Bernhard Peter
Nagaokakyo (Präf. Kyoto): Komyo-ji


Lage und Erreichbarkeit
Der Ao Komyo-ji (Koumyou-ji) liegt im Gegensatz zu den weiter oben an den Berghängen liegenden Tempeln schon nicht mehr auf dem Stadtgebiet von Kyoto, sondern gehört zur Stadt Nagaokakyo (Adresse: 26-1, Ao-saijonai, Nagaokakyo-shi, Kyoto-fu, 617-0811, Japan). Der Komyo-ji ist ein ausgedehnter Tempel, der insgesamt eine Grundfläche von ca. 70000 m2 einnimmt. Die Ost-West-Ausdehnung ab dem ersten Tor beträgt 350 m, die Ausdehnung in Nord-Süd-Richtung 200 m, ohne Friedhofsgelände.

Der nächstgelegene Bahnhof ist entweder Hankyu NagaokaTenjin, Hankyu Nishi-Muko oder JR Nagaokakyo. Von Hankyu NagaokaTenjin aus sind es zu Fuß 2,8 km, es geht 55 m hoch. Mit dem Bus fährt man von der Haltestelle Hankyu nagaoka tenjin aus mit der Linie 22 über 6 Haltestellen bis zum Ausstieg Komyoji. Anstelle der 22 Komyoji Circular kann man auch die 20 nehmen. Zurück fährt der Bus ab Asahigaoka Home Mae, wieder Linie 22, bis Hankyunagaokatenjin, dort mit Hankyu weiter. Von Hankyu Nishi-Muko aus sind es 2,7 km zu Fuß; es gibt keinen sinnvollen Bus. Deshalb ist Hankyu NagaokaTenjin eindeutig vorzuziehen. Von JR Nagaokakyo aus sind es zu Fuß 3,7 km. Vor dem Bahnhof bekommt man aber am Bussteig 2 ebenso die Linie 22 bis zur Haltestelle Komyoji, das sind 10 Haltestellen, der Bus braucht ca. eine Viertelstunde. Die Bushaltestelle Komyoji ist aber noch 550 m vom eigentlichen Tempel entfernt, man geht erst nach Norden in Fahrtrichtung weiter und biegt die erste ernstzunehmende Straße nach links ab, dann sieht man schon das Haupttor. Die Bushaltestelle Asahigaoka Home Mae für den Rückweg liegt in gerader Verlängerung des Omote-Sando nach Osten, 140 m vom Haupttor bis zum Tanba Highway, jenseits der großen Kreuzung noch einmal 125 m.

Es gibt mehrere Tempel des Namens Komyo-ji in Japan: Dieser Tempel ist nicht identisch mit dem Konkai Komyo-ji im Stadtbezirk Sakyo-ku von Kyoto, auch nicht mit dem Komyo-ji im Tsuruyamacho in Kamigyo-ku, weder mit dem Komyo-ji im Uraderacho in Nakagyo-ku noch mit dem in Omihachiman, Präfektur Shiga, oder dem in Ichinomiya, Präfektur Aichi, wobei bei den ähnlichen Namen auch noch auf die Länge der Vokale zu achten ist - was in unserer Schrift gleich geschrieben aussieht, wird im Japanischen mit ganz unterschiedlichen Kanji geschrieben, und da ist die Schreibweise für diesen Tempel in Nagaokakyo eindeutig.


Geschichte und Bedeutung
Aufgrund der Tatsache, daß dieser Tempel auf dem Stadtgebiet von Nagaokakyo liegt, erinnern wir uns kurz, daß diese Stadt einmal als Nagaoka-kyo Hauptstadt Japans war - in einer kurzen Zeitspanne zwischen 784 und 794, zwischen Nara (Heijo-kyo) und Kyoto (Heian-kyo). Kanmu-Tenno hatte die Hauptstadt verlegt, vordergründig wegen der besserern Transportmöglichkeiten am Fluß, hauptsächlich aber, um sich von der Macht der Tempel in Nara zu befreien. Die damalige Hauptstadt maß 4,4 km in West-Ost-Richtung und 5,3 km in Nord-Süd-Richtung und erstreckte sich im Gebiet der heutigen Stadt Nagaokakyo, dem Süden der Stadt Muko und auf Teilen des zum heutigen Kyoto gehörenden Stadtteils Nishikyo-ku. 1954 wurden Strukturen der Hauptstadt archäologisch bestätigt. Aber die Flüsse wurden wegen der ständigen Überschwemmungen und der dann ausbrechenden Krankheiten zum Problem, deshalb wurde ein Jahrzehnt die Hauptstadt erneut verlegt, nach Heian-kyo, dem heutigen Kyoto. Der Komyo-ji liegt erhöht über dem alten Siedlungsgebiet am Hang der Nishiyama (West-Berge).

