Bernhard
Peter
Kyoto:
Konpuku-ji
Lage
und Erreichbarkeit
Der Konpuku-ji liegt im
Nordosten der Stadt Kyoto im Stadtviertel Ichijoji (Adresse: 20
Ichijoji Saikatacho, Sakyo-ku, Kyoto-shi, Kyoto-fu). Man erreicht
diesen Tempel am besten mit der Buslinie 5, ab Hauptbahnhof
dauert die Fahrt 38 min. Oder man nimmt den Bus 17 bis zur
Haltestelle Ginkakuji-michi, dann von da die Buslinie 5 bis
Ichijoji Kinomotocho. Von dieser Haltestelle aus sind es 400 m
oder 6 min. zu Fuß. Man kann auch die Buslinie 206 ab
Hauptbahnhof nehmen in Richtung Kita Oji Bus Terminal, Ausstieg
Takano, Restweg 1,3 km nach Osten.
Alternativ kann man mit der Keihan Main Line und anschließend der Eizan Line anreisen. Vom Hauptbahnhof Kyoto nimmt man den Lokal-Zug der Nara Line zum Bahnhof Tofukuji (1 Station), dort kann man am leichtesten zur Keihan Line überwechseln. Wer irgendwo nördlich des Bahnhofs seine Unterkunft hat, läuft eben zum Bahnhof Keihan Shichijo oder Kiyomizu Gojo rüber. Mit Keihan fährt man nach Norden bis zur Endhaltestelle Demachiyanagi, wo man in die Eizan Line umsteigen kann. Cave: Andere Privatbahn, neues Ticket lösen! Mit egal welchem Zug fährt man 3 Haltestellen zum Bahnhof Ichijoji. Von dort sind es 850 m zu Fuß bis zum Konpuku-ji nach Osten. Wenn man die ganze Tempelrunde machen will, lohnt es sich, mit Eizan bis Shugakuin zu fahren und dann alle Sehenswürdigkeiten in diesem Stadtteil von Norden her aufzurollen (Sekizan-Zen-in, Shugakuin-Villa und Garten, Saginomori-jinja, Manshu-in, Enko-ji, Shisendo) und vom Konpuku-ji als letztem Tempel zum Bahnhof Ichijoji zu laufen, um von dort aus den Rückweg anzutreten.
Kleiner Tempel mit Bezug zu literarischen Größen und viel Geschichte: Der beim Besuch im September touristenfreie und wie im Dornröschenschlaf versunken wirkende Tempel wird nach subjektivem Erleben überbewertet und ist vom Gebotenen her die niedrigst zu bewertende Position in der oben genannten Liste von Attraktionen im Stadtviertel Ichijoji. Jedenfalls war mein Eindruck, daß hier grandiose Erinnerungen an die berühmtesten Dichter ihrer Zeit auf banale Vernachlässigung von heute treffen. Vielleicht wird das anders, wenn der Besucheransturm zur Herbstlaubzeit kommt.
Geschichte
und Bedeutung:
Bei dem Konpuku-ji handelt es sich aktuell um einen Zen-Tempel.
Die Wurzeln liegen im 9. Jh., als hier vom Priester An-ne ein
Tendai-Tempel im Jahre 864 gegründet wurde, einem auf dem
Totenbett geäußerten Wunsch des Priesters Ennin (794-864)
entsprechend. Hier wurde eine Kannon-Figur aufgestellt, die
Jikaku-Daishi Ennin selbst angefertigt haben soll. An-ne war der
vierte Oberpriester des Enryaku-ji und Nachfolger von Ennin.
Dieser erste Tempel wurde aufgegeben und verfiel.
Der Tempel hat einen Bezug zu dem berühmten Edo-zeitlichen Dichter Matsuo Basho (Bashou, 1644-1694), einem Meister der Haiku-Gedichte. Als dieser seinen Freund Tesshu vom nahen Tempel Enko-ji besuchte, übernachtete er um 1670 ein paar Nächte in einer schilfgedeckten Hütte auf einer Terrasse weiter oben am Hang, die daher den Namen Basho-an (Bashou-an) bekam. 1685 kehrte er von seinen ausgedehnten Wanderungen nach Edo zurück.
Erst in der Jokyo-Ära (1684-1688) nahm sich der Priester Tesshu um 1686 der verlassenen Stätte an und gründete hier einen Zweigtempel. Seitdem gehört der Konpuku-ji zur Rinzai-Schule des Zen-Buddhismus und untersteht dem Nanzen-ji als Haupttempel dieses Zweiges.
