Bernhard
Peter
Kyoto:
Myoren-ji
Lage
und Erreichbarkeit
Der Tempel Myoren-ji
(Myouren-ji) liegt im Stadtbezirk Kamigyo westlich der
Hauptverkehrsachse Horikawa Dori (Adresse: 875 Myorenjimaecho,
Kamigyo-ku, Kyoto-shi). Die Tempelparzelle wird eingerahmt von
der Kami Goryo-mae Dori im Norden, der Omiya Dori im Westen und
der Teranouchi Dori im Süden. Der Zugang zum Gelände erfolgt
von der letztgenannten Straße; das Tor ist ca. 18 m
zurückgesetzt und wird leicht übersehen. Wer vom Bahnhof Kyoto
aus nur zu diesem Tempel anreist, wählt am besten den Bus,
idealerweise die Nr. 9, Zustieg Haltestelle Kyoto Ekimae,
Ausstieg Haltestelle Horikawateranouchi. Von dort sind es nur 200
m zu Fuß nach Westen. Der Bus braucht ca. eine halbe Stunde und
passiert 18 Zwischenstops. Die Linie 50 kann man auch ab Bahnhof
Kyoto nehmen, allerdings nur bis zur Haltestelle
Horikawanakatachiuri (20 min., 16 Haltestellen), es verbleiben
restliche 1,2 km zu Fuß. Man kann auch die Nr. 5 von der
Haltestelle Karasuma Nanajo aus besteigen und nach 5 min. oder 4
Haltestellen in Shijo Karasuma in die Linie 12 wechseln, die
einen in 17 min. über 14 Zwischenstops zur Haltestelle
Horikawaternanouchi bringt, Restweg 200 m. Mit der U-Bahn fährt
man am besten zur Haltestelle Imadegawa, von dort erreicht man
mit 1,4 km Fußweg den Tempel. Sinnvoll ist es, hier die ganze
Gruppe der Tempel von Ost nach West aufzurollen und den Myoren-ji
im Verbund mit dem Myoken-ji, Myokaku-ji, Honpo-ji etc.
anzuschauen. Der Myoren-ji breitet sich im Innern der
beschriebenen Parzelle aus und ist von den Straßen nicht hut
einsehbar, weil er reihum von Wohn- und Geschäftshäusern,
Friedhof, Schule und Sportplatz umgeben ist. Der Tempel kann in
der Saison gegen eine Eintrittsgebühr von 500 Yen besichtigt
werden, also Gelände, Hojo und Garten, zu bezahlen ab Eingang
zum Kuri. Im frühen September war hier jedoch Totenstille,
völlig untouristisch, und Besucher wurden hier auch nicht
erwartet. Wer hier übernachten möchte, dann dies im Gästehaus
tun, denn hier gibt es 6 Gästezimmer (nicht verschließbar) für
maximal 10 Personen; Mahlzeiten werden aber nicht serviert, ein
eigenes Badezimmer gibt es nicht. Dafür hat diese Unterkunft
eine sehr private und persönliche Atmosphäre.
Geschichte
und Bedeutung
Der Tempel, dessen Berg-Name (Sango) "Uboku-san"
lautet, gehört zur Schule des Nichiren-Buddhismus und wurde 1294
von einem Schüler von Nichiren gegründet. Der Legende nach ist
die Keimzelle des Tempels eine Residenz eines Sake-Braumeisters
namens Yanagiya Nakaoki in Nishi-no-toin, die Nichizo als
Wirkungsstätte gegeben wurde, der daraufhin den Tempel
gründete. Die Frau des Braumeisters wurde die erste Schülerin.
An Nichizo Shonin wird auf dem Tempelgelände mit einer großen
Statue erinnert, an der vor allem die extremen Hängeärmel an
den emporgehobenen Armen des Lehrenden beeindrucken. Der
ursprüngliche Name lautete noch Yanagi-dera, dann Myorenge-ji
(nicht zu verwechseln mit dem Renge-ji). Seit 1394 wurde die Form
Myoren-ji gebräuchlich.
