Bernhard
Peter
Die
Nachfolger Timurs - die Timuriden in Transoxanien und Khorasan
Timurs
Erben in Transoxanien und Khorasan
Schon bald nach Timurs Tod
zerfiel das Großreich unter den Nachfolgern. Die von Timur
begründete Dynastie der Timuriden herrschte bis Anfang des 16.
Jahrhunderts in Transoxanien (bis 1500/01) und Khorasan (bis
1507). Die Rivalitäten zwischen beiden Reichsteilen prägen die
Geschichte, viele Entwicklungen laufen parallel und greifen immer
wieder auf das jeweils andere Gebiet über. Herat wurde praktisch
zur zweiten Hauptstadt der Timuriden. Man beachte: Nur unter Shah
Rukh und unter Abu Said hatten beide Teile des Timuridenreiches
den selben Herrscher! Shah Rukh ist übrigens der Herrscher mit
der längsten Regierungszeit unter den Timuriden, er regierte
über 42 Jahre.
Überall versuchten die Völker, Stücke aus dem großen Kuchen des Timuridenreiches zu nagen. Schließlich erlag das übergroße System ohne strukturierte Verwaltung, das nur durch militärische Macht zusammengehalten wurde, den separatistischen Bestrebungen der Landesteile und den Vorstößen seiner Nachbarvölker.
Auf der anderen Seite war Timurs Dynastie der Boden, auf dem ein ganz neues Reich entstand: Sein Urenkel Mohammed Babur Khan (kurz Babur), gründete 1526 das Moghulreich in Indien.
Die
Herrscher im einzelnen:
(T ist ein Herrscher in
Transoxanien, K ist ein Herrscher in Khorasan, die Zahlen stehen
für die Reihenfolge):
K1, T1: Tîmûr Leng, Tamerlan, Herrscher 1370-1405
T2: Pîr Muh.ammad, Enkel Timurs, ältester Sohn des bei Timurs Tod ebenfalls bereits verstorbenen Sohn Timurs, Jahangir (1355-1375), bisher Statthalter in Qandahar, 1405-1407 Herrscher des Timuridenreiches, residierte in Qandahar (heute Afghanistan), Timur bestimmte ihn auf seinem Sterbebett zu seinem Nachfolger, bereits 1407 wurde er von seinem Wezir ermordet.
T3: Khalîl Sult.ân, 1405-1409, in Samarqand, gest.1411
K2, T4: Shâh Rukh Mirza, jüngster Sohn Timurs, bisher Statthalter in Herat, geb. 1377, Herrscher 1405-1409 in Khorasân, Hauptstadt war Herat, nach und nach dehnt er seine Herrschaft auf Transoxanien, Gorgan, Mazandaran, Kerman, Zentral- und Südpersien aus. Sein Bruder Miranshah, der den Iraq, Aserbaidschan und Teile des Kaukasus beherrschte, mußte sich Shah Rukh unterwerfen. Shah Rukh besetzte 1409 Samarqand. 1409-1447 Oberhaupt der Timuriden in Transoxanien und Iran. Shâh Rukh vermochte das Reich seines Vaters zu halten, aber nicht ganz uneingeschränkt. Seine Hauptstadt blieb Herat. Er machte die Scharia zum einzigen Gesetz, mongolische Elemente wurden weniger wichtig. Es wird berichtet, daß die eigentlichen Staatsgeschäfte in den Händen seiner Frau, Gauhar Shad, lagen. Von seinen Söhnen herrschte Ulugh Beg (T5) in Samarqand, Ibrahim Sultan seit 1414 in Shiraz und Suyurghatmish seit 1418 in Kabul, Ghazna und Qandahar. Ein weiterer Sohn, Baisunqur, blieb in Herat, wo er die Aufgaben eines Wesirs seines Vaters innehatte. Dessen Nachfahren spielten politisch ebenfalls eine wichtige Rolle als Herrscher in Khorasan. Ein weiterer Sohn Baisunqurs war Sultan Muhammad, für ihn wurde 1442 ein neues Fürstentum in Persien mit den Städten Sultaniyya, Qazvin, Rayy und Qom geschaffen.
T5: Ulugh Beg (Muhammad Taragai), ältester Sohn von Shâh Rukh und seiner Gemahlin Gauhar Shad, geb. 1394, wurde 1409 Statthalter von Transoxanien und Gouverneur von Samarqand und führt dort eine quasi selbständige Herrschaft, während sein Vater von Herat aus die Oberherrschaft innehatte. 1447-1449 oberster Herrscher in Transoxanien (Samarqand) und Khorasân. Bemerkenswerteste Persönlichkeit der Timuriden nach dem Gründer der Dynastie. Berühmt als großer Bauherr, als Förderer der persischen Poesie und der Wissenschaften, Astronom und Mathematiker. Sein Sohn 'Abd-ul-Lat.îf etabliert sich in Herat in der Nähe seines Großvaters, Shâh Rukh und erhält 1447 den Oberbefehl über das Heer. Nur zwei Jahre regierte Ulugh Beg über das ganze Reich, zumindest dem Anspruch nach. Nur zwei Jahre dauert es, bis Ulugh Beg im Nachfolgestreit nach dem Tod seines Vaters, Shâh Rukh, den Kürzeren zieht. Ziemlich schnell verliert er die Kontrolle über Khorasan, kann gerade noch Transoxanien halten, unterliegt schließlich in der Schlacht seinem eigenen Sohn. Dieser gibt ihm großmütig die Erlaubnis zur Hadsch nach Mekka, läßt ihn aber unterwegs ermorden. Dabei bedient sich sein Sohn 'Abd-ul-Lat.îf einer ganz perfiden Intrige: Als Mörder verpflichtete er Abbas, einen Mann, dessen Vater Ulugh Beg einst hatte hinrichten lassen, stattete ihn mit einer Fatwa der höchsten Geistlichkeit aus, die die Blutrache sanktionierte, und sandte ihn seinem eigenen Vater Ulugh Beg hinterher. Während der ersten Rast hinter Samarqand konnte Abbas Ulugh Beg unangefochten überwältigen und erschlagen.
