Bernhard Peter, Gernot Ramsauer und Alex Hoffmann
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1480
Nürnberg (Mittelfranken)

St. Jakob in Nürnberg (5)
Glasfenster im Ostchor

Diese rechteckige Fensterscheibe (rechts Ausschnittsvergrößerung) zeigt das Wappen der Familie Schwartz, gewendet, weil es die linke Scheibe von dreien in einer Reihe ist, wobei die rechte Scheibe das Pendant dazu mit gleichem Inhalt ist (s. u.). Das Wappen zeigt in Schwarz eine goldene Mauer mit drei Zinnen, über welche ein grün gekleideter wilder Mann mit goldener Kopfbinde mit nach hinten abflatternden Enden steigt, ein Bein über die Mauer schwingend, das andere dahinter, beide Hände auf die Zinnen stützend (Schöler Tafel 122, Band: Bg10 Seite: 50 Tafel: 57). Auf dem Helm mit schwarz-goldenen Decken der grüne wilde Mannesrumpf mit goldener Kopfbinde mit nach hinten abflatternden Enden wachsend zwischen zwei Büffelhörnern, rechts schwarz, links golden. Die Familie gehörte zu den Ehrbaren in Nürnberg. Ein Beischild für die Ehefrau zeigt in Rot zwei silberne, verbreiterte Schräglinksbalken, die silbernen Plätze je mit einer roten Rose belegt (Hinweise willkommen).

Abb. links: Diese Scheibe bildet das Pendant zur anfangs gezeigten Scheibe, beide stehen in der gleichen Reihe und flankieren das Kiefhaber-Wappen in der Mitte (s. u.). Das Vollwappen zeigt das oben besprochene Wappen der Familie Schwartz, hier ist ein schwarz-goldener Wulst erkennbar, ferner sind die Büffelhörner der Helmzier rechts golden und links schwarz tingiert. Der Beischild für die Ehefrau zeigt das Wappenbild der ratsfähigen Nürnberger Familie Maurer (alternative Schreibweisen: Meurin, Maurin, Meuren oder Meurlin), in Silber drei deichselförmig im Dreipaß zusammengestellte, eigentlich grüne Lindenblätter, deren Stiele im Zentrum schneckenförmig ineinander verlaufen. Hier ist das Motiv ohne die Farbe. Das Wappen wird beim Maurer-Epitaph an St. Sebald beschrieben. Abb. Mitte: Zwei Schilde sind als Allianzwappen unter der gemeinsam genutzten Helmzier des Mannes zusammengestellt. Das Wappen des Ehemannes ist das der Praun, in Silber ein schräggestellter, brauner (natürlicher) Stamm mit drei gestümmelten Ästen (oben 1, unten 2) und drei roten Lindenblättern (oben 2, unten 1), auf dem rot-silbern bewulsteten Helm mit rot-silbernen Decken ein wachsender silberner Arm, einen Ast wie im Schild haltend. Auf die Wappengeschichte wurde bereits eingegangen. Dies ist die einzige Darstellung in der Kirche, bei der die Lindenblätter wirklich rot sind. Der Wappenschild für die Ehefrau zeigt in Silber eine schwarze Hausmarke (Hinweise willkommen). Abb. rechts: Vollwappen der Holzschuher, es zeigt in Gold einen schwarzen, rot gefütterten Holzschuh mit silberner Einfassung, auf dem Helm mit rot-goldenen Decken ein wachsender, rot gekleideter Mohrenrumpf mit roter, golden gestulpter Mütze.

Diese rechteckige Scheibe (rechts Ausschnittsvergrößerung) ist die mittlere von dreien und trennt die beiden oben beschriebenen Schwartz-Scheiben. Zu sehen ist ein Vollwappen, vermutlich das der Nürnberger Familie Kiefhaber (Schöler S. 64, Tafel 118), in rot-silbern gespaltenem Schild die Dreiviertelfigur eines Mannes mit spitzem Hut, die Kleidung in verwechselten Farben, in jeder Hand drei goldene Getreidehalme haltend. Auf dem hier rot-golden (rot-silbern wäre heraldisch korrekter) bewulsteten Helm mit rot-silbernen Decken der Mann wie im Schild wachsend. Der Beischild zeigt in Gold zwei voneinander abgekehrte, die Füße gegen den Schildrand stemmende schwarze Vögel (Raben), wie sie z. B. von den Nürnberger Krel geführt werden (Hinweise willkommen).

