Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 259
Würzburg - ein heraldischer Leckerbissen

Dom zu Würzburg, Otto von Wolfskeel

An einem südlichen Pfeiler des Hauptschiffs befindet sich im Kiliansdom das Grabdenkmal für den Würzburger Fürstbischof Otto II. von Wolfskeel (reg. 1333-23.8.1345). Der Bischof steht in vollem Ornat (Albe, Dalmatik, Kasel, Rationale, Mitra auf dem Kopf) auf einem rechtsgewendeten Löwen (das erste Mal in WEürzburg!), die Rechte auf das Schwert gestützt, die Linke den Krummstab haltend. Dieses gotische Grabmal gab dem unbekannten Bildhauer den Notnamen "Wolfskeelmeister", der einige der bedeutendsten Plastiken des 14. Jh. im süddeutschen Raum schuf, darunter auch die Grabdenkmäler für die Würzburger Bischöfe Wolfram von Grumbach und Albrecht II. von Hohenlohe und für die Bamberger Bischöfe Friedrich I. von Hohenlohe und Friedrich II. von Truhendingen, weitere hochgotische Plastiken von seiner Hand stehen in den Klöstern Himmelkron, Sonnefeld und Heilsbronn.

Die Inschrift verläuft entlang der beiden Längsseiten und ist größtenteils zweizeilig: "D(OMI)N(V)S OTTO WOLFSKE(E)L FVIT EP(ISCOPV)S HERB(IPOLENSIS) AN(N)IS XI ME(N)SIB(VS) VIII ET DIEB(VS) XXII ET OBIIT AN(N)O DOMINI MCCCXLV DIE XXIII AVG(VSTI) - HIC ISTAM ECC(LESI)AM Q(VAM) PL(VR)IB(VS) MV(N)IC(I)O(N)IB(VS) VILLIS ET STRVCT(V)RIS S(V)BLIMA(N)DO DITAVIT" (Lesung korr. n. Salver, verläßlicher bei Deutsche Inschriften Bd. 27). Übersetzung: Herr Otto von Wolfskeel ist 11 Jahre, 8 Monate und 22 Tage lang Bischof von Würzburg gewessen und starb im Jahre des Herrn 1345, am 23. Tag des Augusts. Er stattete das Hochstift (wörtlich: diese Kirche) mit vielen Befestigungen, Dörfern und Gebäudenb aus und hob dadurch das Ansehen. Diese Inschrift bezeugt, wie verdient sich der Fürstbischof um die Befestigung des Hochstiftsterritoriums mit Burgen und bauliche Ausstattung seiner Bischofsstadt verdient gemacht hat. Und er war für etliche Gebietszuwächse (u. a. Röttingen, Kitzingen, Iphofen, Heidingsfeld, Mainbernheim, Rothenfels, Frickenhausen, Reichenberg und Gemünden) verantwortlich. Seine Regierungszeit war eine Zeit der Ausdehnung und Festigung des Herrschaftsgebietes. Der Fränkische Landfrieden und Schutzbündnisse mit Nachbarfürsten sicherten dem Hochstift außenpolitische Ruhe, wozu auch eine konsequente Burgenpolitik beitrug. Er befreite zudem das Hochstift von Schulden, zum einen durch eine 10jährige Besteuerung (collecta maior) der Kleriker, zum andern durch geschickte Ausnutzung eines Aufstandes gegen die jüdische Bevölkerung, den er zu einer Streichung aller Schulden bei jüdischen Geldgebern verwendete, weiterhin durch Verpfändungen von Dörfern, Zehnten und Gerichtsbarkeiten vorwiegend an Geistliche.

Otto von Wolfskeel bekam 1319 durch den Domherrn Berthold von Grumbach eine Exspektanz auf ein Würzburger Domkanonikat. Er wurde 1323 Domherr, 1325 Archidiakon. 1333 wurde er zum Bischof gewählt, wobei es einen Gegenkandidaten gab, Hermann von Lichtenberg, den Ludwig der Bayer lieber gehabt hätte. Deshalb wurde Otto von Wolfskeel nur mit einer Minderheit des Domkapitels gewählt. Erst nach dem Tod des Gegenkandidaten söhnte sich der gewählte Bischof mit der Gegenseite aus und konnte den faktischen Besitz des Hochstifts erlangen.

 

Auf diesem Grabdenkmal sind insgesamt vier Wappenschilde zu sehen. Die beiden oberen Schilde zeigen die im Dom ubiquitär vorhandenen Symbole der Würzburger Fürstbischöfe, optisch links ist der "Fränkische Rechen" zu sehen = von Rot und Silber mit drei aufsteigenden Spitzen geteilt, Herzogtum zu Franken, gegenüber neben der Krümme des Bischofsstabes das "Rennfähnlein" = in Blau eine rot-silbern gevierte, schräggestellte Standarte mit goldenem Schaft für das Hochstift Würzburg. Hier hat das Fähnchen noch nicht die später typische Form mit den je zwei rechteckigen Einkerbungen auf jeder der senkrechten Seiten.