Später verfiel die Hütte Basho-an wieder, wurde aber 1776 von Yosa Buson (1716-1784) mit Hilfe seiner Schüler Haykuchi, Gekkyo und Doryu wiederaufgebaut, einem ebenso berühmten Dichter und Maler, der auf den Spuren des berühmten Vorbilds wandelte und ganz enttäuscht war, die ehemalige Wirkungsstätte von Basho nicht mehr vorzufinden und von der örtlichen Bevölkerung nur Ruinen gezeigt zu bekommen. Als Hommage an sein Vorbild baute er sie in Form einer Teehütte wieder auf und hielt hier Treffen zum konstruktiven Haiku-Austausch unter Dichterfreunden ab. Beide Poeten, Matsuo Basho und Yosa Buson, sind zusammen mit Kobayashi Issa die drei berühmtesten Dichter der Edo-Zeit. In diesem Tempel treffen sich also die Traditionen des Zen und der Haiku-Dichtung.
Rundgang
und Beschreibung
Eine schmale steinerne Treppe führt hoch zum San-mon, einem
schlichten Tor mit Satteldach. Ein isoliertes Gebäude mit einem
auf zwei Pfosten vorgezogenen Dach ist ein Benzai-do und dient
der Verehrung der Gottheit Benzaiten. Innen ist ein Spiegel
zwischen zwei Laternen aufgebaut. Ein kleines Wasserbecken im
Garten besitzt die Form einer alten chinesischen Münze und ist
eine Kopie des berühmten Beckens im Ryoan-ji mit den vier
Schriftzeichen, zu denen die Mitte jeweils ebenfalls gehört, und
die den Spruch bilden "ich allein weiß, daß ich zufrieden
bin". Die Hauptgebäude bestehen aus dem Kuri (Küchenbau
und Mönchsquartier) links und dem Hojo (Abtsresidenz, als
Haupthalle = Hondo genutzt, auch als Kyakuden bezeichnet je nach
Quelle) rechts. Man durchschreitet nach Lösen der Eintrittskarte
eine kleine Pforte rechterhand und kommt außen am Hondo vorbei
in den Gartenbereich.
Der Hondo kann innen besichtigt werden, es sind etliche museale Stücke ausgestellt, z. B. eine Hängerolle mit einem Waka-Gedicht, ein Fuku-mi-to ("Glücksturm"), Malereien von Buson wie eine von einer berühmten chinesischen Malerei kopierte Szene mit Fluß und Bergen, ein von Buson gemaltes Portrait von Basho in der Tokonoma-Nische, die Schreibausrüstung von Buson mit Tisch und Tuschestein-Box etc. In einer Vitrine linkerhand wird mit einigen Objekten an Murayama Takajo (1809-1876) erinnert, die Geliebte von Ii Naosuke (1815-1860), seit 1850 Daimyo von Hikone und seit 1858 als Tairo de facto Regent von Japan. Murayama Takajo war eigentlich eine Geisha und nutzte ihre Kontakte als Spionin für das Shogunat und informierte ihren Geliebten, der maßgeblich als Unterhändler am Harris-Vertrag mit den Vereinigten Staaten beteiligt war, über alle gegen die Tokugawa und ihre Öffnungspolitik eingestellten Kräfte. Ii Naosuke wurde 1860 beim Sakurada-mon-no-hen in Edo ermordet. Die Geliebte tauchte für 2 Jahre unter, wurde aber schließlich gefaßt und sollte eines langsamen Todes sterben. Freunde befreiten sie, worauf sie als Nonne ihre letzten 14 Jahre im Konpuku-ji verbrachte. Ihre erhaltenen Besitztümer werden in der Vitrine gezeigt. Gleich außerhalb neben dem Eingangstor des Tempels befindet sich ein kleiner Schrein, den sie als Dank für ihre Rettung errichtete.
An die südliche Giebelseite des Hondo schließt sich der Garten vom Typ eines Karesansuishiki-no-teien (Trockenlandschaftsgarten) an: Ein ebenes, in Linien gerechtes Kiesbett wird von einem wie mit Theaterrängen ansteigenden Rand eingefaßt, der mit verschiedenen Sorten Azaleen bepflanzt ist, mit den Typen Tsutsuji, Mitsuba tsutsuji und Dodan tsutsuji. Außen herum führt auf dem Rand ein Weg den Hang hinauf in die rückwärtigen Bereiche des Gartens und auf die nächsthöhere Terrasse.
