Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 678
Oestrich-Winkel im Rheingau

Schloß Vollrads: Wappen über dem Haupteingang zum Herrenhaus

Die den alten Wohnturm in einer weitläufigen Anlage umgebenden Gebäude sind wesentlich jünger als dieser. Das eigentliche Herrenhaus, zweiflügelig und zuerst auch nur zweigeschossig, ließ Georg Philipp von Greiffenclau 1684 erbauen. Die Wirtschaftsflügel, in denen das heutige Weingut untergebracht ist, ließ sein Sohn Johann Erwein errichten, weiterhin das 1650 erbaute Kavaliershaus. Unter ihm wurde auch der barocke Schloßgartens angelegt und mit seinen Mauern eingegrenzt. Der Eingangsbogen im Süden der Anlage wurde ebenfalls unter Johann Erwein erbaut.

Das Herrenhaus wurde zwar 1684 von Georg Philipp von Greiffenclau erbaut. Doch Gräfin Klara Matuschka-Greiffenclau, geb. Freiin von Oppenheim, ließ 1907/1908 das Herrenhaus umbauen. Der Südtrakt wurde dabei um ein Stockwerk erhöht, weiterhin wurden die beiden Türme an der dem Rhein zugewandten Seite angebaut. Aus dieser Zeit stammt auch der Portikus mit dem Allianzwappen.

Bis 1997 war das Weingut Vollrads noch in Familienbesitz. Unumkehrbare Überschuldung und drohende Liquidation ließen den letzten Besitzer Erwein Graf Matuschka-Greiffenclau, Vorsitzender des VDP-Rheingau, 1997 den Freitod suchen. 1975 hatte er das Gut hoch verschuldet übernommen; eine Sanierung gelang nicht. Heute ist das Weingut im Besitz der Nassauischen Sparkasse und schreibt wieder schwarze Zahlen.

Am Portikus finden wir folgendes Allianzwappen:

Genealogie zum Wappen:
Bei diesem Allianzwappen handelt es sich auf der heraldisch rechten Seite um das von Guido Graf von Matuschka-Greiffenclau, Sohn von Hugo Graf von Matuschka, der die letzte Greiffenclau-Erbin Sophia geheiratet hatte, und auf der heraldisch linken Seite um das seiner Frau Klara Maria Hubertina Freiin von Oppenheim-Ramersdorf (geb. 17.3.1870 in Köln). Sophia Reichsfreiin von Greiffenclau, geb. am 21.11.1824 in Prag, gest. am 3.2.1909 in Wiesbaden, war die Tochter von Aloys Philipp Carl Freiherr Greiffenclau von Vollrads (11.9.1778-23.10.1825) und Elisabeth von Nostitz-Rieneck (17.2.1799-22.9.1884). Sie heiratete am 22.4.1846 in Hirschberg Graf Hugo Julius Franz Gustav Arthur von Matuschka Freiherr von Greiffenclau zu Vollrads (geb. 12.2.1822 in Kupferberg, gest. am 12.2.1898 in Wiesbaden). Ihr hier mit seinem Wappen verewigter Sohn hieß mit vollem Namen Rudolf Matthias Gustav Julius Maria Guido von Matuschka Graf von Greiffenclau zu Vollrads, wurde am 7.5.1847 in Hirschberg, Schlesien geboren und verstarb am 11.9.1924 zu Schloß Vollrads. Der Sohn von Graf Guido und Klara war Richard Maria Albert Emmerich Wilhelm Graf von Matuschka-Greiffenclau, geb. am 11.5.1893 in Wiesbaden, gest. am 4.1.1975 in Schloß Vollrads, der Eleonore Grafin von Neipperg (Eleonore Maria Antonia Anna Ernestine Huberta Beatrix Gabrielle Benedikta Jofe Felicitas Gräfin von Neipperg, geb. am 26.8.1912 in Schwaigern, gest. am 9.1.1989 in Vollrads) heiratete. Deren Sohn ist Karl Philipp Graf von Matuschka-Greiffenclau.

Abb.: Wappen über dem Haupteingang zum Herrenhaus. Bestes Photolicht frühmorgens.

Wappen von Matuschka:
1. Stammwappen der Matuschka von Topolczan, ein aus Böhmen stammendes Adelsgeschlecht: In Rot ein vorwärts gekehrter silbern geharnischter Mann mit gezücktem Schwert in der Rechten, die Linke in die Hüfte gestemmt, 4 silberne Straußenfedern auf dem Helm. Helmzier drei durch einen grünen Kranz zusammengehaltene rot-silbern-rot tingierte Straußenfedern. Helmdecken rot-silbern.

2. Freiherrliches Wappen, böhmischer Freiherrenstand, Freiherrendiplom von 1715: Geviert:

Drei Helme:

3. Gräfliches Wappen, preußischer Grafenstand 10.9.1747: Geviert mit Herzschild

4 Helme:

Abb.: Blick auf das eigentliche Herrenhaus mit dem Portikus links im Vordergrund

4. Wappen als Grafen von Matuschka-Greiffenclau: Der Schild einmal geteilt und dreimal gespalten mit Herzschild. Diese Form liegt hier an Schloß Vollrads vor.

