Bernhard Peter
Altstadt von Khiva: Abdullaxon Medrese

Madrasa Abdullaxon (1855 AD) Synonyme: Medrese Abdullah Khan
Außen eine schmucklose Medrese, es fallen um so mehr die vier frontal und 2 seitlich aus dem roh wirkenden Pishtaq ragenden Holzbalken auf. Die Medrese ist einstöckig, ihre Front ist im linken Teil etwas zurückgezogen, weil die Mauer dem Straßenverlauf nachgibt. Insbesondere wird der erhöhte Vorplatz dadurch dreieckig. Die Fassade wird von kleinen Ecktürmchen seitlich begrenzt, ebenso an den hinteren Ecken. Die Fassade ist vollkommen fensterlos, rechts und links des Pishtaqs gliedern je zwei Blendbögen die Mauer. Heute ist darin das Museum für Naturkunde untergebracht, in dunklen Räumen, die der Standardbeschreibung für Studentenzellen in solchen Medresen entsprechen Ausgestopfte Tiere, vergilbte Tafeln, naive Dioramen, alles sehr vernachlässigt und in die Jahre gekommen. Zum einen repräsentieren die Ausstellungsstücke eine Natur, die es so nicht mehr gibt (Stichwort Aralsee), zum andern stammt das museumsdidaktische Konzept selbst noch aus einem anderen Jahrtausend. Man konzentriert sich schnell wieder auf den netten Innenhof nach den vermufften Exponaten. Die lichtlosen Gelasse, die vermotteten Tierleichen, die schlechte Präsentation – na ja. Insgesamt ist der Innenhof schmucklos, die einstöckigen Zellentrakte folgen dem üblichen Schema mit schrägen Ecken. Ein total netter Museumswächter, der gerade mal 10 Worte europäisch spricht, bittet um Souvenirs aus Deutschland und ist total von den Socken, daß wir die D-Mark nicht mehr haben. Großes Bedauern und Mitgefühl, daß wir anscheinend auch schon unter das Joch des Dollar-Imperiums geraten sind. So richtig bekannt ist der Euro hier noch nicht, und meine Erklärungen verhallen unverstanden, statt dessen greift er meine Hand, will sie gar nicht mehr loslassen und wiederholt mehrfach und nachdrücklich die Worte „Germania-Ozbekiston-Druschba!“ Einfach lieb.

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© Copyright Text, Graphik und Photos: Bernhard Peter 2006
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