Bernhard Peter
Kyoto (Präf. Kyoto), Horin-ji = Daruma-dera


Lage und Erreichbarkeit, Touristisches
Der Horin-ji (Hourin-ji) oder Daruma-dera (Daruma-Tempel) liegt im Nordwesten der Stadt abseits der touristischen Hauptrouten im Stadtbezirk Kamigyo (Adresse: 457 Yukuecho, Kamigyo-ku, Kyoto-shi). Mit seiner westlichen Rückseite stößt der Hourin-ji an den Tenjin-Fluß und die Nishi-doi-dori. Der Name der Straße verrät, daß hier einst der O-Doi verlief, der 1591 um das damalige Kyoto herum von Toyotomi Hideyoshi angelegte Erdwall. Im Norden, wo sich der Zugang befindet, grenzt das Tempelgelände an die Shimodachiuri-dori, im Osten jenseits des Friedhofs liegt der Tempel Kegai-in mit Zugang von der Tenjin-dori. Die nächstgelegene Bahnstation ist JR Enmachi; von dort sind es 350 m Luftlinie nach Nordosten. Vom Bezugspunkt Hauptbahnhof ist ein Lokalzug der Sanin-Line die beste und schnellste Alternative. Aber man kann natürlich auch einen Bus Nr. 205 vom Hauptbahnhof bis zur Haltestelle Nishinokyo Enmachi nehmen. Alternativ nimmt man die U-Bahn der Karasuma Line bis zur Haltestelle Marutamachi, dort bekommt man den Bus Nr. 204 und fährt mit diesem bis JR Enmachi. Wer von Gion-Shijo anreist, nimmt den Bus Nr. 203 bis zur Haltestelle Nishinokyo Enmachi. Cave, Verwechslungsgefahr: Der Horin-ji mit kurzen "o" liegt im Nordwesten von Kyoto in Arashiyama und hat nichts mit diesem Hourin-ji mit langem "o" zu tun.

In dem ruhigen Stadt-Bereich in der Mitte zwischen den touristischen Schwergewichten Nijou-jou; Myoushin-ji und Kitano-Tenmangu gibt es viele kleinere und untouristische Tempel, die als Gruppe ganz interessant sein können für denjenigen, der keine anderen Touristen mehr sehen oder ertragen kann und abseits der Hauptattraktionen Entdeckungen machen will; da diese Tempel aber ziemlich verstreut liegen, ergibt das zusammen einen ausgedehnten Fußmarsch. Der Daruma-dera fällt aufgrund seiner Ausstattung etwas aus dem üblichen Rahmen, denn hier wurde eine unglaubliche Menge an Daruma-Figuren angesammelt, das dem Tempel eine ganz besondere Atmosphäre verleiht, es wie eine Mischung aus überfüllter Puppenstube und Devotionalien-Rumpelkammer. Und der Tempel ist zwar von den Gebäuden her nicht alt, dafür aber vollkommen untouristisch mit sehr nettem Personal und lädt ein zu Entdeckungen abseits ausgetretener Pfade.


Geschichte und Bedeutung
Der Hourin-ji ist ein Tempel des Zen-Buddhismus, innerhalb dessen gehört er zur Rinzai-Schule des Zen und zwar genau zur Schule des Myoushin-ji, wobei der Muttertempel 1,2 km im Nordwesten liegt. Der Tempel wurde 1718 vom Mönch Daigu Souchiku gegründet, der damals bereits dem Rinzai-Zen folgte. Im selben Jahr noch wurde die Haupthalle erbaut. Die Fertigstellung der Anlage dauerte ein Jahrzehnt und erfolgte 1727 unter dem Oberpriester Mankai Jigen. Der Tempel wurde großzügig finanziert von dem Handelsmann und Geldwechsler Araki Iemon (= Araki Mitsushina Souteikoji), der im Muromachi-Distrikt lebte. Das unterscheidet diesen Tempel von den meisten anderen Tempeln der Myoushin-ji-Schule, die sonst durchgehend von Samurai-Familien gestiftet wurden. Dreimal wurde der Tempel im Laufe seiner Geschichte durch Naturereignisse jeweils schwer beschädigt und wiederaufgebaut. Der Berg-Name des Tempels lautet Daiho-zan. Das Hauptkultbild des Tempels ist ein Buddha Shakyamuni (Shaka Nyorai).

