Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 814
Vianden an der Our (Grand-Duché de Luxembourg)

Wappensteine in der Burg Vianden

Burg Vianden
Auf einem steilen Berg über dem Tal der Our liegt im Großherzogtum Luxemburg eine der schönsten und bedeutendsten Burganlagen. Auf den Fundamenten einer römischen Wachanlage und einer karolingischen Befestigung erhebt sich eine vom 11.-14. Jh. errichtete Burg, die Sitz der im 13./14. Jh. auf dem Höhepunkt der Macht befindlichen Grafen von Vianden war. Ihre Wurzel haben die Herren von Vianden und späteren Grafen in der Eifel, die ihren Sitz in das Our-Tal verlegten. Ab 1417 ist Vianden im Besitz des Hauses Nassau-Oranien. Bis Anfang des 19. Jh. war die ca. 85 m lange Anlage noch intakt. 1820 erst wurde die Burg versteigert und ausgeschlachtet (Abmontierung der Dächer), worauf sie verfiel. 1977 wurde die Burg verstaatlicht. In der 2. Hälfte des 20. Jh. wurde die herrliche Burg fast vollständig restauriert. Die langgestreckte Form der Kernburg entsteht durch das Hintereinanderschalten von Großem Palas und Kleinem Palas und der anschließenden Kapellenrundung. Die bemerkenswertesten Elemente sind die spätromanische Kapelle vom Typus einer doppelstöckigen Pfalzkapelle, wie man sie sonst noch in Nürnberg oder in Cheb/Eger findet, sowie die sog. byzantinische Galerie, ein 28 m langer Raum mit insgesamt 10 Kleeblattfenstern. Weiterhin besonders bemerkenswert und einzigartig ist der gewaltige, 500 Personen fassende Rittersaal im Großen Palas. Die genannten Bauten stammen alle aus dem 12. und 13. Jh. Später wurden der Nassauer und der Jülicher Bau angebaut.

Wie kommt Vianden an Nassau?
Den Grundstein für den Übergang von Vianden an das Haus Nassau legte Otto II. Graf v. Nassau-Dillenburg (1300 - 1350) durch seine Heirat mit Adelheid v. Vianden (1310 - 1376) am 23.12.1331. Adelheid ist Teilerbin von Vianden und vererbt die Hälfte des Gutes an ihren Sohn Johann. Aber erst sein Enkel Engelbert I. Graf v. Nassau-Dillenburg (1380 - 3.5.1442) wird schließlich 1417 gänzlich Herr von Vianden, nachdem die letzte Erbin von Vianden verstarb und die andere Hälfte aus der Sponheimer Linie an Johanns Sohn Engelbert I gelangte:

Von 1417 bis 1885 (wenige Unterbrechungen ausgenommen) ist Vianden im Besitz der ottonischen Linie des Hauses Nassau, danach kam es an die walramsche Linie.

Wappen auf den Schlußsteinen in der Waffenhalle
Die Waffenhalle liegt im Erdgeschoß des Kleinen Palas, einem später gotisch umgebauten romanischen Bau aus dem 12. Jh. Die Waffenhalle ist 21 m lang und 8.50 m breit und mit einem zweischiffigen, im Detail sehr unregelmäßigen und individuell gestalteten Kreuzrippengewölbe zu insgesamt 10 Jochen eingewölbt. Angrenzend ist die sog. Ritterstube von 7m x 9m Ausdehnung. Die hier abgebildeten Schlußsteine stammen aus dem gotischen Gewölbe der Waffenhalle, das in mehreren Bauphasen errichtet wurde, denn die Schlußsteine stammen nicht aus einer Zeit.

Abb.: Burg Vianden, Spätgotischer Schlußstein in der Waffenhalle mit dem Wappen Nassau-Vianden. Der Schild ist geviert:

Abb.: Burg Vianden, Spätgotischer Schlußstein in der Waffenhalle mit dem Wappen Baden-Sponheim. Der Schild ist geviert:

Auch wenn man vordergründig annehmen möchte, daß dieser Wappenschlußstein ein Zeichen der Sponheimer Zeit ist - viel eher paßt das zu Engelbert II. Graf v. Nassau-Breda (1451 - 31.5.1504, Graf von Vianden 1472-1504), vermählt mit Zimbarka bzw. Cimburge v. Baden (15.5.1450-5.7.1501), was die Baden-Komponente erklärt.