Der Komyo-ji ist der Haupttempel der Seizan-Jodo-Schule, also der Seizan-Schule innerhalb des von Honen Shonin (1133-1212) gegründeten Buddhismus des Reinen Landes (Jodo-shu). Des Tempels vollständiger Name lautet Seizan-jodoshu sohonzan (Seizan-joudoshuu souhonzan). Er entwickelte sich aus dem 1198 (Kenkyu 9) von Rensei (= Rensho = Kumagai no Jiro Naozane, 1141-1208) gegründeten Tempel Nenbutsu-zanmai-in. Kumagai Naozane war Samurai und Parteigänger kurzfristig der Taira (Heike), dann aber der Minamoto (Genji) im Genpei-Krieg. Die von ihm durchgeführte Tötung des jungen Prinzen Taira no Atsumori 1184 in der Schlacht von Ichi-no-tani ist legendär. In späteren Zeiten bedauerte er immer mehr die Kriegstaten und schloß sich der Jodo-Schule an; Rensei (Rensho) ist sein Mönchsname. Er war ein großer Verehrer und Schüler von Honen, dem Gründer der Jodo-Schule. Honen gab dem ersten Tempel seinen Namen. Hier an der Stelle des Tempels soll Honen nach der Überlieferung zum ersten Mal Buddha auf die neue Art angerufen haben und "Namu amida butsu" gepredigt haben. Daran erinnert eine steinerne Stele außerhalb des Somon.

Das hier verehrte Hauptbild ist ein Amida Nyorai (Buddha Amida, Amitabha Tathagata). Der Pilgerstempel (Goshuin) trägt als Sumigaki (die schwarz kalligraphierte Schrift) den Wortlaut "Jodo-mon-kongenchi", was bedeutet, daß sich hier die Geburtsstätte des Jodo-Buddhismus befindet, bezugnehmend auf die oben erwähnte erste Anrufung nach dem neuen Ritus.

Der Tempel ist berühmt wegen seines beiderseits von Ahornen gesäumten Zuweges. Zur Zeit der Herbstlaubfärbung ist er daher Ziel vieler Besucher, und nur zu dieser Zeit wird Eintritt erhoben. Und nur in dieser Zeit wird der normalerweise private Garten dem Besucher zugänglich gemacht. Mitte November bis Mitte Dezember ist folglich der Höhepunkt des Besucherstroms, und dann kann es hier trotz der Weitläufigkeit des Geländes richtig voll werden. Den Rest des Jahres ist es hier ruhig und untouristisch.


Rundgang und Beschreibung
Die Anlage erstreckt sich auf drei unterschiedlichen Ebenen und umfaßt 33 Gebäude. Von den originalen Gebäuden hat kein einziges überdauert. Das älteste noch existierende Gebäude stammt von 1657. Der Zugang erfolgt von Osten nach Westen, und dabei gibt es drei fast parallele Wege: Der südlichste Weg ist die Fahrstraße, die vor dem Kyoto Seizan Junior College endet. Nördlich davon gibt es zwei Fußwege, die zuerst ein Stück gleich laufen, bis zum Haupttor vom Typ eines Korai-mon. Im Norden grenzt dieses vordere Stück an zwei nördlich des Weges gelegene Kleintempel im Bereich Saijonai. Südlich des Haupttores, dessen Tücher das Tempelwappen (Tera-mon) tragen, befindet sich die kleine Halle Enma-do, ein fast quadratisches Gebäude mit einem auf zwei Pfosten leicht vorgezogenem Dach. Enma ist sowohl der vom indischen Gott Yama abgeleitete Beherrscher des buddhistischen Totenreichs und ein strenger Richter der Unterwelt als auch ein Himmelswächter, meist der südlichen Richtung. Sein Aussehen erinnert bei seinen Darstellungen in der japanischen Kunst weniger an einen Höllenfürst, sondern mehr an das eines Bodhisattvas.