Der Tempel hat eine besonders enge Beziehung zu Bodai Daruma, hinter dem sich Bodhidharma verbirgt, der Begründer der buddhistischen Meditationsschule namens Zen, die sich in Folge in China und Japan etablierte und ausbreitete. Seine historisch gesicherte Existenz ist von nachträglich entstandenen Legenden und Mythen völlig überdeckt worden. Tatsächlich stammte er aus Indien und reiste Anfang des 6. Jh. über den Himalaya nach China, wo er freundliche Aufnahme fand, wegen unterschiedlicher Ansichten aber den Hof von Kaiser Liang Wu Di verlassen mußte. Dann zog er in die Songshan-Berge, wo er im Shaolin-Kloster zusammen mit den dortigen Mönchen den mönchischen Kampfsport und den Zen-Buddhismus entwickelte, dort Chan genannt. Von dort breitete sich die neue Methode nach Korea, Vietnam und Japan als Zen aus. Daruma ist in Japan sehr populär, und in den meisten Zen-Klöstern hängt irgendwo eine Hängebildrolle mit seinem unverkennbaren Konterfei. Meistens wird er in weltferner Pose im Meditationssitz dargestellt, in ein typisches Mönchsgewand gekleidet, das er sich oft über den Kopf geschlagen hat wie eine Kapuze. Arme und Beine werden meist völlig vom Tuch eingehüllt. Besonders typisch sind aber die Versuche, seine Herkunft aus Indien darzustellen, wobei als Stilmittel große runde Augen, starker Bartwuchs, große Ohrringe, Körperbehaarung verwendet werden, denn als Inder nimmt er eine exotische Sonderstellung unter den Zen-Patriarchen ein. Die Betonung der fremdländischen Merkmale entwickelte sich im Laufe der Zeit immer mehr zur Überzeichnung.

In der Populärkultur wird Daruma mit der Fähigkeit assoziiert, Wünsche erfüllen zu können. Seine Figuren werden als machtvolle Talismane für Glück aller Arten angesehen. Die im Tempel omnipräsenten Figuren sind unverkennbare pummelige kleine Figuren mit fließend ineinander übergehendem Gesicht und Körper, meist rot bemalt. Rund wie ein Stehaufmännchen sind die Figuren, so daß sie sich nach einem Kippmoment wieder in die Vertikale aufrichten. Das Fehlen von Armen und Beinen hat seine Wurzel in Legenden, die sich um Bodhidharma ranken, daß er angeblich auf der Suche nach Erleuchtung seine Gliedmaßen verlor (Atrophie durch 9 Jahre ununterbrochene Meditation vor einer Wand) und sich angeblich sogar seine Augenlider abschnitt, als er Erleuchtung suchte und ihm immer die Augen zu fielen. Deshalb wird er gerne mit hervortretenden, weit aufgerissenen Glubschaugen dargestellt. Die Stehaufmännchen-Eigenschaften sind durchaus symbolisch für den Wünschenden gemeint: Egal, was passiert, egal, welcher Schicksalsschlag einen trifft, auch wenn der Wunsch nicht erfüllt wird und alles schief geht und man sich kurz höheren Mächten beugen muß, man muß sich danach immer wieder aufrichten, in seine ursprüngliche Position zurückschwingen, durchhalten und wieder aufstehen, nur so kann man seine Ziele erreichen (nana korobi ya oki = siebenmal fallen, achtmal aufrichten, sinngemäß: sich nach einem Sturz immer wieder aufrichten). Ein Stehaufmännchen nennt man im Japanischen "okiagari koboushi, oki-agari = von selbst aufstehen, ko = klein, houshi = Mönch", wird im Kontext lautlich zu boushi, also eigentlich "Stehaufmönchlein".

