Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 967
Coburg, St. Moriz

Bronzewappen in der St. Moriz-Kirche in Coburg (10)

Die Inschrift dieses Doppelwappens lautet: "EVA V(ON) ROTENHAN GEBORNE V(ON) MVNSTER NAT(A) A(NN)O 1569 D(IES) 22 IVN(II) OBIIT A(NN)O 1632 D(IES) 8 IVL(II) AETATIS 63 MIN(VS) 14 D(IES) A(NN)O MATRIMO(NII) 24 VIDVII 20". Übersetzung: Eva von Rotenhan geborene von Münster, geboren am 22.6.1569, starb am 8.7.1632 im Alter von 63 Jahren weniger 14 Tage, im 24. Ehejahr und im 20. Jahr ihres Witwenstandes. Optisch links ist das Wappen des Ehemannes, das Rotenhan-Wappen: In Silber ein schrägrechter roter Wellenbalken, oben links begleitet von einem roten (meist fünfstrahligen) Stern. Helmzier auf ungekröntem Helm ein roter Hahn (redendes Wappen). Helmdecken rot-silbern. Die Helmzier - der rote Hahn - ist zwar eine redende, die den Familiennamen bildlich illustriert, doch ist das nur vordergründig zutreffend, denn der Familienname leitet sich von "Rotenhagen", "Rotenhag", "Rotenhain", "Rottenhain" oder "Rodenhain" ab - vom Roden des Waldes und Urbarmachen des Geländes. Als die Helmzier - recht spät übrigens - gewählt wurde, war die ursprüngliche Bedeutung nicht mehr bewußt. Belege im Siebmacher Bayern, Thüringen.

Optisch rechts ist das Wappen ihres eigenen Mannesstammes Münster. Von den vielen wappenführenden Familien dieses Namens kommt hier nur die sächsische Familie Münster in Betracht, eigentlich fränkischer, turniergenossener Uradel: Sie führen in Blau zwei Flügel von Rot und Silber verwechselt (übereck) geteilt. Helmzier ein rot-silbern übereck geteilter Flug. Helmdecken rot-silbern. Auf diese Weise wurde das Wappen von der Niederwerner Linie geführt, während die Kleineybstädter Linie das Wappen vierte, Feld 1 und 4 Stammwappen, Feld 2 und 3 in Silber vier rote, vom linken Rand ausgehende Spitzen. 2 Helme, Helm 1 Stammhelm, Helm 2: ein Flug wie Feld 2 und 3 bez. Helmdecken rot-silbern. Die dritte Linie, die Münster auf Burg-Lisberg, führten ebenfalls einen gevierten Schild, Feld 1 und 4 in Blau zwei ganz rote Flügel, Feld 2 und 3 wie die zweite Linie. Beide Helme führen einen roten Flug. Belege dieses Wappens finden sich im Siebmacher Sachsen, Bayern, Preußische Grafen.

Bronzewappen in der St. Moriz-Kirche in Coburg (11)

