Bernhard
Peter
Kyoto,
Kosho-ji
Lage und
Erreichbarkeit
Der Tempel Kosho-ji, der nicht mit dem gleichnamigen Zen-Tempel
in Uji verwechselt werden darf, liegt im Stadtbezirk Shimogyo
zentral nordwestlich des Hauptbahnhofs von Kyoto in fußläufiger
Entfernung, südlich vom Nishi Hongan-ji, gegenüber dem
Ryukoku-Museum. Er wird im Norden begrenzt von der Kitakoji Dori,
im Osten von der Hauptverkehrsachse Horikawa Dori, auf der auch
Busse verkehren und im Süden von der Shichijo Dori. Der Bereich
im Westen bis zur Omiya Dori wird von der Ryukoku-Universität
eingenommen. Das Areal des Kosho-ji mißt 170 m in
West-Ost-Richtung und 115 m in Nord-Süd-Richtung. Obwohl man vom
Bahnhof aus zu Fuß meist schneller dort ist als mit dem Bus,
kann man alternativ am Bussteig B1 die Nr. 9 nach Nishigamo via
Nijo-jo nehmen, oder am Bussteig D3 in die Linie 28 zum Daikakuji
via Arashiyama steigen, oder an C5 in die Linie 75 nach Eigamura,
jeweils Ausstieg an der Haltestelle Nishihonganji-mae. Weitere
Möglichkeiten sind im Kapitel zum Nishi Hongan-ji erläutert.
Für sich alleine lohnt der Besuch dieses Tempels aus kunsthistorischer Sicht nicht, aber als Tempel zum "Mitnehmen", wenn man sowieso den Nishi Hongan-ji besucht, ist es sicher interessant, einen Blick hineinzuwerfen. Er beeindruckt durch sehr große Gebäude. Die Bausubstanz ist aber durchgehend viel jünger als im Nishi Hongan-ji. Von Atmosphäre kann man nicht wirklich sprechen, weder sind die Gebäude alt noch war Leben im Tempel anzutreffen, sicher ein Einzeleindruck in einem ungünstigen Moment. Die Halle Goeido wurde 2019 renoviert (eingerüstet).
Geschichte
und Bedeutung
Der Kosho-ji steht in einer Flucht mit dem Nishi Hongan-ji, seine
repräsentative Mauer mit den Toren ist ganz ähnlich gestaltet
wie bei diesem, so daß er aufgrund der engen Nachbarschaft
häufig nicht als separater Tempel wahrgenommen wird. Die
Geschichte der beiden Tempel ist eng miteinander verbunden, und
doch ist es ein eigenständiger Tempel. Der Kosho-ji ist der
Tempel eines anderen Zweiges der Schule Jodo-Shinshu ("Wahre
Schule des Reinen Landes"). Der Shin-Buddhismus wurde von
Shinran Shonin (21.5.1173-16.1.1263) gegründet und ist eine Form
des Amida-Buddhismus, und diese Richtung spaltete sich noch
weiter auf. Die größte Schule des Shin-Buddhismus ist die
Hongan-ji-Richtung mit dem Nishi Hongan-ji als Haupttempel,
gefolgt von der Otani-Richtung mit dem Higashi Hongan-ji als
Haupttempel. Daneben gibt es noch mehrere kleinere Richtungen,
die Takada-Schule, die Bukko-ji-Schule, die Kosho-Schule, die
Kibe-Schule und die Izumo-ji-Schule.
Im Gegensatz zum Haupttempel Nishi Hongan-ji handelt sich bei dem Honzan Kosho-ji um einen Tempel, der von Kyogo (-1490) gegründet wurde, einem Anhänger des 8. Monshu der Jodo-Shinshu, des als Reformer bekannt gewordenen Rennyo Shonin (1415-1499). Genau genommen handelt es sich um eine Abspaltung des Tempels Bukko-ji (heute im Südosten von Shijo Karasuma zu finden) und dessen Unterschule, die entstand, als Rennyo die Leitung des Hongan-ji übernahm, der bisher im Schatten des Bukko-ji gestanden hatte, und ihn groß machte. Kyogo hatte zunächst die Nachfolge im Bukko-ji angetreten, hatte aber dann zusammen mit 42 anderen Mönchen im Jahr 1481 seine Solidarität zu Rennyo erklärt, der ihn herzlich aufnahm und ihm den Namen Renkyo gab, was eine symbolische Kombination der beiden Namen Rennyo und Kyogo war. Daraufhin wurde in der Nähe des Hongan-ji der erste Kosho-ji erbaut. Kosho-ji war der Name, der ursprünglich für den Bukko-ji vorgesehen war. Das waren freilich noch nicht die heutigen Gebäude, denn selbst der Nishi Hongan-ji entstand ja erst nach 1600 am heutigen Ort. Der Kosho-ji ist quasi eine selbständige Abspaltung, die sich aber in Affiliation zum Hongan-ji gestellt hat und deshalb auch die räumliche Nähe gewählt hat. Zur Kosho-Schule gehören neben dem hier vorgestellten Tempel in Kyoto noch der Gokuraku-ji in Kawakami-gun auf Hokkaido, der Saikyo-ji in Kobe (Präfektur Hyogo), der Junsho-ji in Yamatotakada (Präfektur Nara), der Shoen-ji in der Präfektur Kagoshima, der Zenraku-ji und der Yosen-ji, beide in Okawa-gun, Präfektur Kagawa.
