Bernhard Peter
Himmlische Wesen: Tennin, Hiten, Tennyo, Apsara


   
Ten-nin, Himmel + Mensch   Hi-ten, Fliegen + Himmel   Ten-nyo, Himmel + Frau

Die allgemein in den buddhistischen Kulturen Asiens verbreiteten und seit der Asuka-Zeit auch in Japan bekannten Apsara (= Sanskrit) sind himmlische weibliche Wesen. Im Japanischen werden Apsara "Tennin" (ten = Himmel, nin = Mensch, Wesen) oder in fliegender Form "Hiten" genannt (hi = fliegen, ten = Himmel). Ein weiterer Ausdruck ist "Tennyo", himmlische Mädchen (ten = Himmel, nyo = onna = Frau, weiblich). Der Ausdruck "Gakuten" steht für himmlische Musikanten (vgl. ongaku = Musik, ten = Himmel). Typisch für Apsara-Darstellungen ist, daß sie in ihren leichten, weit geschnittenen und entsprechend locker wehenden Kleidern horizontal fliegen, ihren Oberkörper aber in die Vertikale aufgerichtet haben. Sie haben Bänder um ihren Nacken und unter den Armen hindurchgeschlungen, die im Winde wehen und die Darstellung des Fliegens noch dynamisch unterstützen. Apsaras sind normalerweise für menschliche Augen unsichtbar. Sie fliegen mit Hilfe übermenschlicher Kräfte, deshalb brauchen sie auch keine Flügel. Apsaras sind Begleiterinnen der Buddhas, insbesondere von Amida Nyorai, und reiten als Himmelswesen typischerweise auf Wolken, sie musizieren oder tanzen. Andere Darstellungen wiederum geben des Apsaras Blumen in die Hände, denn durch das Streuen von Blumen preisen sie die Gottheiten. In wiederum anderen Fällen unterstützen sie die Verehrung durch Abbrennen von Räucherwerk. Apsaras selbst sind nicht Objekt der Verehrung, sie sind nur dienendes Beiwerk der Buddhas, denn durch ihren Dienst an den Buddhas schützen sie die Lehre.

Zu den bedeutendsten Apsara-Darstellungen in Japan gehören die auf den Wänden des innersten Heiligtums im Byoudou-in in Uji zu sehenden, wo sie die Figur des Amida Buddha begleiten und darstellerisch als Bodhisattva behandelt werden. Zu den ältesten Darstellungen gehören die Wandmalereien im Kondou des Horyuu-ji bei Nara. Wandmalereien von Apsaras finden sich auch im Houkai-ji in Kyoto; sie stammen aus dem 13. - 14. Jh.

fliegende Apsara in der Haupthalle des Tempels Jugaku-in in Takahashi (Präf. Okayama)

Hier werden mehrere Apsara aus dem Temnpel Jugaku-in in Takahashi (Präf. Okayama) gezeigt, die als durchbrochene Schnitzereien auf den 6 Ramma oben in der Abtrennung zwischen vorderem und hinterem Heiligtum zu sehen sind. Die beiden mittleren Ramma enthalten jeweils zwei Apsara in roten, blauen und grünen Wolken, also insgesamt vier, von denen zwei ein Musikinstrument spielen, eine eine Querflöte (Ryuuteki), die andere eine Mundorgel (Shou) mit mehreren vertikalen Bambuspfeifen, beides Instrumente der höfischen Gagaku-Musik. Die beiden anderen halten nichts (mehr) in ihren Händen. Das Material ist bemaltes Holz.

musizierende Apsara in der Haupthalle des Tempels Jugaku-in in Takahashi (Präf. Okayama), mit Querflöte (Ryuuteki)

musizierende Apsara in der Haupthalle des Tempels Jugaku-in in Takahashi (Präf. Okayama)

fliegende Apsara in der Haupthalle des Tempels Jugaku-in in Takahashi (Präf. Okayama)

musizierende Apsara in der Haupthalle des Tempels Jugaku-in in Takahashi (Präf. Okayama), mit Mundorgel (Shou)

Die beiden nachfolgenden Apsara-Darstellungen sind Menuki, Teile von japanischen Schwertern. Menuki werden seitlich am Griff des Schwertes angebracht und mit den Wicklungen des kreuzförmig um den Griff gewickelten Bandes fixiert. Im Falle der beiden hier gezeigten Apsara, die fliegend dargestellt werden mit aus den weiten Gewändern seitlich herausschauenden Füßen, tragen sie Blumen in den Händen. Das dienende Blumenstreuen dient der Erhöhung der Gottheit. Das Material ist teilvergoldetes Shakudo.


Literatur, Links und Quellen:
Apsara, Artikel von Mark Schumacher: https://www.onmarkproductions.com/html/karyoubinga.html
Apsara / Hiten in JAANUS:
https://www.aisf.or.jp/~jaanus/deta/h/hiten.htm - https://www.aisf.or.jp/~jaanus/deta/g/gakuten.htm
Darstellung von Amida Buddha, in: Bernhard Scheid: Religion in Japan, Projekt der Universität Wien:
https://religion-in-japan.univie.ac.at/Handbuch/Ikonographie/Amida#i_amida_heian


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