Bernhard Peter
Insuline-Zubereitungen und Insulin-Analoga
(Bitte besprechen Sie im Zweifelfall Ihre Beschwerden und Maßnahmen mit einem Arzt Ihres Vertrauens!)

Normal-Insuline (= Altinsuline, = regular insulins): In der Regel heute rekombinante Human-Insuline ohne resorptionsverzögernde Zusätze. Insuline mit 10-30 Minuten bis zum Wirkungseintritt. Wirkungsdauer: Hält ca. 5-8 Stunden an. Im Gegensatz zu physiologischem Insulin gibt es Unterschiede: Beim Gesunden ist Insulin sofort da, wenn es gebraucht wird, und verschwindet aus dem Blut, wenn es nicht mehr nötig ist. Gespritztes Insulin hinkt zeitlich hinterher. In höherer Konzentration, wie sie beim Spritzen entstehen, neigen Insulinmoleküle zur Selbstassoziation in Form von Hexameren. Diese Hexamere müssen nach der Anwendung zuerst in Dimere und dann in Monomere zerfallen, denn es wirkt nur das freie Insulin-Monomer. Im Gegensatz zu physiologischem Insulin ist der geschwindigkeitsbestimmende Schritt beim gespritzten Insulin die Freisetzung von Monomeren. Deshalb werden beim Spritzen erst später höhere Konzentrationen als beim gesunden Menschen erreicht, deshalb muß ein Spritz-Eß-Abstand eingehalten werden, deshalb ist sowohl die Blutzuckerspitze nach dem Essen als auch die nach dem Verdauen noch anhaltende Wirkung des Insulins mit dem Risiko der Unterzuckerung zwischen den Mahlzeiten ein Problem.

Intermediär wirksame Insulin-Zubereitungen: Klassische Human-Insuline, die als Basal-Insuline eingesetzt werden. Werden auch als NPH-Insuline (Neutrales Protamin Hagedorn) bezeichnet. Sie enthalten humanes Insulin als Protamin-Zink-Komplex in kristalliner Form, wodurch ein Verzögerungsmoment auftritt, der den langsameren Wirkungseintritt (30-90 Minuten) und die länger anhaltende Wirkung (11-24 Stunden) erklärt. Wichtig bei der Anwendung ist, daß die Kristallsuspensionen durch leichtes Rollen zwischen den Fingern (NICHT schütteln!) gemischt werden, ehe Entnahme erfolgt. Der Spritz-Eß-Abstand beträgt 30-60 Minuten. Ein Nachteil von NPH-Insulinen ist, daß ca. 4-8 Stunden nach der Anwendung Wirkungsspitzen entstehen, die zu nächtlichen Unterzuckerungen führen können.

Intermediär wirksame Insulin-Zubereitungen, Semilente-Insuline: Unter Zusatz hoher Zink-Konzentrationen (0.4-1.0 mg/IE Insulin) kommt es in neutralem Milieu zur Ausfällung von amorphen Zink-Insulin-Aggregaten. Dadurch wird das Insulin in seinem Wirkungseintritt verzögert. Spritz-Eß-Abstand 30-60 min, Wirkungseintritt nach 30-90 min, Wirkmaximum bei 2-10 Stunden, Wirkdauer 10-24 Stunden, 1-2x tgl. Injektion.

Intermediäre Insuline, Surfen-Insuline: Durch Komplexbildung mit Aminoquinurid in saurer Lösung (pH 3.5) gelöstes Insulin, das beim Spritzen in neutrales Gewebe (pH 7.4) ausfällt, dadurch wird das Insulin verzögert freigesetzt.

Mischinsuline, Kombinationszubereitungen, biphasische Insuline: Enthalten Normalinsulin und NPH-Insulin in einer Mischung. Dadurch wird ein rasches Anfluten der Wirkung bei gleichzeitig lang anhaltendem Effekt erreicht. Die Kombination aus rascher Initialwirkung und Depot-Effekt entspricht vielfach den Bedürfnissen des Alltags und ist für den Patienten nicht allzu kompliziert. Ca. 30 min Spritz-Eß-Abstand.

Mischinsuline aus verschiedenen Teilchengrößen: Kristalline Insuline wirken verzögert, amorph vorliegendes Insulin wirkt schnell. Durch die Kombination von amorphem mit kristallinem Insulin erreicht man ebenfalls ein Tagesprofil mit schnellem Wirkungseintritt bei gleichzeitigem Depot-Effekt.

Schnell wirksame Insulin-Analoga: Insulin-Analoga sind von der Aminosäuresequenz her unterschiedlich aufgebaute Insuline mit gleicher Wirkung wie Humaninsulin, aber modifiziertem Zeitregime der Wirkung. Schnell wirksame Insuline sind gentechnisch hergestellte Insuline, die leicht modifiziert sind, so daß sie nach dem Spritzen vorwiegend monomer vorliegen. Wirkungseintritt erfolgt daher schon nach ca. 10 Minuten. Ein Spritz-Eß-Abstand muß nicht mehr eingehalten werden. Typische mahlzeitenbezogene (prandiale) Insuline, die in Kombination mit einem Basal-Insulin angewandt werden.

Die schnell wirksamen Insulin-Analoga haben aufgrund ihrer vielen Vorteile die Therapie revolutioniert:

Mischinsuline aus schnell wirksamen Insulinen und NPH-Insulinen: Enthalten schnell wirksames Insulin-Analogon und NPH-Insulin in einer Mischung. Dadurch wird ein sehr rasches Anfluten der Wirkung bei gleichzeitigem Depot-Effekt erreicht.

Langsam wirksame Insulin-Analoga: Gentechnisch hergestellte Basal-Insuline mit verschiedenen Verzögerungseffekten mit sehr konstantem Konzentrations-Zeit-Profil, die nur 1x, maximal 2x tgl gespritzt werden müssen.

Die langsam wirksamen Insulin-Analoga haben aufgrund ihrer vielen Vorteile die Therapie revolutioniert:

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