Fünf Helme:

Wappen von Oppenheim:
Unter blauem Schildhaupt mit einem von goldenen Strahlen umgebenen silbernen Stern in Rot eine eingebogene schwarze Spitze, selbige belegt mit einem gesenkten silbernen Anker mit durch den Ring gezogenem silbernen Tau, begleitet auf jeder Seite von einer goldenen Laubkrone. Simon Oppenheim, königlich preußischer Geheimer Commerzienrath, erhielt am 18.3.1867 den österreichischen Freiherrenstand, am 14.2.1868 bekam er die Erlaubnis in Berlin, ihn auch im Königreich Preußen zu führen. Auch sein Bruder Abraham wurde gleichzeitig in den preußischen Freiherrenstand erhoben. Das Kleinod wäre ein "preußischer" (schwarzer) und ein "brandenburgischer" (roter) Flügel; die Helmdecken wären entsprechend schwarz-silbern und rot-silbern.

 

Seitenwangen des Eingangs-Portikus mit dem Wappen der von Greiffenclau-Vollrads, nach vorne auslaufend in Greifen.

Schloß Vollrads: Wappen über der Tür des Westflügels

Genealogie zum Wappen:
Dieses auf 1696 datierte Allianzwappen über einer Tür ist das von Johann Erwein Reichsfreiherr von Greiffenclau, geb. 1663, gest. 1727, Burggraf von Friedberg, Sohn von Georg Philipp Freiherr Greiffenclau und Anna Margaretha von Buseck, und seiner Gemahlin Anna Lioba Freiin von Sickingen, seiner ersten Frau, geb. 1666, gest. 12.9.1704.

Aus dieser Ehe gingen folgende Kinder hervor: Franz Philipp Georg (1689-1689), Carl Philipp, späterer Fürstbischof von Würzburg (1.12.1690-25.11.1754), Anna (geb. 1692), Franz Erwein Ferdinand (8.4.1693-16.4.1720), Lothar Godfried Heinrich (1694-23.9.1771), Maria Anna (9.11.1695-8.10.1768), Wilderich Damian (1698-7.9.1704) sowie Maria Theresia Helena (18.8.1701-15.1.1747).

Danach ehelichte Johann Erwein Reichsfreiherr von Greiffenclau in zweiter Ehe Maria Catharina Freiin Kottwitz von Aulenbach und danach in dritter Ehe Maria Anna Magdalena Gräfin Waldbott von Bassenheim, und danach noch einmal in vierter und letzter Ehe Maria Dorothea Freiin von und zu Frankenstein. Aus vier Ehen hatte er insgesamt 8 + 2 + 2 + 5 = 17 Kinder.

Abb.: Wappen über dem Seiteneingang zum Westflügel. Bestes Photolicht morgens.

Beschreibung der Wappen:
Der Greiffenclau-Schild ist geviert: Feld 1 und 4: Greiffenclau-Vollrads, silbern-blau geteilt, darüber ein goldenes Glevenrad. Feld 2 und 3: Ippelbrunn, in Schwarz ein silberner Schräglinksbalken.
Das Wappen der Ehefrau zeigt in Schwarz 5 (2:1:2) silberne Kugeln, das Stammwappen der von Sickingen.

Schloß Vollrads: Wappen im Galeriegang

Im Galeriegang des Herrenhauses befindet sich ein weiteres fürstbischöfliches Wappen, aber diesmal nicht im Zusammenhang mit Mainz, sondern mit dem Hochstift Würzburg. Die eingeschlagenen Jahreszahlen 1699 und 1719 weisen dieses Wappen dem Würzburger Fürstbischof Johann Philipp von Greiffenclau-Vollraths zu, der zu diesen Regierungsdaten paßt. Das Wappen ist geviert, Feld 1: "Fränkischer Rechen" = von Rot und Silber mit drei aufsteigenden Spitzen geteilt, Herzogtum zu Franken, Feld 2 und 3: erneut geviert, Feld a und d: silbern-blau geteilt, darüber ein goldenes Glevenrad, Stammwappen von Greiffenclau-Vollraths, Feld b und c: in Schwarz ein silberner Schräglinksbalken, Ippelbrunn, Feld 4: "Rennfähnlein" = in Blau eine (von der Stange aus gesehen) rot-silbern gevierte, schräggestellte und an den beiden senkrechten Seiten je zweimal eingekerbte Standarte mit goldenem Schaft, Hochstift Würzburg. Das Wappen wird mit hinter dem Schild schräggekreuztem Krummstab und Schwert geführt, dazu mit Fürstenhut.

Literatur:
Siebmachers Wappenbücher.
http://www.schlossvollrads.de/index2.html
http://de.wikipedia.org/wiki/Schloss_Vollrads
http://www.stefanbaldi.de/rheingau-chronik.de/Menschen/Familien/Grafen%20zu%20Greiffenclau.php
http://www.stefanbaldi.de/rheingau-chronik.de/Bauwerke/Schloesser_und_Burgen/Schloss%20Vollrads.php
http://www.rheingau.de/sehenswertes/vollrads
http://cognac-cognac.com/pages/tree.htm
Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf CD, 7. Auflage 2004, Degener Verlag ISBN 3-7686-2512-5
Weingut Schloß Vollrads: http://www.schlossvollrads.com/

Oestrich-Winkel (Rheingau): Schloß Vollrads, Wohnturm - Schloß Vollrads, Herrenhaus - Schloß Vollrads, Nebengebäude

Die Wappen der Fürstbischöfe von Würzburg - Teil (1) - Teil (2) - Teil (3) - Teil (4)
Greiffenclau zu Vollraths - eine rheinische Familie im Dienste der Hochstifte
Die Wappen der Freiherren und Grafen Matuschka von Topolczan

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