Bernhard Peter
Kyoto: Rokuo-in (Rokuou-in)


Lage, Erreichbarkeit und Touristisches
Der Rokuo-in (Rokuou-in) ist ein Tempel im Stadtbezirk Ukyo-ku, im Zentrum des Stadtteils Sagano (Arashiyama), südlich der Marutamachi-dori, Luftlinie 400 m südöstlich des JR-Bahnhofs Saga-Arashiyama (JR Sanin Main Line in Richtung Kameoka) bzw. 120 m südwestlich des Bahnhofs Rokuoin der Keifuku-Eisenbahn gelegen. Die Adresse des Rokuo-in lautet: 24 Sagakitaboricho, Ukyo-ku, Kyoto-shi, Kyoto-fu 616-8367. Wer mit JR anreist, nimmt ab Hauptbahnhof Kyoto (Kyoto Eki) die Sanin Line in Richtung Kameoka bis nach Saga Arashiyama (ca. 24 min.) und läuft 550 m (ca. 10 min.) zu Fuß in südöstlicher Richtung; man betritt das Tempelgelände durch den Südeingang. Keifuku ist keine wirklich sinnvolle Option, wenn man vom Hauptbahnhof her kommt, weil der Fußweg letztendlich der gleiche bleibt, nur das Umsteigen von Uzumasa nach Katabiranotsuji oder Satsueisho-mae hinzukommt.

Mit Bus kann man auch anreisen, ab Kyoto Eki kann man die Nr. 73 in Richtung Kokedera nehmen (Bussteig C6), Ausstieg Shimo-Saga. Der Bus ist ca. eine knappe Dreiviertelstunde unterwegs. Von Kyoto Kawaramachi aus kann man vom Bussteig D Shijo Kawaramachi die Linie 11 nehmen nach Saga Arashiyama, Ausstieg Shimo Saga. Die Nr. 11. bekommt man auch an Shijo Keihan-mae (Bussteig C).

Der Zugang zum Rokuo-in liegt im Süden, rechts des Wakatake Kindergartens (Hoiku-en). Cave - es ist das rechte, hinter einem kleinen Parkplatz etwas zurückgesetzte Tor, denn das linke, weiter vorne stehende Tor führt links am Kindergarten vorbei zum Donge-in Monzeki. Der Tempel ist im Vergleich zu anderen Sehenswürdigkeiten in Arashiyama ruhig, kaum Touristen finden hierher, außer zur Zeit der bunten Ahorne, weil der Sando dafür bekannt ist. Im September ist man der einzige Besucher. Wenn niemand im Kuri für den Empfang da ist, läutet man rechts an der Wand die Glocke. Nach einem netten Gespräch bleibt man sich alleine überlassen, und man kann den Tempel so lange genießen, wie man will. Beim näheren Hinsehen entpuppt sich der Tempel als überraschend weitläufig mit Gärten, Hallen und Korridoren. Im Rokuo-in kann man (weiblich) übrigens in der Tempelherberge (Shukubo) in traditionell mit Tatami-Matten eingerichteten Räumen übernachten, inclusive Teilnahme an der Zazen-Meditation um 6:30 Uhr.


Geschichte und Bedeutung
Der Tempel wurde im Jahre 1380 in der Muromachi-Zeit von Shun'oku Myoha (1311-1388) gegründet. Er war der Zen-Lehrer des Shoguns Ashikaga Yoshimitsu, und letzterer war der Gründungs-Patron (Kaiki). Er hatte insofern eine enge Beziehung zum ehemaligen Shogun, als er selbst Yoshimitsu im Jahr 1367 ordiniert hatte. Shun'oku Myoha, ein Neffe und Schüler des berühmten Muso Soseki, ist auch unter dem postumen Titel "Chikaku Fumyo Kokushi" bekannt, außerdem unter den literarischen Namen Kaishitsu und Fugyoshi. Er war ein Zen-Priester und verließ 1371-1379 Kyoto wegen eines Konfliktes mit der Mönchen des Tendai-Buddhismus. Nach seiner Rückkehr nach Kyoto lebte er im Tenryu-in und im Nanzen-ji. Neben dem Rokuo-in gründete er auch den Shokoku-ji in Kyoto. Er war weiterhin bei der Gründung des Rinzai-Tempels Ryo-un-ji (Nishi-ku, Hamamatsu-shi) beteiligt, zusammen mit Kronprinz Kideranomiya Yasuhito, und er wurde zum dortigen Gründungspriester erwählt.

