Bernhard Peter
Sprache: Nomen und Diskurs-Partikeln


Was sind Diskurs-Partikeln?
Diskurs-Partikeln stehen zwar auch hinter Nomen, sie verhalten sich aber anders als Kasus-Partikeln. Diskurs-Partikeln ergeben nur Sinn im Kontext. In einem einzigen, isolierten Satz sind sie meist nicht angebracht, sondern sie werden eingebaut mit Bezug zu anderen, insbesondere vorangegangenen Sätzen des Diskurses. Deshalb sind Diskurs-Partikeln geeignet, um Zusammenhänge, Gemeinsamkeiten und Gegensätze innerhalb aufeinanderfolgender Sätze aufzuzeigen, um Brücken zu bauen zwischen verschiedenen Sätzen. Diskurs-Partikeln geben keine Relationen innerhalb eines einzelnen, isolierten Satzes an, sondern sie geben die Relation von Nomen innerhalb eines Kontextes von mehreren Sätzen, innerhalb eines Diskurses an. Diskurs-Partikeln bauen eine gedankliche Brücke auf zu vorhergehenden und nachfolgenden Sätzen und Informationen. Innerhalb eines isolierten Einzelsatzes wären Diskurspartikeln ohne Relevanz. Sie drücken Relationen aus wie

Andere Namen für Diskurs-Partikeln sind Modalpartikeln, qualifizierende Partikeln oder qualitative Partikeln. Typische Diskurs-Partikeln sind:

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Diskurs-Partikeln können nicht zu mehreren kombiniert werden. Wa und mo schließen sich damit gegenseitig aus. Diskurs-Partikel stehen immer hinter der Kasus-Partikel. Für ein Nomen N ist eine Kasus-Partikel KP zwingend, eine Diskurs-Partikel DP fakultativ. In einigen wenigen Fällen kann die Diskurs-Partikel die Kasus-Partikel maskieren, do daß es insgesamt drei mögliche Baupläne für die Blöcke im Satz gibt:

Also ergeben sich für einen Satz folgende Möglichkeiten:

Nomen KP (zwingend) DP (fakultativ) Verb (regiert den Satz)
basu - Bus ga - Subjekt wa ikimasu - fahren
densha - Zug o - Objekt mo imasu - sein
kuruma - Wagen de - Ort der Handlung oder Mittel der Handlung shika ...
machi - Stadt ni - Ort des Daseins oder Richtung der Handlung demo  
mura - Dorf to - Partner der Handlung dake  
... e - Richtung ...  
  yori - Vergleich    
  ...    

Daraus werden nun Sätze eines fiktiven Wortwechsels gebastelt:

Diskurs-Partikeln stehen hinter den Kasus-Partikeln. Wenn die Kasus-Partikel "ga" oder "o" lautet, wird sie durch die DP maskiert. Sie fällt nicht einfach weg, auch wenn das vordergründig so aussehen mag. Sie ist nicht "weg", sondern nur versteckt und deshalb unsichtbar. Das müssen wir so sehen, weil jedes Nomen eine KP haben muß, zwingend, denn sonst hätte es keine Beziehung mehr zum Verb, und das ist unmöglich. Die DP "wa" oder "mo" können keine Anbindung an das Verb aus eigener Kraft zustande bringen! Deshalb formulieren wir: In diesen beiden Fällen verdeckt die DP die KP, sie maskiert sie. Nur die DP ist sichtbar.


Die Diskurs-Partikel "wa": zum allgemeinen Verständnis der Funktion von "wa" als Themenmarkierung
Die Partikel "wa" wird mit dem Zeichen für "ha" geschrieben. Das gleiche Zeichen wird also als Bestandteil eines Wortes (Hana, Blume) "ha" gesprochen, als Partikel aber "wa". Dazu gibt es noch eine zweite Partikel, die auch "wa" ausgesprochen wird, aber "wa" geschrieben wird, das ist eine Finalpartikel ganz anderer Bedeutung. Wir haben also einmal eine Schreibweise mit zwei Aussprachen (Teil eines Wortes oder isolierte Partikel) und einmal eine Aussprache, aber zwei Schreibweisen (Diskurs-Partikel und Final-Partikel). Hier geht es nur um die Diskurspartikel "wa". Diese wiederum hat zwei Funktionen, 1.) Thema und 2.) Kontrast. Über "wa" existieren viele falsche Ansichten und Darstellungsweisen, die das Verständnis für die Verwendung von wa erschweren:

Viele dieser Verständnis-Probleme liegen darin begründet, daß wir in unseren deutschen Köpfen das klassische Schema Subjekt + Prädikat benutzen, wie es in der Schule im Latein- und Deutsch-Unterricht gelehrt wurde. Das Subjekt ist das Subjekt, und das Prädikat im weiteren Sinne ist der Rest, also entweder das Verb, oder ein Objekt und das Verb, oder eine Ortsangabe und ein Objekt und ein Verb etc. Wir treffen also eine prinzipielle Einteilung in ein Subjekt und "alle anderen Nomen". Das Subjekt ist automatisch höherrangig als "alle anderen Nomen". Deshalb brauchen wir im Deutschen diese Themen-Markierung nicht, wenn das Subjekt das Thema ist. Sollte etwas aus dem "Rest" das Thema sein, heben wir es hervor, indem wir es an den Satzanfang stellen. Bsp.:

Genau das funktioniert im Japanischen nicht. Am besten stellen wir und das so vor, daß der wahre Herrscher des Satzes das Verb ist, und nichts anderes. Von diesem Verb hängen verschiedene Nomen ab: der Mann, die Uhrzeit, der Bus. Diese abhängigen Nomen sind gleichrangig. Das Subjekt spielt nicht automatisch eine höherrangige Rolle als "der Rest". Man muß bei den gleichrangigen, abhängigen Nomen gezielt fragen: Wer? - Herr Takeda. Was? - den Bus. Wann? - um 3 Uhr. Und genau deshalb bekommt jeder Baustein seine Partikel zugeordnet gemäß der Funktion im Satz.

Und jetzt betrachten wir den besagten Satz im Kontext: Welche Informationen gab es vorher? Gibt es alte Informationen? Gibt es Informationen, die bereits im Kontext etabliert sind? Ist der Satz, um den es geht, im Kontext eine neue Information, liefert der Satz bislang unbekannte Details? Ist der Satz, um den es geht, ein Kommentar zu einem vorhergehenden Satz, in dem das Subjekt eingeführt wurde?

Für die Verwendung von "wa" müssen also zwei Bedingungen im Kontext erfüllt sein: 1.) das Subjekt muß bereits im Kontext bekannt sein, erwähnt worden sein oder allgemein bekannt sein, UND 2.) der betreffende Satz liefert neue, bislang nicht bekannte Informationen. Fehlt eine Bedingung von beiden, bleibt es bei "ga".

Wichtig ist die Sichtweise: Der Satz mit "ga" ist ein vollständiger, in sich grammatikalisch korrekter Satz. Nur wenn er als Kommentar (Rhema) zu einem bereits eingeführten oder bekannten Thema dient, wird das "ga" zu "wa".

Aber auch ohne vorangegangenen Satz kann man "wa" verwenden, wenn das Subjekt hinreichend bekannt ist. Jeder kennt ein Handy - wer einen Satz mit Handy + "wa" beginnt, signalisiert; Themenwechsel, jetzt laß uns mal über Handys sprechen. Irgendwann reicht es dem Gesprächspartner, und er sagt: Samsung + "wa". Heißt: Genug mit Handys, jetzt laß uns über die Firma Samsung sprechen. Beide kennen Samsung, deshalb kann man hier einleitungslos ein neues Thema einführen.

Eine Abfolge von mehreren Sätzen soll verdeutlichen, wann "wa" zum "ga" hinzukommt und dieses zu "wa" allein maskiert:

Merke: In einer NEUEN Information steht NIE ein "WA". Ein "wa" wird nur verwendet, wenn das Thema eine ALTE Information ist, über die etwas NEUES berichtet wird. Wa kennzeichnet somit eine wiederaufgegriffene Information, über die man nun im Anschluß mehr erfährt.

"Wa" kann mit anderen Partikeln kombiniert werden. Beispiel: An einem bestimmten Ort, der vorher eingeführt wurde, geschieht eine neue Handlung. Satz 1: Herr Takeda nimmt den Bus. Satz 2: In diesem Bus + de + wa verhaftet die Polizei einen Schwarzfahrer. Vor Satz 1 wußten wir von überhaupt keinem Bus. In Satz 1 wird er jedoch in die Welt gesetzt, sodaß wir in Satz 2 seine Existenz kennen. Jetzt kommt eine neue Information, daß es genau der Bus war, den Herr Takeda nahm, in dem die Verhaftung passierte. Deshalb "wa". Die Ortspartikel "de" brauchen wir trotzdem, deshalb "de + wa".