Das Wegstück von dem 1845 erbauten, spät Edo-zeitlichen So-mon (Sou-mon, Haupttor) zur Haupthalle des Tempels wird Omote-sando genannt, vorderer Zuweg. Wenige Meter hinter dem Haupttor trennen sich die Wege in eine nördlichen Stufenweg (an der Abzweigung rechts), der auf die Haupthalle (Miei-do) zuführt, und einen mittleren Weg (an der Abzweigung links). Letzterer passiert etwa auf halber Strecke das Tor Yakui-mon, ein "zweibeiniges" Tor, d. h. ein einstöckiges Tor, dessen zwei eigentliche Torpfosten in Linie mit den kurzen Seitenteilen stehen und das nur davor zwei sekundäre Pfosten besitzt. An seinem Ende läuft dieser Weg auf das Chokushi-mon zu, das am oberen Ende einer breiten Treppe erreicht wird.

Der obere Fußweg mit den sanft ansteigenden Stufen wird Nyonin-zaka genannt, Frauen-Anstieg. In den Bodenbelag sind etliche schöne Kieselsteine eingearbeitet, die aus dem Fluß Obata kawa stammen und von Gläubigen hierhin getragen wurden. Der untere Fußweg ist aufgrund der vielen Ahorne der schönere und im November/Dezember der malerischere, weil man hier fast auf die gesamte Länge von 270 m einen von bunten Ahornen gesäumten Zuweg genießen kann. Dieser Weg wird Momiji-sando genannt, Ahorn-Zuweg. Von dem kleinen Vorplatz vor dem Chokushi-mon aus führt ein Weg über Treppen mit Steinstufen (Ishidan) hinauf zur höhergelegenen Ebene und schafft so eine Verbindung zwischen beiden Fußwegen, den beiden Teilen des Sando.

Nördlich des oberen Weges stehen mehrere kleinere Gebäude, zunächst kommt man zu einer Kannon-Halle (Kannon-do), in der die elfgesichtige, tausendarmige Kannon verehrt wird. Das Kultbild selbst ist 1,60 m hoch und ein wichtiges Kulturgut; es wird im Nationalmuseum Kyoto aufbewahrt. Dann geht es weiter zum 1707 erbauten Sutrenspeicher (Kyozo), einem quadratischen weißen Gebäude mit geschlossenen Wandflächen und Pyramidendach, schließlich zum Kange-sho. Weiter rechts am abzweigenden Weg steht ein Steinsarkophag (Sekkan). Da er für Honen Shonin ist, wird er "Enko Daishi o Sekkan" oder "Honen Shonin o Sekkan" genannt. Links (südlich) des Weges befindet sich der 1657 erbaute, Edo-zeitliche Glockenturm (Shoro), ein offenes Holzgestell mit eingebogenem Satteldach und darin aufgehängter Bronzeglocke. Das ist eines der ältesten Gebäude des Tempels. Dann folgt eine 4,80 m hohe, 1975 aufgestellte Bronzestatue von Honen, 2,40 m für den Sockel und ebenso viel für die Figur (Honen-shonin-zo), dahinter das überdachte Handwaschbecken (Chozusha).

Die 1754 erbaute, Edo-zeitliche Halle Miei-do, die als Haupthalle fungiert und das wichtigste Gebäude der Anlage ist, in dem jeden Morgen die Mönche zur gemeinsamen Andacht zusammenkommen, besitzt ein sehr flaches, extrem ausladendes Irimoya-Dach mit rechteckig vorgezogener Mittelpartie. Bis zur Errichtung dieses Baus sind etliche Vorgängerbauten immer wieder durch Feuer zerstört worden. Bemerkenswert sind die Schnitzereien an den Balken, die Elephanten, Drachen und andere Tiere bzw. Fabeltiere zeigen.