Mit vollständigem Namen inclusive Bergnamen heißt der Tempel Kakuyuu-zan Rokuou-in. Ein alternativer Name ist Dai-fukuden Hodo Zen-ji (Dai fukuda Houdou Zen-ji). Das liegt daran, daß er früher ein Subtempel des gleichzeitig erbauten Hodo-Zen-ji (Houdou-Zen-ji) war, der damals erheblich größer war und eine Ausdehnung etwa wie der Tenryu-ji heute hatte. Beide, Haupttempel und Subtempel, wurden im Onin-Krieg vernichtet, aber nur der Rokuo-in wurde 1667 in der Edo-Zeit wieder aufgebaut und revitalisiert, wodurch er quasi die Stelle des Hodo-Zen-ji einnahm und selbständig wurde. Von den alten Gebäuden aus der Muromachi-Zeit (1336-1573) hat nur das San-mon überlebt. Der Tempel ist unabhängig und gehört zum Rinzai-Zen-Buddhismus. Das hier verehrte Hauptkultbild ist ein Shaka Nyorai (Buddha Shakyamuni, historischer Buddha). Das Goshuin (der Pilgerstempel) des Tempels trägt in der schwarzen Tuscheschrift (Sumigaki) den Wortlaut "Butsu-ge Shariden", was sich auf die im Gebäude Shariden aufbewahrte Buddha-Reliquie bezieht.


Rundgang und Beschreibung
Das erste Tor ist das noch aus der Nanbokucho-Ära (1336-1392) stammende San-mon, 1380 erbaut; es ist das älteste Gebäude des ganzen Tempels. Es trägt ein Kirizuma-zukuri-Ziegeldach. Die Kalligraphietafel über dem Durchgang trägt den Wortlaut "Kakuyuu-zan", das ist der Berg-Name (Sango) des Tempels. Der Schriftzug folgt einer Kalligraphie von Shogun Ashikaga Yoshimitsu, dem 3. Shogun der Muromachi-Zeit. Dahinter läuft ein langer Fußweg (Sando) mit großen rechteckigen Mittelplatten und unregelmäßigem kleinteiligem Pflaster an den Seiten nach Norden am Tempel Donge-in Monzeki und am Friedhof vorbei. Linkerhand wird ein kleiner Bambuswald (Chikurin) passiert. Der langgezogene Weg selbst wird von etlichen Ahornbäumen (Kaede) und Kamelien begleitet, wobei erstere diesen Tempel zur Momiji-Saison zum Anlaufpunkt farbenhungriger Besucher machen. Unter den Bäumen ist zur Linken ein Schrein (Chinju-sha) für die Schutzgottheiten des Tempels zu finden. In eine nun folgende Quermauer ist ein Tor eingelassen mit einem rückspringenden Mauerversatz. Der Weg des Besuchers führt nicht durch dieses, sondern durch das weiter rechts hinten liegende in Richtung Kuri.

Die dahinter liegenden Tempelgebäude sind größtenteils mit seitlich offenen Korridoren (Kairo, Kai-rou) mit gefliestem Gehweg verbrückt und rahmen den 1760 angelegten Garten Hontei ein, einen ebenen Trockenlandschaftsgarten, der geschickt die Berge von Arashiyama im Hintergrund als "geborgte Landschaft" (Shakkei) einbezieht. Das prominenteste Gebäude ist der zweistöckige Pavillon im Südwesten, der Shariden (Sharidono) mit Pyramidendach. Der Pavillon besitzt eine mittig angeordnete zweiflügelige Tür und seitlich breite Fenster mit wolkenartig vielfach gebogenem oberen Bogenrand. Das Bauwerk ist Edo-zeitlich und stammt aus dem Jahr 1763. "Shari" bedeutet, daß hier eine Buddha-Reliquie wie z. B. ein bißchen Asche (wörtliche Bedeutung) oder ein Knochen oder eine andere Reliquie verehrt wird. Der von vier kräftigen Pfosten untergliederte Innenraum beherbergt auf einem schwarzen Podest mit rotem Geländer an den Ecken einen zentralen Schrein (Zushi) mit vergoldeten Wänden und Türen und einer detailgetreu gebauten Miniatur-Klammerkonstruktion unter dem Dach. In diesem Schrein wird ein wenig von Buddhas Asche verehrt. An den vier Ecken des Gehäuses stehen vier sehr detailreich bemalte Shitenno. In der Halle wird auch ein Gemälde aufbewahrt, das Buddha auf dem Totenbett zeigt (Nehan-zu).