Die Figuren werden oft unvollständig gezeichnet verkauft, nur mit Nase, Augenbrauen, weiten Augenhöhlen und Schnauzbart, aber die Pupillen fehlen noch. Es ist Sitte, vor einem wichtigen Ereignis, einer Geschäftsentscheidung, einer Wahl von Politikern, einem sportlichen Wettkampf, eine Prüfung etc. so eine Figur zu kaufen und dann in eines der Augen die Pupille mit einem schwarzen Stift selbst hineinzumalen, um den Wunsch, an den man dabei ganz fest denkt, wahr werden zu lassen. Gegen eine entsprechende Gebühr kann man das auch im Tempel von einem Mönch malen lassen, das wirkt natürlich dann gleich viel besser. Dann stellt man die Figur zu Hause an einem gut sichtbaren Platz auf, um so an die Verfolgung des Ziels erinnert zu werden. Wenn der Wunsch in Erfüllung geht oder das selbst gesteckte Ziel erreicht worden ist, bekommt der Daruma die zweite Pupille und wird dankbar im Tempel deponiert, entweder direkt oder nach Jahresfrist. Man setzt Daruma gewissermaßen unter Druck, daß er nur bei Gewährung des Wunsches eine Chance hat, sein Augenlicht vollständig zu erlangen. Die Entsprechung von Wunsch und Auge liegt in der Sprache begründet: "Gan-kake" nennt man einmal das Formen eines Wunsches "gan" oder eines Gebetes zur Erlangung von etwas, und  "gan" ist zum anderen eine der Möglichkeiten, ein für "Auge" verwendetes Kanji zu lesen, das normalerweise "me" gelesen wird. Wegen dieses Gleichklangs entstand der Brauch, den Schutz von Daruma für das eigene Augenlicht auf diese Weise zu suchen. Eine besondere Bedeutung erlangte dieser Brauch vor dem Hintergrund der grassierenden Pocken, die das Augenlicht der erkrankten Menschen, insbesondere Kinder, bedrohten, und so wurde Daruma Anfang des 19. Jh. zeitweilig zum Pocken-Schutzgott. Und aus dem augenbezogenen Wunsch entwickelte sich Darumas Zuständigkeit für alle Wünsche. Natürlich kann man die Sache mit den hineinzumalenden Augen auch hochsymbolisch als Öffnen der Augen und Erleuchtung in Zusammenhang bringen, doch es dürfte ein verschwindend geringer Anteil der Käufer einer Daruma-Puppe sein, der beim Malen der ersten Pupille sich tatsächlich spirituelle Erleuchtung wünscht, es dürfte wohl eher eine bestandene Klausur oder ein neues Handy oder Auto sein.

Diese Figuren sind in Japan als Glücksbringer (Engimono, en = Schicksal, Vorzeichen, gi = passieren, eintreten, mono = Ding, also eigentlich "Dinge in Zusammenhang mit eingetretenem Schicksal" oder "vom Schicksal bestimmte und eingetretene Dinge", der Ausdruck wurde später allgemein für Glücksbringer verwendet) sehr populär. Manche Leute kaufen solche Figuren am Anfang jeden neuen Jahres und benutzen sie als Glückstalisman für das ganze Jahr. Deshalb ist es um Setsubun (Anfang Februar, Frühlingsbeginn, Jahreswechsel nach dem traditionellen japanischen Lunisolarkalender) herum im Tempel sehr voll, weil sich jeder für das nächste Jahr ausstattet. Im Tempel findet dann die Daruma Setsubun-Zeremonie statt. Andere schaffen für ein bestimmtes wichtiges Ereignis jeweils eine eigene Figur an. An Ende des Jahres werden die Figuren in den Tempel zurückgebracht, entweder aufbewahrt wie hier oder kurz nach Beginn des neuen Jahres in einer bestimmten Zeremonie verbrannt (Daruma kyou). Die rote Farbe ist die übliche, sie steht allgemein für Glück, günstiges Geschick und Schutz. Aber es sind auch noch andere Farben mit eigener Bedeutung in Gebrauch, z. B. Weiß für Examina, Pink für Liebesdinge, Blau für schulischen Erfolg, schwarz für geschäftlichen Erfolg im Beruf, Grün für Gesundheit, Gelb für Geld und Wohlstand. Der Farbkodex muß aber nicht einheitlich gelten, in der Regel sind die Figuren an den Verkaufsständen oder auf den Daruma-Märkten entsprechend beschriftet, je nach dem, wofür sie sind.

