Bernhard Peter
Allen bekannt - von vielen unterschätzt: Tetanus
(Bitte besprechen Sie im Zweifelsfall Ihre Beschwerden und Maßnahmen mit einem Arzt Ihres Vertrauens)

Was ist Tetanus?

Tetanus oder Wundstarrkrampf ist eine Krankheit, die zu Lähmungen und Krämpfen der Muskulatur führt. Auslöser ist ein Nervengift, das von Bakterien produziert wird, die in Wunden eingedrungen sind. Es gibt kein Gegengift, die Krankheit verläuft in einem Drittel aller Fälle tödlich. Aber es gibt eine gut verträgliche Impfung, die heutzutage Standard ist. Ehe Sie jetzt weiterlesen, eine Bitte an Sie: Nehmen Sie Ihr Impfbuch hervor, jetzt gleich – wann war denn Ihre letzte Tetanusimpfung? Mehr als 10 Jahre her? Soooooo? Dann machen Sie bitte sofort einen Arzttermin für eine Auffrischimpfung! Haben Sie? Sehr gut, jetzt können wir uns weiter unterhalten.

 

Wer ist der Erreger von Wundstarrkrampf?

Der Verursacher ist ein Bakterium namens Clostridium tetani. Dabei ist nicht eigentlich das Bakterium selbst der Schadensverursacher, sondern ein von diesem produziertes Nervengift, das Tetanustoxin. Das Bakterium ist „obligat anaerob“ – es kann nur in sauerstofffreier Umgebung existieren. An der Außenwelt liegt es in Sporenform vor, sozusagen eingekapselt. Wenn die Sporen in eine Wunde (verletztes Gewebe = sauerstoffarmes Milieu) kommen, entpackt sich daraus das Bakterium und beginnt mit Vermehrung und Giftproduktion.

 

Wie wird Tetanus übertragen?

Die Infektion erfolgt durch das Eindringen der Clostridien über eine Wunde.

Sport, Gartenarbeit, Landwirtschaft, Bastelkeller – dort entstehen die Verletzungen, über die man sich Clostridien einfängt. Viele unterschätzen die Gefahr einer Tetanus-Infektion aus Sorglosigkeit und falschem Sicherheitsgefühl. Dabei kann sich keiner einer Verletzung im Straßenverkehr, im privaten Bereich, im Beruf oder in der freien Natur entziehen. Jeder Mensch kann sich jederzeit und überall infizieren. Deshalb handelt jeder leichtfertig, der keinen ausreichenden Tetanus-Impfschutz besitzt. Die Tetanus-Impfung ist eine der wichtigsten Impfungen überhaupt!

 

Wo kommt Tetanus vor?

Weltweit! Erde, Wasser, Straßenstaub, jedes Milieu ist möglich. Durch seine Fähigkeit, Sporen zu bilden, sich in einer mehrschichtigen Hülle abzukapseln, erreichen die Clostridien Unempfindlichkeit gegen Hitze und Austrocknung und können in dieser Form auch in einer sauerstoffreichen Umgebung überleben, sich allerdings nicht vermehren.

 

Wie lang ist die Inkubationszeit?

Inkubationszeit: Zwischen 3 und 60 Tagen. In dieser Zeit werden die Sporen ausgepackt: Die Dauerformen (Sporen) gehen in die Vegetativform (freie Bakterien) über und vermehren sich. Dabei produzieren sie ein Nervengift, das Tetanustoxin oder treffender Tetanospasmin, welches an den Nervenbahnen entlang wandert und das zentrale Nervensystem (Rückenmark und Gehirn) erreicht. Natürlich ist auch ein Transport über den Blutweg möglich, aber typisch für das Gift ist eben seine retrograde Wanderung entlang der Nervenbahnen.

 

Wie entstehen die typischen Muskelkrämpfe bei Tetanus?

