Bernhard Peter
Altstadt von Khiva: Matpono Boy Medrese

Matpono Boy Madrasa (1905 AD), Synonym: Matpana Bey Medrese
Diese Medrese ist nach außen ein schmuckloser Kubus mit geschlossenen Ziegelwänden, vollkommen fensterlos nach außen. Die vier winzigen Ecktürmchen erheben sich kaum über das umliegende Mauerwerk. Der Bau ist rundum einstöckig und ganz ohne keramischen Schmuck. Vor dem Eingang im Osten liegt ein kleiner schmalrechteckiger ummauerter Vorhof. An den Außenwänden erkennt man ein interessantes Detail: In ca. 1.80 m Höhe ist im Ziegelverbund eine umlaufende Lage von Flechtmatten zu sehen, die das gesamte Mauerwerk horizontal durchzieht. Sie ist eine Art Dämpfungszone und Dehnungsfuge zugleich und dient dazu, Spannungen im Mauerwerk, sei es durch Erdstöße, wie sie in Usbekistan häufig vorkommen, sei es durch Temperaturgradienten. So kann das Mauerwerk im oberen Bereich unabhängig vom Fundament arbeiten. Dies ist übrigens ein sehr verbreitetes und häufig anzutreffendes Detail. Andere Bauwerke haben die Fuge tiefer, ca. 40 cm über dem Boden. Andere Methoden, dasselbe Problem zu lösen, sind umlaufend in der selben Höhe eingearbeitete Holzbalken, die Islam Hoja Medrese hat solche. Höhere Bauwerke erfordern stabilere Varianten, das Islam Hoja Minarett hat eine umlaufende Lage aus sorgfältig behauenen Steinen.
Aber zurück zur Matpono Boy Madrasa: Der Innenhof der eher kleinen Medrese (heute Avesta Museum) hat eine einfache Struktur: 3 Zellen an jeder Längsseite, an der Kopfseite 2 Zellen, die rückwärtigen Ecken sind abgeschrägt und geben in der Schräge Zugang zu 3 bzw. 2 weiteren Studentenzellen. Die eine Ecke hat nur 2 Zellen, weil hier im Grundriß quasi ein Rechteck herausgeschnitten ist, genau jene fehlende Zelle. Die Abschrägungen sind nur hinten (im Westen), vorne ist die hofwärtige Fassade zur Gänze gerade. Es gibt weder Iwane noch keramische Zierelemente. Im Hof befinden sich vier Einfassungen für Bäume und eine gemauerte Vertiefung.

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© Copyright Text, Graphik und Photos: Bernhard Peter 2006
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