Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1293
Züttlingen (Landkreis Heilbronn)

Schloß Assumstadt

Südwestlich des Ortes Züttlingen (seit 1975 in Möckmühl eingemeindet) liegt in einer ausgedehnten Parkananlage mit altem Baumbestand unweit des Flusses Jagst das Rokoko-Schloß Assumstadt. Die Architektur wirkt ein wenig fremd unter den sonstigen Schlössern der Region, und in der Tat ist das dem Umstand zuzuschreiben, daß dieses Schloß ein Werk von Architekten der Habsburgermonarchie ist. Das Schloß besteht aus einem langen Flügel mit zwei kurzen vorspringenden Seitenflügeln, alle mit Mansarddächern, und wurde ab 1760 bzw. 1769 (je nach Quelle) erbaut. Erbaut wurde das Schloß für Karl Reinhard Freiherr von Ellrichshausen (1720-1779), österreichischer Generalfeldzeugmeister der kaiserlichen Truppen und späterer Gouverneur von Böhmen und Mähren, Bruder von Eberhard Friedrich Wilhelm von Ellrichshausen, und das Schloß war ein Geschenk der österreichischen Kaiserin Maria Theresia für treue Dienste. Die von Ellrichshausen hatten 1676 durch Heirat die Ortsherrschaft in Züttlingen und die in Assumstadt bekommen, eine früher eigenständige Siedlung, die aber heute im wesentlichen mit dem Schloß und seinen Nebengebäuden identisch ist. Vor den von Ellrichhausen war der Inhaber Züttlingens Hans Kaspar von Herda, der es selbst erst 1628 von den Echter von Mespelbrunn durch Tausch erhalten hatte. Und davor war das Reichslehen durch viele Hände reichsritterschaftlicher Familien gegangen. Hans Caspar von Herda baute ein erstes Schloß in Assumstadt, das er 1630 bezog, das aber durch den Rokoko-Neubau ersetzt wurde. Der österreichische Einfluß ist nicht nur in der Architektur deutlich zu spüren, sondern Teile der Innenausstattung sind in Prag angefertigte Kopien nach Vorbildern aus Schloß Schönbrunn. 1937 wurde das Schloß von Hans von Ellrichshausen unter zeitbedingten Umständen an den Grafen Hubert zu Waldburg-Wolfegg verkauft, und auch heute ist das Schloß Privatbesitz der gräflichen Familie, das für Veranstaltungen gebucht werden kann und Ort der dort veranstalteten Landhaustage ist.

Im zentralen Giebel befindet sich das der Funktion des Schloßherrn entsprechend von allerlei militärischen Trophäen, Fahnen, Trommeln, Kanonenrohren, Hellebarden, Bajonetten etc. umgebene Wappen der von Ellrichshausen, einem in Franken und Schwaben begüterten und nach ihrem Stammsitz benannten reichsritterschaftlichen Geschlecht, deren Mitglieder in den Ritterkantonen Kocher und Odenwald immatrikuliert waren. Die Familie stellte mit Konrad von Ellrichshausen (1441–1449) und Ludwig von Ellrichshausen (1450–1467) gleich zwei Hochmeister des Deutschen Ordens.

Die Familie war ferner mit dem Amt des Reichserbküchenmeisters betraut. Dieses Amt lag seit seiner Einrichtung ca. 1202 in den Händen des Hauses Rothenburg. Zu diesem genealogischen Komplex gehören die von Nordenberg, die von Seldeneck, die von Bebenburg, die von Rothenburg, die von Weiltingen, die von Hornburg und die hier relevanten von Ellrichshausen, die den letzten heute noch lebenden Zweig des Hauses Rothenburg darstellen und somit den Anspruch auf das Amt des Reichserbküchenmeisters übernommen haben. Zuerst hatten die Herren von Nordenberg das Erbamt inne, bis sich im 15. Jh. ihre Spuren verlieren. An ihre Stelle traten die Herren von Seldeneck aus gleicher Stammesverwandtschaft, und als diese um 1580 ausstarben (die heutigen Freiherren von Seldeneck sind hingegen eine Nebenlinie des Hauses Baden), als Erben die Reichsfreiherren von Ellrichshausen, auch wenn dieses Amt de facto von ihnen nie ausgeübt wurde und das Amt des Reichserbküchenmeisters in der Ausübung von 1580 bis 1806 praktisch unbesetzt blieb.

Im 19. Jh. existierten noch zwei Linien des Familie, die zu Neidenfels = Jaxtheimer Linie und die jüngere Linie hier zu Assumstadt, später jeweils mit Unterlinien. Die von Ellrichshausen leben heute in Österreich.

