Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 439
Ortenberg, Wetteraukreis

Marien-Kirche in Ortenberg, Wetteraukreis

Über dem spätgotischen Südportal der Marienkirche befindet sich das Wappen der Herren von Eppstein: In Silber drei rote Sparren. Helmzier ein roter Turnierhut mit silbernem Stulp, darauf eine mit einem Pfauenfederstoß besteckte goldene Kugel. Helmdecke rot-silbern. Früher war offensichtlich nicht festgelegt, ob es sich um drei Sparren oder fünf sparrenweise Teilungen handelt, beide Varianten lassen sich auf Siegeln des 13. und 14. Jh. finden. Bei älteren Wappen und Siegeln ist der oberste Sparren wie auch hier zu sehen abgestumpft, so daß der mittlere Sparren höher als üblich reicht.

Dies ist das Stammwappen der Herren von Eppstein. Als Stammvater der Herren von Eppstein gilt Gerhard II. von Hainhausen, der die Burg Königstein im Taunus erbaute und um 1200 die Burg Hohenberg käuflich erwarb, das spätere Bad Homburg vor der Höhe. Die Stammgüter der Familie lagen im Niddagau und Rodgau sowie im Taunus. Die Burg Eppstein lag am Zusammenfluß der Krüftel und des Fischbachs, sie kam zwischen 1183 und 1190 in den Besitz der Familie, und nach ihr nannte sie sich fortan. Gerhard III. von Hainhausen, Sohn des oben genannten Gerhard II, nannte sich als erster auch Gerhard I. von Eppstein. Die Familie erlebte einen rasanten Aufstieg und wurde eine der mächtigsten Familien der Gegend im Hochmittelalter mit ausgedehntem Lehensbesitz, vermehrt durch Erbschaften und Heiraten. In der Blütezeit des Geschlechts stellten die Herren von Eppstein vier Mainzer Erzbischöfe zwischen 1200 und 1305. 1433 erfolgte Aufspaltung in die zwei Linien zu Königstein und zu Münzenberg.

Nach der Erbfolge in Münzenberg und Königstein wurde das Wappen vermehrt: Geviert: 1 und 4 Eppstein (in Silber drei rote Sparren), 2 und 3: Münzenberg (rot-golden geteilt), Herzschild Königstein (in Gold ein schwarzer Löwe). Helmzier ein roter Turnierhut mit silbernem Stulp, darauf eine mit Pfauenfedern besteckte goldene Kugel (Falkensteiner Hut). Helmdecke schwarz-golden (Königstein). Dazu sei angemerkt, daß es davor keine Grafen von Königstein gab und daß die früheren Herren von Königstein (Niederadel) ein ganz anderes Wappen führten, offensichtlich ist der Königsteiner Löwe eigens zu dem Zwecke der Wappenverbesserung angenommen worden und zentral im Herzschild platziert worden.

Später wurde der Herzschild gespalten, vorne der Königsteiner Löwe, hinten Grafschaft Dietz.

1505 wurde ihnen der Grafentitel zugestanden. Das Geschlecht der Herren von Eppstein, jetzt Grafen von Königstein, erlosch aber schon im Jahre 1535. Die Herren von Eppstein-Münzenberg waren schon 1522 mit Gottfried XII ausgestorben. Die ausgedehnten Besitzungen fielen größtenteils an Kurmainz und an die Landgrafschaft Hessen.

1219 wird zum ersten Mal eine Kapelle zu Ortenberg erwähnt. Von diesem romanischen Bau sind aber nur noch Spuren sichtbar. Um 1300 wird sie als Pfarrkirche erwähnt, sie untersteht dem Erzbischof von Mainz. 1324 möchte man die Kirche umbauen. Zur Finanzierung des Projektes schrieb man an den Papst nach Avignon, er möge einen Ablaß gewähren zur Aufbesserung der Baukasse. Das flache Schiff entsteht. 1385 begann man mit dem Chor im hochgotischen Stil, er wird höher als das Hauptschiff. 1430-1450 folgt in flamboyanten Stil das lichte südliche Seitenschiff mit schönen Maßwerkfenstern. Der Turm wird auch um diese Zeit erhöht. Das Südportal mit dem Eppstein-Wappen stammt aus der Spätgotik und wurde 1975/76 umfassend renoviert.

Detail vom Südportal

Literatur und Links:
Anton P. Rahrbach, Reichsritter in Mainfranken. Zu Wappen und Geschichte fränkischer Adelsfamilien. Bauer & Raspe Verlag - Die Siebmacherschen Wappenbücher, die Familienwappen deutscher Landschaften und Regionen, Band 2, 2003, ISBN 3-87947-113-4
Blatt zur Geschichte der Kirche, in der Kirche ausliegend
Siebmachers Wappenbuch
Regina Schäfer: Die Herren von Eppstein. Historische Kommission für Nassau, Wiesbaden 2000, ISBN 3-930221-08-X
Genealogien: Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9

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