Bernhard Peter
Öffentlicher Personenverkehr: Die Vielfalt der Züge und Bahnhöfe


Die Vielfalt der Züge:
- bestimmte Züge sind fest mit bestimmten Routen assoziiert und tragen Eigennamen. Sie werden im Laufe des Tages durchnummeriert: Nozomi 1, Nozomi 3, Nozomi 5...., Odoriko 1, Odoriko 2, Odoriko 3, ..., Yakumo Express 1, Yakumo Express 2, Yakumo Express 3, ....
- an den Bahnhöfen werden die Ansagen zu den Zügen mit einer zugtypischen Erkennungsmelodie kombiniert

Abb.: der Haruka-Express von Kansai International Airport nach Kyoto bzw. Maibara an blitzsauberem Bahnsteig. Mit diesem Zug machen Flugreisende auf dem Weg nach Kyoto am KIX in der Regel die erste Bekanntschaft mit dem japanischen Eisenbahnsystem.

Den Haruka-Express gibt es auch in der gepimpten Version als "Hello Kitty Haruka", am Bahnhof Kyoto, Abfahrt Gleis 30, morgens um 5:45 Uhr, der erste Haruka des Tages mit Ziel Kansai International Airport. Der erste so dekorierte Zug wurde am 29.2.2019 in Betrieb genommen.

Der ganze Zug ist mit farbenfrohen Mustern, Schleifchen und Blumen und dem weltberühmten Kätzchen im Kimono verziert, das 1974 von der Designerin Yuko Shimizu entworfen wurde. Für uns ist das wenig kunstvoller Kitsch, für die Japaner ist das eine Ikone der Kawaii-Kultur, und sie finden die Katze einfach nur unwiderstehlich süüüüüüß. Für den Hello Kitty-Besitzer Sanrio ist diese Kooperation mit JR eine bombige Werbung, immerhin macht diese Figur rund die Hälfte des Firmen-Umsatzes aus, 500 Mio. US-$, und ist eine Goldgrube des Konzerns. Weil das Konzept bei den Benutzern so gut ankommt, sind vier weitere Designs in Planung.

Auch im Inneren des Hello-Kitty-Haruka ist es nicht möglich, der Kitsch-Katze zu entkommen: Auf jedem einzelnen Kopfdeckchen prangt Hello Kitty. Auch die Flächen zwischen den Seitenvorhängen, die Wände an den Gepäckstauräumen und die Innenseiten der Türen sind mit Motiven wie auf der Außenhaut verziert. Da diese Figur in Japan eine Pop-Ikone ist, sollte man mal mit dieser Ausgabe des Zuges gefahren sein. Da er nicht immer zur selben Zeit eingesetzt wird, muß man schon ein bißchen Glück haben, oder sich nach dem von JR online veröffentlichten Einsatzplan für den nächsten Tag richten.

Abb.: links ein simpler Lokal-Zug, rechts ein superschicker Zug der Kyoto Tango Railway, der zwischen Kyoto und Fukuchiyama bzw. Toyooka oder Amanohashidate verkehrt.

Abb.: ein Shinkansen der 700er-Serie mit schwungvoll-eleganter und super-aerodynamischer Schnauze fährt in den Bahnhof von Kyoto ein.

Bahnhof Kyoto, der Limited Express Thunderbird 1 nach Kanazawa, Abfahrt 6:59 Uhr.

Bahnhof Kyoto, Lokalzug der Kyoto Line

Bahnhof Kyoto, Lokalzug nach Nishi-Akashi

Bahnhof Kyoto, Lokalzug der Kyoto Line

Bahnhof Kyoto, der Lokalzug der Nara Line nach Uji, Abfahrt um 6:53 Uhr.

Bahnhof Matsumoto, der Limited Express Azusa 22 nach Shinjuku, Abfahrt 14:50 Uhr. Dieser Zug trägt seinen Namen nach dem Fluß Azusa in Matsumoto.

Shinkansen im Bahnhof Fukuyama.