Verwendung: Unterscheide Kasus-Partikel "ga" und Diskurs-Partikel "wa":
Beide stehen nach dem Subjekt und markieren das davor stehende Nomen als Subjekt des Satzes. "Ga" ist subjektbezogen. "Ga" verwendet man, wenn man nur an dem Wer oder Was interessiert ist und an nichts sonst. Bsp.: es regnet = der Regen fällt = ame ga furu. "Ga" markiert einfach das Subjekt, egal, ob es Thema ist oder nicht.

"Wa" ist prädikatbezogen, d. h. die gesamte Aussage ist wichtig, der ganze Satz ist relevant. "Wa" ist mehr als ein "ga", es ist ein "ga", wenn das Subjekt zusätzlich zum Thema des Satzes erhoben wird, also eigentlich ein "ga + wa", wobei das "ga" überdeckt ist. Z. B. Ich bin XY = Watashi wa XY desu. Man fragt nach dem Subjekt auf eine bestimmte Art und Weise. Ga bedeutet so viel wie "was .... anbetrifft, ...". "Ga" steht auch bei direkter Abfolge von Subjekt und Prädikat: Anata wa o-kane ga arimasuka = Haben Sie Geld? (= Was Sie betrifft, Geld ist vorhanden?)

"Wa" hingegen wird auch als Fokus-Partikel bezeichnet, ohne eigene Bedeutung, dient zur Markierung des Subjekts und Themas.

Beide markieren das Subjekt. "Ga" ist eine reine Kasus-Partikel. "Wa" ist keine Kasus-Partikel, sondern eine Diskurs-Partikel, eine Topikalisierungs-Partikel und maskiert "ga", wenn das Subjekt zusätzlich Thema ist. "Wa" kann man nicht mit Fragewörtern kombinieren, hinter der Frage "Wer" = dare oder höflicher donata kommt immer "ga". Denn nur das kann ein Thema sein, was bekannt ist. und wenn man "wer?" fragt, ist das Subjekt NICHT BEKANNT; die Antwort liefert eine NEUE INFORMATION.

Deswegen merke:

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Die Diskurs-Partikel "wa": "wa" im Kontext mit allen möglichen Satzbausteinen zur Topikalisierung
Die Partikel "wa" kann mit allen möglichen Bausteinen im Satz kombiniert werden, wenn sie topikalisiert werden sollen, also zum Thema erhoben werden sollen. Dabei gibt es drei Fälle:

Zusätzlich steht das topikalisierte Element am Anfang des Satzes und bildet ein abgesetztes Thema, dahinter folgt das Rhema, also der Kommentar mit der neuen Information. Es ist üblich, den wa-Block an den Anfang zu setzen, aber nicht zwingend.

Ein Beispielsatz möge das verdeutlichen:

Da haben wir eine große Auswahl an Kasus-Partikeln untergebracht. Zerlegen wir den Satz erst einmal in logische Blöcke: [ Kannuchi ga ] [ kyou ] [ go-ji ni ] [ Heian jingu de ] [ miko o ] [ naifu de ] koroshimashita. Am Ende steht das Verb, und alle Blöcke davor sind Nomen, die mit dem Kasus-Partikel in Beziehung zur Gesamthandlung gesetzt werden.

Und jetzt können wir jeden einzelnen logischen Block topikalisieren, also als Thema hervorheben: Aus [ N + KP ] wird ( N + KP + DP ], und der Block wird an den Anfang des Satzes gerückt, so daß vorne das Thema, hinten der Kommentar mit der neuen Information steht. Warum gerade das eine Element hervorgehoben wird, hängt vom Kontext ab.

Dieses Beispiel hat gezeigt, daß man jeden einzelnen Block im Satz mit "wa" topikalisieren kann, daß das geschieht, indem die Topikalisierungspartikel "wa" hinter die jeweilige Kasuspartikel gesetzt wird und der ganze Block an den Satzanfang gerückt wird, und daß man nur bei "o" und "ga" den Kasuspartikel maskiert. So kann man einem Satz mit einer bestimmten Anzahl Blöcke genau diese Anzahl unterschiedlicher Thematisierungen oder Betonungen geben. Welche jeweils sinnvoll ist, ergibt sich aus dem, was durch den Kontext vorher eingebracht wurde.


