Bernhard
Peter
Kyoto,
Shogo-in Monzeki
Lage und
Erreichbarkeit
Der Shogo-in Monzeki liegt im Stadtbezirk Sakyo (Sakyou), im
Stadtteil Okazaki bzw. in Shogoin Nakamachi, östlich der Higashi
Oji Dori und nördlich des Heian-Schreines, durch einen
Straßenblock von diesem und der Maruta-machi Dori getrennt. Die
Adresse lautet: 15, Shogoin Nakamachi, Sakyo-ku, Kyoto-shi,
Kyoto, 606-8324, Japan. Der nächste U-Bahnhof ist Higashiyama
der Tozai Line. Von dort erreicht man den Tempel in 1,3 km
Fußweg nach Norden. Einfacher nimmt man einen der vielen auf der
Higashi Oji Dori verkehrenden Busse (Linien 100, 56A, 201, 202,
203, 206, 65). Ab Kyoto Hauptbahnhof verkehrt die Linie Nr. 206.
Die Zielbushaltestelle heißt Kumano-jinja-mae. Der nächste
Bahnhof der Eisenbahn ist Keihan Jingu Marutamachi. Von dort sind
es 900 m Fußweg. Alternativ kann man hier die Buslinien 202,
204, 31 oder 93 bis zur Higashi Oji Dori wählen, was aber bei
dem kurzen gewonnen Wegstück kaum lohnt. Das Areal mißt ca. 150
m im Quadrat, wobei an den Ecken aber moderne Bebauung in das
Tempelgelände drängt. Der Vorplatz ist frei zugänglich; der
innere Bereich des Shinden und des Shoin ist im Rahmen von
Sonderöffnungszeiten im Herbst zu besichtigen. In den Gebäuden
ist Photographieren verboten, Photos vom Garten und von außen
sind gestattet. Stand September 2019: Renovierungsarbeiten im
Gange, der ganze Bereich vor dem Shinden ist Baustelle, Besucher
nicht willkommen.
Geschichte
und Bedeutung
Der Shogo-in ist ein Monzeki-Tempel. Monzeki bedeutet, daß
traditionell ein Prinz aus dem Hochadel oder Kaiserhaus das
Oberhaupt des Tempels ist. Das Oberhaupt selbst wird auch Monzeki
genannt. Weitere solche hoch im gesellschaftlichen Ansehen
stehende Tempel sind z. B. der Enman-in in Otsu, der Bishamon-do
in Yamashina, der Daikaku-ji in Arashiyama, der Chion-in und der
Manshu-in in Kyoto, der Sanzen-in in Ohara, der Jisso-in in
Iwakura, der Kaju-in in Yamashina, der Ninna-ji, der Myoho-in und
der Shoren-in in Kyoto. Insgesamt gibt es in ganz Japan mit
seinen mehr als 200000 Tempeln nur eine niedrige zweistellige
Anzahl Monzeki-Tempel, wobei die Häufung in und um den
kaiserlichen Sitz Kyoto natürlich am größten ist. Diese Tempel
erfuhren eine bevorzugte Behandlung und haben typischerweise eine
besonders wertvolle Ausstattung. Die Bauweise ist typischerweise
der Shinden-Stil, also ein in der Heian-Zeit entwickelter
Residenz-Stil. Sicherstes Kennzeichen ist das Auftauchen des
Kiku-mon, des kaiserlichen Chrysanthemenwappens an prominenter
Stelle, z. B. auf Toren, Lampen, Dachziegeln etc. ist der
16strahlige Blütenstand zu sehen.
Ursprünglich war der um 1090 gegründete Sohonzan Shogo-in ein Zweigtempel des Tendai-Tempels Onjo-ji (Mii-dera). Auch wenn der Tempel selbst über 900 Jahre alt ist, stammen die Gebäude aus der mittleren Edo-Zeit und sind ca. 300 Jahre alt, weil der Tempel zwischenzeitlich mehrfach durch Feuer zerstört worden war. Der Tempel war nicht nur ein Monzeki, sondern wurde zeitweise sogar als kaiserliche Ersatzresidenz genutzt; die beiden Kaiser Kokaku (1771-1840, regierte 1780-1817) und Komei (1831-1867, regierte 1846-1867) nutzten ihn jeweils als Palast, nachdem ein Feuer 1788 bzw. 1854 den kaiserlichen Palast heimgesucht hatte, das letzte Mal während der Unruhen der Bakumatsu-Zeit, als das Shogunat in den letzten Zügen lag (Baku = Kurzform von Bakufu = Militärregierung, matsu = Ende). Aufgrund dieser Nutzung als Palast wird dieser Tempel als national wichtige historische Stätte geführt, unter dem Namen "Shogo-in Kyukarikokyo", was soviel bedeutet wie "Shogo-in, ehemaliger zeitweiser kaiserlicher Palast".