Die Gestaltung des Innenraums in einem Shinkansen der 700er-Serie, hier im Zug von Tokyo nach Kyoto. Es gibt in der Breite 5 Sitze; der Mittelgang verläuft nicht in der Mitte. Die 700er-Serie wurde 1999 in Dienst genommen und seitdem mehrfach upgegraded. Sie schafft 285 km/h, in der N700er-Serie 300 km/h Marschgeschwindigkeit.

Eine ganz andere Schnauze besitzt der Shinkansen der 500er-Serie. Auch wenn er viel weniger bullig daherkommt und alles runder ist als bei der 700er-Serie, beim Tempo gibt es auch hier keine Kompromisse. Das ist die "normale Ausgabe" mit blau-weißem Außen-Design.

Die Gestaltung des Innenraums in einem Shinkansen Kodama der 500er-Serie zwischen Himeji und Shin Osaka.Der Kodama ist der langsamste aller Shinkansen; er hält an allen Stationen. Die Baureihe wurde 1997 in Dienst genommen. Sie schafft 300 km/h Marschgeschwindigkeit.

Abb. oben und unten: Nein, das ist nicht die Schnauze von einem Segelflugzeug, das ist der Hello Kitty-Shinkansen, der im Bahnhof Fukuyama als Kodama 730 um 9:20 Uhr nach Shin-Osaka abfährt. Der erste Waggon enthält die Hello! Plaza, wo es lokale Spezialitäten und Souvenirs aus den Regionen der neuen Linie JR West gibt. Der zweite Waggon enthält den Kawaii! Room, der innen von oben bis unten mit den beliebten Figuren bedeckt ist und wo es sogar eine Hello Kitty-Puppe in Shinkansen-Uniform gibt. Und als Erkennungsmelodie läuft in diesem Zug bei der Annäherung an Bahnhöfe anstelle der üblichen Shinkansen-Melodie das Hello Kitty-Mottolied.

Auch die ganze Längsseite dieses Zuges ist mit Hello-Kitty-Motiven geschmückt, mit dem ikonischen rosa Band. Es ist der putzigste Hochgeschwindigkeitszug, aber die Technik ist ein ganz normaler Kodama der 500er-Serie. Der Zug fährt auf der auf der Sanyo-Shinkansen-Strecke zwischen den Städten Osaka und Fukuoka. Der Zug hält an jedem Bahnhof zwischen Shin-Osaka und Hakata, einschließlich Kobe, Okayama und Hiroshima. Da er nicht immer zur selben Zeit eingesetzt wird, muß man schon ein bißchen Glück haben, oder sich nach dem von JR online veröffentlichten Einsatzplan für den nächsten Tag richten.

Dieser todschicke Innenraum ist im Narita-Expreß zu finden. Es ist einer der geräumigsten Züge mit viel Platz für Gepäck. Er verkehrt zwischen dem Flughafen Narita im Osten und Tokyo bzw. Ofuna im Westen.

Ein zweiter Blick in den Narita-Expreß. Während ein Shinkansen 5 Sitze in der Breite hat, sind es beim NEX nur vier. Dieser Zug ist generell reservierungspflichtig.

farbenfroher Zug, gesehen im Bahnhof Okayama.

Das ist der Yakumo-Expreß, ein von JR West betriebener Limited Express. Er verkehrt zwischen Okayama einerseits und Yonago, Matsue und Izumo in der Präfektur Shimane andererseits. Das ist die 381er-Serie, die 1973 eingeführt wurde, ab 1982 als Yakumo für JR West im Einsatz. Die gleichen Züge, nur mit anderem Design, waren früher für JR West als Kuroshio, als Hashidate, als Kinosaki und als Kounotori unterwegs, alles Express-Linien. JR Central setzte den gleichen Zug bis 2008 als Shinano ein.

Das Innere des Yakumo Express. Dieser Zug hat nur reservierungspflichtige Plätze. Momentan (2023) gibt es insgesamt 62 dieser Züge, die die genannte Strecke mehrfach täglich abdecken. Es ist geplant, die in die Jahre gekommene 381er-Serie 2024 auf der Strecke durch die neue 273er-Serie zu ersetzen.

