Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 554
Trier - in der Umgebung der ältesten Stadt Deutschlands

Bei Trier: Das Quinter Schloß

Quint ist heute ein Vorort von Trier im Norden der Stadt am Rande des Meulenwaldes. Seinen Namen hat Quint nach dem 5. römischen Meilenstein, "ad quintum lapidem", an der alten Römerstraße, die von Trier in Richtung Nordosten weg nach Andernach führte. Am Quintbach wurde im 17. Jh. eine Eisenhütte gegründet, die erst 1972 stillgelegt wurde. 1683 errichtet Franz Pidoll einen ersten Hochofen am Quintbach. Die Quinter Hütte entwickelt sich zu einem bedeutenden Unternehmen, das Dorf Quint entsteht aus der Hüttenarbeitersiedlung. 1697 kauft Franz Pidoll noch die ehemalige Mahlmühle Mülchen am Quintbach und legt dort eine Eisenschmelze an. Die Familie Pidoll von Quintenbach stammt aus Lothringen, wo ihre Vorfahren in Kriegsdiensten standen, auch in französischen Diensten. Schon in Lothringen besaßen sie Eisenwerke. Dominik Pidoll siedelte nach Trier über. Die Familie ließ ca. 1760 das repräsentative Schloß errichten, gleichzeitig Wohngebäude und Verwaltungsbau der Eisenhütte, nach dem Vorbild barocker Adelspaläste. 1794 wird die Eisenhütte beim Einmarsch französischer Truppen zerstört. Heute wird das Quinter Schloß nach Wiederherstellung in den 1980ern von einem Institut für Europarecht der Universität Trier (Institut für Arbeitsrecht und Arbeitsbeziehungen in der Europäischen Gemeinschaft) genutzt. Das ehemalige Werksgelände ist heute ein Neubaugebiet.

Der freie Hüttenmeister Franz Pidoll erhielt am 18.5.1714 von Kaiser Karl VI das Adelsdiplom mit dem Beinamen "von Quintenbach". Der Quintbach ist heute ein ziemlich schmutziges Rinnsal zwischen Brennesseln hinter dem Schloßpark. Die Familie der Freiherren Pidoll von Quintenbach ist viel in Österreich zu finden und teilte sich dort in drei Häuser, alle einst im österreichischen Freiherrenstand (1843 für Carl Ritter von Pidoll, Mitglied des Hofkriegsrats, 1850 für Johann Michael Ritter von Pidoll, Feldzeugmeister, 1865 für Franz Friedrich Ritter von Pidoll in Anerkennung der militärischen Leistungen seines Vaters, des gefallenen Obersten Gustav Ritter Pidoll von Quintenbach).

Die Architektur orientiert sich an Werken des Barockbaumeisters Joh. Seitz. Drei Flügel, jeder zwei Stockwerke hoch und mit Mansarddach, umschließen einen rechteckigen Ehrenhof, der zur Straße hin mit einem gotisierenden Gitter aus dem 19. Jh. abgetrennt ist. In der Mitte des Hauptflügels befindet sich das Wappen Pidoll wie unten beschrieben. Zum weitläufigen Garten hin ist eine durchgehende lange Front mit Mittelrisalit, reich verziert. Eine Freitreppe führt zu einem Gartenportal, das von Atlantenpilastern gerahmt wird. Auch die verwendeten Skulpturen orientieren sich am barocken Geschmack und der Kunst des Ferdinand Tietz.

Das Wappen zeigt in Rot einen goldenen Schräglinksbalken, belegt mit drei roten, golden besamten Rosen hintereinander, begleitet oben rechts von einem silbernen Mond, die Spitzen nach rechts gekehrt, meist gesichtet dargestellt, und unten links von einer Quinte, einem goldenen Kreisel (bzw. einer goldenen Spule), der mit blauer Schnur mit herabhängendem Ende umwickelt ist.

Zum gekrönten Stammhelm gehört ein rot-silbern übereck geteilter Adlerflug, dazwischen eine rote, golden besamte Rose. Helmdecken rot-golden/rot-silbern. Hier ist der Flug rot-weiß gestrichen, die Helmdecken bzw. die daran erinnernden Rudimente, ebenfalls weiß. Soweit die Wappenform von 1714 mit nur einer Helmzier, wie am Quinter Schloß realisiert.

Varianten:
Es gibt das Wappen Pidoll von 1843 auch mit drei Helmen: Helm 1: Silberne gesichtete Mondsichel. Helm 2: Stammhelm, ein rot-silbern übereck geteilter Adlerflug, dazwischen eine rote, golden besamte Rose. Helmdecken rot-golden/rot-silbern. Helm 3: eine blau umwundene, goldene Quinte.

Eine andere Variante von 1851 hat ebenfalls drei Helme, aber die beiden äußeren Kleinode sind ausgetauscht: Helm 1: Ein Turm mit drei Zinnen, drei Fenstern und geschlossenem Tor, Helmdecken rot-silbern. Helm 2: Stammhelm, ein rot-silbern übereck geteilter Adlerflug, dazwischen eine rote, golden besamte Rose. Helmdecken rot-golden/rot-silbern. Helm 3: Geharnischter Schwertarm, Helmdecken rot-golden.

Eine dritte, im Siebmacher erwähnte Variante ist: Helm 1: Ein schwarzer Zinnenturm, Helmdecken rot-silbern. Helm 2: ein rot-silbern geteilter Adlerflug, je mit einer Rose in verwechselten Tinkturen auf der Teilung belegt. Helmdecken rot-golden/rot-silbern. Helm 3: Geharnischter Schwertarm, mit dem Ellenbogen auf den Helm gestützt, Schwert mit goldener Parierstange, Helmdecken rot-golden.

Literatur, Quellen und Links:
Siebmachers Wappenbücher
Reclams Kunstführer, Deutschland VI, Rheinland-Pfalz/Saarland, Philipp Reclam Verlag 1980, S. 497 ff.

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