Bernhard
Peter
Nara:
Tempel Fuku-in
Lage und
Erreichbarkeit
Der Tempel Fuku-in (Adresse: 1365, Takabatake-cho, Nara-shi)
befindet sich südlich des Kasuga-Taisha und nördlich des
Tempels Shin Yakushi-ji im ruhigen, fast ländlichen Stadtviertel
Takabatake. Wer von ersterem zum letzteren geht, findet den
Tempeleingang linkerhand, also östlich der Straße 75 m vor dem
Higashimon des Shin Yakushi-ji. Es handelt sich um einen kleinen,
ruhigen Tempel abseits aller Touristenströme. Dennoch ist der
Tempel offen für Besucher, kann gegen 600 Yen Eintritt
besichtigt werden (im Frühjar und im Herbst regulär geöffnet,
außerhalb der Zeit ggf. Reservierung erbeten) und bietet
Meditationen (Ajikan, eine Art Überbegriff für vier
verschiedene Arten von Meditation, Susokukan =
Atemfrequenzmeditation, Asokukan = Atemmeditation, Gachirinkan =
Mondscheiben-Meditation und Ajikan = Meditation über dem
Sanskrit-Buchstaben A) sowie Sutra-Kopieren (Komyo-Shingon) an.
Der Bergname (Sangou) des Tempels lautet Kasugayama
(Shunichi-san).
Geschichte
und Bedeutung
Erbaut ist der Tempel an der
Stelle, wo einst Jianzhen (688-763, Ganjin, Kakai Daishi), ein
chinesischer buddhistischer Priester, der in Nara den Toshodai-ji
und dort die Risshu-Schule gründete, nach seiner Ankunft in
Japan im Jahre 753 seine erste Residenz baute. Im Jahre 1854
wurde der Tempel beim Ansei-Erdbeben zerstört und danach
aufgegeben. Die Gebäude sind deshalb relativ neu und stammen aus
der Zeit, als der Priester Kogen Mitani (Kougen Mitani,
1893-1963) in der Taisho-Zeit (1912-1926) den Tempel
revitalisierte und den Neubau der Haupthalle initiierte. Der
Tempel gehört zur esoterischen Shingon-Richtung des Buddhismus,
zur Shingon-Risshu. Er ist ein Zweigtempel des Saidai-ji im
westlichen Nara, welcher heute der Haupttempel der Shingon-Risshu
ist. Der Shingon-Buddhismus geht auf Kukai (774-835) zurück, der
sich während der Heian-Zeit im Fuku-in aufgehalten haben soll.
Die Risshu-Schule ist die Gründung von Jianzhen. Beide verbanden
sich, als Eison (1202-1290) zusammen mit drei anderen Mönchen
die beiden Schulen zur Shingon-Risshu im Saidai-ji verschmolzen.
Für Sammler von Goshuin gibt es hier gleich mehrere, eines mit
dem Motiv des Fudo Myo-o (Text: Kensaku-an), eines mit dem Motiv
der Gottheit Uga-Benzaiten-Tennyo, und die üblichen mit nur
Stempeln und Sumigaki, darunter das wichtigste mit dem Namen des
Hauptkultbildes, Fuku-kensaku-kannon. Im Tempel gibt es lustige
Ema mit dem Motiv zweier Waschbären.
Rundgang
und Beschreibung
Wer durch das San-mon an der
Westseite tritt, erfaßt mit einem Blick bereits alles
Wesentliche, das der kleine, nur ca. 40 x 30 große Bereich an
Gebäuden zu bieten hat: Geradeaus liegt die einstöckige
Haupthalle (Hondo) mit rechteckig über den Stufen vorgezogenem
Dach vom Irimoya-Typ. Links von der Haupthalle steht ein
zinnoberrotes Torii mit zwei winzigen Schreinen dahinter. Die
hier verehrten Götter sind für zwischenmenschliche Beziehungen
zuständig, für das liebende Zusammenfinden ebenso wie für die
Trennung (en-kiri und en-musubi). Der Kult geht zurück auf die
Naramachi-Geisha namens Teruha (1896-1994), die in den 1930er
Jahren hier Zuflucht vor einer unglücklichen Beziehung suchte
und als Takaoka Chishou Nonne wurde. Später zog sie nach Kyoto
und wurde als Haiko-Dichterin bekannt. Rechts des Aufgangs zur
Haupthalle steht eine Kukai-Statue, die an den Gründer des
Shingon-Buddhismus erinnert, der sich einmal im Tempel
aufgehalten haben soll und hier eine achteckige Halle erbauen
ließ.