So wurde letztendlich aus einem indischen Asketen ein japanischer Glücksgott, den man um weltliche Dinge und Güter bitten kann, und aus der mönchischen Strenge wurde in Kombination mit den Legenden eine liebevoll-ironisch überzeichnete Karikatur, eine Behandlung, die Daruma übrigens mit den sieben Glücksgöttern teilt, und aus der Entschlossenheit des Vorbilds wurde ein Symbol dafür, sich nicht unterkriegen zu lassen. Der echte Bodhidharma würde sich jedenfalls sehr wundern, wenn er die verschiedenen Formen seines Vermächtnisses erlebte, bis hin zu den auf der Daruma-Puppe basierenden Pokémon-Charakteren Darumaka und Darmanitan.

Eine Revitalisierung erfuhr der Tempel unter dem seit 1933 im Amt befindlichen Oberpriester Gotou Iyama: 1933 erbaute er den Daishoin. Er publizierte 1934 das Gesamtwerk des Priesters Hakuin (1686-1769), eines einflußreichen Zen-Meisters. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Daruma-Halle 1945 neu gebaut. Der Tempel eröffnete weiterhin ein Dojo (Doujou) für Shourinji Kenpou, also Kampfkunst in der Tradition der Shaolin-Mönche, die japanische Version von Shaolin-Kung Fu. Mit allen drei Maßnahmen knüpfte der Tempel gezielt an Bodhidharma und die Geschichte des Zen-Buddhismus an. Am 1. November wird im Tempel Daruma-ki begangen, der Jahrestag des Todes von Bodhidharma.


Rundgang und Beschreibung
Das relativ dicht bebaute Gelände des Hourin-ji mißt ca. 60 m x 66 m mit leicht trapezförmigem Zuschnitt und einer Gesamtfläche von 4000 m2. Das Tempeltor (San-mon) liegt etwas zurückgesetzt in der Mitte der Nordseite. In der Nordwestecke liegt der Kuri, der private Lebensbereich der Mönche, mit Satteldach und Dachaufsatz für den Rauchabzug. Davor steht das Kassenhäuschen, wo auch Goshuin gewährt werden. Südlich grenzt eine hohe, zweistöckige Halle auf quadratischem Grundriß mit Pyramidendach an, die Halle wird Shusei-dou  genannt. Die Decke des Hauptraumes trägt eine einzige riesige Daruma-Malerei, ausgeführt vom bekannten Daruma-Künstler Higuchi Bunsho, der quasi sein ganzes Leben dieser Figur gewidmet hat und mehr als 40000 Darstellungen für die unterschiedlichsten Tempel gemalt hat. Er malte diese Decke im Alter von 83 Jahren. Während überall sonst die drallen Pummelfiguren herumstehen, ist die Figur auf dem Altar selbst ungewöhnlich lebensnah und natürlich, mit realistischen Proportionen, zarten Farben, in einem einfachen Gewand in Meditationsstellung. Im Erdgeschoß befindet sich ein Teil der riesigen Daruma-Figuren-Sammlung. Im ersten Obergeschoß zieht sich eine Galerie um das Gebäude, das sich mit seinen rot gestrichenen Holzelementen von den anderen Gebäuden absetzt. Hier oben gibt es den Kinema-den ("Kino-Halle") genannten Raum, in dem über 400 Seelen all derer, die mit der Filmindustrie assoziiert waren, eingeschreint sind, vertreten durch Totenstelen und andere Memorabilia. Die Sammlung geht zurück auf Hirohisa Ikenaga, den Leiter der Nikkatsu Uzumasa Studios in Kyoto, der 1940 eine solche Sammlung im eigenen Haus anlegte, aber kriegsbedingt wurde diese Sammlung kurz darauf in den Tempel verlegt. Im Tempel gibt es auch einen Gakushindo-Altar mit einer buddhistischen Statue, die einst dem Erfinder und Industriellen Shimazu Genzou (1839-1894) und seiner Frau gehört hatte. Erstgenannter war 1875 der Gründer der Shimadzu Corporation = Shimazu Seisakusho, eine Firma erst für chemische und physikalische Instrumente und dann für Geräte der instrumentellen Analytik. Sein gleichnamiger Sohn (1869-1951) folgte als Präsident nach und war der Gründer von Nippon Battery Co. Ltd. Vater Shimazu Genzou ist insofern eine Legende, weil er 1873 einen Heißluftballon mit Passagier am Kaiserpalast von Kyoto steigen ließ.

