Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 882
Offenbach (Main): Eine Perle der Renaissance

Das Isenburger Schloß in Offenbach
Untere Galerie, Teil 1 (6 Wappen)

Der eigentliche Wert des Isenburger Schlosses ist seine Südfassade, das ist die Schauseite, die dem Schloß einen herausragenden Rang in der deutschen Renaissance-Architektur gibt. Die Arkaden zeigen eine Ornamentik, die zu dem Schönsten gehört, was die Renaissance geschaffen hat. Drei Loggien übereinander verbinden die beiden oktogonalen Treppentürme an den Seiten. Die erste Loggia ist eine hohe Bogenhalle mit acht jeweils mit einem Rundbogen geschlossenen Arkaden. Die Hallendecke ist ein Kreuzgratgewölbe. Zwischen erster und zweiter Loggia befindet sich die erste Wappengalerie, zwischen zweiter und dritter Loggia befindet sich die zweite Wappengalerie. Zwischen jeweils zwei Galeriepfeilern finden immer zwei Wappen nebeneinander Platz auf der Brüstung, getrennt durch einen ornamentalen Steg. Nur ganz rechts stehen die Wappen in der zweiten Wappengalerie direkt nebeneinander (Nassau und Oettingen), weil der zur Verfügung stehende Platz dort geringer ist. Es handelt sich immer um sieben volständige Joche und ein verkürztes auf der rechten Seite. In der unteren Wappengalerie ist gar das letzte Wappen der Reihe zur Seite versetzt und kommt auf der angrenzenden Fläche des Treppenturmes zu liegen (Nr. 16, Oldenburg). Die dritte Loggia trägt ein einfaches Pultdach als oberen Abschluß. Die beiden oberen Galerien werden nach oben mit Architraven abgeschlossen, denn man mußte auf die Geschoßhöhe der dahinterliegenden Struktur Rücksicht nehmen. Dieser Mittelbau wurde ca. 1570-1572 erbaut.

Die Galerien der Südfront des Isenburger Schlosses sind eine einzige Ahnenprobe für den Bauherrn und seine Gemahlin. In zwei Reihen sind jeweils 16 Wappen angeordnet, wobei die untere Reihe die Ahnenprobe für den Ehemann darstellt, die obere Reihe die für seine Ehefrau. Die einzelnen Wappen werden hier zur Lokalisierung jeweils von West nach Ost durchgezählt, in der unteren Reihe von 1 bis 16, in der oberen Reihe von 17 bis 32. Dabei wird deutlich, daß die Wappen von Ehepartnern nicht notwendigerweise nebeneinanderstehen. Auch überrascht, daß einzelne Wappen in beiden Reihen vorkommen, das liegt daran, daß der Adel seiner Zeit eng miteinander versippt und verschwägert war, so daß manche Familien mehrfach untereinander geheiratet haben.

Genealogie des Bauherrn Ludwig III. Graf v. Isenburg-Büdingen

Ludwig III. Graf v. Isenburg-Büdingen (30.5.1529 - 7.2.1588), vermählt mit Anna Sibylle v. Schwarzburg-Blankenburg

Eltern des Ludwig III.:

Großeltern:

Urgroßeltern:

Ururgroßeltern:

Nr. 8 - Wappen des Johann II. Graf v. Isenburg-Büdingen (vor 1384/1386 - ca. 1408/1409)

Das Isenburg-Wappen zeigt in Silber zwei schwarze Balken. Helmzier ein mit goldenen Lindenblättern bestreuter schwarzer Flug. Helmdecken schwarz-silbern.

Nr. 4 - Wappen der Margareta v. Katzenelnbogen (vor 1384 - 17.1.1438)

In Gold ein roter hersehender Löwe (hier gewendet), blau bewehrt und blau bekrönt. Helmzier ein schwarzer Flug, beiderseits belegt mit einer wie der Schild tingierten Scheibe. Helmdecken rot-golden.

Nr. 6 - Wappen des Otto I. v. Solms-Braunfels (- 1409)

Das Stammwappen der Grafen von Solms zeigt in Gold einen blauen Löwen. Kleinod Solms: Sitzend ein blauer Löwe zwischen einem goldenen Flug. Helmdecken blau-golden. Anmerkung 1: Das Kleinod Solms hat eine lange Entwicklung hinter sich. Es sind frühe Darstellungen bekannt, da wurden von Reinbold Graf von Solms-Königsberg zwei mit je drei "Kleestengeln" besteckte Büffelhörner geführt (13. Jh.). Im 14. Jh. findet man einen wachsenden Löwen bei Johann Graf zu Solms, einen wachsenden Löwen mit Fisch im Maul und erstmalig 1398 den sitzenden blauen Löwen zwischen einem goldenem Flug, der sich dann als spätere Familienhelmzier durchsetzte. Anmerkung 2: Das Schildbild gibt es ebenfalls in verschiedenen Versionen. Das ursprüngliche Schildbild zeigt den Löwen in von Schindeln bestreutem Feld. Ein solches Wappen kann man in exzellenter Qualität sehen an der Tumbafigur des Grafen Heinrich IV von Solms-Burgsolms (gest. 1314) im Kloster Altenberg an der Lahn. Später gingen die Schindeln verloren, vor allem, als das Wappen vermehrt wurde.