Der Shogo-in war vom Mittelalter bis zum Ende der Edo-Zeit der Haupttempel der buddhistischen Schule Honzan Shugen. Typisch für den Shugen-Weg (Shugendo) ist der Vollzug von asketischen Übungen in den Bergen mit dem Ziel der Erlangung besonderer Fähigkeiten. Sowohl die Shingon-Schule als auch die Tendai-Schule übernahmen diese Praktiken, wodurch sich zwei Hauptlinien des Shugendo herausbildeten, der Tozan-Zweig (Tozan-ha) in Verbindung mit dem Shingon-Buddhismus und der Honzan-Zweig (Honzan-ha) in Verbindung mit der Tendai-Schule (Jimon). In der Muromachi-Zeit knüpfte der Abt des Shogo-in Beziehungen zu allen Gruppen von Bergmönchen im Land, und 1469-1487 machte sich der Amtsinhaber Doko zu einer Reise zu den anderen Bergmönchen auf, mit dem Ziel, sie unter Leitung des Shogo-in zu vereinen. Das funktionierte, weil diese Gemeinschaften Land und Einfluß verloren hatten und nun die Fürsprache eines kaiserhausnahen Tempels gebrauchen konnten. Daneben gab es noch kleinere unabhängige Zweige von Bergasketen, die sich aber per Erlaß (Shugendo Hatto) 1613 einer der beiden anerkannten Hauptzweige anschließen mußten. Zwischen 1872 und 1945 war der Shugen-do verboten. Heute gibt es die Hauptzweige Shingon-shu Daigo-ha (assoziiert mit der Tozan-ha), Honzan Shugen-shu (assoziiert mit der Honzan-ha), Kinbusen Shugen Hon-shu (assoziiert mit der Honzan-ha) und Haguro Shugen Hon-shu (Haguro-ha). Der Shogo-in ist heute der Haupttempel der Richtung Honzan Shugen-shu, die En no Gyoja (seit 1799 mit dem postumen Titel Shinben Daibosatu) als Gründer und den Mönch Zoyo (1032-1116) als Wiederhersteller verehrt. Die Haupttempel der Tozan-ha sind der Kofuku-ji in Nara und der Daigo-ji in Kyoto.
Der Shogo-in ist eine Station auf einem Pilgerweg, und zwar die 18. Station auf dem Weg der 36 Fudo-Tempel in der Region Kinki. Diese Route beginnt am Tempel Shi-tenno-ji in Osaka und endet am Nan-in (Minami-in) auf dem Koyasan. Bevor es zum Shogo-in geht, besucht der Pilger den Manshu-in Monzeki (17. Station), und nach dem Shogo-in geht es weiter zum Shoren-in Monzeki (19. Station), und danach zum Chishaku-in (Negoro-ji, 20. Station). In der Präfektur Osaka werden 12 Tempel besucht, in der Präfektur Kyoto 11, 4 in der Präfektur Hyogo und je 3 in den Präfekturen Nara, Shiga und Wakayama. Diese Route wurde erst im Jahre 1979 von Yoshiharu Shimoyasuba etabliert, einem engagierten Laien, der alte Pilgerrouten wieder zum Leben erweckte und neue Pilgerrouten ins Leben rief. Entsprechend findet sich auch im Sumigaki (der schwarzen Schrift) auf dem Goshuin (Pilgerstempel) des Tempels Fudo wieder, interessanterweise aber als Sanskrit-Zeichen "Kan", mit dem Acala gemeint ist. Das zentrale rote Siegel auf dem Goshuin stellt ein Muschelhorn (Hora) dar, das eng mit Praktiken des Shugendo verbunden ist.