An diese Halle grenzt südlich die mit einem klassischen Irimoyadach gedeckte und einstöckige Abtsresidenz (Hojo, Houjou) an mit dem Gartenbereich (Teien, Mujin-tei = Garten der Unendlichkeit) auf der Südseite, einem typischen Zen-Garten mit Steinsetzungen in Moosflächen und einer abschirmenden Rückwand aus Bäumen, mit gestalterisch guter Tiefenstaffelung, die den Garten größer macht, als er in Wirklichkeit ist. Der Garten wurde 1978 angelegt. Die ca. 331 m2 große Halle selbst wurde ursprünglich 1718 während der Edo-Zeit gebaut. 1983-1986 wurde sie komplett auseinandergenommen, zerlegt, mit Zelkovenholz (Keyaki) ergänzt und repariert und anschließend wiederhergestellt. Die Dachziegel tragen Daruma-Motive. Die Schiebetüren tragen Motive aus dem Leben des Zen-Gründers, ebenso ein dreiteiliger Stellschirm. Die in dieser Halle verehrte Figur ist Shaka Nyorai als Hauptkultbild des ganzen Tempels.

Rechts abgesetzt in Richtung Friedhof steht isoliert die 1945 mit Spenden der Gläubigen erbaute Daruma-Halle (Daruma-do) mit einer doppelten Dachkonstruktion, einem Irimoyadach und direkt darunter einem umlaufenden Pultdach. Auch hier ist die Decke mit einer Daruma-Darstellung von Higuchi Bunshou bemalt; diese trägt die laufende Nummer 40500. Daß diese Halle ausgerechnet 1945 erbaut wurde, hat seinen Grund in der mit Daruma verbundenen Hinfallen-und-wiederaufstehen-Philosophie, und nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs war das Wiederaufstehen besonders wichtig. In der Diagonale zwischen dieser Halle und dem Hojo (Houjou) steht auf seiner niedrigen Plattform noch der etwas untersetzt wirkende Glockenturm (Shoro, Shourou) mit einem schweren Satteldach. Die tief tönende Glocke namens Benten-gane (Benten-Glocke) trägt ein Relief der Gottheit Benten und ist eine Arbeit von Fujiwara Kunitsugu, einem bekannten Schmied und Gießermeister der Edo-Zeit. In der Nähe steht ein kleiner Rastplatz mit Blick auf die Halle Daruma-do durch ein Rechteckfenster und auf eine große steinerne Daruma-Statue durch ein Rundfenster. Die Figur ist allgegenwärtig, und je länger man bleibt, desto mehr entdeckt man, selbst die um die Steine gelegten Schmuckketten tragen das Figürchen.