Die Partikel "ga" und / oder "wa" im Kontext von Fragen
Im Grunde ist die Überschrift falsch: Es gibt strenggenommen keine Alternative zwischen "ga" und "wa", weil das eine eine Kasus-Partikel und das andere eine Diskurs-Partikel ist. Aber lassen wir einmal dieses prinzipielle Ceterum-censeo sein (wir haben es erwähnt, und das soll reichen) und bilden folgende Regel:

Vor dem Fragewort kommt "wa", hinter dem Fragewort kommt "ga". Das Schema lautet: [ wa - Fragewort - ga ] oder ausführlicher [ Subjekt + Thema - wa - Fragewort - ga - Verb ]. Hinter Fragewörtern kommt NIE "wa", denn das ist die UNBEKANNTE Information.

Wir sind üblicherweise im Deutschen gewohnt, Fragewörter an den Anfang zu stellen. Das ist im Japanischen nicht in dem Maße notwendig wie bei uns im Deutschen. Denn Fragewörter sind Platzhalter für die gesuchte, dem Fragenden nicht bekannte Information. Vergleiche:

Zur Erinnerung: "Wa" ist reserviert für bekannte Informationen, über die etwas Neues berichtet wird. Das, wonach gefragt wird, ist naturgemäß niemals bekannt. Deshalb geht hinter Fragewörtern nur "ga". Hinter "kore" geht "wa", weil der Sprecher damit signalisiert: Hey, laß uns jetzt hierrüber reden, das will ich wissen! Ein Beispiel mit dem Fragewort "dare" oder "donata" (wer?):

Es fällt auf: Das Fragewort steht als Platzhalter genau da, wo die neue Information fehlt und in der Antwort hinkommt. Das "wa" in der Frage ist berechtigt, weil der Fragende signalisiert: Jetzt aber zum Herrn Honda, der interessiert mich. Das "wa" in der Antwort ist berechtigt, weil Herr Honda ja schon in den Diskurs eingeführt worden ist.

Bis jetzt waren das nur Belege dafür, daß VOR dem Fragewort "wa" geht. Nun zum "ga" NACH dem Fragewort:

"Dare" ist der Platzhalter für die neue Information. Das Fragewort steht dort, wo in der Antwort die neue Information hinkommt. Da "Wer" nach dem Subjekt fragt, stehen "dare" und "inu" am Satzanfang. In der Antwort ist "mein Hund" die neue Information, nach der gefragt wurde. Bisher war der Hund noch nicht eingeführt. Deshalb auch hier "ga" und nicht "wa".

Jetzt kombinieren wir diese beiden Situationen, als die vor und die nach dem Fragewort:

Das hinweisende "kono" - "genau diesen hier" ist das Entscheidende dieser Konstellation. Es ist als Thema markiert. Eigentlich wäre der Keeki = Kuchen das Objekt, also "o", doch das "wa" maskiert das "o", deshalb nur "wa". In der Antwort ist die NEUE Information, daß es der Hund war, deshalb kriegt der Hund kein "wa", sondern bleibt beim "ga". Analog, aber mit anderem Fragewort: Hinter Doko ni = wohin folgt KEIN "ga":

Das ganze Problem mit "ga" und "wa" läßt sich auf die Grundregel reduzieren, daß nach einem beliebigen Fragewort nie "wa", sondern nur "ga" steht, weil es eine unbekannte Information ist, nach der gefragt wird.

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Die Diskurs-Partikel "wa" zur Markierung eines Kontrastes
Bis jetzt haben wir uns nur mit der ersten Funktion von "wa" befaßt, der Thema-Markierung, der Topikalisierung eines Subjekts, Objekts etc. Die Partikel "wa" hat aber noch eine zweite Funktion, die der Hervorhebung eines Kontrastes. Diese Funktion kann die Partikel "wa" nur innerhalb eines größeren Kontextes entfalten. Dieser Kontext ist meist eine regelmäßige Situation, absolute Zeitangaben wie Jahre (2017, 2018, 2019, ...), Wochentage (Montag, Dienstag, ....), Uhrzeiten (9 Uhr, 10 Uhr, 11 Uhr, ....), relative Zeitangaben wie gestern, heute, morgen, übermorgen oder letzten Monat, diesen Monat, nächsten Monat. Im Detail werden diesem Rahmen Ereignisse zugeordnet, die sich unterscheiden. Und genau diese Unterschiede werden mit "wa" als Kontrast markiert am Rahmenwerk, nicht an den Inhalten. Beispiel:

Dieses "wa" markiert, daß man an dem einen Termin DAS macht, an einem anderen Termin aber ETWAS ANDERES macht, etwas Kontrastierendes zum vorhergehenden "Kalenderpunkt". Für April gilt DAS, für Mai gilt etwas ANDERES. Das "wa" steht dabei an den "Kalenderpunkten", nicht bei den Inhalten. Im Deutschen wird das anders gelöst: Man zieht die Zeitangabe an den Anfang und betont es in der Aussprache: am DIENSTAG hingegen habe ich das gemacht.

