Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 664
Wappen an Bauten der Weser-Renaissance

Lemgo: Schloß Brake (1. Teil) - Ostflügel

Geschichte des Schlosses
Was wir heute sehen, ist das Ergebnis einer komplexen Baugeschichte, datiert aber in seinen wesentlichen Elementen aus der Renaissance und dem Barock. Schloß Brake ist ein großartiges Renaissance-Schloß auf den Fundamenten einer ausgedehnten mittelalterlichen Burganlage. Die zugrundeliegende Burg wurde gegen Ende des 12. Jh. von den Herren zur Lippe (Bauherr: Bernhard II zur Lippe) errichtet, neben der Falkenburg bei Detmold die erste Anlage diesseits des Teutoburger Waldes. Die Ausmaße waren etwa die des heutigen Schlosses, eine für das ausgehende 12. Jh. gewaltige Anlage. Um 1306 wird das „castrum brac“ erstmals schriftlich erwähnt. Brake ist bevorzugter Wohnort der Edelherren zur Lippe. Die Burg wurde 1447 in der Soester Fehde erobert und gebrandschatzt. Um 1500 verlor die Burg an Bedeutung, weil Detmold Hauptresidenz der Herren und Grafen zur Lippe geworden war. Erst unter Graf Simon VI zur Lippe kam es zur erneuten Blüte von Brake.

Heute präsentiert sich das Schloß als Dreiflügelanlage, nach Westen hin offen, so daß man über die steinerne Brücke direkt auf eine platzartig weite, unregelmäßig schiefwinklige Hoffläche gelangt. Dieser Eindruck ist nicht authentisch, denn einst war hier spätestens seit dem Spätmittelalter eine geschlossene Vierflügelanlage, von der nur noch drei Flügel existieren, vom einstigen Westflügel ist nur ein kurzes Stück mit dem Turm geblieben.

Abb.: Blick über den Schloßgraben auf die steinerne Brücke und den Schloßturm mit den Privatgemächern von Graf Simon VI, im Hintergrund der Nordflügel.

Die einzelnen Teile der Anlage stammen aus ganz verschiedenen Zeiten. Der kurze und schmucklose Südflügel ist der älteste Teil des jetzigen Baues und entstand um 1510. 1570-71 wurde er durch den Baumeister Hermann Wulff erneuert, dabei wurde ein dreiteiliges Fenster eingebaut. Der Hintergrund dieses Umbaus ist der, daß um 1570 Brake Witwensitz wurde. Katharina von Waldeck, die Witwe von Graf Bernhard VIII zur Lippe, zieht sich hierhin zurück und läßt den Südflügel modernisieren. Er diente bis 1586 als Saalbau; im Obergeschoß ist der kaminbeheizte Saal in Resten noch erhalten. Weiterhin ließ Katharina das Torhaus erneuern.

Die nächste große Baueinheit war der Nordflügel samt dem Schloßturm, dessen Ansicht heute das Wahrzeichen und das berühmteste Antlitz des Schlosses ist. Der geräumige Schloßturm mit geradläufiger, vierteiliger Treppe ersetzte den mittelalterlichen Bergfried. Dieser Baukörper wurde 1584-1592 errichtet, ebenfalls durch den Baumeister Hermann Wulff. Bauherr war Graf Simon VI, zu dessen bevorzugter Residenz und Regierungssitz Schloß Brake um 1587 wurde. Das Renaissance-Gesicht von Schloß Brake ist mit der beispielhaften Blüte von Lemgo zu Simons Zeiten verbunden. Früher grenzte seit dem 12. Jh. hier eine kräftige Wehrmauer mit Strebepfeilern das Schloßgelände nach außen ab. Der Nordflügel ersetzte nun mit seinem großen, zeitgemäßen und repräsentativen Festsaal den älteren Südflügel als Saalbau; in seinem östlichen Teil sind die Reste der Küche. An seinem Westende befindet sich die Kapelle. Hier ist auch das geräumige Treppenhaus im Schloßturm mit den gräflichen Gemächern angrenzend, zusätzlich befindet sich im Mauerwerk eine Wendeltreppe, die Wohnräume Simons VI und die Kapelle verbindend.

Abb.: Blick auf die Nordostecke des Innenhofes. Links der Flügel von 1584-1592, rechts der Flügel von 1666 mit dem hier besprochenen Allianzwappen

1603 wurde der Westflügel erbaut, diesmal war Hermann Roleff der ausführende Baumeister. Sein Flügel hat nicht überlebt, sondern wurde 1811 abgebrochen.

Der Ostflügel ist der baugeschichtlich jüngste Flügel, er entstand unter Graf Casimir im Jahre 1666. Hier ist der Geist des Barocks schon zu spüren. Er läßt im Norden des Schlosses einen repräsentativen formalen Garten anlegen.

Der Niedergang des Schlosses fand im frühen 19. Jh. statt. Um 1805 wird das Inventar versteigert, 1811 reißt man den Westflügel wegen Baufälligkeit ab, Wohnungen entstehen um 1819 im schönsten Teil des Schlosses, dem Nordflügel. Der barock überformte Ostflügel wird gegen 1825 zur Fürstlichen Musterbrauerei umgenutzt. Das Torhaus der Katharina von Waldeck riß man 1830 ab. Schloß Brake wird 1932 Verwaltungssitz des Kreises Lemgo. Seit 1973 ist es Sitz des Landesverbandes Lippe und enthält das Weserrenaissance-Museum (Eröffnung 1989). Ab 1983 erfolgte eine umfassende Sanierung des Gebäudes, so daß die erhaltenen Flügel gerettet werden konnten.

