Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1555
Forchheim (Oberfranken)

Barockfestung Forchheim: Nürnberger Tor

Von den vier alten Stadttoren der Festung Forchheim, dem Bamberger Tor, dem Reuther Tor, dem Saltor und dem Nürnberger Tor hat allein letzteres überlebt. Und auch das ist nicht ganz richtig, denn erstens hat nicht das ganze Tor überlebt, sondern nur ein Teil davon. Zweitens ist der gesamte bauliche Kontext verloren gegangen. Einst lag das alte Nürnberger Tor von 1570 gleich rechts neben einer Renaissance-Bastion, der sog. Nürnberger Tor-Bastion im Südwesten der Stadt. Im Barock versetzte man 1698 das Tor in die Mitte der Kurtine, rechts flankiert von der im Barock neu errichteten St. Heinrici-Bastion, von der nur ein winziges Teilstück überlebt hat. Vor dem Nürnberger Tor lag einst noch ein 1672 erbautes Ravelin. Der neue Weg aus der Stadt führte also durch dieses Tor über eine den heute verfüllten Festungsgraben überspannende Brücke erst auf ein Ravelin, dann in einem Winkel von dessen westlicher Face über eine zweite Brücke aufs Glacis. Drittens hat es nicht in seiner Funktion als Tor überlebt, denn die Verkehrsströme nehmen heute ganz andere Wege, und dieses hübsche Überbleibsel steht abseits als historisches Baudenkmal inmitten von Bäumen. Und viertens und letztens hat das Tor nicht in seiner ursprünglichen Form überlebt, denn es hatte einst nur auf der linken Seite eine Fußgängerpforte, rechts aber eine ovale Schießscharte. Die zweite Fußgängerpforte wurde Anfang des 20. Jh. gebrochen. So wie es sich heute in der Art eines Triumphbogens freistehend mit symmetrischen kleineren Durchlässen rechts und links des großen Tores präsentiert, ist es im Barock nie gewesen. Der Baumeister des Neuen Nürnberger Tores ist namentlich bekannt, es war Johann Christein (ca. 1639-1706). Stilistisch ganz ähnliche Festungstore finden sich auf der Marienburg in Würzburg und in der Festung Rosenberg in Kronach.

Das große, von zwei herschauenden Löwen gehaltene Wappen im kräftigen Gebälk ist das des Fürstbischofs, Fürsterzbischofs und Kurfürsten Lothar Franz von Schönborn (1693-1729), es ist geteilt und zweimal gespalten, mit Herzschild:

Auf der Schildkartusche ruht die Kaiserkrone Bambergs, hinter dem Schild sind Schwert und Krummstab schräggekreuzt. Die Bauinschrift lautet: "LOTHARI(VS) FRANCIS(CVS) S(ANCTAE) SEDIS MOGVNTIN(AE) ARCHIEPISCOP(VS) S(ANCTI) R(OMANI) I(MPERII) ELECTOR EPIS(COPVS) BAMB(ERGENSIS) AN(N)O 1698". Der Giebel wird von einer eigenartig kriegerischen Plastik bekrönt, einer drei Flammen schlagenden Granate. Wie alte Abbildungen belegen, hatte das äußere Tor - denn das hier ist nur das innere Tor in der Festungsmauer - im gemauerten Wall des Ravelins die gleiche Giebelbekrönung, aber kein Wappen.

Abb.: Details, maskenverzierte Schlußsteine der drei Bogenöffnungen

Literatur, Links und Quellen:
Eugen Schöler, Historische Familienwappen in Franken, Verlag Degener 3. Aufl. 1999
Siebmachers Wappenbücher
Anton P. Rahrbach, Reichsritter in Mainfranken. Zu Wappen und Geschichte fränkischer Adelsfamilien. Bauer & Raspe Verlag - Die Siebmacherschen Wappenbücher, die Familienwappen deutscher Landschaften und Regionen, Band 2, 2003, ISBN 3-87947-113-4
Katharina Sitzmann: Stadt Forchheim (Denkmäler in Bayern, Band IV.53/1). Schnell & Steiner, München, Zürich 1989, ISBN 3-7954-1006-1
Daniel Burger: Burg und Festung Forchheim, aus der Reihe: Burgen, Schlösser und Wehrbauten in Mitteleuropa, Band 19, hrsg. von der Wartburg-Gesellschaft, Schnell & Steiner Verlag, Regensburg 2004, ISBN 3-7954-1658-2.
Daniel Burger, Forchheim, Großer Kunstführer Band 214, Schnell & Steiner Verlag, Regensburg 2005, ISBN 3-7954-1714-7

Die Wappen der Hochstifte, Bistümer und Diözesanbischöfe im Heiligen Römischen Reich 1648-1803, hrsg. von Erwin Gatz, von Clemens Brodkorb, Reinhard Heydenreuter und Heribert Staufer, Schnell & Steiner Verlag 2007, ISBN 978-3-7954-1637-9

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