Der Myoren-ji ist ein Haupttempel der Hokke-Schule, zu der in Kyoto insgesamt 21 Tempel gehören. Er teilte das Schicksal so vieler anderer "kleinerer" Tempel: Zerstörung, Wiederaufbau 1394, Ortswechsel, Zerstörung durch Feuer 1536, Wiederaufbau 1542, Ortswechsel: An die gegenwärtige Stelle, wo er in der Nähe etlicher anderer Nichiren-Tempel steht, kam er im Jahr 1587, als Toyotomi Hideyoshi hier im späten 16. Jh. einen großen administrativen Komplex und seinen Palast errichten ließ. Damals war das Tempelgelände wesentlich größer als heute, wo der größte Teil des Grundbesitzes seit der Meiji-Zeit von der modernen Bebauung übernommen wurde. Die meisten Gebäude des Tempels wurden 1788 bei einem Feuer vernichtet. Der Tempel wurde danach ab 1789 erheblich kleiner und mit weniger Subtempeln wieder aufgebaut. Glücklicherweise könnten aber einige der Kunstschätze vor dem Feuer gerettet werden, die nach wie vor in Tempelbesitz sind und im Schatzhaus aufbewahrt werden. Dazu gehören auch ein Wandgemälde von einem Maler der Schule von Tohaku Hasegawa und eine Kalligraphie von Hon-ami Kouetsu.
Rundgang
und Beschreibung
Beginnen wir den Rundgang im Süden am Tor, dem hinter den beiden
großen, den Sando flankierenden Schrift-Stelen sichtbar
werdenden San-mon, ein Holztor mit ziegelgedecktem Satteldach.
Mit leichtem Versatz führt der gepflasterte Weg nach Norden an
einem Parkplatz zur Linken vorbei. Gleich nördlich des Tores
passiert man den 1617 erbauten Glockenturm (Shoro), eine sehr
schöne und hochkomplexe Holzkonstruktion mit geböschtem Sockel,
umlaufender Galerie und weit auskragendem Irimoya-Dach auf
sehenswerten Klammerkonstruktionen (mit Netzen gegen Vögel
verhängt). Der Weg führt einerseits weiter nordwärts rechts an
der Haupthalle vorbei, zweigt andererseits rechtswinklig nach
links ab und führt zum Handwaschbecken (Chouzusha), vor dem er
wieder nordwärts zur Haupthalle hin abknickt, die einen
schmaleren, vorgezogenen Frontbereich besitzt. An die bis 2014
renovierte Haupthalle hinten angesetzt ist ein gedeckter und
erhöht verlaufender Korridor (moderner Bauweise), der eine Mauer
durchbricht und einerseits nordwärts zum Omote-Shoin (vorderen
Shoin) führt, andererseits seitlich nach Westen eine Verzweigung
zu einer weiteren großen Halle mit Walmdach hat, die aber modern
ist und reihum von den umgebenden Mauern ziemlich eingeengt wird.
Rechterhand liegt hier der Kuri (Küchenbau), an dem man auch
ankommt, wenn man hinter dem San-mon dem Weg einfach geradeaus
folgt. Zwischen Korridor und Kuri liegt der Genkan (formeller
Eingang) des Omote-Shoin, zu dem ein eigenes Tor in der
Trennmauer führt. Nördlich des Kuri liegt die Tempelherberge
(Shukubo), in der man auch als zahlender Gast übernachten kann.
Parallel dazu steht westlich der Oku-Shoin (rückwärtiger
Shoin); dazwischen befindet sich ein rechteckig geschnittener
Binnengarten. Die beiden Shoin bilden die Abtsresidenz. Ein noch
kleinerer Garten mit Steinpagode und Laterne liegt zwischen
Omote-Shoin und Oku-Shoin (Oku shoin kita no nakaniwa). Ein ganz
kleiner Gartenabschnitt wird Myoujou no niwa genannt.