Das Tempelgelände ist voller Daruma-Statuen in allen Formen, Größen und Materialien, vor der Daruma-Halle stehen rechts und links des Eingangs zwei Daruma-Figuren aus naturbelassenem Holz, und innen gibt es in der Daruma-Halle unzählige Figuren jeder Größe und Aufmachung. Das setzt sich im Inneren der Hallen fort, wo eine unglaubliche Anzahl und Vielfalt an Daruma-Figuren angesammelt wurde: Insgesamt sind es ca. 8000-10000 Daruma-Puppen und -Figuren, gespendet von den Gläubigen. Der Großteil der Sammlung befindet sich in der Halle Daruma-do. Hier kann man die unterschiedlichsten Typen der Figur aus allen Teilen des Landes sehen, und von winzig klein bis Menschengröße. Einige der ganz großen Figuren sind vollständig mit Papierstreifen mit darauf geschriebenen Wünschen behängt: Je größer die Figur, desto mehr Wünsche kann sie erfüllen. Und es gibt die beliebte Figur aus Holz, aus Pappmaché, aus Stein und als Gemälde. Im Freigelände neben dem Ema-Ständer (die Ema tragen selbstverständlich ein Konterfei von Daruma) befindet sich ein steinerner Daruma auf einem Sockel mit den 12 Tierkreiszeichen, außen umgeben von kleinen Tieren. Es gibt auch "Kreuzungen" wie z. B. Daruma-Figuren mit Tanuki-Gesicht oder Daruma mit dem Schatzschiff. Die Onigawara des Glockenturms und anderer Gebäude tragen Daruma, manchmal inclusive der goldenen Ohrringe. In einem Gebäude erinnert sogar der birnenförmige Umriß der Fenster an die Figur. Neben diesem Hourin-ji gibt es noch weitere Tempel, der sich ganz dem Daruma-Kult hingibt, das ist einerseits der Katsuo-ji nördlich von Osaka, andererseits der Shorinzan Daruma-ji in Takasaki (Gunma). 80% aller heute verwendeten Daruma-Figuren werden übrigens in Gunma hergestellt.

Aber der Tempel hat darüber hinaus noch einige interessante Dinge zu bieten, z. B. im Obergeschoß der zweistöckigen Halle eine einzigartige lebensgroße hölzerne Statue von einem liegenden Buddha Shakyamuni (Shaka Nyorai), Butsu nehan mokuzou genannt, und die hölzernen Figuren der Juuroku-rakan (16 Arhat), der Gefährten des historischen Buddhas im Erdgeschoß des Shusei-do, ziemlich weit oben unter der Decke aufgereiht. Und auf dem Gelände gibt es noch das Grab von Hakuyuushi, einem legendären Einsiedler, der angeblich für mehrere hundert (sic!) Jahre in den Bergen des Shirakawa-Distrikts im Nordosten der Stadt gelebt haben soll. Über ihn wird berichtet, er habe in einer Felsenhöhle des Kita-shirakawa-uryu-Gebirges gelebt und permanent die Diamant-Sutra rezitiert haben. Vielleicht ist er darüber auch ein bißchen verrückt geworden. Im Shinnyodo soll es angeblich einen Grabstein für ihn mit dem Datum 12.9.1709 gegeben haben, und andere Quellen geben die Lebensdaten mit 1646-1709 an. Wieder andere Quellen berichten, seine Asche sei zunächst auf dem Friedhof des Tempels Jogan-ji in Kitashirakawa Shibushicho beigesetzt worden, dann wurde das Grab später ausgeraubt. Gotou Iyama, der damalige Oberpriester des Hourin-ji, identifizierte im Jahre 1943 den Grabstein auf einem Friedhof in Tokyo, nahm ihn mit in seinen Tempel und verlegte das Grab auf das Hourin-ji-Gelände. Auch auf dem Kaguraoka-Higashi-Friedhof im Jogan-ji ist seit 1903 wieder ein Grab für den berühmten Eremiten aufgebaut.