Da es sich um einen Tempel des Amida-Buddhismus handelt, wird als Hauptbild neben dem Gründer ein Amida Nyorai (Amitabha Tathagata) verehrt.
Struktur
der Anlage und Beschreibung
In vielerlei Hinsicht wirkt
der Tempel Kosho-ji wie ein reduzierteres und neueres Abbild des
Nishi Hongan-ji. Die Monumentalität der Gebäude ist beiden
gemeinsam. Zur Ostseite hin besitzt der Tempel zwei Tore, zu
denen kleine Brücken über den Wassergraben führen. Das
größere und wichtigere Tor im Süden ist das San-mon. Die
Lehmmauer ist genauso wie beim Nishi Hongan-ji gelb mit weißen
Linien bemalt. In der Nordostecke sehen wir den Kyozo, in der
Südostecke den Shoro. Der Sutrenspeicher ist das älteste
Gebäude des ganzen Komplexes; er stammt aus dem Jahr 1848.
Zwischen beiden Toren bildet ein moderner Bau das
Empfangsgebäude. In der Südostecke der Anlage befindet sich der
moderne Kosho Kaikan, das Tempelgästehaus, das die interessante
Möglichkeit einer Übernachtung in einem Tempel bietet. Der
Tempel besitzt genau wie sein großer Bruder nördlich zwei
große, mit ihrer Front nach Osten ausgerichtete Hallen, die mit
einem Korridor verbunden sind, wovon die südliche, größere die
Gründerhalle Goei-do ist und die nördliche die Amida-Halle,
Amida-do. Letztere ist kleiner, dafür aber zweistöckig. Beide
Hallen stammen vom Anfang des 20. Jh. Vor den Hallen befindet
sich das überdachte Handwaschbecken, Chozuya.
Ostseite, Ansicht von Nordosten: von rechts nach links nördliches Tor, Empfangsgebäude, San-mon
Ostseite, Ansicht von Nordosten: von rechts nach links Empfangsgebäude hinter Abschlußmauer, San-mon
Ostseite, Ansicht von Nordosten: Empfangsgebäude und Abschlußmauer
Amida-do, Blick von Osten
Kyozo, Sutrenspeicher im Nordosteck der Anlage
links Goei-do, rechts Verbindungskorridor, Blick von Nordosten
links Goei-do, rechts Amida-do, Blick von Nordosten, Zustand 2017
modernes Empfangsgebäude, im Hintergrund rechts das San-mon
Goeido, rechts Verbindungskorridor zum Amida-do
Chozuya
links Goei-do, rechts Chozuya
Glockenturm (Shoro) im Südosteck
links Chozuya, rechts Amida-do
Ostflanke, Ansicht von Südosten mit Blick auf das nördlichere Tor von beiden, Aufnahme 2017
dito, Aufnahme 2019, unten Details des Tores
Literatur
Lokalisierung auf google maps: https://www.google.de/maps/@34.9896668,135.7520154,18.5z - https://www.google.de/maps/@34.9898011,135.7518471,148m/data=!3m1!1e3
Abt Rennyo: https://en.wikipedia.org/wiki/Rennyo
Webseite des Tempels: http://www.koshoji.or.jp/
Kosho-ji: https://www.japanvisitor.com/japan-temples-shrines/koshoji-kyoto
Schulen des Shin-Buddhismus: http://www.terakoya.com/r_link_e.htm
Volker Zotz: Rennyo nach 500 Jahren: https://www.oag.uni-hamburg.de/noag/noag-163-164-1998/noag163-164-1.pdf
Stanley Weinstein: Rennyo and the Shinshu Revival, in: John
Whitney Hall, Toyoda Takeshi (Hrsg.): Japan in the Muromachi Age,
University of California Press, Berkeley, Los Angeles, London,
1977, ISBN 0-520-02888-0, S. 358
Bukko-ji: https://en.wikipedia.org/wiki/Bukk%C5%8D-ji
Bukko-ji: https://www.japanvisitor.com/japan-temples-shrines/bukkoji
eigene Webseite des Bukko-ji: http://www.bukkoji.or.jp/english/
Kosho-ji auf Kyotofukoh: https://kyotofukoh.jp/report208.html
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