Bernhard Peter
Typisch japanische Dinge (11): Ho (Hou) und Mokugyo


         
mokugyo           mokugyo

In Zen-Tempeln ist es üblich, durch verschiedene Klanginstrumente Ereignisse des Tagesablaufes anzugeben. Dem typischen Klang einzelner Instrumente wird der Vorzug vor dem gesprochenen Wort gegeben, um Beginn und Ende verschiedener Aktivitäten im täglichen Leben der Zen-Mönche anzuzeigen.

Ein solches Instrument ist der Ho (Hou) oder Holzfisch. Vom Grundtyp her handelt es sich um eine hängende Schlitztrommel. Er ist nur in den Klöstern der Soto-Richtung (Soutou) und der Obaku-Schule zu finden, nicht in Klöstern der Rinzai-Richtung des Zen. Weitere Namen sind Kaipan oder Gyoban. Es handelt sich um einen Klangkörper in Form eines innen ausgehöhlten, aus Holz geschnitzten Fisches, der eine Perle im leicht geöffneten Maul trägt als Symbol des Universums. Ein großer Schlitz zieht sich den Bauch entlang. Angeschlagen wird der Klangkörper in der Flankenmitte. Warum die Form eines Fisches gewählt wurde, ist nicht bekannt. Die uns vom Christentum her geläufige Symbolik der Unsterblichkeit ist hier verfehlt, weil der Buddhismus Wiedergeburt lehrt, nicht Unsterblichkeit. Möglicherweise ist die Symbolik die des Karpfens, der alle Hindernisse überwindet. Eine andere Interpretation beruht auf dem Fehlen von Augenlidern und dem Glauben, daß Fische niemals schlafen, wodurch der Fisch zum Symbol für Aufmerksamkeit und Achtsamkeit wird. Mit diesem Instrument wird das Mittagsmahl angekündigt.

Neben den gezeigten Beispielen aus dem Tempel Manpuku-ji in Obaku und aus dem Kosho-ji in Uji gibt es noch einen gut erhaltenen Holzfisch im Shofuku-ji in Nagasaki.

Uji, Stadtteil Obaku, Holzfisch Ho (Hou) im Tempel Manpuku-ji

Uji, kräftig benutzter Holzfisch Ho (Hou) im Tempel Kosho-ji

Kyoto, Takagamine, Tempel Genko-an, Veranda des Kuri

Davon abgeleitet ist ein nah verwandtes Klanginstrument, das zwar auf den ersten Blick ganz anders aussieht, aber nicht nur aufgrund des Namens Mokugyo = hölzerner Fisch eine Verwandtschaft zum großen Holzfisch Ho (Hou) besitzt. Dieser ausgehöhlte und mit einem Schlitz versehene Klangkörper ist fast kugelrund und besitzt am dem Schlitz abgewandten Ende einen geschnitzten Griff. Der Schlitz verbreitert sich zu den Enden hin und schließt jeweils kreisförmig ab. Das Instrument vom Typ eines Aufschlagidiophons wird mit einem Stab angeschlagen, der an einem Ende mit einem mit Leder überzogenen und mit weichem Material ausgestopften Knauf versehen ist. Dieser Schlägel wird Mokugyo no bo (bou) genannt, Holzfisch-Genitivpartikel-Stab.

Weil nichts mehr an eine Fischform erinnert außer den Schuppen auf dem Klangkörper, die auch als stilisierter Drachenschuppenkörper interpretiert werden können, wird das Instrument treffend auch als Tempelblock bezeichnet. Der Griff besitzt meist die Form zweier einander zugewandter Fisch- oder Drachenköpfe, die zwischen sich eine Perle halten. Der Körper ist auf dem Klangkörper durch Schnitzereien angedeutet, ebenso Wellen oder Wolken, je nach Deutung. Vermutlich ist der Drache eine Uminterpretation des Fischmotives.

Die Größe ist extrem variabel, es gibt Modelle von wenigen Zentimetern, und nach oben ist die Größe nur durch den Durchmesser des Baumes limitiert, aus dessen Stamm das Mokugyo gefertigt wird. Je größer das Mokugyo ist, desto dumpfer, tiefer und weicher ist der erzeugte Klang. Das weltgrößte Exemplar befindet sich im Hasedera in Kamakura.

Dieses Instrument befindet sich meist auf einem runden oder quadratischen, mit Kapok gefüllten und mit Brokat überzogenen Kissen im Innern der Tempelhallen von Zen-Klöstern (Zendo, Zendou) bzw. Dojo (Meditationsraum), und es gibt den Rhythmus beim Lesen heiliger Texte (Sutras) an oder es wird vor einem Teisho (Teishou) geschlagen, dem täglichen Vortrag des Zenlehrers. Der kurze und trockene, aber durchsetzungsfähige Klang des Mokugyo soll die Aufmerksamkeit und Konzentration fördern.

In Korea wird das dem gleichen Zweck dienende entsprechende Instrument "Moktak" (Mok = Holz, tak = schlagen) genannt, in Tibet "Shingnya", in China "Muyu" (Mu = Holz, Yu = Fisch) oder "Pinyin Muyu".

Uji, Stadtteil Obaku, Mokugyo im Tempel Manpuku-ji

Funda-in, ein Subtempel des Tofuku-ji in Kyoto

Ryogen-in, ein Subtempel des Daitoku-ji in Kyoto

Obai-in (Oubai-in), ein Subtempel des Daitoku-ji in Kyoto


Literatur, Links und Quellen:
Helen J. Baroni: The Illustrated Encyclopedia of Zen Buddhism, The Rosen Publishing Group Inc., 2002, ISBN 0-8239-2240-5
Zen-Instrumente:
http://terebess.hu/zen, insbesondere "The Sound Instruments in the Zen Monastery" http://terebess.hu/zen/szoto/hangszersz.html, auch auf https://zencentermanila.wordpress.com/zen-instruments/
Hersteller von Tempelblocks:
http://steinklang.de/Perc/Tempel-Blocks/tempel-blocks.htm
Holzfisch:
https://de.wikipedia.org/wiki/Holzfisch - https://en.wikipedia.org/wiki/Wooden_fish
D. T. Suzuki: The Training of the Zen Buddhist Monk, hrsg. von der Eastern Buddhist Society, Kyoto, 1934.
The Musical Menagerie: A Selection of Musical Instruments from The Metropolitan Museum of Art, Metropolitan Museum of Art, New York, 1984, S. 3.
Musical Instruments in The Metropolitan Museum, The Metropolitan Museum of Art Bulletin (1978), Bd. XXXV, Nr. 3, S. 14-15.
The Crosby Brown Collection of Musical Instruments: Its Origin and Development, Metropolitan Museum Journal (1970), Bd. 3, S.. 349.
Catalogue of the Crosby Brown Collection of Musical Instruments: Asia, Gallery 27. 1 und 2, The Metropolitan Museum of Art, New York, 1901 und 1903, Bd. 1 und II, jeweils S. 37.


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