter oben). Auf den beiden Teilen des Sprenggiebels sind in asymmetrischen Barockrahmen jeweils gevierte Ovalkartuschen angebracht, die optisch links für die vier Urgroßeltern väterlicherseits und optisch rechts für die vier Urgroßeltern mütterlicherseits stehen. Als Komplettwappen hat es diese Kombinationen nie gegeben, die einzelnen Felder wurden ausschließlich als Ahnenprobe so zusammengeschoben.

Optisch linke Kartusche, Feld 1: Wappen des Vaters (Bernhard von Metzenhausen), des Großvaters (Heinrich von Metzenhausen, gest. 10.2.1574) und Urgroßvaters väterlicherseits (Dietrich von Metzenhausen, gest. 23.3.1544) sowie des Ururgroßvaters (Heinrich von Metzenhausen), in Schwarz ein silberner Doppelhaken (Wolfsangel). Französischer Blason: De sable au crampon d'argent.
Optisch linke Kartusche, Feld 2: Wappen der Großmutter väterlicherseits (Eva Waldbott von Bassenheim) und deren Vaters (Anton Waldbott von Bassenheim, gest. 17.2.1537) und Großvaters (Otto Waldbott von Bassenheim, gest. 1498), zwölffach rot-silbern geständert. Französischer Blason: Gironné de gueules et d'argent de douze pièces.
Optisch linke Kartusche, Feld 3: Wappen der einen Urgroßmutter väterlicherseits (Johanna (Jeanne) d'Orley, Frau des Dietrich von Metzenhausen), sowie deren Vaters (Bernhard I. von Orley, gest. 27.10.1492), in Silber zwei rote Pfähle. Französischer Blason: D'argent à deux pals de gueules.
Optisch linke Kartusche, Feld 4: Wappen der anderen Urgroßmutter väterlicherseits (Elisabeth von Greiffenclau-Vollrads, Ehefrau des Anton Waldbott von Bassenheim) und ihres Vaters (Hans von Greiffenclau-Vollrads), geviert: Feld 1 und 4: Greiffenclau-Vollrads, silbern-blau geteilt (hier versäumt), darüber ein goldenes Glevenrad. Feld 2 und 3: Ippelbrunn, in Schwarz ein silberner (hier fehlerhaft tingiert) Schräglinksbalken. Französischer Blason: Écartelé: aux 1 et 4 coupé d'argent et d'azur, à l'escarboucle d'or brochant, aux 2 et 3 de sable à la barre d'argent.
Optisch rechte Kartusche, Feld 1: Wappen der Mutter (Regina Elisabeth Hagen zur Motten, de la Haye des Mottes, gest. nach 1627) und des Großvaters mütterlicherseits (Johann VI. von Hagen zur Motten, Herr von Büschfeld, geb. 1523, gest. 16.10.1569, zweibrückischer Rat) sowie des Urgroßvaters mütterlicherseits (Nikolaus VI. von Hagen zur Motten, gest. 1547) und des Ururgroßvaters mütterlicherseits (Thielmann V. oder Thielemann V. von Hagen zur Motten, 1471-1504, vermählt mit Philippina von Kellenbach), in Gold ein roter Balken, begleitet von oben 9 (5:4) und unten 6 (3:2:1) hier roten Schindeln. Französischer Blason: D'or à la fasce de gueules, accompagnée en chef de 9 billettes, posées 5:4, en pointe de 6 billettes, posées 3:2:1 le tout du même.
Optisch rechte Kartusche, Feld 2: Wappen der Großmutter mütterlicherseits (Agnes Schenk von Schmidtburg, geb. 1541, gest. 23.5.1600, zweite Frau des Johann VI. von Hagen zur Motten, Heirat 16.2.1558; dessen erste Ehefrau war Beatrix Zandt von Merl) und deren Vaters (Niclaus/Nikolaus Schenk von Schmidtburg), in Schwarz ein silberner, edelsteingeschmückter Rinck (rautenförmige Gürtelschnalle). Die Edelsteine fehlen hier. Französischer Blason: De sable au fermail en losange d'argent, orné de saphirs et de rubis, l'ardillon en fasce, la pointe à dextre. Agnes heiratete übrigens am 30.5.1571 Johann Ludwig von Hagen zur Motten in zweiter Ehe und danach zum dritten Mal, diesmal 1596 Friedrich von Steinkallenfels zu Bundenbach.
Optisch rechte Kartusche, Feld 3: Wappen der einen Urgroßmutter mütterlicherseits (Ottilie von Kerpen, gest. nach 1561, zweite Ehefrau des Nikolaus VI. von Hagen zur Motten, verheiratet am 11.11.1524, nach dem Tod dessen erster Ehefrau Rosa Mohr von Sötern; Ottilie ist die Tochter von Bernhard von Kerpen und Elisabet von Wolfstein), in Silber ein roter Sparrenbalken (Zickzackbalken). Französischer Blason: D'argent à la fasce vivrée de gueules.
Optisch rechte Kartusche, Feld 4: Wappen der anderen Urgroßmutter mütterlicherseits (Elisabeth von Schwarzenberg, auch Schwarzenburg, Ehefrau des Niclaus Schenk von Schmidtburg), in Schwarz zwei goldene Balken (je nach Linie auch umgekehrt, in der Regel haben die von Schwarzenberg ein goldenes Feld und schwarze Balken und die Flach von Schwarzenberg ein schwarzes Feld und goldene Balken). Französischer Blason: De sable à deux fasces d'or (variante: d'or à deux fasces de sable).