Das geht auch mit kontrastierenden Subjekten innerhalb einer Reihe von Personen, die gegensätzliche oder unterschiedlich Dinge tun:

Das geht auch mit kontrastierenden Objekten innerhalb einer Reihe von Dingen, die die gleiche Person tut oder nicht tut (die ersten beiden Sätze unten). Das fett hervorgehobene "wa" ist der Kontrast-Partikel. Es geht sogar, wie im dritten und vierten Satz, ein einseitiger Kontrast, wenn betont werden soll, daß man etwas wirklich, wirklich, wirklich nicht macht, wenn also zum einfachen Verneinen hinzukommt, daß man dieses oder jenes entgegen der Unterstellung des Gegenübers wirklich nicht tut.

Regel: Auch hier gilt, daß ein Diskurs-Partikel immer hinter dem Kasus-Partikel steht. "Wa" maskiert die Kasus-Partikel "ga" und "o".


Die "Auch-Partikel": die Partikel "mo"
Die Partikel "mo" kennzeichnet "auch". "Mo" ist eine typische Diskurs-Partikel, die in einem isolierten Satz keinen Sinn ergibt, weil der Bezug von "auch" fehlt. Notwendig für die Verwendbarkeit von "mo" ist ein vorangegangener Satz, egal, ob dieser Satz von derselben oder von einer anderen Person gesprochen wurde - das "mo" verbrückt die ähnlichen Informationen. Beispiel:

Wir gehen von zwei Sätzen aus, die prinzipiell gleich sind, sich aber im Subjekt unterscheiden, erst einmal nur mit Kasus-Partikeln geschrieben:

Unterschiedliche Täter, gleiche Handlung, gleiches Objekt. Das ist erst einmal der ideale Einsatzbereich für "wa", sowohl als Themenmarkierung und als auch als Kontrastpartikel:

Im jeweils zweiten Satz jedes Paares können wir nun "mo" einbauen, weil unterschiedliche Personen die gleiche Handlung vollziehen. Der ganze hintere Teil ist identisch, es gibt im zweiten Satz keinerlei neue Information, die bekannte Information wird nur auf ein anderes Subjekt bezogen, und eine solche Konstellation schreit geradezu nach "mo".

Dabei gilt das Gleiche wie oben bei "wa" erläutert:

Das funktioniert auch wunderbar im Zwiegespräch: Der eine sagt: Also ich esse = watashi wa tabemasu. Dann der andere: AUCH ICH esse = watashi mo tabemasu. Oder: Ich mag gerne Fisch = sakana ga suki desu. Der andere: Auch ICH mag gerne Fisch: watashi mo sakana ga suki desu. Beachte die Umkehr der Reihenfolge von "dem, was auch ist" und "auch": Auch ich lese ein Buch (nicht nur du) -> watashi mo hon o yomimasu, oder: Ich lese auch ein Buch (nicht nur eine Zeitung) -> watashi wa hon mo yomimasu.

Oben wurde das für das Subjekt aufgezeigt. Die Partikel "mo" kann man prinzipiell auch für jeden anderen Teil des Satzes einsetzen, der selbst anders ist, aber mit seinem Pendant die Gleichheit der übrigen Satzbestandteile teilt. Der gleiche Beispielsatz wie oben bei "wa" möge das verdeutlichen:

Da haben wir eine große Auswahl an Kasus-Partikeln untergebracht. Zerlegen wir den Satz erst einmal in logische Blöcke: [ Kannuchi ga ] [ kyou ] [ go-ji ni ] [ Heian jingu de ] [ miko o ] [ naifu de ] koroshimashita. Am Ende steht das Verb, und alle Blöcke davor sind Nomen, die mit dem Kasus-Partikel in Beziehung zur Gesamthandlung gesetzt werden.

