Bernhard Peter
Ulugh Beg (Muhammad Taragai)

Ulugh Beg (Muhammad Taragai), ältester Sohn von Shâh Rukh und seiner Gemahlin Gauhar Shad, geb. am 22. März 1394, wurde 1409 im Alter von 15 Jahren (!) Statthalter von Transoxanien und Gouverneur von Samarqand und führt dort eine quasi selbständige Herrschaft, während sein Vater von Herat aus die Oberherrschaft innehatte. Der Name Ulugh Beg ist nur ein achtungsvoller Titel und bedeutet soviel wie "Großfürst".

Bemerkenswerteste Persönlichkeit der Timuriden nach dem Gründer der Dynastie. Berühmt als großer Bauherr, als Förderer der persischen Poesie und der Wissenschaften, Astronom und Mathematiker. In seinem Namen wurden in den wichtigsten Städten Medresen errichtet, die heute noch seinen Namen tragen. Seine Regierungszeit bedeutet ein halbes Jahrhundert Wohlstand und ungestörte kulturelle Blüte Samarqands. In seiner Regierungszeit wurden ferner das Portal zur Gräberstraße Shah-i-Sinda in Samarqand und vor allem in den Jahren 1424-1428 das Ulugh-Beg-Observatorium in seiner Hauptstadt errichtet. Hier entstanden in den Jahren 1420-1437 seine astronomischen Tafeln, der Sternenatlas des Ulugh Beg, das Sidsh-Guragoni.

Uugh Beg schätzte die Wissenschaft mehr als die islamischen Dogmen. Sein Credo war: "Religionen erwehen, Kaiserreiche zerfallen, Werke der Gelehrten aber bleiben in Ewigkeit erhalten." Entsprechend kritisch diatanzert standen sich Ulugh Beg und die volksnahe Geistlichkeit gegenüber. Unter der Geistlichkeit war es vor allem Hodscha Ubaidullah Akrar (gest. 1490), der mit 'Abd-ul-Lat.îf gegen Ulugh Beg intrigerte.

Sein Sohn 'Abd-ul-Lat.îf etabliert sich in Herat in der Nähe seines Großvaters, Shâh Rukh und erhält 1447 den Oberbefehl über das Heer. 1447-1449 oberster Herrscher in Transoxanien (Samarqand) und Khorasân. Nur zwei Jahre regierte Ulugh Beg über das ganze Reich, zumindest dem Anspruch nach. Nur zwei Jahre dauert es, bis Ulugh Beg im Nachfolgestreit nach dem Tod seines Vaters, Shâh Rukh, den Kürzeren zieht. Ziemlich schnell verliert er die Kontrolle über Khorasan, kann gerade noch Transoxanien halten, unterliegt schließlich in der Schlacht seinem eigenen Sohn.

Dieser gibt ihm großmütig die Erlaubnis zur Hadsch nach Mekka, läßt ihn aber unterwegs ermorden. Dabei bedient sich sein Sohn 'Abd-ul-Lat.îf einer ganz perfiden Intrige: Als Mörder verpflichtete er Abbas, einen Mann, dessen Vater Ulugh Beg einst hatte hinrichten lassen, stattete ihn mit einer Fatwa der höchsten Geistlichkeit aus, die die „Blutrache“ sanktionierte, und sandte ihn seinem eigenen Vater Ulugh Beg hinterher. Während der ersten Rast hinter Samarqand konnte Abbas Ulugh Beg unangefochten überwältigen und erschlagen (27. Oktober 1449).

Seine letzte Ruhestätte hat Ulugh Beg im Mausoleum Gur-i Amir in Samarqand gefunden, in der Nähe seines Großvaters Timur.

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