Abb.: Burg Vianden, gotischer Schlußstein in der Waffenhalle (älterer Teil) mit dem Wappen der Grafen von Vianden, in Rot ein silberner Balken.

Es sei an dieser Stelle angemerkt, daß das nicht das ursprüngliche Wappen der Grafen von Vianden ist. Das war in rotem Feld ein silbernes Schildchen. Philipp I. von Vianden (1252-1273) ehelichte Marie von Perwez, Tochter des Grafen Godfried von Perwez aus dem Hause Brabant. Deren Sohn Godfried I. (1270-1310), führte die heraldische Änderung herbei: Er legte das alte Viandener Wappen ab und nahm ab 1278 das Wappen seiner Mutter an, den als Viandener Wappen bekannt gewordenen silbernen Balken im roten Feld. Andere wichtige Seiten-Linien der Viandener Grafen haben aber das ursprüngliche Wappen beibehalten und änderten ggf. nur die Farbe: Neuerburg, Brandenburg (in Rot ein silbernes Schildchen), Schönecken (in Rot ein silbernes Schildchen) etc.

Die Grafen von Vianden
Bertolphe, Comte de Vianden 1090
Gérard, Comte de Vianden 1096
Frédéric I, Comte de Vianden 1129-1156
Sigefroid I, Comte de Vianden 1156-1171
Frédéric II, Comte de Vianden 1172-1187
Frédéric III, Comte de Vianden 1187-1210, Teilnehmer am 3. Kreuzzug
Henri I, Comte de Vianden 1210-1250, unter seiner Herrschaft erreichen die Grafen von Vianden den Höhepunkt an Macht und Bedeutung. Teilnehmer am 6. Kreuzzug. Verheiratet mit Marguerite de Courtenay.
Philippe I, Comte de Vianden 1252-1272
Godefroid, Comte de Vianden 1273-1306, dieser führte den oben erwähnten Austausch des Wappens durch
Philippe II, Comte de Vianden 1306-1315
Henri II, Comte de Vianden 1315-1337, letzter männlicher Sproß aus dem Hause Vianden, wurde auf Zypern erschlagen
Marie de Vianden, Comtesse de Vianden 1337-1400, vermählt mit Simon von Sponheim
Simon von Sponheim, Comte de Vianden 1400-1414
Elisabeth von Sponheim-Vianden, Comtesse de Vianden 1414-1417, allerletzte Gräfin in Descendenz der Viandener Grafen, stirbt ohne direkte Erben
Englebert I de Nassau-Vianden = Engelbert I. Graf v. Nassau-Dillenburg (1380 - 3.5.1442), Comte de Vianden 1417-1442
Henri II de Nassau-Vianden, Comte de Vianden 1442-1450
Jean IV de Nassau-Vianden = Johann IV. Graf v. Nassau-Dillenburg (1.8.1410 - 3.2.1475), Comte de Vianden 1450-1472
Englebert II de Nassau-Vianden = Engelbert II. Graf v. Nassau-Breda (1451 - 31.5.1504), Comte de Vianden 1472-1504
Jean V de Nassau-Vianden = Johann V. Graf v. Nassau-Dillenburg (9.11.1455 - 30.7.1516), Comte de Vianden 1504-1512
Henri III de Nassau-Vianden = Heinrich III. Graf v. Nassau-Breda (12.1.1483 - 14.9.1538), Comte de Vianden 1512-1538
Réné de Chalon = Renatus Graf von Nassau und Prinz v. Oranien (5.2.1519 - 1544), Comte de Vianden 1538-1544
etc. (siehe allgemeine Seiten zur Nassauer Genealogie und Heraldik:
Haus Nassau - ottonische Hauptlinie.)