Das ist der Limited Express Kuroshio, der von JR West betrieben wird. Er verkehrt zwischen Kyoto und Shingu und hält in Kyoto, Shin-Osaka, Osaka, Tennoji, Hineno, Wakayama, Kainan, Minoshima, Yuasa, Gobo, Kii-Tanabe, Shirahama, Tsubaki, Susami, Kushimoto, Koza, Taiji, Kii-Katsura und Shingu. Er benutzt dabei die Schienenwege der Tokaido-Hauptlinie, dann der Osaka Loop Line, dann der Hanwa Line und der Kisei Line (/Kinokuni Line). Es ist einer der besten Züge zur Erkundung der Halbinsel Kii. Hier ein Zug der 287er-Serie.

Die Innenraumgestaltung des Limited Express Kuroshio. Es handelt sich um einen Zug der 287er-Serie. Auf der gleichen Strecke kommen seit Oktober 2015 auch modernere Züge der 289-Serie zum Einsatz, sogar im Panda-Design (ohne Abb.), eine bis Ende 2023 befristete Aktion.

Die Innenraumgestaltung des Limited Express Kuroshio. Es handelt sich um einen Zug der 287er-Serie, der 2010 erstmalig gebaut wurde. Alle Sitzplätze in diesem Zug sind reservierungspflichtig. Dieser Zugtyp wird auch auf anderen Limited Express-Strecken eingesetzt, als Kinosaki, als Kounotori, als Maizuru und als Hashidate.

typischer Vorortzug im Bahnhof Tennoji in Osaka. Das "O" auf rotem Grund weist ihn als Zug der Osaka Loop Line aus. Oben rechts im Fenster des Schaffnerabteils steht "Tennoji", er ist also an der Endstation angekommen. Auf der Anzeige am Bahnsteig 2 orange unterlegt steht "Ein Nahverkehrszug ist angekommen".

Japanische Bahnhöfe:
Es gibt nur wenige Bahnhöfe, die den Anspruch haben, schön zu sein. Einer der schönsten japanischen Bahnhöfe ist derjenige in Tokyo, mit einem gigantisch großen historischen Gebäude. Die überwiegende Anzahl japanischer Bahnhöfe hat vor allem den Anspruch, funktional zu sein. In der Tat sind Bahnhöfe vor allem gebaut, um eine gewaltige Menge Menschen effektiv durchzuschleusen, vor allem zu Stoßzeiten. Die Ästhetik kann dann schon mal auf der Strecke bleiben. Manche Bahnhöfe haben eine interessante Architektur, wie derjenige in Kyoto, und sind deswegen sehenswert. Viele andere, insbesondere in der Provinz, sind künstlerisch belanglos und verbrämen nicht ihren Hauptzweck: So schnell wie möglich so viele Menschen wie möglich durchzuschleusen und möglichst wenig Probleme zu machen. Allen japanischen Bahnhöfen ist aber eines gemeinsam: Extrem gute Ausschilderung und extreme Sauberkeit. Auch die Bodenmarkierungen sind stets ein wichtiges Mittel zur Orientierung. Was Sauberkeit und Beschilderung betrifft, sind japanische Bahnhöfe Weltspitze.

JR-Bahnhof in Matsumoto

JR-Bahnhof in Hikone: wirklich kein Schönheitspreis, schon gar nicht bei Regen.

Am Gleis im Bahnhof Shinagawa: Großstadt = Großbaustelle

JR-Hauptbahnhof in Kyoto

Bahnhof Shinagawa: glänzende saubere Fußböden überall.

Bahnhof Shinagawa: Die gelben Linien am Boden geben die Hauptlaufrichtung an, ein Querstrich kennzeichnet die Wartezone.

Bahnhof Shinagawa: die Shinkansen-Gates

Bahnhof Shinagawa: ein bemannter Schalter für alles, was nicht durch's automatische Gate paßt

Bahnhof Shinagawa: Sauberkeit und Disziplin sind die Hauptunterschiede zu deutschen Bahnhöfen.

Bahnhof Shinagawa: Hier oben wird schon groß nach vorderem und hinterem Zugteil sortiert, damit es unten weniger Quer-Gerenne gibt.