Weiter nordwestlich und mit einem einmal abknickenden Korridor mit dem Shariden verbunden liegt die 1676 in der Edo-Zeit erbaute Haupthalle (Hondo). Sie ist einstöckig, besitzt ein Waldmdach mit abgesetztem Vordach und beiderseits des Eingangs zwei glockenförmige Fenster im Zen-Stil. In dieser Haupthalle wird der Shaka Nyorai verehrt, welcher das Hauptkultbild (Honzon) des Tempels darstellt (Shaka-nyorai-zo). Hier werden auch der Gründer, Shunoku Myoha als Kaisan (Gründer) und Ashikaga Yoshimitsu als Kaiki (Gründungspatron) verehrt.

Von der Haupthalle führt ein zweimal im rechten Winkel abknickender Korridor zum einstöckigen Kyakuden (Gästehalle). Dieses Gebäude ist Meiji-zeitlich und wurde 1890 gebaut. Die vertikal angeordnete Kalligraphietafel an der Vorderfront trägt die drei Kanji des Tempelnamens "Rokuo-in". Auch diese Schriftzeichen folgen einer Kalligraphie von Ashikaga Yoshimitsu.

Rückwärtig wird der Bereich zwischen dem Hondo und der Keifuku-Bahnlinie durch einen zweiten Bambuswald (Chikurin) ausgefüllt. Vom Kyakuden aus führt ein dritter Korridor abknickend nach Norden zu einem Teehaus (Chashitsu), das Akuta-shitsu oder Kaishitsu genannt wird. Hinter diesem liegt der rückwärtige Garten, der Cha-tei (Teegarten). Östlich des Kyakuden liegt der Kuri (Küchenbau und persönlicher Lebensbereich), vor dem ein eigener, mauergesäumter Garten mit einem eigenen Tor mit Satteldach in der südlichen Abschlußmauer liegt (Chu-mon, mittleres Tor), durch das der Besucher geht. Der Kuri ist Edo-zeitlich und wurde 1661-1673 erbaut. An der linken Seite der Giebel-Stirnwand ist ein Genkan vorgebaut. Gegenüber dem Shariden steht im Osten isoliert im Mauereck ein schlankes, hohes Gebäude mit Pyramidendach, kleinem Vordach und weißgestrichenen Wänden, das dient der feuersicheren Aufbewahrung der Tempelschätze.


Photos aus dem Rokuou-in

 

 


Literatur, Links und Quellen
Lokalisierung auf Google Maps: https://www.google.de/maps/@35.0166322,135.6845257,20z - https://www.google.de/maps/@35.0166322,135.6845257,108m/data=!3m1!1e3
Rokuou-in auf Japan Travel Manual:
https://jpmanual.com/en/rokuoin
Rokuou-in auf Kyotofukoh:
https://kyotofukoh.jp/report636.html
Rokuou-in auf Japan Hoppers:
https://www.japanhoppers.com/de/kansai/kyoto/kanko/646/
Rokuou-in auf Japan Visitor:
https://www.japanvisitor.com/japan-temples-shrines/rokuoin-temple
Rokuou-in bei Damien Douxchamps:
https://damien.douxchamps.net/photo/japan/kyoto/arashiyama/rokuou-in/
Rokuou-in auf Japanese Gardens:
http://www.japanesegardens.jp/gardens/secret/rokuo-in.php
Tempelunterkunft:
http://templelodging.com/spot/05kansai/kyoto003.html und https://traditionalkyoto.com/sleep/shukobotemple-lodging/
Myoha Shun'oku
https://prabook.com/web/myoha.shun_oku/1717003
Ian Littlewood, Ayumi Oe Littlewood: Kyoto Without Crowds, A Guide to the City's Most Peaceful Temples and Gardens, 264 S., CreateSpace Independent Publishing Platform, 1. Auflage 2018, ISBN-10: 1978158998, ISBN-13: 978-1978158993, S. 179


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