Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 247
Weikersheim - ein Traum aus Renaissance und Barock

Wappen am Altar der St Georgs-Kirche zu Weikersheim

Am Altar finden wie die Wappen zweier Generationen Grafen von Hohenlohe und ihrer Gemahlinnen. Am Unterbau des Altares ist vorne in der Mitte das Wappen des Grafen Wolfgang II. von Hohenlohe (1546-1610), hinten auf der Rückseite befindet sich das Wappen seiner Gemahlin Gräfin Magdalena von Hohenlohe, geb. Gräfin von Nassau-Dillenburg (1547-1633). Ursprünglich war der Altar ohne Retabel konzipiert und drückt damit den calvinistischen Einfluß am Hof zu Weikersheim aus. Gräfin Magdalena war immerhin die Schwester des Wilhelm von Oranien.

Wappen der Grafen von Hohenlohe-Weikersheim (Löwen in Feld 1 und 3 aus Courtoisie gewendet):

Der Schild des Nassau-Dillenburger Wappens (Rückseite vom Unterbau des Altars) ist geviert:

Der Ovalschild wird von einem Lorbeerkranz eingefaßt und von zwei gekrönten Greifen als Schildhalter flankiert, hier eine Detailaufnahme des heraldisch rechten Greifen.

Später (1618) wurde der Altar umgebaut und erielt einen Retabel über der Mensa des Altares. An dessen Predella sind zwei Wappen angebracht. Links außen (optisch) das des Grafen Georg Friedrich von Hohenlohe-Weikersheim (geb. 1569, reg. 1610 - 1645, Sohn des oben erwähnten Grafen Wolfgang), rechts außen (optisch) das seiner Gemahlin Eva von Waldstein.

Wappen Hohenlohe-Weikersheim:

Wappen Waldstein: Geviert, Feld 1 und 4: in Gold ein blauer, gekrönter Löwe, Feld 2 und 3: in Blau ein goldener, gekrönter Löwe. Helmzier ein goldener gekrönter Löwe zwischen einem goldenen und einem blauen Adlerflügel. Helmdecken blau-golden.

Die von Waldstein (tschechisch Valdštejn) sind ein über tausend Jahre altes böhmisches Adelsgeschlecht und ein Zweig der Markwartinger. Der erste der Herren und späteren Grafen von Waldstein war Zdenko Herr auf Valdštejn bei Kaderavec im Bunzlauer Kreis in der zweiten Hälfte des 13. Jh. Reichsgrafen wurden die Freiherren von Waldstein unter Kaiser Ferdinand II am 25.6.1628, bestätigt für Böhmen am 21.10.1628. 1656 kam das Geschlecht durch das Erlöschen des letzten Zweiges der Vitkovice an das Oberst-Erbvorschneideramt im Königreich Böhmen. Ihr Wappen hat im Laufe der Zeit viele Veränderungen erfahren.

Stammwappen: Das Stammwappen der Markwartinger zeigte einen schreitenden Löwen, z. B. in einem Siegel von 1237, das dem Waldstein-Vorfahren Jaroslav z Hruštice zugerechnet wird. Später (belegt 1337) hatten die von Waldstein in Gold einen blauen Löwen, in der normalen aufrechten Form, doppelschweifig. Helmzier ein rechts blauer, links goldener Flug, Helmdecken blau-golden. Einige Linien verwendeten auch einen goldenen Löwen in Blau, und alternativ wurde wohl auch ein wachsender Löwe als Helmzier geführt. Die Löwen im Schild werden mal gekrönt, mal ungekrönt abgebildet.

Vermehrtes Wappen: Seit Ende des 15. Jh. geviert: Golden-blau geviert, mit vier Löwen in den vier Feldern, alle in verwechselten Farben und nach innen gekehrt, doppelschwänzig. Helmzier ein rechts blauer, links goldener Flug, Helmdecken blau-golden. Alternativ die Kombinationshelmzier, ein goldener gekrönter Löwe zwischen einem goldenen und einem blauen Adlerflügel. Ob hier verschiedene Linien vereint wurden oder ob man dem allgemeinen Zeitgeist mit dem Quadrieren folgte, kann nicht entschieden werden.

Weitere Entwicklung des Waldstein-Wappens:
Wappen nach den Diplomen von 1621/1628: Adam Freiherr von Waldstein auf Hradek ob der Sázava (gest. 1638) bekam von Kaiser Ferdinand II eine Wappenverbesserung am 20.9.1621 (Reich), dazu den Titel eines "Geheimen Raths" und das Prädikat "Hoch- und Wohlgeboren". Zweites Diplom am 13.12.1621 (Königreich Böhmen), gleiches Wappen. 25.6.1628 Reichsgrafenstand für Adam Graf von Waldstein aus der Wartenberger Linie, 11.8.1628 kursächsische Anerkennung, böhmischer Grafenstand 21.10.1628.

Helmzier ein rechts blauer, links goldener Flug, Helmdecken blau-golden.

Wappen von Waldstein-Arnau:
Diese Linie erhielt ebenfalls eine Wappenbesserung, aber nur einen einfachen schwarzen Doppeladler in einfachem goldenen Herzschild

Helmzier ein vorne blauer, hinten goldener Flug, Helmdecken blau-golden.

