Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1088
Gemmingen (Kraichgau)

Schloß Gemmingen (2): Personendenkmale

Im Schloßhof des Unterschlosses zu Gemmingen finden wir zahlreiche alte Personendenkmale, Epitaphien und Grabplatten aus dem 14. bis zum 17. Jh. Sie sind an die Schloßmauer von innen angelehnt und nur zum Teil gegen weitere Verwitterung geschützt. Zum einen besticht die klare Heraldik auf diesen Platten, zum anderen erschrickt man ob des hohen Anteils von Kinder-Grabplatten, die von der damaligen hohen Kindersterblichkeit zeugen.

Das am meisten vorkommende Wappen ist natürlich das der Freiherren von Gemmingen: In Blau zwei goldene Balken. Als Helmzier zwei wie der Schild mit zwei goldenen Balken belegte blaue Büffelhörner. Helmdecken blau-golden.

Linke Abb.: Platte 1, Diether von Gemmingen, gest. 1404 (?), Wappen Gemmingen, Inschriftenfragmente "anno domini........obiit diether de....", unten war einst ein Tier (Hund?), wie sie sonst bei plastischen Darstellungen zu Füßen eines Ritters kauern. Die Platte ist an den Seiten abgeschrägt und trägt nur auf der Außenschräge eine Inschrift in gotischen Minuskeln, die von außen herum lesbar ist, wie für eine Tumbaplatte. Wo die genaue Jahreszahl steht, ist die Platte leider beschädigt. Rechte Abb.: Platte 2, Conrad von Gemmingen und sein Sohn Dieter von Gemmingen, Wappen Gemmingen, Inschriftenfragmente "Anno d(o)m(ini) mcccclvii ob(iit) cunrat de gemminge sabata post....et fili(us) ei dieter ......". Die Inschrift besteht aus tief eingehauenen gotischen Minuskeln.

Linke Abb.: Platte 3, Philipp von Gemmingen (gest. 1520), Wappen Gemmingen, Inschriftenfragmente "....uf de achte tag des monats hornungs starb de.....lips vo Gemgen des sel got g.....", oben gotisches Blendmaßwerk, rechte Abb.: Platte 4, Wappen Gemmingen, Inschriftenfragmente " uff sant urbans tag ist gestorben der....dem got genedig wolle..."

Linke Abb.: Platte 5, Wappen Schwarzenberg mit zwei schwarzen Balken im goldenen Schild und einem wachsenden silbernen Schwan mit ausgebreiteten roten Flügeln als Helmzier, dazu schwarz-goldene Helmdecken, von vier Wappenschilden begleitet, wovon der letzte einen Zickzackbalken zeigt, Zuordnung unbekannt, keine leserlichen Inschriftenfragmente.

Rechte Abb.: Platte 6. Hier ist der Name gut zu lesen: Wolf von Gemmingen (gest. 14.2.1555). Das Vollwappen ist das Wappen Gemmingen, Wappenschilde her. oben rechts Gemmingen und her. oben links Kämmerer von Worms (unter einem mit drei Spitzen abgeteilten goldenen Schildhaupt in Blau 6 (3:2:1) silberne Lilien), her. unten rechts mit viel Phantasie das Wappen der Landschad von Steinach, in Gold eine schwarze Harfe, her unten links der gevierte Schild der von Greiffenclau zu Vollrads, Feld 1 und 4 ein silbern-blau geteilter Schild, belegt mit einer goldenen Lilienhaspel (Glevenrad), Feld 2 und 3 in Schwarz ein silberner Schräglinksbalken, Inschriftenfragmente: "Anno Domini 1555 uff Donderstag Valentin den 14. Februar...... ernvest Wolf von Gemmingen des sel got genad".

von Gemmingen von Schwarzenberg Kämmerer von Worms von Greiffenclau zu Vollrads Landschad von Steinach

Die unteren Wappenzuordnungen wären ohne Vergleich arg weit hergeholt bei dem Verwitterungszustand der Platte. Doch es existiert eine Vergleichsplatte für seinen Bruder Dietrich von Gemmingen (gest. 1526) und dessen Frau Ursula geb. v. Nippenburg (gest. 1533) sowie deren sechs vorzeitig verstorbene Kinder an der Außenwand der Burgkapelle von Burg Guttenberg, im Jahre 1550 gestiftet von seinem Sohn Philip von Gemmingen gen. d. Weise, mit genau den selben Wappenschilden. Wolf und Dietrich sowie der dritte Bruder Philipp waren alles Nachfahren von Hans von Gemmingen-Guttenberg gen. der Reiche (gest. 1490) und Katharina Landschad von Steinach. Deren Sohn Pleikard (geb. ca. 1440, gest. 1515) schlug erst die geistliche Laufbahn ein, resignierte aber zwecks Fortführung der Familie und ehelichte 1478 Anna Kämmerer von Worms (gest. 1503). Deren beider Söhne sind Dietrich (Guttenberg), Wolf (hier, Gemmingen) und Philipp (Fürfeld). Wolf von Gemmingen, an den hier erinnert wird, ehelichte 1520 Anna Marschalk von Ostheim (gest. 27.12.1569).

