Bernhard
Peter
Keuchhusten
Was ist Keuchhusten?
Keuchhusten ist eine
Atemwegserkrankung, die durch Bakterien hervorgerufen wird. Es
handelt sich um eine akute Infektionskrankheit, die äußerst
ansteckend ist, zu schweren, stakkatoartigen Hustenanfällen
führt und bei jüngeren Säuglingen durch Atemstillstand
lebensbedrohlich verlaufen kann.
Inwiefern spielt Keuchhusten heute noch eine
Rolle?
Weltweit gibt es jährlich
über 50 Millionen Fälle, von denen ca. 600.000 tödlich enden.
Die meisten Opfer sind Kinder und vor allem Säuglinge in
Entwicklungsländern. In Zentraleuropa ist Keuchhusten wegen
konsequenter Impfmaßnahmen zum Glück selten geworden, was nicht
dazu führen darf, daß die Augen verschlossen werden vor einer
weltweit stets vorhandenen Bedrohung. Insbesondere die in den
letzten Jahren wieder leicht zunehmenden Erkrankungsfälle (z. B.
1990 in den alten Bundesländern 100 000 Fälle!) aufgrund einer
rational nicht nachzuvollziehenden Impfmüdigkeit sind ein
Alarmzeichen dafür, daß die Krankheit auch bei uns weit davon
entfernt ist, ausgerottet zu sein.
Was ist der Erreger von Keuchhusten?
Keuchhusten wird durch
Bakterien verursacht, genauer durch Bordetella pertussis. Das
sind kleine, unbewegliche Stäbchenbakterien, die mittels
Haftpili bestens dafür ausgerüstet, an den Schleimhäuten der
Atemwege zu haften. Sie setzen sich nur an den mit Cilien
besetzten Schleimhäuten der Bronchien fest, sie dringen nicht
weiter in den Körper ein. Es handelt sich somit streng genommen
nur um eine Oberflächeninfektion. Eine Kapsel umgibt die
Bakterien. Auf den Bronchialschleimhäuten fühlen sich die
Bakterien pudelwohl, vermehren sich und das ist das
Schlimme dabei produzieren Giftstoffe, drei verschiedene.
Diese Giftstoffe bewirkten Histaminsensibilisierung,
Beeinflussung der Zellen des Immunsystems sowie Zellschädigungen
und verursachen dadurch die Krankheitssymptome. Wenn es zu
Auswirkungen in den tieferen Gewebsschichten kommt, ist dies nur
auf die Giftstoffe, nicht auf die Bakterien selbst
zurückzuführen. Der Organismus wehrt sich außerdem gegen
die fremden Eindringlinge und ihre Vermehrung mit einer
Entzündung. Infolgedessen wird ein zähflüssiger Schleim
gebildet, der wegen des geschädigten Epithels (Flimmerhärchen!)
nicht richtig abtransportiert werden kann. Alles zusammen führt
dann in summa zu den charakteristischen Hustenanfällen führt.
Wie steckt man sich an Keuchhusten an?
Keuchhusten kommt weltweit
vor. Einziges Reservoir für die Bakterien ist der Mensch. Der
Erreger ist extrem infektiös.
Etwa 80% der Kontaktpersonen eines Patienten, die nicht geimpft sind, erkranken. Die häufigsten Infektionsquellen sind Infizierte im Stadium catarrhale.
Wie lange ist die Inkubationszeit?
Die Inkubationszeit beträgt
10-14 Tage.
Wie kann der Arzt eine Erkrankung an
Keuchhusten erkennen?
Die Diagnose ist bei den
typischen Hustenanfällen leicht für den betreuenden Arzt. Ein
typisches Zeichen sind nächtliche Hustenattacken, bei denen vor
Anstrengung die Zunge herausgestreckt wird. Durch Druck mit einem
Holzmundspatel auf den Zungengrund wird ebenfalls schon ein
Hustenanfall ausgelöst. Letztendliche Gewißheit kann im
Anfangsstadium der Erkrankung die mikroskopische Untersuchung
eines Rachenabstrich mit anschließender Färbung geben.
Wie verläuft eine Erkrankung an
Keuchhusten?
Im Verlauf können drei
Stadien unterschieden werden:
Welche Unterschiede gibt es je nach Lebensalter?