Hier finden wir ein besonders prächtiges bronzenes Denkmal, 98 cm hoch und 72 cm breit. Über dem rechteckigen Inschriftenfeld befindet sich in einem ovalen Feld mit einer zweiten umlaufenden Inschrift das Familienwappen, welches außerhalb dieses Ovalfeldes von vier Ahnenwappen in den vier Ecken begleitet wird. Die Inschrift unter dem Wappen besagt: "BELGA GENVS, PHILYRE TAEDAS TRIBVIT THEMES ENSEM: OS PITHO MORES GRATIA IOVA FIDEM SAXONIAE VIRTVS NOMENQVE INNOTVIT ORBI: SALA, ALBIS TESTES, PEGNESVS, ISSVS ERVNT POST PIA FATA SVPRA COELOS MELIORE RECEPTA PARTE MEI IVSSA VIX EGO DIGNOR HVMO". Übersetzung: Aus Belgien sein Geschlecht. Philyra gab ihm die Hochzeit, Themis gab ihm das Schwert, Pytho den Mund, Gratia die Sitten, Jehova den Glauben. Seine Fähigkeiten und sein Name wurden in der Sächsischen Welt bekannt, Saale und Elbe, Pegnitz und Issus werden Zeugen sein. Nach frommem Tod, nachdem der bessere Teil von mir nun über den Himmeln aufgenommen wurde, bin ich kaum noch würdig des mir befohlenen Grabes." Issus ist eigentlich ein Fluß namens Pinarus, der wird wohl nicht gemeint sein. Sicher ist ein weiterer Fluß des sächsischen Herrschaftsgebietets gemeint. Der Verstorbene wird in dem ovalen Schriftfeld genannt: "PETRVS WESENBECIVS I(VRIS) C(ONSVL)TVS CONSILIAR(IVS) ET ORDINAR(IVS) SAXOCOBVRGICVS OBIIT IBIDEM IN CHRISTO ANNO SALVTIS MDCIII AETATIS LVII VI KAL SEPTEMBRIS". Übersetzung: Petrus Wesenbeck, Rechtsgelehrter, Sächsisch-Coburgischer Rat und Ordinarius, starb hier in Christo im Jahre des Heils 1603 im Alter von 57 Jahren an den 6. Kalenden (eigentlich ante diem VI kalendis septembris) des Septembers. Anmerkung: Hier wird nicht das Zeichen "M" für 1000 verwendet, sondern das ebenfalls übliche Zeichen, das wie ein I aussieht, das beiderseits von zwei spiegelbildlichen C begleitet wird.

Peter von Wesenbeck führt als Wappen in Blau einen goldenen Querbalken, darüber 3 goldene Kugeln nebeneinander, unten 3 (2,1) silberne Lilien. Die Helmzier auf blau-golden bewulsteten Helm ist eine silberne Lilie auf einer goldenen Kugel zwischen einem offenen, silbernen bzw. blauen (je nach Quelle) Flug. Helmdecken blau-golden, alternativ als rechts blau-silbern, links blau-golden angegeben. Referenzen im Siebmacher Band Anhalt, Brandenburg, Pommern, Bürgerliche 1. Dieses Geschlecht erhielt seine Adelsbestätigungen am 16.4.1571 von Kaiser Maximilian II und am 5.5.1650 von Kaiser Ferdinand III. Die Familie ist im 19. Jh. erloschen.

Der Wappenschild optisch links oben wiederholt das Wappen von Wesenbeck, in Blau ein goldener Balken, darüber 3 goldene Kugeln nebeneinander, unten 3 (2,1) silberne Lilien. Optisch rechts oben ist der Wappenschild Oost, ein durchgehendes Kreuz. Ohne Referenz.

Der Wappenschild optisch links unten zeigt das Wappen Kiels, drei (2:1 gestellte) Zinnentürme. Optisch rechts unten ist der Wappenschild Darmoeyen, geteilt, oben ein schreitender Löwe, unten 6 (2:3:1) gestümmelte Vögel. Ohne Referenz, alles belgische Familien.

Literatur, Links und Quellen:
St. Moriz in Coburg: http://www.morizkirche-coburg.de/, Kirche http://www.morizkirche-coburg.de/morizkirche/index.php
Siebmachers Wappenbücher, insbesondere Bände Bayern, Sachsen, Preußen, Thüringen.
Webseite von Paul Bellendorf:
http://www.grabplatten.de/index.htm
Paul Bellendorf, Metallene Grabplatten aus Franken und Thüringen aus dem 15. bis 18. Jahrhundert - eine interdisziplinäre Studie zum Denkmalbestand und seiner Gefährdung durch Umwelteinflüsse,
http://www.opus-bayern.de/uni-bamberg/volltexte/2008/136/, http://www.opus-bayern.de/uni-bamberg/volltexte/2008/136/pdf/1_Text_klein.pdf, http://www.opus-bayern.de/uni-bamberg/volltexte/2008/136/pdf/2_Katalog.pdf

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Verwendung der Aufnahmen aus St. Moriz zu Coburg mit freundlicher Erlaubnis von Herrn Pfarrer Markus Merz vom 30.6.2008, wofür ihm an dieser Stelle herzlich gedankt sei.

© Copyright / Urheberrecht Text, Graphik und Photos: Bernhard Peter 2008
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