Goshuin des Hourin-ji = Daruma-dera, rechte Spalte unten: Datum: So, 27.8.2023 = Reiwa 5 nen hachi-gatsu ni-juu-shichi-nichi, zwei der roten Stempel zeigen die birnenförmige Darstellung von Daruma = Bodhidharma, der in diesem Tempel ganz besonders verehrt wird. Linke Spalte unten: Daruma-dera.


San-mon


Kuri


Ema mit Daruma-Motiven


ein Daruma aus Stein im Zodiak-Kreis


Daruma-dou: ca. 8000 Daruma-Figuren

 


Shuseidou


Glockenturm (Shourou)


Dachziegel mit Daruma-Motiven

Das Kanji auf den End-Ziegeln bedeutet "Schatz" und wird "hou" oder takara" gelesen.


Im Inneren: unzählige Daruma-Figuren, oben eine Reihe Arhat


Hojo-Garten


Hojo (Abtsresidenz)


Literatur, Links und Quellen:
Lokalisierung auf google maps: https://www.google.de/maps/@35.0199364,135.7331562,20.21z?entry=ttu - https://www.google.de/maps/@35.0199364,135.7331562,106m/data=!3m1!1e3?entry=ttu
Hourin-ji auf Kyotofukoh:
https://kyotofukoh.jp/report448.html
Darumadera auf Discover Kyoto:
https://www.discoverkyoto.com/places-go/darumadera/
Hinweisschild der Stadt Kyoto am Tempel
Darumadera auf Kyotofukoh:
https://kyotofukoh.jp/report448.html
Darumadera auf den Seiten von Japan Experience:
https://www.japan-experience.com/all-about-japan/kyoto/temples-shrines/daruma-dera-horin-ji
Daruma-Kult auf Japan Travel:
https://japantravel.navitime.com/en/area/jp/guide/NTJtrvsp0078-en/
Darumadera auf Zekkei-Japan:
https://zekkeijapan.com/spot/index/589/
Darumadera bei Damien Douxchamps:
https://damien.douxchamps.net/photo/japan/kyoto/central/daruma-dera/
Daruma-Kult auf Kanpai-Japan:
https://www.kanpai-japan.com/lifestyle/daruma
Daruma-Puppen auf Tsunagu-Japan:
https://www.tsunagujapan.com/complete-guide-to-japans-daruma-dolls/
Daruma-Puppen auf Japan-Box:
https://japan-box.de/blogs/japanische-kultur/daruma
Hakuyuushi auf Kyotofukoh:
https://kyotofukoh.jp/report920.html
Daruma in Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Bodhidharma
Bernhard Scheid: Bodhidharma, der erste Patriarch des Zen, in: Religion in Japan, ein digitales Handbuch, Universität Wien, 2001
https://religion-in-japan.univie.ac.at/Handbuch/Geschichte/Zen/Bodhidharma
Bernhard Scheid: Engimono, in: Religion in Japan, ein digitales Handbuch, Universität Wien, 2001
https://religion-in-japan.univie.ac.at/Kamigraphie/Engimono
Webseite der Stadt Kyoto zum Tempel:
https://www.city.kyoto.lg.jp/kamigyo/page/0000012917.html
Daruma-Puppen:
https://www.japanwelt.de/traditionelles/daruma/?gclid=EAIaIQobChMI9fu4lYC2gQMV8ERBAh0SGw-AEAMYASAAEgJHVfD_BwE
Informations-Faltblatt des Tempels


Andere Artikel über Japan lesen
Andere Länder-Essays lesen
Home

© Copyright bzw. Urheberrecht an Text, Graphik und Photos: Bernhard Peter 2023
Impressum