Ganz oben kommt man zu einer schilfgedeckten Hütte (Bashou-an) mit einem Teeraum und einem weiteren Zimmer, die in recht beklagenswertem Zustand ist. Mit ihren schiefen und von Insektenfraßlöchern durchzogenen Pfosten anscheinend kurz vor dem Zusammenbrechen, wird sie mühsam von Stangen mit leuchtend gelben polsternden Hüllen nach außen diagonal verstrebt. Natürliche Alterung des Naturmaterials ist ein Kernpunkt japanischer Ästhetik. Doch hier haben wir dieses Prinzip bereits weit hinter uns gelassen. Die beiden Räume selbst sind wenig anheimelnd, eher richtig dreckig. Zieht man den schlechten Zustand mal ab, bleibt immer noch eine extrem bescheidene Hütte, in der einst Giganten der Poesie ihre Kreativität auslebten. Wenigstens hat man von hier oben einen guten Blick über die Stadt bis nach Arashiyama und zu den westlichen Bergen, wenn man nicht gerade über die Verstrebungen stolpert. Der Blick ist berühmt, seit der Dichter Takahama Kyoshi (1874-1959) über diesen Platz und den Blick von hier Verse schrieb, er hat es wohl in einem besseren Allgemeinzustand gesehen.
Im Norden der Hütte sind Gedichte von Basho in einen Felsen graviert. Es wird auch ein steingefaßtes Brunnenloch zwischen den Baumwurzeln gezeigt, das er benutzt haben soll. Ansonsten sind über das Gelände mehrere Gedenkstelen, Gedichtsteine und Grabsteine verteilt. Einer davon ist für Yosa Buson, der 68 Jahre alt wurde. Er ist noch höher am Hang oberhalb des Basho-an zu finden. Andere Grabstelen in der Nähe sind für seine Schüler Gekkei, Gekkyo und Tairo, die nahe ihrem Meister bestattet wurden. Ein weiterer Grabstein aus dem Jahr 1949 ist für den Dichter Aoki Getto aus Osaka. Und Buson stellte natürlich auch eine Gedenkstele für Basho auf.
Haupthalle (Hondo)
Garten (Teien)
Basho-an
Literatur,
Links und Quellen:
Lokalisierung auf google maps: https://www.google.de/maps/@35.0421727,135.7952115,19.25z - https://www.google.de/maps/@35.0421481,135.7952369,57m/data=!3m1!1e3
John H. Martin, Phyllis G. Martin: Kyoto - 29 Walks in Japan's
Ancient Capital, 376 S., Verlag: Tuttle Pub. 2011, ISBN-10:
4805309180, ISBN-13: 978-4805309186, S. 208-211
John Dougill, Takafumi Kawakami, John Einarsen: Zen Gardens and
Temples of Kyoto, Tuttle Pub 2017, ISBN-10: 480531401X, ISBN-13:
978-4805314012, S. 142-143
Judith Clancy, Ben Simmons: Kyoto Gardens - Masterworks of the
Japanese Gardener's Art, 144 S., Verlag: Tuttle Shokai Inc. 2015,
ISBN-10: 4805313218, ISBN-13: 978-4805313213, S. 52-55
Ian Littlewood, Ayumi Oe Littlewood: Kyoto Without Crowds, A
Guide to the City's Most Peaceful Temples and Gardens, 264 S.,
CreateSpace Independent Publishing Platform, 1. Auflage 2018,
ISBN-10: 1978158998, ISBN-13: 978-1978158993, S. 84-86, online: http://www.ianlittlewood.com/blog/kompuku-ji
auf Kyotofukoh: https://kyotofukoh.jp/report583.html
auf Wikipedia: https://en.wikipedia.org/wiki/Konpuku-ji
Matsuo Basho: https://en.wikipedia.org/wiki/Matsuo_Bash%C5%8D
Yosa Buson: https://en.wikipedia.org/wiki/Yosa_Buson
Video auf Youtube: https://www.youtube.com/watch?v=Ho7XRVe3zko
bei Asano Noboru: http://kyoto.asanoxn.com/places/shisendo_etc/konpukuji.htm
auf Kyoto Dream-Trips: https://www.kyotodreamtrips.com/konpuku-ji-autumn-nostalgia-kyoto/
Ii Naosuke: https://de.wikipedia.org/wiki/Ii_Naosuke
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