Bernhard Peter, Gernot Ramsauer und Alex Hoffmann
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1472
Nürnberg (Mittelfranken)

Nürnberg, Burg

Die Nürnberger Burg ist dreigeteilt. Im Westen war die kaiserliche Burg mit Palas, Kemenaten, Kaiserkapelle, Heidenturm etc., sie reichte bis zum Sinwellturm. Sie ist die einzige Burg aus salischer und staufischer Zeit, die bis zum Beginn der Neuzeit Kaiserburg blieb, und auch nachdem sie in das spätere System der Schanzen und Bastionen integriert war, blieb sie Reichsfestung. Ihre besondere Bedeutung erhielt die Burg sowohl durch die zeitweise Aufbewahrung der Reichskleinodien als auch durch eine Bestimmung in der Goldenen Bulle 1356: Jeder erste Reichstag eines neu gewählten deutschen Königs hatte in Nürnberg stattzufinden (nur Karl V. hielt sich nicht daran).

Im Osten war der reichsstädtische Teil der Burg mit der Kaiserstallung und dem Luginsland. Mit zunehmender Befestigung der Stadt nach außen hin wurde der reichsstädtische Teil in das Verteidigungssystem eingebunden, zudem kreiste die Stadt die Burggrafenburg (s. u.) immer mehr durch eigene Wehrbauten ein. Von den beiden Gebäuden ist der Luginsland (1377 errichtet) das ältere, erst gegen Ende des 15. Jh. verband die Stadt diesen Turm mit dem Fünfeckturm durch die Kaiserstallung.

Zwischen diesen beiden Burgteilen eingekeilt war die relativ kleine Burg des Burggrafen, hervorgegangen aus der salischen Königsburg. Von der Burggrafenburg sind nur noch einige Mauern zwischen Fünfeckturm (alter Bergfried der Burggrafenburg) und Otmars- und Walpurgiskapelle (ehemalige Burgkapelle) übrig. Diese eingekeilte Lage war gewiß kein Standortvorteil für den Burggrafen aus dem Hause der Hohenzollern, und die Stadt war nicht immer ein angenehmer Nachbar, in deren Interesse es stets lag, Herrschaftsrechte zu bekommen, andere Herrschaftsrechte jedoch zu beschneiden, wo es ging. Und die Opposition zwischen Burggrafen und Reichsstadt hatte ihre Wurzeln vor allem darin, daß die Hohenzollern von ihrer Nürnberger Burg aus ein beträchtliches Territorium in Franken sich zu eigen machten. So baute die Stadt eines Tages auf städtischen Grund eine Mauer zum Schutz der Stadt. Der Burggraf kochte vor Wut, denn dadurch war sein Eingang in die Burg versperrt, man prozessierte, es zog sich, und schließlich wurde ein Ausfalltürchen zum neuen Hauptzugang erweitert. Nicht viel später (1377) baute die Stadt einen beeindruckenden Turm, den "Luginsland", der einen trefflichen Überblick über alles erlaubte, vor allem konnte man auch gut in die burggräfliche Burg spähen, es war also eher ein "Lugindieburg". Die Reichstadt tat alles, um den Burggrafen aus Nürnberg zu vergraulen und den Zusammenschluß des burggräflichen Ober- und Unterlandes zu verhindern. Und als Burggraf Friedrich Bayern-Landshut unterstützte, was ihm 1420 die Einnahme und Brandschatzung seines Burgteiles durch Ingolstädter Soldaten einbrachte, schauten die Nürnberger seelenruhig und gewiß voller Zufriedenheit zu, wie seine Burg abbrannte und verhinderten lediglich ein Übergreifen der Flammen auf die eigenen Gebäude. Christoph Laiminger war Landpfleger Herzog Ludwigs VII. von Bayern-Ingolstadt, und er hatte die Burg durch einen nächtlichen Handstreich eingenommen. Nachdem der Burggraf auf Wiederaufbau der Burg verzichtet hatte und nach Norden ausgewandert war und sich eine angenehmere Bleibe in der Kur Brandenburg gesucht hatte, kaufte die Stadt die Ruine auf. Die territorialpolitischen Folgen dieses Konfliktes zwischen Stadt und Burggraf sind riesig. Die Stadt schaffte es ferner dadurch, daß die Torhut des Hauptzuganges zur Kaiserburg 1427 vom Burggrafen auf sie überging.

Blick auf die Kaiserstallung, erbaut in genau einjähriger Bauzeit als reichsstädtisches Kornhaus von Hans Beheim, dem bedeutendsten Stadtbaumeister der ausgehenden Spätgotik, lt. Inschrift vom 11.10.1494-11.10.1495. Der Kornspeicher wurde an Reichstagen im Erdgeschoß auch zur Unterbringung der Pferde genutzt, daher der heute geläufige Name. Beeindruckend ist das gewaltige Dach mit den vielen Gauben in sechs Reihen und den dahinterliegenden Schüttböden in gleicher Anzahl. Das Gebäude ist 1945 ausgebrannt, es wurde als Stadtjugendhaus wiederaufgebaut im Jahre 1952. Das nachfolgend beschriebene Wappen befindet sich etwas linkerhand des Spitzbogenportals zwischen erstem und zweitem Obergeschoß.

Die Inschrift über dem beschädigten Wappen lautet: "angefangen an sant lienharts tag in dem 1494 iar und an sant lienharts tag in dem 95 iar volpracht". Der an einem Riemen mit Schnalle (auf dem Riemen eingemeißeltes Steinmetzzeichen) aufgehängte Schild zeigt das Kleine Nürnberger Stadtwappen, gespalten, vorne in Gold ein halber, rotbewehrter und oft auch golden nimbierter (Nimbus fehlt hier) schwarzer Adler am Spalt, hinten von Rot und Silber fünfmal schräggeteilt. Es handelt sich um eine Steinmetzarbeit des Bildhauers Adam Kraft.

Diese typische Trias Nürnberger Stadtwappen befindet sich über dem Zugangstor zur westlichen Hauptburg, über dem inneren Tor zwischen Vorhof und innerem Burghof. Das Portal stammt aus der Spätrenaissance, ist von auf 1562 datierten Rustikaquadern gerahmt und wurde 1949 teilweise erneuert. In der Mitte ist es der Adler des Heiligen Römischen Reiches, in Gold ein schwarzer, rotbewehrter Doppeladler, die Kaiserkrone zwischen den Köpfen, optisch rechts davon das Kleine Nürnberger Stadtwappen wie oben beschrieben, links davon das Große Nürnberger Stadtwappen, in Blau ein goldener Königsadler oder Jungfrauenadler. Hier ist der Rumpf mehr oder weniger weiblich, was der Interpretation als ein Jungfrauenadler näherkommt.

Literatur, Links und Quellen:
Kaiserburg Nürnberg, amtlicher Füher, bearbeitet von Erich Bachmann, hrsg. von der Bayerischen Verwaltung der Staatlichen Schlösser, Gärten und Seen, München, 11. Auflage 1980.
Jugendherberge Nürnberg
http://www.jugendherberge.de/jh/bayern/nuernberg/index.shtml.de
Kaiserburg Nürnberg
http://www.schloesser.bayern.de/deutsch/schloss/objekte/nbg_burg.htm

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