Heraldisch unten rechts ist der Schild der von Scherenberg zu sehen, in Gold eine aufrechte rote Schere. Das Wappen steht für die Mutter des Fürstbischofs, Anna von Scherenberg, Tochter von Hans von Scherenberg und Anna von Fuchs.

Heraldisch unten links ist der Schild der von Wolfskeel zu sehen, in Gold ein schwarz bekleideter Mohr, der in seiner ausgestreckten rechten Hand drei rote Blumen hält. Das ist das eigentliche Familienwappen des Fürstbischofs, bzw. das seines namensgleichen Vaters (Burgmann auf dem Marienberg, wo auch der Bischof geboren wurde) und seines ebenfalls namensgleichen Großvaters (ebenfalls Burgmann auf dem Marienberg), das hier in ungewöhnlicher Position links zu sehen ist. Die Großmutter väterlicherseits war Anna von Schaumberg. Genau die gleichen vier Wappeninhalte sind übrigens auch am Grabdenkmal des Wolfram von Grumbach zu sehen, weil beide Familien stammesverwandt und wappengleich sind.

Literatur, Links und Quellen:
St. Kilians-Dom: http://www.dom-wuerzburg.de/index.php?r=t/
Peter Kolb: Die Wappen der Würzburger Fürstbischöfe. Herausgegeben vom Bezirk Unterfranken, Freunde Mainfränkischer Kunst und Geschichte e.V. und Würzburger Diözesangeschichtsverein. Würzburg, 1974. 192 Seiten.
Beschreibung dieses Epitaphs in: Joh. Octavian Salver, Proben des hohen deutschen Reichs Adels oder Sammlungen alter Denkmäler
http://books.google.de/books?id=ZONWAAAAcAAJ S. 238-240.
Otto II. von Wolfskeel:
http://de.wikipedia.org/wiki/Otto_II._von_Wolfskeel
Wolfskeelmeister
http://de.wikipedia.org/wiki/Wolfskeelmeister
Theodor Henner,  Otto II. von Wolfskeel, Bischof von Würzburg, in: Allgemeine Deutsche Biographie, Band 24, Duncker & Humblot, Leipzig 1887, S. 736-741,
http://de.wikisource.org/wiki/ADB:Otto_II._(Bischof_von_Würzburg);
Alfred Wendehorst: Das Bistum Würzburg Teil 2 - Die Bischofsreihe von 1254 bis 1455, Germania Sacra NF4, Berlin 1969, ISBN 978-3-11-001291-0, S. 60-72,
http://rep.adw-goe.de/handle/11858/00-001S-0000-0003-16DE-2 und http://rep.adw-goe.de/bitstream/handle/11858/00-001S-0000-0003-16DE-2/NF%204%20Wendehorst%20W%c3%bcrzb.%20Bfsreihe%20bis%201455.pdf
Alfred Wendehorst, Otto II. von Wolfskeel, in: Neue Deutsche Biographie, Band 19, Duncker & Humblot, Berlin 1999, ISBN 3-428-00200-8, S. 697 f.,
http://www.deutsche-biographie.de/xsfz74203.html
Die Deutschen Inschriften, hrsg. von den Akademien der Wissenschaften in Düsseldorf, Göttingen, Heidelberg, Mainz, München und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien, 27. Band, Münchener Reihe 7. Band, Die Würzburger Inschriften bis 1525, auf der Grundlage des Nachlasses von Theodor Kramer, unter Mitarbeit von Franz Xaver Herrmann, bearbeitet von Karl Borchardt, Dr. Ludwig Reichert Verlag, Wiesbaden 1988, S. 42, Nr. 66

Dom, Albrecht II. von Hohenlohe - Dom, Johann I. von Egloffstein - Dom, Johann von Brunn - Dom, Gottfried Schenk von Limpurg - Dom, Johann von Grumbach - Dom, Rudolf von Scherenberg - Dom, Lorenz von Bibra

Die Wappen der Fürstbischöfe von Würzburg - Teil (1) - Teil (2) - Teil (3) - Teil (4)
Der Fränkische Rechen - Das Rennfähnlein

Ortsregister Photos von Wappen - Namensregister
Zurück zur Übersicht Heraldik

Home

© Copyright / Urheberrecht an Text, Graphik und Photos: Bernhard Peter 2006, 2013
Impressum