Vor der Haupthalle zweigt rechterhand ein Weg schräg ab zu einer kleiner dimensionierten, 1799 errichteten Amida-Halle (Amida-do). Hier wird das Haupt-Kultbild des Tempels aufbewahrt. Diese Halle ist mit einem gewinkelten, gedeckten Korridor (Kairo, Kairou) mit der Haupthalle verbunden, und von diesem Korridor zweigt ein weiterer nach Westen ab, der zu weiteren Substrukturen führt (zuerst Seishi-do, Nokotsu-do ganz hinten). Wegen der Hanglage des Tempels sind die Korridore an manchen Stellen zweistöckig.

Von der Südwestecke der Haupthalle führt ein weiterer gewinkelter, gedeckter und sich verzweigender Korridor (Kairo) zur Halle Shaka-do (Halle für Buddha Shakyamuni), die als Hojo (Abtsresidenz) benutzt wird und vor deren Ostseite ein Karesansui-Garten (Trockenlandschafts-Garten) liegt, in den das in der ganz späten Edo-Zeit während der 1860er Jahre erbaute Chokushimon (Tor für die kaiserlichen Gasandten) vom Typ eines Karamon (Tor mit geschwungenem Giebel) führt. Der Garten wird Shingyo-tei oder Shigaraki niwa genannt.

Von der Südostecke des Shaka-do führt ein weiterer gedeckter Korridor (Kairo) den Hang herunter, wobei das mittlere Teilstück eine Treppe enthält. Der Korridor trifft auf den O-shoin, die große Studierhalle. Korridore, O-Shoin und dessen Winkelanbau umschließen einen rechteckig zugeschnittenen Garten, in dem eine vielstöckige Steinpagode und eine Steinlaterne stehen. Im Süden des Vorplatzes, auf dem sich alle Wege treffen, liegen hinter dem Kuri (Küchenbau) die Funktionsbauten des Dendo-Zentrums; ein weiteres Korai-mon gibt Zugang zu einer Substruktur neben dem Kyoto Seizan Junior College und dem Seizan College. Hier liegt auch die Lehrhalle (Kodo). Nördlich des Korai-mon steht das Schatzhaus. Auf dem Tempelgelände gibt es noch den Chinju-sha, den Schrein für eine lokale Gottheit des Tempels. Im Westen und Süden befinden sich mehrere Seen, gegen den Uhrzeigersinn der Hojo chi, der Tanida ike, der Naga ike und der Kannon-ji ike.


Literatur, Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps: https://www.google.de/maps/@34.9379785,135.6760655,18.75z - https://www.google.de/maps/@34.9381426,135.6756728,217m/data=!3m1!1e3
Komyo-ji auf JPManual:
http://jpmanual.com/en/komyoji
Webseite des Tempels:
http://www.komyo-ji.or.jp/ - Tempelplan: http://www.komyo-ji.or.jp/keidai/
Seizan College:
https://seizan.ac.jp/
Video auf Youtube:
https://www.youtube.com/watch?v=CHk6YNu-L04
http://www.nihon-kankou.or.jp.e.wp.hp.transer.com/kouyou/searchDetail.jsp?ken__=kyoto&shi__=26209&id__=K2640
Tourismus von Kyoto:
http://www.kyototourism.org/en/sightseeing-info/50.html
Sehenswürdigkeiten der Stadt Nagaokakyo:
http://www.pref.kyoto.jp/kyotoyamashiro/en/places_to_see_in_nagaokakyo_city.html - http://nagaokakyo-kankou.jp/eng/highlights/
auf Traditional Kyoto:
http://traditionalkyoto.com/activities/former-capital-nagaokakyo/
Hauptstadt Nagaokakyo:
https://de.wikipedia.org/wiki/Nagaoka-ky%C5%8D - https://en.wikipedia.org/wiki/Nagaoka-ky%C5%8D
Kumagai Naozane:
https://en.wikipedia.org/wiki/Kumagai_Naozane
Bernhard Scheid: König Enma, Richter und Wächter der Toten, in: Religion-in-Japan: Ein Web-Handbuch, Universität Wien, seit 2001:
https://www.univie.ac.at/rel_jap/an/Mythen/Jenseits/Enma
Komyo-ji auf Kyotofukoh:
https://kyotofukoh.jp/report747.html


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