Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 59
Würzburg (Unterfranken)

Alte Universität in Würzburg

Die Würzburger Alte Universität ist ein mächtiger Vierflügelbau mit leicht trapezförmigem Innenhof zwischen Domerschulstraße, Neubaustraße und Schönthalstraße. Im Osten grenzt sie an das Priesterseminar, im Süden an die Neubaukirche. Auch heute noch wird das Gebäude von der Universität genutzt, hauptsächlich von der juristischen Fakultät. Das riesige Gebäude wurde auf dem Gelände des ehemaligen, ungenutzten Ulrichsklosters errichtet, 1582 war die Grundsteinlegung. Das Gebäudeschema des Klosters wurde prinzipiell beibehalten, aber alle Gebäude wurden ersetzt. Der Ostflügel wurde 1584 fertig, danach ging man an den Nord- und den Westflügel, und ab 1586 baute man an der Kirche.

 

Diese Universität wurde von Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn im Jahre 1582 gegründet, und der Fürstbischof wurde ihr erster Rector magnificus. Es ist aber nicht die erste Würzburger Universität, einen Vorläufer gab es bereits 1402 unter Johann von Egloffstein, ihr war aber kein langes Überleben beschieden, denn sie ging ein, nachdem 1413 ihr Rektor ermordet wurde. Formal wurde diese erste Universität zwar nie aufgehoben, doch ihr Leben war zugleich mit dem ihres Rektors ausgehaucht, weil weder geeignete Räumlichkeiten noch eine gesunde wirtschaftliche Basis vorhanden waren, um ihren Fortbestand zu sichern. Erst unter Julius Echter von Mespelbrunn nahm das Projekt Fahrt auf: Der Hintergrund waren Gegenreformation und grundlegende Erneuerung der Institutionen des Fürstbistums, auch hatte das Tridentinum die Forderung nach einer besseren Ausbildung des Klerus gestellt, und so erfolgte die Neu- oder besser Wiedergründung der Universität, nicht nur um besser ausgebildete Kleriker, sondern vor allem auch kompetentere Hofbeamte heranziehen zu können.

Das Hauptportal (Abb. ganz oben rechts) mit einer rustizierten Sandsteinrahmung befindet sich im Nordflügel an dessen östlichen Ende und rahmt die Durchfahrt in den Innenhof. In den beiden Bogenzwickeln sehen wir Allegorien des Fleißes und der Wissenschaft. Neben dem Portal befinden sich jeweils eine Voll- und eine Halbsäule auf mit Löwenköpfen verzierten Postamenten, was der Sandsteinblende eine hohe Plastizität verleiht. Über dem Portal befindet sich ein großes Relief (Abb. oben), das den in Pontifikalgewänder gekleideten Stifter kniend vor einer Darstellung der Segnungen des Heiligen Geistes zeigt.

Wappen des Würzburger Fürstbischofs Julius Echter von Mespelbrunn (1573-1617) über dem Seiteneingang: Das Wappen ist geviert:

Zum Wappen gehören drei Helme:

Eine Kleinigkeit nimmt man nicht auf den ersten Blick wahr, sie ist aber sehr interessant. Die fürstbischöflichen Wappen werden normalerweise mit dem Schwert und dem Krummstab als Symbole der weltlichen, landesherrlichen, fürstlichen und der geistlichen, bischöflichen Gewalt dargestellt. Hier sieht man heraldisch rechts Griff und Parierstange des gestürzten Schwertes schräg hinter dem rechten Helm hervorkommen. Doch auf der anderen Seite sieht man hier ausnahmsweise keinen Krummstab oder Bischofsstab, sondern einen oben mit einem Knauf versehenen Amtsstab. Das ist wahrscheinlich ein Hinweis auf die besondere Rolle des Fürstbischofs, der hier nicht nur als Landesherr, sondern auch als Stifter und erster Rektor seiner Universität auftritt und deshalb das Amtszepter des Rektors an die Stelle des Krummstabes treten läßt (danke an Herrn Peter Kolb für diesen Hinweis).

Ein weiteres Wappen des Julius Echter von Mespelbrunn (1573-1617) befindet sich über der Tordurchfahrt: Gleiche Inhalte, andere Anordnung, nämlich als zusammengestellte Komposition aus drei einzelnen Vollwappen:

Ein weiteres Echter-Wappen finden wir auf der Rückseite des Gebäudekomplexes zur Neubaustraße hin auf einem auf das Jahr 1587 datierten Torbogen. Dieses Wappen besteht nur aus dem Schild in einer zu den Seiten ornamental ausgezogenen Renaissancekartusche mit innerer ovaler Begrenzungslinie.