Abb. links: undatiertes Wappenmedaillon der Murr, in Blau eine aufspringende silberne Katze mit aufgeworfenem Schwanz (vgl. Schöler S. 76, Tafel 105, Siebmacher Band: Pr Seite: 274 Tafel: 326, Band: BayA1 Seite: 82 Tafel: 58). Abb. rechts: undatiertes Wappenmedaillon der Pirckheimer, in einem von Gold und Rot geteilten Schild eine silberne Birke mit drei Wurzeln, d. h. eine ausgerissene Birke (Siebmacher Band: BayA1 Seite: 53 Tafel: 51, Band: BayA3 Seite: 12 Tafel: 7).

Abb. links: undatiertes Medaillon mit einem Allianzwappen der Tetzel (in Rot eine aufspringende silberne Katze mit aufgeworfenem Schwanz, Schöler S. 105, Tafel 105, Siebmacher Band: BayA3 Seite: 108, Band: BayA1 Seite: 94 Tafel: 92) und der Hatzold oder Hatzolt (in Blau eine rechts von einer silbernen und links von einer goldenen Rose begleitete eingebogene goldene Spitze, in dieser aus blauem Dreiberg wachsend ein blauer Sproß mit drei (1:2) Blättern, vgl. Siebmacher Band: Bg1 Seite: 24, Tafel 28, vgl. auch Schöler S. 54, Tafel 52, dort Farben leicht abweichend. Die Helmzier nach Siebmacher: Auf dem Helm mit rechts blau-goldenen und links rot-silbernen Decken der Sproß mit drei Blättern zwischen zwei Büffelhörnern, rechts golden, links blau, mit silbernen und roten Blümchen (Rosen) belegt, die Mündungen mit je drei Federn besteckt, rechts in den Farben blau-golden-rot, links silbern-rot-golden. Weitere Darstellung im Siebmacher Band: Bg1 Seite: 61 Tafel: 87, dort Rosen als silbern und Rot angegeben, ferner mit ganz anderer Helmzier, auf dem Helm mit blau-goldenen Decken ein jeweils mit dem dreiblättrigen Sproß belegter Flug. Der Letzte im Mannesstamm starb 1529. Mit roten Rosen ohne Oberwappen im Siebmacher Band: Bg7 Seite: 6 Tafel: 6). Abb. rechts: undatiertes Wappenmedaillon mit einem gestürzt eingebauten (eher Versehen als Absicht, denn nach Entstehung dieser Scheibe blühte die Familie noch munter über Jahrhunderte fort) Schild der Volckamer (von Silber und Blau geteilt, oben ein oberhalbes rotes Rad mit drei Speichen, unten eine silberne Lilie, vgl. Siebmacher Band: Bay Seite: 121 Tafel: 149, sowie Schöler Tafel 129).

Dieses auf 1590 datierte Allianzwappen zeigt heraldisch rechts das Wappenbild der Fürleger, in Blau zwei aufrechte, gegeneinander gebogene silberne Fische (Barben), welche in den Mäulern jeweils eine goldene Schnur halten, an der eine halbe gestürzte goldene Lilie hängt (Schöler S. 47, Tafel 58, Siebmacher Band: BayA1 Seite: 38 Tafel: 36). Der Wappenschild für die Ehefrau zeigt in Rot ein goldenes Zaungatter zwischen zwei ebensolchen Pfosten (Fürnberger, Förnberger). Diese Kombination paßt zu Philipp Fürleger (1568-1610), der im Jahre 1590 Margarethe Förnberger (bzw. Fürnberger) geheiratet hatte, die Tochter von Paul Förnberger.

Dieses auf 1555 datierte Allianzwappen zeigt drei Schilde, oben einen schlecht erhaltenen Schild der Fürleger (s. o.), unten rechts einen Schild der Bernbeck (in Silber drei (2:1) schwarze, rotgezungte Bärenköpfe, auf dem Helm mit schwarz-silbernen Decken ein wachsender schwarzer Bär, Schöler Tafel 85, Siebmacher Band: Bg1 Seite: 45 Tafel: 62, Band: BayA3 Seite: 162 Tafel: 112, Siebmacher III, 127 und V, 275) und unten links in Blau einen aufspringenden silbernen, golden bewehrten Bock oder Widder (Hinweise willkommen).