Wappen im Genealogie-Zimmer
Das sog. Nassauer Haus der Burg Vianden wurde in den Jahren 1617-1621 unter Philipp-Wilhelm Fürst v. Nassau-Oranien (19.12.1554 - 20.2.1618, Graf von Vianden 1604-1618) anstelle eines baufälligen Flügels neben dem alten Wohnturm erbaut und von seinem Nachfolger Moritz (1567-1625, Graf von Vianden 1618-1621) vollendet. Zur Feier der Vollendung dieses Erweiterungsbaues wurde 1621 ein Wappenstein für jeden der beiden Bauherren in Auftrag gegeben. Heute sind beide Steine mit dazugehöriger Inschrift im sog. Stammbaumzimmer oder Genealogiezimmer der Burg zu sehen:

Philipp-Wilhelm Fürst v. Nassau-Oranien (19.12.1554 - 20.2.1618, Graf von Vianden 1604-1618) führt das Wappen wie sein Vater:

Außenherum die Ordenskette des Ordens vom Goldenen Vlies. Zur genauen Geschichte des Wappens vergleiche Haus Nassau - ottonische Hauptlinie.

Abb.: Burg Vianden, Stammbaumzimmer, Wappen des Philipp-Wilhelm Fürst v. Nassau-Oranien (19.12.1554 - 20.2.1618, Graf von Vianden 1604-1618) mit leichten Abweichungen der Tingierung von Nebenteilen.

Der im gleichen Jahr in Auftrag gegebene Wappenstein von Prinz Moritz v. Nassau-Oranien (1567-1625, Graf von Vianden 1618-1621) ist wie folgt aufgebaut:

Abb.: Burg Vianden, Stammbaumzimmer, Wappenstein von Prinz Moritz v. Nassau-Oranien (1567-1625, Graf von Vianden 1618-1621), mit leichten Abweichungen der Tingierung von Nebenteilen und Reduzierung der Anzahl der Dietzer Löwen. Zu genauen Geschichte siehe auch Haus Nassau - ottonische Hauptlinie.

Wappen im Bankettsaal
Der sog. Bankettsaal im Nassauer Haus besitzt einen Kamin aus dem 15. Jahrhundert. Die Möblierung heute ist späteren Datums (Renaissance und Barock). Es ist heute einer der gemütlichsten Räume der Burg. Auf dem von zwei Relieffiguren an den Kanten gesäumten Kaminmantel befinden sich zwischen drei Rosetten zwei Wappenschilde. Der optisch linke ist das Stammwappen von Nassau,

Der rechte Wappenschid ist komplexer aufgebaut, geviert mit Herzschild:

Diese Wappen passen zu Johann IV. Graf v. Nassau-Dillenburg (1.8.1410 - 3.2.1475, Graf von Vianden 1450-1472) und seiner Frau Maria v. Looz/Loen-Heinsberg (1424 - 20.4.1502).

Genealogie zum Wappen:

Literatur, Quellen und Links:
Burgführer: Die Hofburg Vianden, Hrsg. Les Amis du Château de Vianden asbl, Redaktion Gaby Frantzen-Heger, ISBN 2-9599955-0-4
Webseite der Burg:
http://www.castle-vianden.lu/deutsch/index.html
Geschichte:
http://www.castle-vianden.lu/deutsch/geschichte/index.html
http://www.tourist-info-vianden.lu/deutsch/vianden/schlossvianden/index.html
Die Grafen von Vianden:
http://www.castle-vianden.lu/deutsch/geschichte/diegrafenvonvianden/index.html
Nassauer Genalogien:
http://genealogy.euweb.cz/nassau/index.html
Territorialgeschichte: Gerhard Köbler: Historisches Lexikon der deutschen Länder - die deutschen Territorien vom Mittelalter bis zur Gegenwart. C. H. Beck Verlag München 7. Auflage 2007, ISBN 978-3-406-54986-1
Genealogien: Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9

J. P. Koltz, Die Hofburg Vianden. in: Eifeljahrbuch, Jahrgang. 1979, S. 21 ff.
Genealogien: Stammtafel im Ahnensaal der Burg Vianden

Haus Nassau - ottonische Hauptlinie - Haus Nassau - walramsche Hauptlinie

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Veröffentlichung der Innenaufnahmen aus dem Château de Vianden nach Rücksprache mit dem Besucherzentrum am 24.2.08, ein herzliches Dankeschön für die freundliche Erlaubnis.

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