Innenhof der Alten Universität, Westflügel

Innenhof der Alten Universität, Nordflügel, rechts angeschnitten die Tordurchfahrt

Dank der regen Bautätigkeit und der langen Regierungszeit (44 Jahre) gehört das Echter-Wappen zu den häufigsten in Mainfranken. In der Tat verdankt das Hochstift Würzburg ihm und seiner Regierung sehr viel (Bauwerke, Universität zu Würzburg, Spitäler etc.). Die Familie stammt ursprünglich aus dem Odenwald, wo sie in Diensten der Schenken von Erbach stand. Der Zweig im Spessart ist seit 1334 urkundlich erwähnt. Die dortigen Echter standen als "Wald- und Bachförster" im Dienste von Mainz. Sie hatten im Spessart Besitz an umfangreichen Waldgebieten. Mit dem Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn schaffte die Familie den Sprung nach Würzburg, und in der Folgezeit erwarb die Familie Besitzungen im Steigerwald (Gaibach, Oettershausen, Gochsheim, Schallfeld, Traustadt, Weisbrunn). Weiterhin hatte die Familie Besitzungen im Württembergischen: Neckarsulm, Crailsheim, Künzelsau. Beide Linien starben aber schon bald aus. Der letzte Echter war Johann Philipp Freiherr Echter von Mespelbrunn, der 1665 im 19. Lebensjahr verstarb. Das Erbe ging über Ottilia Echterin von Mespelbrunn, die 1648 Philipp Ludwig von Ingelheim geheiratet hatte, Oberstleutnant und Amtmann zu Miltenberg im Dienste von Mainz, an die von Ingelheim. 1698 vereinigte die Familie mit Genehmigung des Kaisers beide Wappen zu "von Ingelheim genannt Echter von Mespelbrunn" und vierte ihr Wappen aus Ingelheim und Echter von Mespelbrunn. Die Familie lebt heute auf Schloß Mespelbrunn.

Abb.: In der Tordurchfahrt mit einem Schlingrippengewölbe befindet sich eine Ahnenprobe des Fürstbischofs.

Abb.: Tordurchfahrt von Norden nach Süden gesehen

Abb.: Schlingrippengewölbe von Süden nach Norden gesehen

Die acht Wappenschilde an den Kreuzungen der Schlingrippen stehen für die acht adeligen Urgroßeltern des Fürstbischofs: Peter Echter von Mespelbrunn (-1511), Margaretha von Thüngen, Johann von Habern, Maria (n. Biedermann) bzw. Gertraud (n. Salver) von Fraunberg, Wendel von Adelsheim (-1518), kurpfälzischer Rat, Statthalter zu Heidelberg, Amalia von Schrotzberg (-1503), Thomas Rüdt von Collenberg, kurmainzischer Kämmerer und Hofmeister, und Margaretha von Horneck zu Hornberg. Die Farbfassung ist allgemein in einem schlechten Zustand und hat wenig mit einer heraldisch korrekten Fassung zu tun, weil einerseits alle silbernen Flächen einem graugrünen Ton gewichen sind, andererseits das Blau völlig verblaßt ist und sich dazu noch andere Ungereimtheiten eingeschlichen haben.

 

Das Wappen in der Abb. oben links gehört zu den Echter von Mespelbrunn, in Blau ein silberner Schrägbalken, belegt mit drei blauen Ringen. Durch dieses Wappen werden der Vater des Gründers, Peter Echter von Mespelbrunn (1520-21.1.1576), Amtmann zu Prozelten, kurmainzischer Geheimer Rat, Reichstagsgesandter, der Großvater väterlicherseits, Philipp Echter von Mespelbrunn jun. (-28.8.1535), und wiederum dessen Vater, Peter Echter von Mespelbrunn (-1511) und wiederum dessen Vater, Hammann Echter von Mespelbrunn, repräsentiert. Das Wappen in der Abb. oben rechts gehört zu den von Adelsheim, in Silber ein silbern-schwarz geteiltes, gewundenes Widderhorn (Steinbockshorn). Durch dieses Wappen werden die Mutter des Gründers, Gertrud (Gertraud) von Adelsheim (1525-1583), sowie der Großvater mütterlicherseits, Johann (Hans) von Adelsheim (1487-1551), und wiederum dessen Vater, Wendel von Adelsheim (-1518), kurpfälzischer Rat, Statthalter zu Heidelberg, repräsentiert.

