Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1161
Michelfeld (Angelbachtal)

Das Schloß von Michelfeld

Das Schloß Michelfeld (Angelbachtal, Friedrichstraße 2) liegt hinter einem gepflegten Park etwas von der Straße zurückgesetzt. Es ist in Privatbesitz und nicht zu besichtigen, aber von der Straße gut zu sehen. Der angrenzende Gutshof beherbergt ein Schloßhotel mit Restaurant. Das Anwesen ist in den letzten Jahren vorbildlich und aufwendig restauriert worden, es war davor so zerfallen, daß man schon die Sprengung der verwahrlosten Ruine erwog, in der zuletzt Gastarbeiter hausten, die wegen des Zustandes jedoch ausquartiert werden mußten. Die letzten privaten Besitzer waren die von Gemmingen-Hornberg, danach ging das Schloß in Gemeindeeigentum über. Ein früher noch vorhandenes barockes Amtshaus in Schloßnähe wurde 1970 abgebrochen, "aus verkehrstechnischen Gründen" und ohne Wissen des Denkmalamtes. Statt dessen füllt jetzt ein modernes Bankgebäude die Lücke. Beinahe wäre dem Schloß Ähnliches passiert. Es gab zwar einen Kostenvoranschlag für die Instandsetzung, aber die Gemeinde konnte das Geld nicht aufbringen. Sie konnte oder wollte auch nicht die Auflagen des Landratsamtes erfüllen. Angesichts des Unterlassens der einfachsten und notwendigsten Arbeiten seitens der Gemeinde konnte man den Eindruck gewinnen, die Verantwortlichen wollten es durch Nichtstun darauf anlegen, daß irgendwann nichts mehr zu retten ist und das Problem so gelöst sein würde, damit sie das Gelände als Bauland verkaufen kann. Man verschanzte sich hinter den fehlenden Zuschüssen vom Denkmalamt, zu Unrecht. Glücklicherweise wurde das Schloß dann von einem kunstverständigen Privatmann erworben, der es vor dem sicheren Verfall rettete. Heute präsentiert sich das wiederauferstandene zweigeschossige Schlößchen aus der Zeit des Rokoko mit Dachaufsatz im Stil des Neoklassizismus wieder als geschichtliches und architektonisches Juwel. Ursprünglich führte ein Wassergraben um das sechsachsige Schlößchen; über den trockengelegten Graben führt eine Brücke direkt auf das Eingangsportal mit Rokoko-Wappenstein zu.

Michelfeld ist uralter Gemminger Besitz, bereits 1235 waren die Freiherren Mitbesitzer des Ortes. Das Schloß geht auf eine spätmittelalterliche Wasserburg zurück. Durch Erbheirat gelangte das Schloß 1455 an die Familie. 1634 wurde das Bauwerk aus dem frühen 16. Jh. während des 30-jährigen Krieges durch Brand zerstört. Das heutige Schloß wurde auf der alten Schloßinsel durch die Herren von Gemmingen-Hornberg im Jahre 1753 erbaut. 1873 wurde es durch den Architekten Armbruster umgebaut und erhielt ein Treppenhaus mit Oberlicht. Am oberen Ende der Treppe zum Obergeschoß sind rechts und links des Rundbogens zwei Wappen-Medaillons angebracht.

Die Freiherren von Gemmingen führen in Blau zwei goldene Balken. Als Helmzier führten sie zwei wie der Schild mit zwei goldenen Balken belegte blaue Büffelhörner. Die Helmdecken wären blau-golden. Das Oberwappen entfällt hier jedoch, das Balkenwappen ist in ovaler Kartusche von asymmetrischem Rocaille-Werk umschlossen, das sich an den drei Eckpunkten schneckenförmig einrollt.

Literatur und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher
Hartmut Riehl: Burgen und Schlösser im Kraichgau, Verlag Regionalkultur 1997, ISBN 3-929366-51-7
Zwischen Fürsten und Bauern - Reichsritterschaft im Kraichgau, hrsg. von Clemens Rehm und Konrad Krimm, Heimatverein Kraichgau, Sinsheim 1992, 2. Auflage 1993, ISBN 3-921214-04-1
Gemeinde Angelbachtal:
http://www.angelbachtal.de/frameseite.htm
Wolfgang Willig, Landadel-Schlösser in Baden-Württemberg, eine kulturhistorische Spurensuche, 1. Auflage 2010, ISBN 978-3-9813887-0-1, S. 36
Peter Schubart: Zwei vom Untergang bedrohte Schlösser in Angelbachtal, Denkmalpflege in Baden-Württemberg, Nachrchtenblatt des Denkmalamtes, 3. Jahrgang, Juli-September 1974, S. 28 ff.

Eichtersheim (Angelbachtal, Kraichgau): 3x Hauptstraße - Kirche und Rentamt - Wasserschloß
Michelfeld (Angelbachtal, Kraichgau):
Altes Rathaus

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