Das Wappen der von Ellrichshausen (auch Elrichshausen, früher auch Erlichshausen, Oudalricheshusen, Ulricheshusen, Erlichshausen, Erlishusen, Alrichshausen) ist von Rot und Silber fünfmal oder von Silber und Rot sechsmal schräggeteilt. Die Anzahl schwankt je nach Quelle. Selbst die Richtung der Schrägteilung kann wechseln, wie hier zu sehen ist, was aber falsch ist. Im Schloß gab es früher auch einzelne Objekte, die das Wappen mit schräglinker Teilung zeigten. In Trautskirchen ist es am Schloß eine fünffache rot-silberne Schrägrechtsteilung, desgleichen an Schloß Stetten bei Künzelsau, hier an Schloß Assumstadt ist es dagegen eine fünffache rot-silberne Schräglinksteilung. Im Rietstap sind es in Silber drei rote Schrägbalken. Im Siebmacher wird das Wappen im Band: Bad Seite: 49 Tafel: 30 beschrieben, "Von R. und S. fünfmal schräg rechts geteilt. Auch mit 3 r. Schrägbalken in S.". Im Band: PrGfN Seite: 6 Tafel: 3 sind drei rote Schrägbalken in Silber abgebildet, im Band: Wü Seite: 7 Tafel: 8 ist es von Rot und Silber fünfmal schräggeteilt. Im Rahrbach werden beide Varianten beschrieben, die Variante mit drei Schrägbalken wird abgebildet. Alle Quellen haben jedoch die Richtung "schrägrechts", während hier am Schloß alle Teilungen ohne erkennbaren Grund schräglinks verlaufen. Vermutlich liegt das daran, daß die zum Bau von Assumstadt aus Österreich und Böhmen zugezogenen Bauleute und Künstler es nicht so genau wußten oder nicht so genau nahmen; sie standen außerdem vor dem graphischen Problem, den Steinbock mit dem Schildzeichen belegen zu müssen, und vielleicht erschien ihnen eine schäglinke Teilung gestalterisch plausibler. Wir können heute nur darüber spekulieren, aber es bleibt festzuhalten, daß diese Richtung am Schloßwappen nicht der von der Familie geübten Praxis entspricht. Die Helmzier ist ein wie der Schild bez. wachsender, golden bewehrter (hier silbern) Bock, Helmdecken rot-silbern. Auch das ist nicht ganz richtig, weil es ein Steinbock sein müßte mit erheblich längeren Hörnen und nicht so kurzen Hörnern wie bei einem Ziegenbock. Leider wurde der Fehler auch in Ortsbeschreibungen übernommen. Bis in die 1930er Jahre bestand seitens der Familie der Wunsch, bei Sanierungsarbeiten die Ungenauigkeiten am Schloß zu beheben, doch durch die dramatischen Vorgänge um den Verlust des Schlosses kam man nicht mehr dazu.

Das vermehrte Wappen der Reichserbküchenmeister von Ellrichshausen-Rothenburg ist geviert mit Herzschild, Feld 1 und 4: fünfmal von Rot und Silber schräggeteilt (Ellrichshausen), Feld 2 und 3: in Silber eine rote, zweitürmige Burg (Rothenburg), Herzschild: innerhalb eines goldenen Bordes in Schwarz ein goldener Reichsapfel (Erbküchenmeister). Dazu werden drei gekrönte Helme geführt: Helm 1 (Mitte): auf dem Helm mit schwarz-goldenen Decken ein achteckiges, golden bordiertes, schwarzes Schirmbrett mit einem goldenen Reichsapfel, an den sieben freien Ecken mit je einem Pfauenspiegel besteckt (Erbküchenmeister), Helm 2 (rechts): auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein rot-silbern mehrfach schräggeteilter Steinbock wachsend (Stammkleinod), Helm 3 (links): auf dem Helm mit rot-silbernen Decken zwei silberne Banner, jeweils belegt mit einer roten, zweitürmigen Burg (Rothenburg).

Literatur, Links und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher.
Julius Fekete, Kunst- und Kulturdenkmale in Stadt und Landkreis Heilbronn, Theiss, Stuttgart, 2. Auflage 2002, ISBN 3-8062-1662-2.
Geschichte von Züttlingen:
http://www.drkraft-d.de/Zuettlingen_Kurzgeschichte.pdf
Schloß:
http://www.assumstadt.de/index.php/Das_Schloss.html
Anton P. Rahrbach, Reichsritter in Mainfranken. Zu Wappen und Geschichte fränkischer Adelsfamilien. Bauer & Raspe Verlag - Die Siebmacherschen Wappenbücher, die Familienwappen deutscher Landschaften und Regionen, Band 2, 2003, ISBN 3-87947-113-4
Reichserbküchenmeister von Ellrichshausen-Rothenburg: http://www.oocities.com/wappenrolle4/e/e089.html
Karl Reinhard von Ellrichshausen:
http://de.wikisource.org/wiki/ADB:Ellrichshausen,_Karl_Reichard_Freiherr_von
Egon Frhr. v. Ellrichshausen-Rothenburg, Erzküchenmeister und Erbküchenmeister, herrscherliche Symbolik und adelige Repräsentation, im Ausstellungskatalog: Stift Schlierbach, Mahlzeit, Landesausstellung, 2009, S. 242-248.
Wolfgang Willig, Landadel-Schlösser in Baden-Württemberg, eine kulturhistorische Spurensuche, 1. Auflage 2010, ISBN 978-3-9813887-0-1, S. 332
Familienmitgliedern ein herzliches Dankeschön für wertvolle Hinweise.

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