Das Hauptbild des Tempels, in der Haupthalle aufgestellt, ist eine Fukuu-kensaku-Kannon. Kannon ist der Bodhisattva der Barmherzigkeit, Kensaku ist eine Schlinge. Dieses Attribut dient dem Bodhisattva dazu, Menschen einzufangen, um ihnen zu helfen. Wörtlich ist das also eine Kannon, deren Schlinge nicht leer ist. Die Gottheit besitzt insgesamt acht Arme: Die beiden Hauptarme sind mit den Händen vor der Brust zum Gebet zusammengelegt. Zwei weitere Arme sind seitlich mit offenen Handflächen zum Boden gerichtet. Zwei seitliche, nach oben gerichtete Arme halten einen Lotusstengel links und einen Priester-Wanderstab (Khakkhara) mit Geräusche verursachenden Ringen am oberen Ende auf der rechten Seite. Diese ringbesetzten Stäbe tragen Priester und Mönche auf Wanderschaft und Almosengang, um sich bemerkbar zu machen; das Geräusch der Ringe symbolisiert Weisheit und Gnade Buddhas. Die beiden verbleibenden Arme sind in den Schoß gelegt. Die eine dieser Hände vollzieht die Wunschgewährungsgeste (Varada mudra), die andere dieser Hände hält die unfehlbare Schlinge, eine Art Lasso mit Gewicht am Ende, mit der fühlende Wesen eingefangen, vom Leiden erlöst und dem Heil zugeführt werden. In Sanskrit heißt diese Form der Kannon Amoghapasa, was auch soviel wie "unfehlbares Seil" bedeutet. Die hölzerne Figur ist 103,9 cm hoch und stammt aus der Kamakura-Zeit. Fuku-kensaku-Kannon gilt als Inkarnation von Takemikazuchi, einer der vier Hauptgottheiten des Kasuga Taisha. Der Tempelname Fuku-in ist also nicht von Fuku = Glück abgeleitet, sondern von Fukuu = Amoghapasa. Erst später wurde der Tempelname von Fukuu-in in Fuku-in geändert. Die als national wichtiges Kulturgut eingestufte Figur der Fukuu-kensaku-Kannon wird begleitet rechts von einer Figur der Gottheit Bishamonten, in Rüstung gekleideter Wächter des Nordens, und links von Fudo Myou-ou, einem der fünf Dharma-Könige.
Eine weitere interessante Figur ist ein Uga-Benzaiten-Tennyo, eine synkretistische Gottheit, die aus der Verschmelzung zweier Götter hervorgegangen ist. Diese Figur, die nur eine begrenzte Zeit im Jahr öffentlich ausgestellt wird, ist eigentlich ein Objekt des Shinto-Kults. Uga, die eine Hälfte, ist eine Gottheit der Ernte und des Wohlstands. Benzaiten ist die Gottheit der Weisheit. Diese beiden verschmolzen zu einer neuen Gottheit, die mit acht Armen dargestellt wird, in jeder ein anderes Objekt als Attribut.
Die Goma-Halle (Goma-do) ist nur im Rahmen spezieller Riten zugänglich. Die Halle wird "Kensaku-an" genannt. Hier wird am 28. eines jeden Monats (im August und November am 21., nicht am 28.) ein Feuer-Ritual ausgeführt, bei dem hölzerne Talismane verbrannt werden, auf denen die Gläubigen zuvor ihre Wünsche und Hoffnungen notiert haben. Im Innern dieser Halle befindet sich eine Acala-Triade mit Fudo Myo-o in der Mitte. Weiterhin gibt es hier eine hölzerne Statue des Fudo-Myo-o, die der in der Nähe des Tempels wohnende Künstler Ryuo Okuda (-2002) geschnitzt hat, und eine weitere des Künstlers Josho Hontani, die dieser dem Tempel im Jahre 2015 geschenkt hat. Der Künstler stellt regelmäßig seine Werke im Tempel aus.
Jenseits des Gartens wird an die Prinzessin Igami-Naishin-no erinnert, nach deren Tod sich viele Unglücke ereigneten, die von der Bevölkerung als Rache für ihr eigenes unglückliches Leben interpretiert wurden, deshalb baute man ihr diese Erinnerungsstätte. In der Nähe befindet sich noch eine Figur einer Nyoirin Kannon, die verehrt wird, um ein langes Leben zu erlangen, oder von Frauen, um eine glückliche Geburt von Nachwuchs zu erleben. Ein kleiner moderner, kuppelförmiger Bau ist das An-non-Mausoleum, das für alle Religionen zuständig ist.
Literatur,
Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps:
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Webseite des Tempels: https://www.fuku-in.com - https://www.fuku-in.com/home-en - Gebäude und Kunstwerke: https://www.fuku-in.com/precinct-en - Geschichte: https://www.fuku-in.com/information-en
Fuku-in-Tempel: https://narashikanko.or.jp/en/spot/temple/fukuin/ - http://yamatoji.nara-kankou.or.jp/01shaji/02tera/01north_area/fukuin/
Fuku-in auf Wikipedia: https://ja.wikipedia.org/wiki/%E4%B8%8D%E7%A9%BA%E9%99%A2
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