Nr. 2 - Wappen der Agnes v. Falkenstein und Münzenberg (- 1409)

Das Falkensteiner Wappen ist eigentlich zuerst ein goldenes Feld mit rotem Schildhaupt. Mit der Zeit (insbesondere in vermehrten Wappen) rutschte die Trennlinie immer tiefer und wurde zur rot-goldenen Teilung. Die Helmzier ist ein roter flacher Hut mit Hermelinaufschlag, oben mit einer goldenen Kugel und einem natürlichen Pfauenstoß besteckt. Helmdecken rot-golden. Seit Graf Otto von Solms (gest. 27.10.1409) Agnes, die Tochter von Philipp VIII von Falkenstein und Münzenberg und Erbin beider Herrschaften geheiratet hatte, wurde das Falkensteiner Feld auch im vermehrten Solmser Wappen geführt (Neuerwerbungen waren dabei auch Sonnenwalde und Wildenfels).

Nr. 7 - Wappen des Adolf II. Graf v. Nassau-Wiesbaden (1386 - 26.7.1426)

Das Stammwappen der Grafen zu Nassau ist in blauem und mit goldenen aufrechten Schindeln bestreuten Feld ein goldener Löwe, rot gezungt, rot bewehrt und in der Walramschen Linie später auch gekrönt (wird im 15. Jh. angenommen). Der selbe Schild wird auch von Ottos Stamm geführt, allerdings ist der Löwe dort ungekrönt. Im Helmschmuck unterscheiden sich beide Linien deutlich. Walrams Stamm führt den goldenen, rot bewehrten und bezungten Löwe sitzend zwischen mit den goldenen Schindeln bestreuten blauen Büffelhörnern. Helmdecken blau-golden. Dies ist die Helmzier, wie sie hier abgebildet ist. Vorausgegangen war aber eine Entwicklung: Erst wurden nur die Hörner geführt (unklar, ob nur blau oder schon mit den Schindeln bestreut), 1353 kommt der pfalzgräfliche Löwe (Lehnsherr!) zwischen die Hörner, golden, rot gezungt und rot bewehrt, später erhält der Löwe die rote Krone, und in seiner letzten Form ist es ein goldener, rot bewehrter, gekrönter und bezungter Löwe sitzend zwischen zwei mit goldenen Schindeln bestreuten blauen Büffelhörnern.

Nr. 3 - Wappen der Margarethe v. Baden (25.1.1404 - 7.7.1442)

Das Wappen der Markgrafen von Baden zeigt in Gold einen roten Schrägrechtsbalken. Die Helmzier zeigt auf gekröntem Helm zwei rot und golden tingierte Steinbockshörner, Helmdecken rot-golden. Als älteste Helmzier führten die Markgrafen von Baden als Kleinod zwei mit Lindenzweigen besteckte Büffelhörner, so zu sehen in einem Siegel von Hermann VII aus dem Jahre 1280. Auch die Züricher Wappenrolle bildet um 1330 das Wappen mit Lindenzweigen ab. Es gab damals zwei Linien der Markgrafen, einmal die Badener und einmal die Hachberger (Hachberg = Hochberg), entstanden durch Teilung des Besitzes unter Hermann V und Heinrich I, beides Enkel von Hermann III. Die Hachberger Linie führte die Steinbockshörner, die später nach der Wiedervereinigung die badischen Büffelhörner mit ihren Lindenzweigen ganz verdrängten. Die Steinbockshörner trugen dieselben Farben wie der Schild, rechts golden, links rot (oder auch umgekehrt dargestellt).

Literatur, Links und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher, insbesondere Band Landesfürsten
http://forschung.gnm.de/ressourcen/schloesser/XML/111_Offenbach_Schloss.xml Cave - die getroffenen Zuordnungen der Wappen sind nicht alle korrekt.
Perle der Renaissance - das Isenburger Schloß in Offenbach am Main, herausgegeben von Praeludium Förderkreis Musik im Zentrum Offenbachs e.V., 1. Auflage 2006, Verlag Schnell & Steiner GmbH, Regensburg, ISBN 3-7954-1808-9. Achtung - die getroffenen Zuordnungen der Wappen sind nicht alle korrekt.
Hugo Gerard Ströhl, Deutsche Wappenrolle, Reprint von 1897, Komet Verlag Köln, ISBN 3-89836-545-X
Christa Hirschler und Ulrich Hahnemann: Das Fürstliche Haus Schwarzburg-Sondershausen, Deutsche Fürstenhäuser Heft 10, Börde-Verlag Werl 2004, ISBN 3-980 9107-0-9
Genealogien: Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9
Hessische Kulturdenkmäler:
http://denkxweb.denkmalpflege-hessen.de/cgi-bin/mapwalk.pl?obj=78315&session=913&event=Query.Details

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