Dieses auf 1586 datierte Allianzwappen zeigt zwei Schilde, heraldisch rechts den Schild der Fürleger (s. o.), heraldisch links den Schild der Gueteder oder Gutthäter, in Schwarz über einer roten, im Schildfuß von einem goldenen Dreiberg überdeckten Maurer mit drei Zinnen wachsend ein golden gekleideter Mann mit silberner Hellebarde an goldenem Stiel in der Rechten, die Linke eingestemmt, der goldene Hut mit silberner Feder. Das Wappen wird beschrieben im Schöler S. 52, Tafel 122, dort der Mann die Hellebarde schulternd, und im Siebmacher Band: BayA1 Seite: 72 Tafel: 71 unter "Gutthäter". Dort wird als Oberwappen der Mann aus dem Schild mit geschulterter Hellebarde zu schwarz-goldenen Decken angegeben. Die Familie stammt aus Kulmbach und gehörte in Nürnberg zu den Ehrbaren. Vom 20.7.1506 datiert ein Adelsbrief für die Brüder Pankraz und Veit von Kaiser Maximilian I. In den Jahren 1543 und 1580 wurde das Wappen jeweils vom Kaiser bestätigt. 1588 wurde dem polnischen Zweig der Familie (unter dem Namen Drobatzki) das Wappen mit einer Krone gebessert. Am 4.6.1762 ist der Nürnberger Zweig mit Georg Andreas Gutthäter ausgestorben.

Dieses undatierte Allianzwappen zeigt zwei Schilde, heraldisch rechts den Schild der Praun, in Silber ein schräggestellter, brauner (natürlicher) Stamm mit drei (oben 1, unten 2) gestümmelten Ästen und drei (oben 2, unten 1) Lindenblättern, die eigentlich rot sind, hier aber farblos. Der Gegenschild ist gespalten, rechts wiederum gespalten, vorne in Gold ein schwarzer Löwe, hinten in Schwarz drei goldene Lilien pfahlweise (vgl. Wappen Pusch), heraldisch links ist das Motiv verlorengegangen.

Dieses undatierte Wappenmedaillon zeigt zwei Schilde, heraldisch rechts den Schild der Praun wie oben beschrieben, heraldisch links für die Ehefrau in Blau auf goldenem Dreiberg ein auffliegender silberner Schwan (Hinweise willkommen).

Literatur, Links und Quellen:
Evangelisch-lutherische Kirchengemeinde St. Jakob: http://www.st-jakob-nbg.de/
Geschichte der Jakobskirche:
http://www.jakobskirche-nuernberg.de/index.php?.....=73
Kunstwerke in St. Jakob:
http://www.jakobskirche-nuernberg.de/index.php?.....id=37
Veröffentlichung der Bilder aus dem Innenraum von St. Jakob in Nürnberg mit freundlicher Genehmigung von Frau Ursula Prankel,
wofür ihr an dieser Stelle ganz herzlich gedankt sei.
Robert Leyh, St. Jakob - Nürnberg, Schnell, Kunstführer Nr. 1699, Verlag Schnell & Steiner GmbH, 4. Auflage 2006, ISBN 3-7954-5408-5
Kurt Pilz, Die St. Jakobskirche in Nürnberg, Nürnberg 1964
Siebmachers Wappenbücher, insbesondere der Band Bayern
Eugen Schöler, Historische Familienwappen in Franken, Verlag Degener / Bauer Raspe, Neustadt an der Aisch, 3. Aufl. 1999, Nachdruck 2002, ISBN 3-87947-112-6
Christa Schaper, Die Fürleger von Nürnberg und ihre Niederlassung in Verona im 16./17. Jahrhundert, MVGN 73, 1986, S. 1-44
Ein herzliches Dankeschön an Hans Joachim Schmid für wertvolle Hinweise zu Fürleger/Förnberger..

St. Jakob (1), Totenschilde - St. Jakob (2), Aufschwörschilde - St. Jakob (3), Glasfenster im Ostchor - St. Jakob (4), Glasfenster im Ostchor - St. Jakob (5), Glasfenster im Ostchor

Ortsregister - Namensregister
Zurück zur Übersicht Heraldik

Home

© Copyright / Urheberrecht Graphik und Photos: Bernhard Peter 2010
© Copyright / Urheberrecht Text: Bernhard Peter, Gernot Ramsauer, Alex Hoffmann 2010
Impressum