Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 937
Lohr am Main (Unterfranken)

Huttenschloß in Lohr-Steinbach

Anna Maria Amalia v. Diemantstein war die Erbin von Steinbach und brachte es 1625 an Friedrich v. Hutten (3.3.1590 - 1639). Dessen Enkel, Franz Ludwig v. Hutten zum Stolzenberg (24.8.1669 - 28.8.1728) wurde der Erbauer des neuen Schlosses zu Steinbach schräg gegenüber der Pfarrkirche (woran sein Bruder, der Fürstbischof von Würzburg, großen Anteil nahm, im Grunde ließ der Fürstbischof das Schloß für seinen in Steinbach ansässigen Bruder erbauen). Erbaut wurde das neue Schloß in den Jahren 1725-28 neben dem nur noch in Form eines Flügels erhaltenen alten Schloß, das ehemals den Voit von Rieneck gehörte. Das Konzept des Neubaus ist wirkungsvoll: Ein Längstrakt wird von zwei Quertrakten durchstoßen, die Winkel der sich daraus zu beiden Seiten symmetrisch ergebenden Ehrenhöfe, einerseits zum Eingangstor ausgerichtet, andererseits zum weitläufigen Garten, sind ausgerundet. Seitlich steht der Längstrakt nur wenig über und erzeugt so eine lebhafte Staffelung der Seiten. Die Fassadengliederung weist zwei Hauptgeschosse und ein Mezzaningeschoß unter einem Mansarddach auf. In der Mitte ist der zentrale Saalbau, in den Eckpavillons sind die Wohntrakte, ein durch und durch barockes Konzept für Neben- und Jagdschlösser. Im zweiten Weltkrieg wurde das Schloß stark zerstört, Dach, Dachstuhl und Zwischendecken waren komplett eingestürzt, und Photos aus der Nachkriegszeit zeigen gähnende Fensterhöhlen inmitten eines Schutthaufens. Nach dem aufwendigen Wiederaufbau unter Friedrich Karl Ulrich Bogdan Freiherr v. Hutten zum Stolzenberg (geb. 21.4.1937) ist der Familiensitz heute wieder ein ansehnliches Beispiel für die mainfränkische Barockbaukunst und eines der gelungensten Landschlößchen Frankens.

Im Hof fällt eine besondere Konstruktion auf: Auf dem Sockel des Brunnens von 1728 befindet sich eine Kartusche mit dem Hutten-Wappenschild. Die Brunnenfigur aber ist nichts anderes als ein überdimensioniertes Oberwappen. Von wegen 3:2:3 - insgesamt ist das Oberwappen viermal so hoch wie die Schildkartusche, allein das Helmgitter nähme im Vergleich den größten Teil der Schildfläche ein. Es ist ja auch gar nicht als heraldisch korrekte Wiedergabe des Familienwappens gedacht, sondern primär eine Brunnenfigur, die als pfiffiger Clou in Form des Oberwappens gestaltet ist.

Das Schloß wird in ungebrochener Kontinuität privat bewohnt und ist in der Regel nicht zu besichtigen. Sämtliche Aufnahmen sind mit langer Brennweite vom Tor aus gemacht. Vom Licht her sehr ungünstig, weil sich der Ehrenhof nach Nordwesten öffnet. Das Mauerportal besticht durch mehrreihig angeordnete Bossenquader mit ungewöhnlich starkem 3D-Effekt.

Über dem Haupteingang, zu erreichen über eine doppelläufige Freitreppe, befindet sich das Allianzwappen des Bauherrenpaares, Franz Ludwig v. Hutten zum Stolzenberg (24.8.1669 - 28.8.1728) und Johanna Juliana Freifrau v. Bicken (1682 - 21.7.1755).

Heraldisch rechts ist der Wappenschild von Hutten: In Rot zwei goldene Schrägbalken, Stammwappen der von Hutten zum Stolzenberg und Frankenberg. Heraldisch links ist der freiherrliche, vermehrte Wappenschild von Bicken. Feld 1 und 4 Stammwappen, in Schwarz zwei silberne Balken, Feld 2 und 3 von Rot und Silber viermal geteilt, die roten Streifen mit goldenen Lilien belegt (nur ganz schwach zu erkennen). Von der Anzahl her sind es insgesamt 7 Lilien, 3:2:2 gestellt. Über den beiden Wappenschilden eine Rangkrone.

Literatur, Links und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher
Eugen Schöler, Historische Familienwappen in Franken, Verlag Degener 3. Aufl. 1999
Anton P. Rahrbach, Reichsritter in Mainfranken. Zu Wappen und Geschichte fränkischer Adelsfamilien. Bauer & Raspe Verlag - Die Siebmacherschen Wappenbücher, die Familienwappen deutscher Landschaften und Regionen, Band 2, 2003, ISBN 3-87947-113-4
Genealogien entnommen aus Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9
http://www.schloss-steinbach.de/index.html
Schlösser und Burgen in Unterfranken, von Anton Rahrbach, Jörg Schöffl, Otto Schramm. Hofmann Verlag Nürnberg 2002, ISBN 3-87191-309-X

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