Wappen Wallensteins als Herzog von Friedland:

Dazu Herzogshut/Fürstenhut. Friedland, heute Frýdlant v Cechách, bekam Wallenstein 1620 von Kaiser Ferdinand II. 1620 erst als Pfand, 1622 kaufte er es 1622 endgültig. Am 3.9.1623 wurde Wallenstein von Kaiser Ferdinand in den Reichsfürstenstand erhoben. 1623 wurde ihm dann der Titel eines Herzogs von Friedland verliehen.

Wappen Wallensteins als Herzog von Friedland und Sagan:

Kleinod: Ein silberner, gekrönter Adler auf rot-silbern-blau-goldenem Wulst. Helmdecken rot-silbern und blau-golden

Sagan, heute Zagan, liegt in Schlesien. 1627 gelangte Wallenstein in den Besitz der Stadt.

Wappen Wallensteins als Herzog von Friedland, Mecklenburg und Sagan:
Am 1.2.1628 wurde Wallenstein mit Mecklenburg belehnt. Der nächste Lehnsbrief vom 16.6.1629 nennt Wallenstein mit vollem Titel: "Albrecht von Gottes Gnaden Herzog von Meckenburg, Friedland und Sagan, Fürst zu Wenden, Graf zu Schwerin, der Lande Rostock und Stargard, Herr von... (118 Herrschaften und Güter werden nun aufgezählt), kaiserlicher Majestät General Obrister Feldhauptmann, wie auch des Oceanischen und Baltischen Meeres General".

Fürstenhut. Anmerkung: Die Zuordnung der Felder der Waldstein-Wappen im Siebmacher ist nicht zutreffend, sämtliche Meckenburger Felder sind inkorrekt. Insbesondere sei hier auf die korrekte und detaillierte Darstellung der Mecklenburger Wappen im Siebmacher Band Landesfürsten verwiesen, sowie auf die Darstellung bei Ströhl, Deutsche Wappenrolle. Auch nach Lektüre der ausführlichen Darstellungen der Waldstein-Wappen in den verschiedenen Bänden des Siebmacherschen Wappenwerkes bleiben leider viele Ungereimtheiten, Widersprüche und offene Fragen.

Wappen Wallensteins als Inhaber von Groß-Glogau:
Das Kriegsglück wandte sich, 1630 verlor Wallenstein den Oberbefehl, der schwedische König Gustav Adolf landete am 24.6.1630 an der pommerschen Küste und führte die Herzöge von Mecklenburg wieder in ihre Länder zurück. Damit wurden die ganzen Komponenten Anspruch- und Erinnerungswappen. Seit der pfandweisen Überlassung des schlesischen Fürstentums Groß-Glogau am 16.4.1632 als Kompensation für das verlorene Mecklenburg führte der Herzog das Wappen wie folgt (gültig 1632-1634):

Fürstenhut. Anmerkung: Die Zuordnung der Felder im Siebmacher ist nicht zutreffend (s. o.).

Älteres Wappen von Waldstein-Wartenberg: Die Namen- und Wappen-Vereinigung für die 1. Hauptlinie als Grafen von Waldstein und Herren von Wartenberg erfolgte am 16.8.1758.

Zwei Helme:

Neueres Wappen von Waldstein-Wartenberg: Hier das Wappen, entsprechend dem Diplom vom 16.8.1758:

Drei Helme:

Genealogie:
Genealogie, die zeigt, wie nah verwandt Eva von Waldstein mit dem berühmtesten Familienmitglied ist, dem Herzog von Friedland und Mecklenburg, Fürst von Sagan, vor allem aber dem Oberbefehlshaber der kaiserlichen Heere im Dreißigjährigen Krieg und Gegner der protestantischen Mächte, kaiserlichemKriegsrat, Generallissimus und Admiral der Nord- und Ostsee.

Genealogie des Ehemannes:

Link zur Kirchengemeinde:
http://www.kirchenbezirk-weikersheim.de/

Literatur:
Siebmachers Wappenbuch
Aschaffenburger Wappenbuch
http://www.weikersheim.de, http://www.weikersheim.de/index2.html
http://www.ferienstrasse-bayern.de/weikersheim.htm
Hohenloher Genealogie:
http://www.gen.heinz-wember.de/hohenlohe/index.html
Klaus Merten, Stadtkirche Weikersheim, Große Baudenkmäler Heft 303, Deutscher Kunstverlag München Berlin 1995.
Werner Dettelbacher, Franken, DuMont Kunstreiseführer, 9. Auflage Köln 1980, ISBN 3-7701-0746-2
http://www.schloesser-magazin.de/de/objekte/wk/wkth.php
Fischer, Adolf: Geschichte des Hauses Hohenlohe, Hrsg.: Historischer Verein f. Württembergisch-Franken, Hohenloher Druck- u. Verlagshaus, 1991
http://www.schloss-weikersheim.de/
Hanker, Werner: Weikersheim - Kleinod an der Tauber, Verlag Geigerdruck, 1992
Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9

's Prinzle - Wappenschlußsteine in St. Georg - Chorgewölbe und Orgelgehäuse St. Georg - Wilhelm von Rechberg

Die Wappen des Hauses Hohenlohe
Haus Nassau - ottonische Hauptlinie - Haus Nassau - walramsche Hauptlinie

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Veröffentlichung der Innenaufnahmen mit freundlicher Erlaubnis von
Herrn Pfarrer Martin Henzler-Hermann, Kirchengemeinde Weikersheim 2007