Bernhard Peter
Inneres Verdursten: Reisekrankheit Cholera

(Bitte besprechen Sie im Zweifelsfall Ihre Beschwerden und Maßnahmen mit Ihrem Arzt)

 

Wie bekommt man Cholera?

Cholera ist eine bestimmte Darmerkrankung mit heftigen Durchfällen. Die Erreger der Cholera sind Bakterien. Einzige Infektionsquelle ist der infizierte Mensch, bzw. mittelbar verseuchtes Trinkwasser und verseuchte Lebensmittel. Normalerweise werden diese Bakterien durch die Magensäure abgetötet. Ist aber eine hohe Anzahl in der Nahrung oder im Trinkwasser, können einige Bakterien den Magen überleben und im Dünndarm optimale Wachstumsbedingungen vorfinden und sich dort ansiedeln und vermehren. Wichtig für eine erfolgreiche Infektion ist also einerseits ein gehäuftes Vorkommen der Bakterien und andererseits mangelnde Hygiene. Aus diesem Grund kommt es meistens zu epidemieartigen Ausbrüchen.

 

Wo und wann ist das Risiko am größten?

Länder: Cholera ist eine Hygienekrankheit. Sie ist in allen Ländern ein Problem, in denen große Bevölkerungen auf engem Raum unter hygienisch mangelhaften Zuständen leben. Je ärmer und dichter besiedelt ein Land ist, desto größer ist das Risiko. Zur Zeit tritt in Afrika die überwiegende Mehrheit (87% aller Fälle weltweit im Jahr 2000) der Fälle auf. 01/02 bis 04/02 erkrankten weltweit 73556 Menschen an Cholera, davon leben nur 18 Personen nicht in Afrika! Besonders von Epidemien betroffen sind Kongo, Mozambique, Tanganjika, Malawi, Südafrika, Ghana, Kenia, Simbabwe, Uganda sowie Ruanda.

Klima: Das Infektionsrisiko ist vollkommen unabhängig von klimatischen Bedingungen. Viel wichtiger sind Bedingungen, die eine große Zahl von Menschen unter hygienisch schlechtesten Bedingungen leben lassen: Naturkatastrophen, Bürgerkriege, Flüchtlingstrecks, Slums, Pilgercamps.

 

Wie verläuft eine Erkrankung an Cholera?

Die Bakterien besiedeln den Dünndarm und produzieren dort ein Gift, das bewirkt, daß massiv Elektrolyte und Wasser in den Darm abgegeben werden und nicht wieder aufgenommen werden. Die Inkubationszeit beträgt wenige Stunden bis 5 Tage, typischerweise 2-3 Tage. Dann leidet man unter Übelkeit, Erbrechen und heftigen Durchfällen. Der Stuhlgang wird reiswasserartig dünn. Bis zu 25 Litern Flüssigkeit können am Tag verloren gehen. Der Mensch verliert u. U. mehr Flüssigkeit als er durch Trinken ergänzen kann, er stirbt durch inneres Verdursten. Die Konsequenzen des Flüssigkeitsverlustes und der Austrocknung können Herzrhythmusstörungen, Heiserkeit, Muskelkrämpfe, Blutdruckabfall, Nierenversagen u.ä. Funktionsverluste wichtiger Organe mit tödlichem Ausgang sein. Ohne Behandlung liegt die Sterblichkeit bei 60%.

 

Welche Hilfe ist möglich?

Das Wichtigste ist der Ersatz von Wasser und Salzen. In 80-90% aller Fälle reicht das als alleinige Therapie aus. Ein Liter einer solchen Rehydratationslösung enthält idealerweise 20 g Traubenzucker, 2.5 g Natriumhydrogencarbonat, 3.5 g Natriumchlorid (Kochsalz), 1.5 g Kaliumchlorid. Wichtig: Eine Rehydratationslösung muß Traubenzucker enthalten, sonst können die Salze nicht wirken. Für den Start im Falle eines Falles, bis ärztliche Hilfe erreicht wird, gehören in jede Reiseapotheke einige Päckchen fertiger Mischung aus Ihrer Apotheke. Ein Beutel wird in exakt 200 ml Wasser aufgelöst und getrunken. In schweren Fällen wird mit Infusionen und/oder Antibiotika nachgeholfen. Eine rechtzeitige Behandlung damit reduziert die Sterblichkeit auf 1%. Jeder Verdachtsfall auf Cholera gehört unverzüglich in ärztliche Behandlung!

 

Gibt es eine Impfung gegen Cholera?

Ja, es gibt eine in Deutschland zugelassene Impfung, die aber zur Zeit nicht für Reisende empfohlen wird. Der Schutz ist nicht vollständig und wirkt nur ca. ein halbes Jahr. Es gibt in Schweden und in der Schweiz zwei weitere Impfstoffe, die einen höheren Schutz bieten sollen, aber ebenfalls unnötig für Touristen sind. Diese Impfung ist eigentlich nur für Entwicklungshelfer und medizinisches Personal in Risikogebieten sinnvoll. Maßnahmen der Hygiene stehen für den "normalen Touristen" eindeutig im Vordergrund.

Neu: Seit 2005 gibt es eine Schluckimpfung: Es handelt sich um einen oral verfügbaren Totimpfstoff zur aktiven Immunisierung. Bereits nach der zweiten Impfung werden Cholera-Schutzraten von 85-90% erreicht. Dazu ist der Impfstoff 60% wirksam gegen ETEC. Die Schluckimpfung zeichnet sich durch sehr gute Verträglichkeit aus.

 

Don't panic - nicht jeder Durchfall ist Cholera

Die Diagnose "Cholera" stellt der Arzt nach Untersuchung des Stuhls. Es gibt aber auch viele andere Erreger, die schwere Durchfälle mit ähnlichen Beschwerden hervorrufen können. Sie werden meist auch auf dem gleichen Weg übertragen. Für Sie als Betroffene/r gelten in jedem Fall die gleichen Hygieneregeln, und die Ergänzung von Wasser und Elektrolyten sowie der Gang zum Arzt sind meistens die richtigen Maßnahmen!

 

Wie können Sie vorbeugen? Was gehört in die Reiseapotheke?

 

Kommen Sie gesund aus dem Urlaub zurück!

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