Das Allianzwappen am Ostflügel
Die Inschrift unter dem Allianzwappen lautet: "V. G. G. CASIMIR GRAFF VND EDLER HERR ZVR LIPPE / V. G. G. ANNA AMALIA GRAEFIN VND EDLE FRAW ZVR LIPPE GEBORNE GRAEFIN ZV SAIN VND WITGENSTEIN". Der Wappenstein trägt im gesprengten Giebel in einer Kartusche die Jahreszahl ANNO 1666. Der Türstürz unter dem Wappenstein trägt die gleiche Jahreszahl.

Das Wappen des Grafen Casimir zur Lippe
Heraldisch rechts, optisch links das Wappen des Ehemannes, des Grafen Casimir zur Lippe. Es handelt sich hierbei nicht mehr um die Hauptlinie, denn Graf Simon VII, reg. 1613-1627, verlegte den Regierungssitz wieder von Brake nach Detmold zurück. Seitdem blieb Detmold Residenzschloß der Hauptlinie. Hier im Schloß wohnte die Linie Lippe-Brake. Begründer dieser Linie ist Graf Otto (geb. 21.12.1589, gest. 18.11.1657), und Casimir ist sein ältester Sohn und Nachfolger (geb. 22.7.1627 in Brake, gest.12.3.1700 in Brake). Graf Otto zu Lippe-Brake war nachgeborener Sohn von Graf Simon VI, der die Residenz in Brake etabliert hatte. Simon VI hatte in seinem 1597 verfertigten Testament verfügt, daß Otto die Herrschaft in den lippischen Ämtern Brake, Barntrup, Blomberg und später auch Schieder übernimmt, während sein anderer Sohn, Graf Simon VII die Residenz Detmold und die Herrschaft im Lande bekommt. Graf Otto konnte sich zeitlebens nicht damit abfinden, nur die Nummer 2 und von der Regierung ausgeschlossen zu sein. Insgesamt hatte Graf Otto sieben Söhne und fünf Töchter. Graf Casimirs Mutter ist Margareta von Nassau-Dillenburg, geb. 6.9.1606 in Dillenburg, gest. 1.1.1661 in Detmold.

Das gräfliche Wappen ist geviert:

Dazu wird anfänglich (1528-1687) nur der Lippesche Helm geführt: Zwischen einem offenen, silbernen oder später auch roten oder rechts silbernen und links roten Flug eine rote Rose mit goldenem Samen und Kelchblättern (Stammkleinod zur Lippe), Helmdecken rot-silbern.

Das Wappen der Anna Amalia Gräfin von Sayn-Wittgenstein
Heraldisch links, optisch rechts befindet sich das Wappen der Ehefrau, Anna Amalia Gräfin von Sayn-Wittgenstein-Homburg, die Graf Casimir am 28. Mai 1663 geheiratet hatte. Sie wurde am 6.12.1641 in Homburg geboren. Ihr Vater ist Ernst Graf von Sayn-Wittgenstein-Homburg, geb. 29.3.1599, gest. 20.3.1649, ihre Mutter Elisabeth Gräfin von Sayn und Wittgenstein, geb. um 1605, gest. 8.12.1641. Sie starb am 17.3.1685 in Brake.

Das Wappen der Grafen zu Sayn-Wittgenstein-Homburg ist wie folgt aufgebaut:

Drei Helme hat das Wappen:

Entwicklung und Varianten des Sayn-Wittgensteiner Wappens:

Literatur, Links und Quellen:
Familienbibel: http://www.llb-detmold.de/ausstellungen/bibeljahr/august.html
Genealogie:
http://a.decarne.free.fr/gencar/dat233.htm#38
Sayn-Wittgenstein:
http://de.wikipedia.org/wiki/Sayn-Wittgenstein
Sayn-Wittgenstein:
http://www.sayn.de/
Ludwig Tavernier: Das fürstliche Haus Sayn-Wittgenstein-Sayn, Deutsche Fürstenhäuser Heft 6, Börde-Verlag Werl 2006, ISBN 3-980-7740-3-1
Siebmachers Wappenbücher
G. Ulrich Großmann, Renaissance entlang der Weser, Du Mont Buchverlag Köln, 1989, ISBN 3-7701-2226-7
Hartmut Platte: Das Haus Lippe in Vergangenheit und Gegenwart, Börde-Verlag Werl 2006, ISBN 3-980-6221-4-2
Hugo Gerard Ströhl, Deutsche Wappenrolle, Reprint von 1897, Komet Verlag Köln, ISBN 3-89836-545-X
Informationstafeln im Weserrenaissancemuseum Schloß Brake
Meiner Mutter Ursula Peter große Anerkennung exquisiter Vorarbeit
Weserrenaissance-Museum Schloß Brake:
http://www.wrm.lemgo.de/
Brake:
http://www.lemgo-brake.de/

Schloß Brake, Ostflügel - Schloß Brake, Turmportal

Die Entwicklung des Wappens der Herren, Grafen und Fürsten zur Lippe

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