Und jetzt bilden wir Paare, beginnend mit unterschiedlichen Tätern:

Jetzt passieren die Taten an verschiedenen Orten, aber von derselben Person:

Und jetzt hat der verrückte Priester am selben Ort zwei verschiedene Personen umgebracht:

Und jetzt hat dieser meistgesuchte Mörder der Stadt zwei Tatwaffen benutzt, er hat sie erst erstochen und dann mit einem Stein erschlagen, um ganz sicher zu gehen:

Und jetzt die gleiche Handlung vom gleichen Täter zu verschiedenen Uhrzeiten - dieser gemeingefährliche Verbrecher hat im Stundentakt Leute umgebracht:

Dieses Beispiel hat gezeigt, daß man jeden einzelnen Block im Satz mit "mo" in eine Parallelität zu bereits Gesagtem setzen kann. Die Voraussetzung ist, daß alles andere gleich ist, alle anderen Blöcke sich entsprechen, nur beim Block, der sich ändert, erfolgt die Markierung durch "mo". Und im Falle von "ga" und "o" erfolgt Maskierung der Kasuspartikel durch "mo".

So kann man im Kontext mehrerer, mindestens zweier Sätze im nachfolgenden Satz der Parallelität der Handlungen durch "mo" Ausdruck verleihen, und zwar am Block der Variation, nachgestellt. Welcher Block dabei sinnvoll ist, ergibt sich aus dem, was durch den Kontext vorher eingebracht wurde.


Die Diskurs-Partikeln "shika" und "dake" zur Markierung einer abweichenden Ausschließlichkeit
Wenn betont werden soll, das das jetzt Gesagte eine Einschränkung im Sinne von "lediglich", "ausschließlich", "nur", "außer diesem nichts" ist, verwendet man die Diskurs-Partikel "shika" (endbetont, Aussprache fast wie "schka"). "Shika" wird nur in der Verneinung verwendet, ist damit für negativ formulierte Sätze reserviert. Deshalb ist die Übersetzung mit "außer diesem nichts" die zutreffendste. "Shika" verhält sich wie die anderen Diskurs-Partikeln: Es kommt hinter "ni", "de", maskiert aber "ga" und "o". Beispiele:

Die Partikel "dake" wird analog verwendet, doch "dake" kann für positiv und für negativ formulierte Sätze verwendet werden.


Literatur, Links und Quellen:
Martin und Maho Clauß: Japanisch Schritt für Schritt, Band 1, der Sprachkurs für Unterricht und Selbststudium, Book on Demands, 2014, ISBN: 978-3-7322-9974-4
Herbert Zachert: Japanische Umgangssprache, 4. Auflage, Otto Harrassowitz Verlag Wiesbaden, 1976, ISBN 3-447-01814-3
Yoshiko Watanabe-Rögner, Kumiko Ikezawa-Hanada, Midori Satsutani: Japanisch, bitte! neu, A1-A2, Japanisch für Anfänger, Kursbuch, Klett-Verlag 1. Auflage, Stuttgart 2019, ISBN: 978-3-12-606971-7
Online Sprachkurs Japanisch von Christina Plaka: Nr. 7 und sowie Aufzählungen
https://www.youtube.com/watch?v=v1ROnbKjrYE, Nr. 13 no-Genitiv https://www.youtube.com/watch?v=Nlk7QhCZRrU, Nr. 20 Partikel https://www.youtube.com/watch?v=qZN853PjS-s,

Video-Sprachkurs von Dominik Wallner:
B2 joshi-Kategorien https://www.youtube.com/watch?v=dLXzAU-PQLA
B25 Diskurspartikeln (Einführung)
https://www.youtube.com/watch?v=LZCWJ5-chE8
B26 Diskurspartikeln (2) - Kombinationsregeln
https://www.youtube.com/watch?v=aYZv3mxb8fo
B27 Die Diskurspartikel WA (1) - Thema-Rhema-Gliederung
https://www.youtube.com/watch?v=Tl8gGX5wL2Y&t=6s
B28 Die Diskurspartikel WA (2) - Topikalisierung
https://www.youtube.com/watch?v=25XSIPVfVS8
B29 Die Diskurspartikel WA (3) - Fragewörter
https://www.youtube.com/watch?v=s43fU8D_UQQ
B30 Die Diskurspartikel WA (4) - Kontrastmarkierung
https://www.youtube.com/watch?v=kovWYODPGIc
B31 Die Diskurspartikel MO (1) - "auch"
https://www.youtube.com/watch?v=YdXLRBU292Q

Weitere Artikel von Dominik Wallner zu den Partikeln:
Diskurspartikeln: https://blog.qwyga.com/2022/09/23/japanische-grammatik-eine-ubersicht-der-diskurspartikeln/
Wa-ga-Syntax:
https://blog.qwyga.com/2022/10/21/japanische-grammatik-wa-ga-struktur-syntax/


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