 

Das Wappen in der Abb. oben links gehört zu den von Habern, in Blau zwei aufrechte, voneinander abgekehrte, silberne, goldengestielte Äxte (Cave, Varianten in der Literatur, ausführlich bei der Habermannsburg in Erbach diskutiert). Durch dieses Wappen werden die Großmutter väterlicherseits, Cordula von Habern (1487-23.2.1523), und deren Vater, Johann von Habern, repräsentiert. Das Wappen in der (Abb. oben rechts gehört zu den Rüdt von Collenberg, in Rot Kopf und Hals eines silbernen Rüden mit Stachelhalsband. Durch dieses Wappen werden die Großmutter mütterlicherseits, Margarethe (Margaretha) Rüdt von Collenberg (-1560), sowie deren Vater, Thomas Rüdt von Collenberg, kurmainzischer Kämmerer und Hofmeister, dargestellt.

 

Das Wappen in der Abb. oben links gehört zu den von Thüngen, in Silber ein goldener Balken, darin drei nach rechts ausgebogene rote Pfähle. Hier steht das Wappen für die Urgroßmutter Margaretha von Thüngen, Tochter von Engelhard von Thüngen und Barbara von Rosenberg (-1498), Ehefrau des Urgroßvaters in direkter Stammlinie, Peter Echter von Mespelbrunn (-1511). Das Wappen in der Abb. oben rechts gehört zu den von Schrotzberg, in Silber über einem roten Sparren eine quergelegte rote Schafschurschere. Hier steht das Wappen für die Urgroßmutter Amalia von Schrotzberg (-1503), Tochter von Eberhard von Schrotzberg und Anna von Adelsheim. Sie war die erste Ehefrau (Heirat 1485) des Wendel von Adelsheim (-1518).

 

Jetzt kommen zuletzt die beiden Urgroßmütter, die am weitesten von den jeweiligen Namensstämmen entfernt sind, zuerst die väterlicherseits, zuletzt die mütterlicherseits. Das Wappen in der Abb. oben links gehört zu den Frauenberg zum Hag (Haag), in Rot ein springendes silbernes Roß mit Zaumzeug und Zügeln. Das Wappen steht für die Urgroßmutter des Gründers, Maria von Frauenberg. Sie war die Ehefrau des Johann von Habern. Das Wappen in der Abb. oben rechts gehört zu den Horneck von Hornberg, in Gold über einem roten Dreiberg im Schildfuß ein rotes Hifthorn mit silbernen Beschlägen. Das Wappen steht für die in der Reihenfolge und Logik der Ahnenprobe genealogisch niederrangigste Urgroßmutter des Gründers, Margaretha Horneckin von Hornberg. Sie war die Ehefrau von Thomas Rüdt von Collenberg. Übrigens begegnen uns genau die gleichen acht Wappen einerseits als Vollwappen auf dem Epitaph des Gründers im Würzburger Dom und andererseits lediglich als Schilde über dem Eingang des von des Fürstbischofs Eltern erbauten Schlosses Mespelbrunn. Ein weiteres Mal begegnen uns die acht Schilde an einer Wappendarstellung auf der Festung Marienberg in Würzburg.

Literatur, Links und Quellen:
Anton P. Rahrbach, Reichsritter in Mainfranken. Zu Wappen und Geschichte fränkischer Adelsfamilien. Bauer & Raspe Verlag - Die Siebmacherschen Wappenbücher, die Familienwappen deutscher Landschaften und Regionen, Band 2, 2003, ISBN 3-87947-113-4
Peter Kolb: Die Wappen der Würzburger Fürstbischöfe. Herausgegeben vom Bezirk Unterfranken, Freunde Mainfränkischer Kunst und Geschichte e.V. und Würzburger Diözesangeschichtsverein. Würzburg, 1974. 192 Seiten.
Barbara Schock-Werner, Die Bauten im Fürstbistum Würzburg unter Julius Echter von Mespelbrunn, 536 S., Schnell & Steiner Verlag 2005, ISBN-10: 379541623X, ISBN-13: 978-3795416232, S. 338-341.
ein herzliches Dankeschön an Herrn Peter Kolb für den Hinweis auf das Amtszepter des Gründers
Die Alte Universität:
http://www.mein-wuerzburg.com/alteuniversitaet.htm
Julius-Maximilians-Universität in Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Julius-Maximilians-Universität_Würzburg
Alte Universität:
https://wuerzburg-sehen.de/sehenswuerdigkeiten/historische-gebaeude/alte-universitaet/
Alte Universität im Würzburg-Wiki:
https://wuerzburgwiki.de/wiki/Alte_Universität
Alte Universität, Ansichten:
https://www.uni-wuerzburg.de/presse/service/bilder-und-grafik/foto-galerie/fotogalerie-alte-uni/
Geschichte der Alten Universität:
https://www.uni-wuerzburg.de/uniarchiv/die-geschichte-unserer-universitaet/schauplaetze/alte-uni/

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