Bernhard Peter, Gernot Ramsauer und Alex Hoffmann
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1467
Nürnberg (Mittelfranken)

Nürnberg, St. Sebald, außen: Holzschuher-Epitaph

An der Südseite von St. Sebald befindet sich diese spätgotische, streng geordnete Figurengruppe mit mehreren Wappenschilden. Zu jeder Seite des in der Mitte Thronenden sind drei Heiligenfiguren, und davor knien zwei weitere Figurenpaare. Sie sind gemäß spätmittelalterlichem Bedeutungsmaßstab kleiner dargestellt, kniend, ohne Nimbus, auf Lücke zwischen die Heiligenfiguren gesetzt, und sie sind jeweils mit einem Wappenschild ausgestattet. Auf der nach hinten geschrägten Zone darunter reihen sich acht Wappenschilde. Insgesamt handelt es sich um eine Gruppe von vier Brüdern, denen die untere Zone zugeordnet werden kann, und deren Eltern und Großeltern in den knienden Figuren im oberen Teil gesehen werden können.

Insgesamt achtmal taucht der Wappenschild der Holzschuher auf, in jeder ehelichen Kombination einmal, er zeigt in Gold einen schwarzen Holzschuh mit silberner Einfassung. Optisch links in der oberen Zone, also auf dem heraldisch "besten" Platz, steht es für Friedrich V. Holzschuher, gest. 1357, denn der Pömer-Schild daneben, schrägrechts geteilt, oben von Silber und Rot oder von Rot und Silber dreimal schräggeteilt, unten schwarz, deutet auf seine Frau Gerhaus Pömer. Diese hatten zwei Söhne, den kinderlosen Friedrich VII, gest. 1390, und den gegenüber abgebildeten Karl I. Holzschuher, 1332-1422, 1382 jüngerer Bürgermeister im Kleineren Rat, 1388 Zweiter Losunger, 1395 Vorderster Losunger, der sich anhand des Geuschmid-Wappens mit golden-schwarz geteiltem Schild identifizieren läßt, denn er hatte Christina Pfinzing geheiratet, die Tochter von Veit Pfinzing, und die Familie Pfinzing bediente sich des ererbten Geuschmid-Wappens. Sie war Karls zweite Ehefrau, in erster Ehe war er verheiratet mit Felicitas von Ammerthal (gest. 1391), aber aus dieser Verbindung resultierten keine Kinder, so daß bei ihrem Tod - ihr Mann war dabei knapp 60 Jahre alt - das Überleben des Mannesstammes auf Messers Schneide stand. Karl erwarb 1405 einen Sitz in Fischbach, und er besaß Almoshof. Die vier im folgenden genannten Brüder stammen alle aus seiner zweiten Ehe, und mit ihnen war der Fortbestand der Familie gesichert. Karl und Christina wurden zu Stammeltern aller weiteren Holzschuher-Linien, und seinen Söhnen und ihren Abkömmlingen wurden erstmals die Farben für die einzelnen Holzschuher-Linien zugeordnet: Blaue Linie, rote Linie, braune Linie und grüne Linie. Eigentlich waren es sogar fünf Söhne und eine Tochter, letztere heiratete Berthold III. Tucher. Der fünfte Sohn, der hier in der Steinmetzarbeit nicht auftaucht, war der unvermählt gebliebene Sebald I. Holzschuher, gest. 1426.

Optisch ganz links stehen die Schilde für den Begründer der grünen Linie, Friedrich VIII. Holzschuher, 1422 Alter Genannter im Kleineren Rat, dann jüngerer Bürgermeister, gest. 30.5.1431, der 1413 Margareta Kreß (gest. 1446) geheiratet hatte. Ihr Schild zeigt in Rot ein schrägrechts gestelltes silbernes Schwert.

Der nächste durch Schilde für sich und seine Frau repräsentierte Bruder ist der Begründer der 1620 erloschenen roten Linie, Karl II. Holzschuher, 1422 Genannter des Größeren Rates, 1427 Alter Genannter des Kleineren Rates, 1432 jüngerer Bürgermeister, 1435 älterer Bürgermeister und Septemvir, 1447 dritter Oberster Hauptmann, 1449, Zweiter Losunger, 1455 Vorderster Losunger, gest. 9.10.1456, der 1420 Barbara Rummel (gest. 1436) geheiratet hatte, die Tochter des Ratsherren Hans I. Rummel. Ihr Schild zeigt in Gold zwei voneinander abgekehrte schwarze Hähne mit goldenem Kamm und ebensolchem Kehllappen Rücken an Rücken, die Füße gegen den Schildrand stemmend.

Das dritte Paar, von links gezählt, ist Berthold V. Holzschuher, der Begründer der 1467 im Mannesstamm ausgestorbenen blauen Linie, 1431 Alter Genannter im Kleineren Rat, gest. 1449. Er hatte 1424 Kunigunde Groland geheiratet, und ihr Schild zeigt in Schwarz eine fünfblättrige rote Rose, aus der deichselförmig - im Dreipaß - drei silberne Sensenklingen hervorgehen. Berthold war der Errichter der Holzschuher-Familienstiftung im Jahre 1447 zur Versorgung seines einzigen Sohnes.

Ganz rechts schließlich werden wir an Paul Holzschuher erinnert, den vierten und letzten Bruder und Begründer der braunen Linie, gest. 1447, der 1427 Klara Haller geheiratet hatte. Der Wappenschild der Haller zeigt in Rot einen schwarz gefüllten, schrägen, linken, silbernen Sturzsparren. Paul war Besitzer des Hallerschlosses in Fischbach.

Literatur, Links und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher, insbesondere der Band Bayern
Eugen Schöler, Historische Familienwappen in Franken, Verlag Degener / Bauer Raspe, Neustadt an der Aisch, 3. Aufl. 1999, Nachdruck 2002, ISBN 3-87947-112-6

Peter Fleischmann, Rat und Patriziat in Nürnberg. Nürnberger Forschungen, Einzelarbeiten zur Nürnberger Geschichte, herausgegeben vom Verein für Geschichte der Stadt Nürnberg. Bände 31/1, 31/2, 21/3 (Stammbäume) und 31/4. VDS Verlagsdruckerei Schmidt, Neustadt an der Aisch. ISBN 978-3-87191-333-4.

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