Bernhard Peter
Hundebandwurm
(Bitte besprechen Sie im Zweifelfall Ihre Beschwerden und Maßnahmen mit einem Arzt Ihres Vertrauens!)

Im Gegensatz zu Fisch-, Rinder- und dem Normalfall des Schweinebandwurmes ist der Mensch bei dieser Bandwurmart nur außerplanmäßiger Bestandteil einer parasitären Anpassung an ein bestehendes Räuber-Beute-Verhältnis. Wenn er zufällig (biologisch-ökologisch ist das eine Sackgasse) daran teilnimmt, tut er dies nicht als Endwirt (Wurmträger), sondern als Zwischenwirt (Vorstufenträger) und wird damit stärker geschädigt. Hunde- und Fuchsbandwurm sind sich sehr ähnlich, sie unterscheiden sich nur in Details.

 

So sieht der Bandwurm aus:

Der Bandwurm (Echinococcus granulosus) selbst ist sehr klein, nur wenige Millimeter groß (2-7 mm), und auch nur wenige Proglottiden lang (3-6 Glieder). Er besitzt einen Kopf mit 4 Saugnäpfen und ein Rostellum mit doppeltem Hakenkranz, um sich in der Darmschleimhaut festzuhalten.

 

Bitte nicht verwechseln!

Der Hundebandwurm ist der Bandwurm, der zwischen Hunden und Weidetieren ausgetauscht wird, nicht der bei unseren hiesigen Haushunden häufig zu findende Gurkenkernbandwurm, bei dessen Vermehrungszyklus Flöhe eine Rolle spielen! Ersterer geht auf den Menschen, letzterer nicht!

 

Wo kommt der Bandwurm vor?

Hundebandwurm kommt in den europäischen Mittelmeerländern (besonders hohe Zahlen für Sardinien), Kleinasien, im Nahen Osten, in Ost- und Nordafrika (hohe Zahlen für Kenia), in Mittel- und Südamerika, in Teilen Asiens und Australien häufig vor. Beste Bedingungen findet der parasitäre Zyklus bei enger Gemeinschaft von Hunden und Weidetieren (Schafzucht) bei schlechten Hygieneverhältnissen.

 

Wie ist der parasitäre Kreislauf?

Der natürliche Endwirt ist der Haushund, in anderen Gegenden der Welt auch Hundeartige wie Schakal oder Dingo. Die Bandwürmer leben im Dünndarm, sie erreichen mit im Schnitt ca. 6 Monaten nur ein vergleichsweise geringes Alter. Während oben neue Proglottiden nachwachsen, werden am unteren Ende mit Eiern gefüllte Glieder abgestoßen und jeweils mit ca. 200-1500 Eiern befrachtet in den Darm entlassen.

Der natürliche Zwischenwirt ist zu suchen unter den Schafen, Schweinen, Pferden und anderen Pflanzenfressern und Haushuftieren, die potentielle Beute für Hunde sind (ein domestischer Zyklus). Der Mensch kann auch als Zwischenwirt fungieren, auch wenn er den Kreislauf nicht aufrechterhält und biologisch eine Sackgasse darstellt. Die Eier sind in feuchtem Milieu über Monate hinweg infektiös, sie können sogar in der Erde überwintern. Nach der Aufnahme durch den Zwischenwirt werden aus den Eiern die Onkosphären frei, welche die Darmwand durchdringen können und über den Blutstrom zum Zielorgan gelangen. Die Onkosphären entwickeln sich im Gewebe des Zielorganes zu bläschenartigen Finnen (Hydatiden). Das sind flüssigkeitsgefüllte Blasen, die von einer Bindegewebsschicht umgeben ist. Ab ca. 5 Monate nach der Infektion entstehen an der Keimschicht kleine Bläschen, aus denen schließlich neue Kopfanlagen freigesetzt werden. Die Größe der Finnen variiert mit dem Alter, zwischen wenigen Millimetern und 30 cm! Charakteristisch für den Hundebandwurm ist, daß die Finnen insgesamt von einer geschlossenen Bindegewebskapsel umschlossen bleiben und kein infiltratives Wachstum zeigen, so daß chirurgische Entfernung möglich ist. Der parasitäre Kreislauf schließt sich, sobald Hunde mit Finnen infizierte Beutetiere reißen oder Teile von ihnen zum Fraß vorgesetzt bekommen. Im Dünndarm des Hundes entwickeln sich dann innerhalb von 4-5 Wochen wieder geschlechtsreife, nur wenige Millimeter große Adult-Würmer.

 

 

Wie kann man diesen Bandwurm bekommen?

 

Welche Beschwerden hat der befallene Mensch?

Meist (50-70%) wird die Leber befallen, aber auch Hydatiden in der Lunge (15-30%) und anderen Organen (Milz, Nieren, Gehirn etc.) sind möglich. Jahrelang merkt der Betroffene überhaupt nichts. Erste Anzeichen sind Unterleibsschmerzen und seltener gelbliche Verfärbung von Haut und Augen (Ikterus), Brustschmerzen, Husten und Atembeschwerden bei Lungenbeteiligung oder zentral-nervöse Störungen bei Beteiligung des Gehirns. Allergischer Schock ist möglich, wenn Blasen plötzlich platzen.

 

Wie kann man den Bandwurm entfernen?

Weil die Finnen des Hundebandwurmes zystisch wachsen, lassen sie sich chirurgisch entfernen. Wenn das nicht möglich ist, kann eine Abtötung des Parasiten mit einer lange dauernden, hoch dosierten chemischen Behandlung gelingen. Heilung ist möglich. Nachteilig wirkt sich aus, daß ein solcher Befall erst relativ spät entdeckt wird. Die Leber ist z. B. ein Organ, das sehr viel vertragen kann, ehe Beschwerden auftreten. Und dann ist der Prozeß meist leider schon relativ weit fortgeschritten.

 

Gibt es eine Impfung dagegen?

Nein, weder für den Menschen noch für den Hund! Denn es handelt sich bei Würmern immer um tierische Parasiten, gegen die prinzipiell nicht geimpft werden kann. Man kann nur dann gezielt impfen, wenn sich der „Feind“ hinreichend in seiner Oberfläche von menschlichen Zellen unterscheidet.

 

Wie kann man diesen Bandwurm vermeiden?