Nach Ulugh Begs Tod
profitierten drei Urenkel Timurs von den Palastintrigen und
bestiegen hintereinander den Thron: 'Abd-ul-Lat.îf ibn Ulugh Beg
ibn Shah Rukh, 'Abdullâh Mirza ibn Ibrahim ibn Shah Rukh und
Abû Sa'îd ibn Muhammad ibn Miranshah.
K3: Bâbur I, Babur Ibn-Baisunqur = Abu'l-Qasim Babur, geb. 1422,
Herrscher 1449-1457 in Khorasân. Sohn von Baisunqur (1399-1433),
dieser ist ein Sohn von Shâh Rukh (1377-1447) und Bruder von
Ulugh Beg (1394-1449).
T6: 'Abd-ul-Lat.îf, Sohn von Ulugh Beg, 1447-1449 Kämpfe mit seinem Vater, endgültiger Sieg 1449 in der Schlacht bei Samarqand. 1449-1450 Herrscher in Transoxanien. Ermordet 1450.
T7: 'Abdullâh Mirza, Urenkel von Timur, Enkel von Shah Rukh, Sohn von Ibrahim, Herrscher im Samarqand 1450-1451, übernahm den Thron, als 'Abd-ul-Lat.îf ermordet wurde, wurde selbst von Abû Sa'îd besiegt und exekutiert.
T8, K6: Abû Sa'îd, ein Urenkel Timurs aus der Linie Miranshah (der selbst nach Timurs Tod wegen geistiger Verwirrung als möglicher Nachfolger nicht mehr in Frage kam), geb. 1424, Herrscher 1451-1469 in Transoxanien, West-Turkestan und Afghanistan. 1459-1469 Herrscher auch in Khorasân. 1469 Niederlage der Timuriden unter Abû Sa'îd gegen die turkmenischen Aq Qoyunlu unter der Führung Uzun Hassans, Gefangennahme und Hinrichtung.
K4: Mah.mûd, Shah Mah.mûd, geb. ca. 1446, Sohn von Babur ibn-Baisunkur, Herrscher 1457 in Khorasân. Kam mit 11 Jahren nach dem Tod seines Vaters auf den Thron. Er hielt sich darauf nur kurze Zeit, wurde bald von seinem Vetter Ibrahim vertrieben.
K5: Ibrahim: Sohn von Ala-ad-Daula, wurde Herrscher von Khorasan 1457-1459, nachdem er seinen kindlichen Vetter Mahmud Shah verjagt hatte.
K6: Abû Sa'îd 1459-1469 Herrscher auch in Khorasân
T9: Sult.ân Ah.mad, Sohn von Abû Sa'îd, ein Ururenkel Timurs aus der Linie Miranshah (1366-1408), geb. 1438, Herrscher 1469-1494 in Transoxanien (Hauptstadt Samarqand). Seine Herrschaft war ständig durch die usbekischen Shaibaniden bedroht.
T10: Mah.mûd, Sohn von Abû Sa'îd, herrscht 1494-1495 in Transoxanien
T11: Baisonqur und Mas'ûd, 1495-1497 in Transoxanien
T12: Bâbur II (Großmoghul), von persisch Bâber "der Tiger", auch Mohammed Babur Khan oder Mohammed Babur Schah genannt, geb. 14. Februar 1483 in Fergana, Enkel von Abû Sa'îd, Sohn von Omar Sheikh (geb. 1453, gest. 1493, Herrscher in Andidjan und Fergana), gest. 26. Dezember 1530 in Agra. 1497 Besetzung von Samarqand, Herrscher 1498-1501 in Transoxanien, verlor Transoxanien schließlich endgültig an die Shaibaniden, 1511 letzter erfolgloser Versuch, Samarqand zurückzuerobern, wurde zur Flucht gezwungen, 1526 Schlacht von Panipat, Babur siegt über Ibrahim Lodi und besetzt Delhi, Gründer des Moghulreiches in Indien, gest. 1530
T13: 'Alî, 1498-1500 in Transoxanien
K7: H.ussein Bâyqarâ, geb. 1438, Herrscher 1469-1506 in Khorasân (Hauptstadt Herat), Sohn von Mansur, Urenkel Timurs aus der Linie Umar Shaikhs, eines Sohnes von Timur, der bei dessen Tod schon nicht mehr unter den Lebenden weilte. Er führte das Timuridenreich zu einer letzten Blüte auf dem Gebiet des heutigen Afghanistan. Geschickt hielt er Khorasan gegen die Aq Qoyunlu einerseits und gegen die rivalisierenden Timuriden andererseits. Eine lange Friedensperiode charakterisiert seine Herrschaft, in der Kunst, Literatur und Wissenschaften aufblühten. 1470 kurze Unterbrechung durch Yadigar Muhammad. Starb 1506 auf einem Feldzug gegen die Shaibaniden.
K8: Badî' uz-Zamân, Sohn von H.ussein Bâyqarâ, Herrscher 1506-1507 in Khorasân, die Shaibaniden besetzten danach Herat und beendeten die Epoche der Timuriden.
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