Bernhard Peter
Insuline: Zeitregime
(Bitte besprechen Sie im Zweifelfall Ihre Beschwerden und Maßnahmen mit einem Arzt Ihres Vertrauens!)

Natürliches Insulin-Sekretionsprofil bei einem Stoffwechselgesunden:

Zum einen ist die Insulin-Ausschüttung natürlich von den Mahlzeiten abhängig. Zum andern wird die Ausschüttung des basalen Insulins von Hormonen in einen circadianen Rhythmus gesteuert. Wachstumshormon und Cortisol hemmen die Insulinempfindlichkeit, dadurch steigt der Insulinbedarf. Folglich wird vermehrt Insulin ausgeschüttet, wenn verstärkt Cortison ausgeschüttet wird, also am frühen Morgen zwischen 5 und 8 Uhr und schwächer ausgeprägt am späten Nachmittag. Dieser ganz natürliche Mehrbedarf am frühen Morgen kann bis zu 10% der Tagesmenge Insulin ausmachen. Genauso wirkt sich dieser Effekt auf die Höhe des zum Essen ausgeschütteten Insulinpeaks aus – für das Frühstück ist er höher als für das Mittagessen.

Notwendigkeit des Zeitregimes:

Im Gegensatz zu physiologischem Insulin gibt es bei gespritztem Human-Insulin Unterschiede: Beim Gesunden ist Insulin sofort da, wenn es gebraucht wird, und verschwindet aus dem Blut, wenn es nicht mehr nötig ist. Es hat eine Wirkungsdauer von nur wenigen Minuten! Das Blutzucker-Maximum ist normal, zwischen den Mahlzeiten ist eine Unterzuckerung selten.

Gespritztes Normal-Insulin hinkt aber zeitlich hinterher. In höherer Konzentration, wie sie beim Spritzen entstehen, neigen Insulinmoleküle zur Selbstassoziation in Form von Hexameren. Diese Hexamere müssen nach der Anwendung zuerst in Dimere und dann in Monomere zerfallen, denn es wirkt nur das freie Insulin-Monomer. Im Gegensatz zu physiologischem Insulin ist der geschwindigkeitsbestimmende Schritt beim gespritzten Insulin die Freisetzung von Monomeren. Deshalb werden beim Spritzen erst später höhere Konzentrationen als beim gesunden Menschen erreicht, deshalb muß ein Spritz-Eß-Abstand eingehalten werden, deshalb ist sowohl die Blutzuckerspitze nach dem Essen als auch die nach dem Verdauen noch anhaltende Wirkung des Insulins mit dem Risiko der Unterzuckerung zwischen den Mahlzeiten ein Problem, das nur mit Verteilung der Kohlenhydrataufnahme über mehrere kleinere Mahlzeiten (Zwischenmahlzeiten!) ansatzweise gelöst werden kann.

Mit den herkömmlichen Normal-Insulinen und den verzögerten NPH-Insulinen war das Ringen um eine optimale Einstellung langwierig, und eine einmal optimierte Einstellung ließ nur wenig Freiheit für abweichende Gestaltung der Mahlzeiten bzw. der körperlichen Aktivitäten. Erst mit den neuen Schnell-Insulinen und den neuen Basal-Insulinen ist eine Trennung von unabhängig durchgeführter Basaltherapie und angepaßter Prandialtherapie möglich. Die möglichst genaue Nachahmung eines physiologischen Insulin-Sekretions-Profiles über den Tag erlaubt es auch, den HbA1c-Wert besser niedrig zu halten als unter herkömmlicher Therapie.

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