Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1551
Forchheim (Oberfranken)

Barock-Festung Forchheim: St. Petri-Bastion

Mit dem Ausbau zur barocken Festung begann man 1655 unter Fürstbischof Philipp Valentin Voit von Rieneck (reg. 1653-1672), und am 11.6. des Jahres fand die Grundsteinlegung für das neue bauliche Verteidigungskonzept auf der Ostseite der Stadt statt. Zuerst wurden die Bastionen St. Philipp und St. Kunigunde in Angriff genommen. 1657 entstand die Zwingerbastion im Norden, 1660 die St. Heinrich-Bastion im Süden. Die Namen der Bastionen sind Programm, die einen erinnern an die Vornamen der Fürstbischöfe in Form der zugehörigen Heiligen, die anderen an das Kaiserpaar Heinrich II. und Kunigunde, die das Bistum Bamberg gründeten. Wo die Renaissance-Festung im Nordosten der Stadt ein Rondell hatte, kam 1664-75 die St. Petri-Bastion hin. Und das andere Rondell aus der Renaissancezeit auf der Westseite ersetzte man durch die St. Martini- oder Neuwerk-Bastion im Jahre 1683. Abgeschlossen wurde der Bau der Barockfestung durch die Neugestaltung des Nürnberger Tores. Ganz schaffte man die Umwandlung der Renaissance-Bastionen in Fünfeckbastionen nicht, sondern es blieben vier davon erhalten, wovon zwei heute noch zu sehen sind. Insgesamt umgaben die Stadt Forchheim jetzt sechs große Barockbastionen,, von denen nur zwei die Zeiten überstanden haben. Die Ravelins entstammen einer späteren Ausbauphase, 1745/46 kam das Ravelin vor dem Bamberger Tor hinzu, das sog. St. Caroli-Werk, und Contregarden baute man vor die Bastionen, insbesondere vor die älteren. So entstand 1746 das St. Antoni-Werk vor der Bastion beim Reuther Tor, ebenso eine vor der Saltor-Bastion, vermutlich zeitgleich oder zeitnah. Geplant war einmal natürlich die vollständige Umwandlung auch der letzten vier älteren, nach italienischem Muster errichteten Bollwerke in moderne Fünfeckbastionen und die Sicherung aller Kurtinen durch Ravelins und aller Bastionen durch Contregarden, wie ein Plan von 1723 im Bayerischen Hauptstaatsarchiv München zeigt, das blieb jedoch ein unvollendetes Projekt, und bis zuletzt blieb die Verteidigungsanlage eine Mischung verschiedener fortifikatorischer Konzepte aus verschiedenen Zeiten. Der gewaltige Ausbau schützte die Stadt 1756 vor dem preußischen Heer unter General Drieten, aber nicht mehr vor dem französischen Heer 1796, die Forchheim besetzten, ohne groß aufgehalten zu werden.

Die St. Petri- oder Dernbach-Bastion ist eine nur teilweise erhaltene Fünfeckbastion, die in Richtung Stadt führende westliche Flanke und die nordwestliche Face sind erhalten, ebenso die beiden Wappensteine an den jeweiligen Knickstellen, die nordöstliche Face ist aber nur ca. zur Hälfte erhalten, und die südöstliche Flanke ist ebenfalls abgebrochen worden wie auch der gesamte anschließende Teil der Befestigungswälle an der Ostseite der Stadt.