Struktur
der Anlage und Beschreibung
Der Hauptzugang liegt im
Südwesten des Areals; dort befindet sich das 1676 erbaute
Omote-mon, auch San-mon genannt. Die südliche Abschlußmauer
(Lehmmauer, Tsuijibei) ist etwas zurückgesetzt; der Zwischenraum
zur Straße wird durch einen Parkplatz ausgefüllt. Am östlichen
Ende der Mauer liegt ein zweites Tor, dazu später. Hinter der
Mauer befinden sich zwei Kompartimente, die durch eine Mauer
voneinander getrennt sind, durch die ein zweiflügeliges Holztor
führt. Durch das Omote-mon (San-mon) gelangt man in das
kleinere, westliche Kompartiment. Nach Norden kommt man zu einem
großen Querriegel, dem zweistöckigen Nagaya-mon. Es wirkt wie
ein breites, wehrhaftes Gebäude, in das ein Durchgang eingebaut
ist, unter einem durchgehenden Dach. Auch über dem eigentlichen
Durchgang befindet sich ein Raum. Die Fenster des oberen
Stockwerks bestehen nur aus Gruppen vertikaler Schlitze. Auch die
unteren Fenster sind mit Gittern geschützt. Der Fuß des
Gebäudes ist mit Brettern beschlagen. Ein solches Tor kommt
typischerweise nicht in Tempeln vor, sondern in
Samurai-Residenzen. Nagaya ist eigentlich ein
"Reihenhaus", das in der Nähe einer Residenz von
rangniedrigeren Samurai bewohnt wird, deren Einzelquartiere unter
einem langen Dach baulich vereinigt sind. Ein Nagaya-mon ist ein
Tor, das analog baulich mit angrenzenden Wachräumen kombiniert
ist und ebenfalls unter dem durchgehenden Dach liegt. Diese
Bauweise hat den Vorteil, daß Mannschaften ganz schnell am Tor
sind, wenn es etwas zu verteidigen gibt.
Zwischen dem Nagaya-mon und der Trennmauer befindet sich der Dai-Genkan, der große Eingangsbau mit geschwungenem Vordach vor der Stirnseite des Irimoya-Daches. Im Westen des Komplexes liegt hinter dem Dai-Genkan der Kuri (Küchenbau und persönlicher Lebensbereich der Mönche). Ein weiteres Tor befindet sich auf der Westseite des Komplexes; das ist vom Typ eines Korai-mon und wird zur Straße hin von zwei Flügelbauten flankiert.
Der größere Bereich hinter der Mauer ist ein Vorplatz mit meist schachbrettartig geharktem (Ichimatsumoyo) Kies vor dem Tempelhallen, am Rand mit einigen Gartenelementen und im Südosten mit einer 13stöckigen Steinpagode. Dieser Vorplatz ist kein Garten, sondern ein Platz, der auch von den Mönchen für gemeinsame asketische Praktiken oder Goma (Feuerzeremonie) genutzt wird.
Am Nordrand dieses Vorplatzes befindet sich der aus der mittleren Edo-Zeit stammende Shinden, der für Kaiser Kokaku als Residenz gebaut wurde und ansonsten als Residenz des Abtes aus kaiserlichem Hause genutzt wurde. Der Shinden ist von seinem Grundriß her L-förmig mit der Hauptfassade nach Süden, wo auch das Dach etwas vorgezogen ist. An seiner Westseite ist 2019 ein neuer Schrein mit Überbau errichtet worden, im Eck zur Begrenzungsmauer. Auf seiner Ostseite öffnet sich der Shinden zum Garten (Teien). Wenn man im Rahmen von Sonderöffnungszeiten diesen Bereich innen besichtigen kann, wird man mehr als 130 bemalte Schiebetüren und Wände der Kano-Schule sehen können, von denen viele aber schon verblaßt sind.
An der Nordostecke des Shinden angesetzt befindet sich der aus der mittleren Edo-Zeit stammende Shoin (Studierhalle), mit seiner Süd- und Ostseite zum großen Innenhofgarten gewandt. Von der Nutzung als kaiserlicher Palast hat sich der alternative Name "Gosho" für den Shoin erhalten. An seiner Westseite befinden sich nördlich und südlich eines kleinen Korridors zwei weitere kleine Gärtchen. Nördlich des als wichtiges Kulturgut klassifizierten Shoin befindet sich der Koshoin, hinter dem sich noch ein größerer Teil des Gartens erstreckt. Noch weiter im Norden liegen die Gebäude Hokuden und Gogakumonjo. Isoliert im nördlichen Bereich des Gartens befindet sich ein Teehaus (O-Chaseki). Im Nordwesteck liegt die Tempelunterkunft (Shogo-in Goten-so), in der man auch als Tourist übernachten kann.
Die aus der mittleren Edo-Zeit stammende Haupthalle (Hondo) ist etwas kleiner als der Shinden, steht senkrecht zu diesem an der Ostseite des Vorplatzes und ist mit dem Shinden mit einem Zwischenbau verbunden, in dem sich das Tempelbüro mit Devotionalienverkauf befindet. In der Haupthalle wird Fudo-Myo-o (Acala) als Hauptbild verehrt, das während des Setsubun-Festes im Februar frei für die Öffentlichkeit zugänglich ist.
Zu den bemerkenswerten Dingen dieses Tempels zählen ein besonderer Stein (Ishi), der Oi-kake-ishi, an dem die Mönche ihren Oi (eine Art Rucksack) in den Pausen ihrer Übungen aufhängten, ein Pflaumenbaum namens Heian-no-kobai, ein Kirschbaum namens Hiyoshi-sakura, der so heißt, weil er ein Geschenk des Schreines Hiyoshi Taisha in der Präfektur Shiga ist.
