Bernhard
Peter
HIV
und AIDS: Ist eine Impfung in Sicht?
Bei der Entwicklung eines HIV-Impfstoffes
gibt es viele Schwierigkeiten, die eine Marktreife in absehbarer
Zeit verhindern. Insbesondere ist mit konventionellen Konzepten
zur Impfstoffentwicklung nur ein begrenzter Erfolg zu erwarten.
- Der spezielle Übertragungsweg -
sowohl zellfrei als auch zellgebunden über Schleimhäute
läßt sich zum einen nur schwer experimentell
simulieren und erfordert zum andern bei der Entwicklung
eines Impfstoffes neue Konzepte Ziel wäre z. B.
die Induzierung der Bildung von IgE auf Schleimhäuten
- Die große Variabilität des Virus,
sowohl geographisch als auch im einzelnen Wirt, Vorliegen
einer Quasispezies ein Impfstoff müßte alle
gängigen Varianten abdecken, jeder Impfstoff müßte
polyvalent sein und würde immer noch keine Garantie
bringen, gegen neue Mutanten zu schützen. Insbesondere
das Hüllprotein gp120, gegen das sich durch eine Impfung
erzeugte Antikörper richten sollten, unterliegt einer
großen Variabilität.
- Die ausgeprägte Glykosylierung der
Hüllproteine (Glykoproteine) erschwert die Erkennung
immunodominanter Eiweiß-Strukturen durch Antikörper
etc.
- Die Immunität nach einer Impfung
hängt ab von den CD4+-Zellen und genau diese
werden angegriffen und zerstört. Eine Infektion mit HIV
induziert Immundefizienz. Selbst wenn man durch eine
Impfung eine Abwehr aufbauen würde, würde sie durch
eine Infektion zunichte gemacht.
- Die zytotoxische T-Zell-Immunantwort
(T-Killerzellen) ist für den Verlauf einer HIV-Infektion
von entscheidender Bedeutung. Ob sie primär protektiv
sein kann, dafür gibt es derzeit keine Hinweise, eher
für das Versagen des Schutzes, z. B. bei einer
dokumentierten Superinfektion mit einem anderen Stamm
trotz kreuzreagierender Epitope.
- Integration der Information nach
erfolgreicher Infektion in die zelleigene Erbinformation,
dadurch Überdauern in immunprivilegierten Systemen wie
in den lymphoiden Organen oder im ZNS
- Eine auf natürlichem Weg und eine auf
experimentellem Weg zustandekommende Infektion lassen
sich nur schwer miteinander korrelieren
- Probleme mit klinischen Tests
hinsichtlich der Wirksamkeit (Phase III-Studien)
entsprechende Untersuchungen sind aus ethischen Gründen
schwierig
Derzeit gibt es drei Generationen
Impfstoff-Konzepte:
- 1. Generation: Rekombinant
hergestellte Eiweiße, die die Antikörper-Produktion
anregen. Diese Impfstoffe waren jedoch nicht
zuverlässig.
- 2. Generation: Prime-Boost-Konzept mit
zwei Spritzen, wird derzeit in Thailand ausprobiert im
Rahmen einer Phase III-Studie. Als Primer
wird ein Vektor mit HIV-Genen verwendet, als
Booster ein rekombinant hergestelltes
Glykoprotein gp120, das in der Virushülle vorkommt.
Vorteil: Man induziert Antikörper und zusätzlich eine
zelluläre Immunantwort.
- 3. Generation: Ebenfalls ein
Prime-Boost-Konzept, bei der die erste Impfung eine
DNA-Impfung ist und die zweite Impfung eine rekombinante
Vektorimpfung. Als Vektor dient ein Adenovirus, der sich
selbst nicht mehr vermehren kann. Er enthält Gene von
mehreren Eiweißen des HI-Virus (gag, pol, nef, env). Die
Impfung wird demnächst in Tanganjika im Rahmen einer
klinischen Studie ausprobiert.
Literatur:
www.hiv.net
Pharmazeutische Zeitung 7 (2006) 43
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