Wenn man die Bastion ausgehend vom ehemaligen Bamberger Tor im Uhrzeigersinn umschreitet, gelangt man entlang der parallel zur heutigen Straße verlaufenden Flanke zunächst zum Wappenstein an der Ecke zur nordwestlichen Face. Unterhalb des auf zwei Kragsteinen ruhenden Scharwachtürmchens befindet sich ein in der Mitte geknicktes Wappen des Bamberger Fürstbischofs Philipp Valentin Voit von Rieneck (reg. 1653-1672), bestehend aus einem Schild Bamberg auf der Nordseite und einem Schild Voit von Rieneck auf der Westseite. In der Mitte genau auf dem Knick ist die Kaiserkrone des Hochstifts. Das fürstbischöfliche Wappen wird als zusammengestelltes Wappen dargestellt mit zwei separaten, einander zugeneigten Schildkartuschen:

Über dem Wappen die Kaiserkrone des Hochstifts Bamberg (kaiserliche Stiftung), hinter dem Schild schräggekreuzt Vortragekreuz (auf der heraldisch rechten Seite) und Krummstab (auf der heraldisch linken Seite). Die Inschrift unter dem Wappen nennt den Namen des Fürstbischofs Philipp Valentin und die Jahreszahl 1664.

Geht man an der nordwestlichen Face entlang, gelangt man zur Bastionsspitze. Hier ist wie eine Galionsfigur ein Wappenstein des Fürstbischofs Peter Philipp von Dernbach (reg. 1672-1683), genau der gleichen Art, wie man ihn auch im Lapidarium der "Kaiserpfalz" sehen kann. Im Konzept ist er anders als der zuvor vorgestellte Stein, obwohl sie beide auf einer scharfen Ecke sitzen, denn jener kann zwei separate Schilde auf den zwei Seiten der Ecke verteilen, während dieser einen einzigen Schild um die Ecke herumwölbt. Die Inschrift nennt Namen und Titel des Bauherrn und die Jahreszahl 1675. Hier hat es also zwischen Beginn und Fertigstellung der Bastion einen Wechsel des fürstbischöflichen Bauherrn gegeben.

Das Wappen ist geviert mit Herzschild:

Über der stark gebogenen Schildkartusche befindet sich die Kaiserkrone Bambergs (kaiserliche Stiftung), hinter dem Schild schräggekreuzt sind Schwert (auf der heraldisch linken Seite) und Krummstab (auf der heraldisch rechten Seite).

Detailausschnitt

Abb.: Lage der beschriebenen Wappensteine

Literatur, Links und Quellen:
Eugen Schöler, Historische Familienwappen in Franken, Verlag Degener 3. Aufl. 1999
Peter Kolb: Die Wappen der Würzburger Fürstbischöfe. Herausgegeben vom Bezirk Unterfranken, Freunde Mainfränkischer Kunst und Geschichte e.V. und Würzburger Diözesangeschichtsverein. Würzburg, 1974. 192 Seiten.
Siebmachers Wappenbücher, insbes. Band Bistümer
Anton P. Rahrbach, Reichsritter in Mainfranken. Zu Wappen und Geschichte fränkischer Adelsfamilien. Bauer & Raspe Verlag - Die Siebmacherschen Wappenbücher, die Familienwappen deutscher Landschaften und Regionen, Band 2, 2003, ISBN 3-87947-113-4
Katharina Sitzmann: Stadt Forchheim (Denkmäler in Bayern, Band IV.53/1). Schnell & Steiner, München, Zürich 1989, ISBN 3-7954-1006-1
Daniel Burger: Burg und Festung Forchheim, aus der Reihe: Burgen, Schlösser und Wehrbauten in Mitteleuropa, Band 19, hrsg. von der Wartburg-Gesellschaft, Schnell & Steiner Verlag, Regensburg 2004, ISBN 3-7954-1658-2.
Daniel Burger, Forchheim, Großer Kunstführer Band 214, Schnell & Steiner Verlag, Regensburg 2005, ISBN 3-7954-1714-7
Die Wappen der Hochstifte, Bistümer und Diözesanbischöfe im Heiligen Römischen Reich 1648-1803, hrsg. von Erwin Gatz, von Clemens Brodkorb, Reinhard Heydenreuter und Heribert Staufer, Schnell & Steiner Verlag 2007, ISBN 978-3-7954-1637-9

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