Anna Kämmerer von Worms gen. Dalberg (1458-1503) war die Tochter von Wolf II. von Dalberg (-1476) und Gertrud von Greiffenclau zu Vollrads (-1502), und die Schwester des Wormser Fürstbischofs und kurpfälzischen Kanzlers Johann von Dalberg. Ihre Großeltern waren Johann Kämmerer von Worms gen. von Dalberg, Anna von Helmstatt (-10.4.1466), Friedrich von Greiffenclau zu Vollrads (8.3.1401-1462) und Alheid von Langenau.

Detail vom letztgenannten Stein (Platte 6), Wappenschilde Gemmingen mit den beiden Balken und Kämmerer von Worms mit den 6 (3:2:1) silbernen Lilien in Blau unter einem mit drei Spitzen abgeteilten goldenen Schildhaupt.

Beide Abb. (Platte 7 und 8) zeigen Kinder, alle vier Wappenschilde sind identisch: Gemmingen (in Blau zwei goldene Balken), Mentzingen (in Silber ein schwarzer auffliegender Rabe), Angelloch (in Blau ein silberner Angelhaken / eine Angel, mit Spitze und Ende nach oben gerichtet), Jahrsdorf (geviert von Rot und Kürsch. Kürsch wird hier durch die schuppenartig überlappenden Fellstückchen dargestellt). Linke Abb., Platte 7, Inschriftenfragmente: "... starb des Edlen und vesten Philips Ditterich v. Gemmingen ... Eberhardt (?) dem Gott ein Seliche Aufstehnung verleie amen". Rechte Abb., Platte 8, Inschriftenfragmente: "Anno 1617 ... starb Maria Eva des Gestrengen und vesten Philipps ... von Gemmingen Tochter deren Seelen der Allmächtige Gott holich wieder erwecken wolle." Die Großeltern beider Kinder sind Eberhard von Gemmingen (6.5.1551-) und Marie von Angelloch (-1612).

Die kraichgauische Familie von Angelloch, mit anderen Schreibweisen auch Angeloch, Angenloch oder Anglach führt in Blau einen silbernen Angelhaken / eine Angel, mit Spitze und Ende nach oben gerichtet. Die Helmzier auf gekröntem Helm zeigt einen wachsenden, golden gekrönten (nach dem Lehensbuch des Kurfürsten Friedrich von der Pfalz golden gekrönt, nach dem Lehensbuch des Kurfürsten Ludwig mit drei blau-silbern-blaue Straußenfedern besteckt) Jungfrauenrumpf in blauem Gewand zwischen zwei silbernen Angelhaken, die den Schultern entspringen und die Biegung nach oben haben. Die Helmdecken sind blau-silbern. Der Stammsitz, nach dem sie ihren Namen führen, ist das heutige Gauangelloch bei Heidelberg. Sie waren einst begütert bzw. berechtigt in Horkheim, Aschhausen, Kirchhausen und Altdorf in der Gegend von Heilbronn und Künzelsau. Weitere Besitzungen lagen bei Waiblingen sowie in Utzmemmingen bei Neresheim.

Ausschnitt aus der Genealogie der Herren von Gemmingen, fett sind für die Familiengeschichte relevante Personen, fett und burgunderrot sind die Besitzer der hier beschriebenen Wappensteine, rot sind die Fundstellen von Wappen:

Literatur, Links und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher
Zwischen Fürsten und Bauern - Reichsritterschaft im Kraichgau, hrsg. von Clemens Rehm und Konrad Krimm, Heimatverein Kraichgau, Sinsheim 1992, 2. Auflage 1993, ISBN 3-921214-04-1
Stammliste der Freiherren von Gemmingen: Edmund von der Becke-Klüchtzner, Stamm-Tafeln des Adels des Großherzogthums Baden: ein neu bearbeitetes Adelsbuch, Baden-Baden, 1886,
http://diglit.ub.uni-heidelberg.de/diglit/beckekluechtzner1886
Walter von Hueck: Stammfolge des Geschlechts der Freiherren von Gemmingen, Sonderdruck aus dem Genealogischen Handbuchs des Adels Band 37 (Freiherrliche Häuser A, Band VI), C. A. Starke Verlag, Limburg an der Lahn 1966
Maria Heitland: Familienchronik der Freiherren von Gemmingen - Fortsetzung der Chroniken von 1895 und 1925/26. Gemmingenscher Familienverband e.V. 1991
Schwarzenberg:
http://www.schmelz.de/schmelz/Gemeinde/die_Ortsteile/Dorf_im_Bohnental.php?navid=13
J. Siebmachers Grosses Wappenbuch Band E. Württembergisches Adels- und Wappenbuch. Im Auftrage des Württembergischen Altertumsvereins begonnen von Otto v. Alberti, Bauer & Raspe 1975 (Reprint), 1112 Texts. mit 4132 Wappen + 122 S. Figurenverzeichnis.
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden, hrsg. von Franz Xaver Kraus, Band 8,1: Adolf von Oechelhäuser: Die Kunstdenkmäler der Amtsbezirke Sinsheim, Eppingen und Wiesloch (Kreis Heidelberg), Tübingen, 1909 - http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/kdm8bd1, S. 177 ff.

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