Subtempel
Sekizen-in (Shakuzen-in Junteido)
Im Südosteck des Tempelareals
befindet sich der Sekizen-in (Shakuzen-in Junteido), zugänglich
über das San-mon in der Südmauer. Der Shakuzen-in war ein in
der Kamakura-Zeit etablierter Tempel, und dieser wurde im späten
19. Jh. mit dem Junteido vereinigt, was den Doppelnamen ergab. Er
ist ein Subtempel des Shogoin Monzeki. Direkt hinter dem Tor
trifft der Besucher auf den ringsum lampiongeschmückten Haiden.
Dahinter liegt weiter im Norden die Haupthalle (Hondo). Das
Hauptbild des Tempels (Honzon) ist eine Figur des Fudo-Myo-o
(Sanskrit: Acala), aufbewahrt in der Haupthalle. Dieser war das
Hauptkultbild des Tempels Shakuzen-in und ist als wichtiges
Kulturgut eingestuft. Weiterhin befindet sich in der Haupthalle
ein Bild der Juntei-Kannon, der Barmherzigkeits-Gottheit des
ehemaligen Junteido, dessen Hauptkultbild es einst war. Diese
hölzerne Kannon-Figur wurde zwischen 1789 und 1801 auf Wunsch
des Kaisers Kokaku angefertigt. Prinz Einin, Monzeki und
Oberpriester des Shogoin, erweckte die Figur rituell zum Leben.
Westlich von dieser Haupthalle befindet sich ein kleines Gebäude
mit Pyramidendach und Vorbereich mit zwei Steinlaternen davor.
Mehrere kleinere Shinto-Schreine befinden sich auf dem Gelände.
Jedes Jahr am 23. Februar findet im Tempel die Zeremonie
Godai-rikison-hoyo statt, ein Gottesdienst für die fünf
mächtigen Wächtergottheiten des Buddhismus, bei dem die
Anwesenden für Wohlstand ihrer Familien und Schutz vor Raub und
Diebstahl beten. Östlich vom Sekizen-in, auf der anderen
Straßenseite, liegt der eigenständige Tempel Sentoku-ji.
Shogoin Monzeki
Omote-mon, San-mon
vergitterter Ausguck links vom Omote-mon
Nagaya-mon von Süden
Nagaya-mon von Norden
Nagaya-mon, Durchgang von Südosten gesehen
Korai-mon an der Westseite
Dai-Genkan von Südwesten gesehen
Dai-Genkan von Süden gesehen
links der Shinden, ganz links der 2019 neugebaute Schrein mit Überbau
Haupthalle (Hondo)
Steinpagode
Shinden, ganz links der 2019 neugebaute Schrein mit Überbau
Subtempel Sekizen-in (Shakuzen-in Junteido)
San-mon in der Südmauer
wie eine Chrysantheme geformter Dachziegel am nach Süden vorspringenden Mauerstück neben dem Tor
links Haiden, rechts Hondo
Haiden von Süden
Haiden von Südwesten
Hondo von Südwesten
Detail vom Hondo
Papierlaterne mit Kamon des Tempels am Hondo
Hondo von Südosten
Papierlaternen mit Kamon des Tempels am Haiden
Literatur,
Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google maps:
https://www.google.de/maps/@35.0192296,135.7809351,19z - https://www.google.de/maps/@35.0193072,135.7807878,155m/data=!3m1!1e3
Webseite des Tempels: http://www.shogoin.or.jp/
auf JPManual: http://jpmanual.com/en/shogoin
Shogo-in auf Kyotofukoh: https://kyotofukoh.jp/report210.html
Sekizen-in auf Kyotofukoh: https://kyotofukoh.jp/report836.html
Tempelunterkunft Goten-so: http://www.gotenso.com/
auf Japan Visitor: https://www.japanvisitor.com/japan-temples-shrines/shogoin
Monzeki-Tempel: https://japan-kyoto.de/monzeki-tempel-mit-aristokratischen-oder-kaiserlichen-abt/
Monzeki-Tempel: http://traditionalkyoto.com/temples-shrines-and-palaces/monzeki-temples/
Shugendo: https://de.wikipedia.org/wiki/Shugend%C5%8D
Shugendo: http://www.onmarkproductions.com/html/shugendou.html
Shugendo: http://www.shugendo.fr/en/intro
Fudo-Pilgerweg: http://www.kinki36fudo.org/index.html
Shogoin Monzeki: http://www.kinki36fudo.org/18.html
Hinweistafel der Stadt Kyoto am Tempel
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