Entlang der Nervenbahnen wandert das Gift in das Zentralnervensystem. In den motorischen Vorderhornzellen des Rückenmarks entfaltet nun das Nervengift seine Wirkung: Bestimmte Nerven, die hemmend auf Signale an die Muskeln wirken und damit eine Feindosierung der Muskelkraft bewirken, werden gehemmt. Eine Hemmung der Hemmung – das heißt im Klartext „Volles Rohr“: Sobald auch nur ein leiser Befehl vom Gehirn an die Muskeln ergeht, fehlt jede Feinabstufung, es entsteht eine volle Kontraktion. Bitte stellen Sie sich das so vor: Das Gehirn will einen Befehl zum Bonbonlutschen geben – und schon krachen die Kiefer aufeinander, daß die Zähne herauszubrechen drohen. Oder der Patient möchte ein Glas Wasser greifen, schon knirschen die Splitter in der Faust. Überhaupt nicht komisch, wenn allein der Gedanke an eine Bewegung zu heftigsten Krämpfen der Muskulatur und unkontrollierbaren Kontraktionen führt. Die Krämpfe können so heftig sein, daß Knochen unter der Anspannung zerbrechen, sogar Kiefer oder gar Wirbelkörper können brechen.

 

Welche Beschwerden hat der Betroffene?

 

Welche Sonderformen des Tetanus gibt es?

 

Warum ist Tetanus so gefährlich?

 

Wie kann der Arzt einen Tetanus behandeln?

Wenn das Tetanusgift schon wirkt, ist es zu spät. Es gibt kein Gegengift. Für Antibiotika ist es jetzt auch zu spät, vor allem: Der Patient stirbt nicht an den Bakterien, sondern an den Giftstoffen! Ein Antibiotikum kann zwar noch vorhandene Bakterien abtöten, aber es kann weder das Gift binden noch dem Patienten Erleichterung verschaffen.

Alles, was ein Arzt tun kann, ist, die Beschwerden zu lindern. Im Einzelnen kommen folgende Maßnahmen in Frage:

 

Wie können Sie einer Erkrankung vorbeugen?

Es gibt eine hervorragend verträgliche Impfung, die aktive Immunisierung. Sie zählt heute zu den Standardimpfungen.

Die Auffrischimpfungen müssen immer beibehalten werden. Es gibt kein Alter, ab dem sie nicht mehr nötig ist. So wie das Risiko lebenslang besteht, muß auch lebenslang für Schutz gesorgt werden!

 

Was tun bei einer Verletzung?

Als erstens einen Blick ins Impfbuch werfen:

Fall 1: Grundimmunisierung vorhanden, also 3 oder mehr dokumentierte Tetanusimpfungen, letzte Impfung weniger als 5 Jahre zurück: Keine Auffrischung nötig.

Fall 2: Grundimmunisierung vorhanden, also 3 oder mehr dokumentierte Tetanusimpfungen, letzte Impfung mehr als 5, aber weniger als 10 Jahre zurück: Bei tiefen und/oder verschmutzten Wunden oder Verletzungen erfolgt eine Auffrischimpfung, bei sauberen, geringfügigen Wunden nicht.

Fall 3: Grundimmunisierung vorhanden, also 3 oder mehr dokumentierte Tetanusimpfungen, letzte Impfung mehr als 10 Jahre zurück: In jedem Falle erfolgt eine Auffrischimpfung. Bei tiefen und stark verschmutzen Wunden kann zusätzlich eine passive Immunisierung gegeben werden, muß aber nicht.

Fall 4: Bei einer unvollständigen oder fehlenden Grundimmunisierung (weniger als 3 dokumentierte Impfungen) müssen bei tiefen und verschmutzten Wunden zusätzlich zu der Tetanus-Impfung sofort antitoxisch wirksame Immunglobuline (aktive und passive Immunisierung, Simultanprophylaxe) verabreicht werden. Bei geringfügigen und sauberen Wunden kann auch eine normale aktive Immunisierung ausreichen. Fehlende Impfungen der Grundimmunisierung sind entsprechend den oben gegebenen Empfehlungen bis zum Erreichen der Anzahl von drei Impfungen nachzuholen.

Fall 5: Unklarer Fall, fehlende Dokumentation, bewusstloser Patient: Wird immer bis zum Beweis des Gegenteiles wie Fall 4 behandelt.

Bei den Empfehlungen der STIKO ergibt sich die Problematik der Unterscheidung in saubere, geringfügige Wunden einerseits und tiefe, verschmutzte Wunden andererseits. Nun ist jede Wunde generell mögliche Eintrittspforte, so daß auch führende Hersteller von Impfstoffen in ihrem Schema abweichen und im Fall 2 generell die Auffrischimpfung sowie im Fall 4 und 5 generell die Simultanimmunisierung empfehlen. Wir schlagen daher vor: Im Zweifelsfall ist eine Wunde immer als verschmutzt anzusehen.

Dazu natürlich immer sorgfältige Wundtoilette vornehmen bzw. vornehmen lassen.

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