Ganz im Westen zwischen Oku-Shoin und westlicher Abschlußmauer ist ein Karesansui-Garten (Trockenlandschaftsgarten) angelegt, der Juuroku-rakan no niwa. 16 (juu-roku) Steine (seki) in diesem Garten (niwa) erinnern an die 16 Arhat (Rakan, Gefährten Buddhas), daher der Name. Er wird auch einfach Felsengarten (Sekitei) genannt. Dahinter befindet sich eine Reihe kissenartig geschnittener Azaleen und Rhododendren, zuletzt verdeckt eine Reihe hoher, schlanker, stark beschnittener Kiefern den Ausblick auf den dahinter liegenden Zaun des Schulsportplatzes. Der Garten grenzt mit seiner südlichen Schmalseite an den Omote-Shoin, mit seiner östlichen Längsseite an den Oku-Shoin. Dieser Garten wurde von demselben Priester angelegt, der auch den weltberühmten Garten der Villa Katsura schuf. Im Nordwesteck befindet sich das Schatzhaus.
Trotz der Einbettung in dichte großstädtische Bebauung blüht zu jeder Jahreszeit irgend etwas in den Anlagen des Tempels, so daß dieser auch Tempel der Blumen genannt wird. Insbesondere ist im Frühling die Kirschblüte hier sehr schön, und der Tempel ist nicht so überlaufen von Touristen wie andere. Auf dem Tempelgrund liegt auch eine Grabstätte, wo das Haar von 46 der berühmten 47 Ronin begraben sein soll. Der letzte und 47. dieser Ronin, die in der so berühmten wie bekannten Geschichte die Intrige gegen ihren Herrn rächten und selber ihr Leben verwirkten, Terasaka Kichiemon, brachte das Haar der Schwester von Kataoka Minamoto Goemon, der es 1704 hier begrub.
Subtempel:
Rechts und links der Hauptachse besitzt der Myoren-ji noch ein
paar Subtempel (Tatchu, Tatchuu). Auf der Ostseite befinden sich
von Süden nach Norden der Eko-in (Ekou-in), der Gyokuryu-in
(Gyokuryuu-in), der Honko-in, der Enjo-in und als Abschluß der
Kenju-in, alle mit Tor in der westlichen Trennmauer, dann folgt
der große und sich nach Osten fast bis zur Horikawa Dori
erstreckende Friedhof. Im Westen liegt der Subtempel Jisen-in,
dann folgen die Subtempel Honmyo-in (Honmyou-in) und Joju-in
(Joujuu-in), beide mit dem in die Abschlußmauer eingefügten
Eingangstor auf der Ostseite. Früher, zu seinen besten Zeiten
Ende des 16. Jh., besaß der Myoren-ji 27 Subtempel. Die acht
genannten sind der heute noch bestehende Rest. Keinen der
Subtempel kann man besichtigen.
Sanmon
Shoro
Chouzusha und Vorplatz vor der Haupthalle
Haupthalle (Hondo)
Kamon des Tempels
Kuri (persönlicher Lebensbereich und Küchenbau) und Subtempel
Kuri
Kuri
Kuri
Joju-in
Honmyo-in
Literatur,
Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps:
https://www.google.de/maps/@35.0344891,135.7500416,19.5z - https://www.google.de/maps/@35.0347185,135.7500884,110m/data=!3m1!1e3
Myoren-ji auf Kyotofukoh: https://kyotofukoh.jp/report271.html
Myoren-ji: http://www.eonet.ne.jp/~myorenji/
Myoren-ji auf Samurai Archives: https://wiki.samurai-archives.com/index.php?title=Myoren-ji
Myoren-ji auf Happy Travelling: http://happy-travelling.com/shop/myoren-ji-temple/
Myoren-ji auf Trip Kyoto: http://eng.trip.kyoto.jp/spot/db/myorenji/
bei Damien Douxchamps: https://damien.douxchamps.net/photo/japan/kansai/kyoto/central/myoren-ji/
Übernachten im Myoren-ji: http://templelodging.com/spot/05kansai/kyoto001.html
Hinweistafel der Stadt Kyoto am Tempel
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