Bahnhof Shinagawa: Vorbildlich organisiert: Die Streifen auf dem Boden leiten die Passagiere nach Fahrzielen und Richtungen.

Bahnhof Shinagawa: Gelb = Hauptlaufrichtung, rot = Flughafen Haneda, blau = Flughafen Narita, blau = Tokaido-Sanyo-Shinkansen.

JR-Bahnhof Tennoji in Osaka: Ein ganz ähnliches Bodenmarkierungssystem leitet die Passagiere zu den verschiedenen U-Bahn-Linien und zum Kintetsu-Bahnhof.

JR-Bahnhof Tennoji in Osaka: Das vorbildliche Bodenmarkierungssystem zieht sich durch den ganzen Bahnhof und verhindert, daß man sich verirrt.

Bahnhof Shinagawa: Fare Adjustment: Hier kann man nachzahlen, wenn man das falsche Ticket hatte und an den Schranken der Gates zurückgewiesen wird.

Bahnhof Shinagawa: Wenn man weite und lange Wege hat zur Arbeit, ist jede Minute kostbar: Hier kann man kleine Arbeits-Kabinen anmieten und dort seinen Laptop auspacken, während man auf den Anschlußzug wartet. Andere halten derweil ein Nickerchen.

Bahnhof Shinagawa: Vorbildliche Anzeige: wechselt zwischen Englisch/Romaji/Hiragana und Kanji/Romaji hin und her.

Bahnhof Shinagawa: Jeder Typ Shinkansen hat seine eigene Farbe: der superschnelle Nozomi gelb, der zweitschnellste Hikari rot und der mittelschnelle Kodama blau. Der Kodama ist der langsamste der drei Tokaido-Shinkansen; er hält an jedem Shinkansen-Bahnhof. Gelb ist für JR-Paß-Besitzer tabu.

Bahnhof Shinagawa: Die Geschäfte sind mit ihrem perfekten Arrangement stets eine ästhetische Augenweide.

Bahnhof Shinagawa: Verpflegung für unterwegs

Bahnhof Shinagawa: Hier gibt's Snacks und Last-minute-Mitbringsel, liebevoll verpackt und teuer.

Bahnhof Kyoto: Wo grün (midori) ist, gibt's Tickets und Reservierungen.

Bahnhof Kyoto: Nein, das ist noch nicht die Rush Hour.

Bahnhof Kyoto: links gibt es vorher online reservierte Tickets und e-Tickts. Zweiter Automat von rechts hinter der jungen Dame: "Midori Ticket-Automat Plus: Heben Sie den Hörer ab, der Betreiber wird Sie begleiten". Der Schalter ganz rechts verspricht: "Genau wie Midori mado-no-guchi" - Tickets, Reservierungen, Umbuchungen sind hier möglich, angeblich genau wie am bemannten Schalter.

Bahnhof Kyoto: Dieses Schild erklärt: "So bedienen und nutzen Sie den Midori-Plus-Verkaufsautomaten": Ein Callcenter-Mitarbeiter hilft weiter, wenn man irgendwelche Ermäßigungen geltend machen will. Mit der Ruftaste ruft man den Operator an, das kann man auch von seinem Handy aus machen. Der Operator stellt dann das Ticket im Callcenter aus. Das Ticket wird am Automaten bezahlt - bar oder mit Kreditkarte - und dann vor der eigenen Nase gedruckt.

Bahnhof Kyoto: Hier gibt es Tickets am Automaten für kurze Distanzen (Pendlerkarten), und hier kann man sie mit dem iPhone und Apple Pay bezahlen.

Tokyo, Flughafen Narita, Terminal 2 und 3: Das ist der Bahnhof der Keisei Line, eine von vielen Möglichkeiten, in die Stadt zu kommen.

Tokyo, Flughafen Narita, Terminal 2 und 3: Das ist der Bahnhof der JR Line, für JR-Paß-Besitzer die einzige kostenlose Möglichkeit, in die Stadt zu kommen. Rechts im Hintergrund befindet sich das Büro zum Umtauschen des Gutscheins in den Railpaß.


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