Welche Komplikationen sind möglich?
Bei jungen Kindern sind die
Komplikationen auch am häufigsten:
Wie lange ist Keuchhusten ansteckend?
Bei einem nicht mit
Antibiotika behandelten Keuchhusten besteht die Ansteckungsgefahr
bis zum Abklingen der Symptome. Werden Antibiotika eingenommen,
gilt die Ansteckungsgefahr bis 5 Tage nach Beginn der Einnahme.
Während dieser Zeit ist es wichtig, jeglichen Kontakt mit
anderen, nicht geimpften Kindern zu unterbinden, um einer
Ausbreitung vorzubeugen.
Wie behandelt der Arzt Keuchhusten?
Antibiotikatherapie ist nur in
schweren Fällen nötig. Wirksam sind die Medikamente nur im
Stadium catarrhale, also in der Frühphase, wenn man noch mit
ihnen Einfluß auf die Vermehrung der Bakterien nehmen kann. Das
Antibiotikum der Wahl ist dabei Erythromycin oder ein anderes
sogenanntes Makrolidantibiotikum. Schwerkranke Säuglinge sind
stationär zu behandeln, da sie oftmals nicht in der Lage sind,
den Schleim abzuhusten und dieser dann abgesaugt werden muß,
außerdem erfordert die Gefahr des plötzlichen Atemstillstandes
eine intensive Überwachung.
Mit welchen unterstützenden Maßnahmen können Eltern betroffenen Kindern helfen?
Wie kann man sich vor Keuchhusten schützen?
Wichtigster Schutz ist die
Impfung. Die Keuchhustenimpfung ist ein Teil der ab dem Alter von
3 Monaten empfohlenen Kombinationsimpfung. Derzeitiger Stand der
Standard-Empfehlung der STIKO (ständige Impfkommission) ist ein
6fach-Kombinationsimpfstoff, der gleichzeitig viele Risiken für
Kinder abdeckt (vgl. unseren Impfkalender für Kinder). Im
Gegensatz zur früheren Impfung benutzt man heute einen viel
besser verträglichen Impfstoff, in dem nur einige Eiweiße des
Bakteriums, die biotechnologisch hergestellt worden sind,
vorkommen (sog. azellulärer Impfstoff, aP). Damit ist die
Impfung ganz besonders gut verträglich und sicher zugleich.
Woraus besteht die Grundimmunisierung?
Die Grundimmunisierung gegen
Keuchhusten besteht aus 4 Impfungen, davon 3 im ersten Lebensjahr
mit einem Abstand von jeweils 4 Wochen, am besten im Alter von 2,
3 und 4 Monaten, die vierte Impfung ist zu Beginn des 2.
Lebensjahres (im Alter zwischen 11 und 14 Monaten) vorgesehen.
Ist eine Auffrischimpfung nötig?
Eine erste Auffrischimpfung
wird im Alter von 5 bis 6 Jahren empfohlen, eine zweite
Auffrischung Irgendwann zwischen 10 und 17 Jahren, bestehende
Grundimmunisierung vorausgesetzt.
Ist ein Abstand zu anderen Impfungen nötig?
Generell ist kein Abstand zu
anderen Impfungen notwendig. Insbesondere weil der moderne
Impfstoff keine ganzen Bakterien, also keine Zellen mehr
enthält, sondern nur noch einige nachgebastelte Eiweiße, ist er
hervorragend mit anderen Impfungen vereinbar.
Impfung gegen Keuchhusten für Erwachsene?
Seit August 2004 gibt es auch
eine Impfempfehlung für bestimmte Erwachsene, soweit kein
ausreichender Schutz vorliegt, d. h. wenn seit der letzten
Pertussis-Impfung mehr als zehn Jahre vergangen sind:
Für einige Berufsgruppen ist eine Impfung gegen Keuchhusten eine sog. Indikationsimpfung:
Seit 2009 gilt auch eine Impfempfehlung für alle Erwachsenen. Gleichzeitig mit der Auffrischung gegen Tetanus und Diphterie sollte auch einmalig eine Keuchhusten-Impfung vorgenommen werden. Diese Empfehlung ist die Folge von aufgrund von Impfmüdigkeit gestiegener Fallzahlen.
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Text, Graphik und Photos: Bernhard Peter 2004
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