Bernhard
Peter
Kyoto
(Präf. Kyoto), Arashiyama, Tempel Danrin-ji
Lage,
Erreichbarkeit und Touristisches
Der Tempel Danrin-ji (= Wald-Tempel) liegt im Stadtteil
Arashiyama im Nordwesten der Stadt Kyoto (Adresse: 2-10
Sagatoriimoto Kozakacho, Ukyo-ku, Kyoto, 616-8435). Von den
Sehenswürdigkeiten in Arashiyama gehört dieser Tempel zu der
nordwestlich des Tenryu-ji gelegenen Gruppe. Er liegt genau
unterhalb des Giou-ji. Der Tempel lohnt für sich alleine kaum
die Anreise, aber weil die ganze Gegend voller Tempel ist und man
sowieso die ganze Gruppe anschaut und von einem zum anderen
läuft, kann man den Danrin-ji gut nach dem Jojakko-ji, dem
Nison-in und vor dem Giou-ji, dem Takiguchi-dera, dem Adashino
Nenbutsu-ji und dem Otagi Nenbutsu-ji einbauen, wenn man die
Gegend systematisch durchstreift. Der Garten ist sehr klein und
schnell durchlaufen. Die Gebäude sind neuzeitlich,
kunsthistorisch ohne Bedeutung und verdienen keine tiefergehende
Betrachtung. Hauptziel ist die Tempelhalle im Westen, welche ein
großes Sammelsurium an Schätzen beherbergt, reihum auf Tischen
und Regalen aufgebaut. Es ist irgendetwas zwischen Rumpelkammer,
Trödelladen und Museum, alles ziemlich angestaubt und dennoch
spannend, um die Sammlung mit den Augen zu durchstöbern. Und das
ein oder andere Schätzchen ist immer dabei. Der Hüter des
Museums ist sehr nett und gesprächig und versucht hilfreiche
Erklärungen, aber man sollte seine Erwartungen an diesen Tempel
nicht zu hoch stecken, und für den Eintrittspreis bekommt man im
Grunde eher wenig zu sehen, und im einzig interessanten Raum darf
man nicht photographieren, was sehr schade ist, denn hier steht
zu viel Interessantes rum, um es alles beim Besuch zu erfassen
und angemessen zu würdigen, und eine Möglichkeit zum
Nachbetrachten wäre schon schön. So konsumiert man Eindrücke
und hat doch nichts dauerhaft davon.
Geschichte
und Bedeutung
Ganz früher gab es mal einen Tempel aus dem 9. Jh. des Namens
Danrin-ji auf dem Gelände des späteren Tenryu-ji, welcher als
der erste Zen-Tempel Japans gilt. Er wurde gegründet von Kaiser
Sagas (786-842) Frau, Kaiserin Tachibana no Kachiko (786-850).
Sie berief einen chinesischen Mönch namens Gikuu Zenshi (chin.:
I K'ung) nach Japan, und so faßte die Rinzai-Schule des
Zen-Buddhismus in Arashiyama Fuß. Es ging aber langsam, und
Gikuu Zenshi kehrte desillusioniert nach China zurück. Die
Kaiserinwitwe wurde nach dem Tod ihres Ehemannes Nonne und schor
sich den Kopf; und der Tempelname Danrin wurde zu dem Namen,
unter dem sie fortan bekannt war. Sie gründete eine Schule für
die Zen-Lehren, zunächst gedacht für Mitglieder der
Tachibana-Familie. Im 13. Jh. war der Danrin-ji baufällig und
verschwand. Am Straßenrand südlich des Nonomiya-Schreines steht
eine Steinmarkierung, die auf die "historische Stätte des
Danrin-ji" hinweist. Soweit zum Vorläufer.
Als im 20. Jh. ein Tempel unter diesem Namen wiederbelebt werden sollte, nahmen bereits der im 14. Jh. erbaute Tenryu-ji und der Bambuswald die Fläche ein, und so wählte man einen neuen Standort direkt neben dem Giou-ji. Der heutige Danrin-ji wurde erst 1964 errichtet. Er gehört zur Richtung des Shingon-Buddhismus. Der Tempel nimmt für sich den Status eines Monzeki in Anspruch, also heißt er vollständig "Danrin-ji Monzeki" gemäß Selbstverständnis, und so steht es auch am Eingangstor. Das ist freilich hochgegriffen bei einem erst in der 2. Hälfte des 20. Jh. erbauten Tempels; der Anspruch leitet sich vom lange vergangenen Vorgänger ab. Dennoch sollte man in Erinnerung behalten, daß dieser Tempel zwar den gleichen Namen wie der Vorläufer trägt, aber der Tempelgrund keine direkte Beziehung zum ehemaligen Standort des originalen Danrin-ji hat und auch sonst keine Kontinuität gegeben ist. Es sollte auch erwähnt werden, daß der alte Tempel ein Zen-Tempel war, dies hier aber ein Tempel des esoterischen Buddhismus ist, auch das verbietet es, von Kontinuität zu sprechen. Die Endplatten der Dachziegel tragen jedenfalls das Motiv der kaiserlichen Chrysantheme. Das Hauptkultbild ist eine Kannon-Figur, die angeblich der Kaiserin Danrin nachempfunden sein soll (Danrin-hi kannon).
Rundgang
und Beschreibung
Nach Durchschreiten des Tores
passiert man einen kleinen Garten mit Teich und vielen
Ahorn-Bäumen; die Gebäude sind zu einem L mit den Schenkeln im
Norden und Osten angeordnet. Geradeaus liegt die Haupthalle
(Hondou) mit einem dreistufigen Dach im Schatzhaus-Stil
(Houzou-zukuri). Durch die Haupthalle mit sehenswerten Statuen
(Kannon-Statue) gelangt man nach links in den Museumsraum, einer
Kammer voller mehr oder weniger wertvoller historischer Objekte,
wobei die Präsentation eher an eine Rumpelkammer erinnert. Und
dennoch sind wirklich gute Exponate darunter, z. B. zwei riesige
an der Wand aufgehängte Mandalas. Die Ausstellungsstücke
stammen von der Nara-Zeit bis zur Edo-Zeit. Bei näherem Hinsehen
ist man überrascht, wenn man immer mal wieder eine
kunsthistorisch hochkarätige Sache entdeckt, nach der sich so
manches Museum die Finger lecken würde, die hier aber einfach so
mitten unter Krimskrams bei schlechter Beleuchtung vor sich hin
verstaubt. Wer solche Kunst besitzt, sollte vielleicht mal mehr
in Vitrinen, Beleuchtung und vor allem in Staubwischen
investieren. Auf dem Tempelgelände befindet sich eine
Gedenkpagode für Kaiserin Danrin (danrin-kougou no kuyou-tou).
Photos aus dem Danrin-ji
Literatur,
Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps:
https://www.google.de/maps/@35.0236557,135.667592,20z?entry=ttu - https://www.google.de/maps/@35.0236459,135.6675794,58m/data=!3m1!1e3?entry=ttu
Danrin-ji auf Kyotofukoh: https://kyotofukoh.jp/report550.html
Besucher-Faltblatt des Tempels
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