In der Sockelzone wiederholen sich die Wappenbilder des Vaters (Bernhard von Metzenhausen) und der Mutter (Regina Elisabeth Hagen zur Motten) des Stifters an den Basen der das Mittelfeld flankierenden Säulen (Beschreibung siehe oben).

Zur Übersicht noch einmal die Abstammung das Stifters des Altares:


Dietrich von Metzen-
hausen

Johanna (Jeanne) d'Orley

Anton Waldbott von Bassenheim

Elisabeth von Greiffenclau-
Vollrads

Nikolaus VI. von Hagen zur Motten

Ottilie von Kerpen

Niclaus Schenk von Schmidtburg

Elisabeth von Schwarzen-
berg

Heinrich von Metzenhausen

Eva Waldbott von Bassenheim

Johann VI. von Hagen zur Motten

Agnes Schenk von Schmidtburg

Bernhard von Metzenhausen

Regina Elisabeth Hagen zur Motten

Johann Wilhelm von Metzenhausen

Literatur, Links und Quellen:
Richard M. Staud, Joseph Reuter, Die kirchlichen Kunstdenkmäler der Dekanate Betzdorf und Grevenmacher, Luxemburg, Sonderdruck 1937, Verlag Ons Hemecht 1935/1936
Genealogie d'Orley: Walther Möller, Stammtafeln westdeutscher Adelsgeschlechter im Mittelalter, Band 2, 1936, Tafel 90
Genealogie Hagen zur Motten und Schwarzenberg: Walther Möller, Stammtafeln westdeutscher Adelsgeschlechter im Mittelalter, Neue Folge Band 3, Darmstadt 1951, Tafel 67
Genealogien: Detlev Schwennicke, Europäische Stammtafeln zwischen Maas und Rhein 2, Neue Folge Band XXVI
Genealogien:
Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9
Genealogie v. Metzenhausen: Sammlung Gotthard Strasser, Trierer Stadtarchiv
Veröffentlichung der Bilder aus dem Innenraum der Pfarrkirche von Junglinster mit freundlicher Genehmigung von Herrn Francis Erasmy, wofür ihm an dieser Stelle ganz herzlich gedankt sei.
Otto Gruber: Wappen des mittelrheinisch-moselländischen Adels, Trier 1962-1965, incl. Nachtrag Trier 1967, ebenfalls veröffentlicht in verschiedenen Jahrgängen der "landeskundlichen Vierteljahresblätter".
Rolf Zobel: Wappen an Mittelrhein und Mosel, Books on Demands GmbH, Norderstedt 2009, ISBN 978-3-8370-5292-3, 527 S.
Dr. Jean-Claude Loutsch, Armorial du pays de Luxembourg, 1974, Publications Nationales Du Ministère des Arts et des Sciences, Imprimerie Saint-Paul, Société Anonyme, Luxembourg
Johannes Naumann, Die Freiherren von Hagen zur Motten, Blieskastel 2000, online http://www.saarland-biografien.de/Hagen-zur-Motten-Johann-VI-von und http://www.saarland-biografien.de/Hagen-zur-Motten-Nikolaus-VI-von
Ahnenprobe Hagen zur Motten:
http://www.personengeschichte.de/navigationserklaerungen/hagen.html

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