Bernhard Peter
Kyoto: Garten Shosei-en, Teil (1): Beschreibung und Photos


Lage und Erreichbarkeit:
Der Shosei-en (Shousei-en mit langem "o" und langem "e") liegt im Stadtteil Shimogyo. Er ist 32000 m2 (10600 tsubo) groß und nimmt ein rechteckiges Areal von 200 m in Nord-Süd-Richtung und 160 m in West-Ost-Richtung ein und grenzt an drei Seiten an Straßen, im Osten an die Hauptverkehrsader Kawaramachi Dori (Anschrift: Shomen-dori Ainomachi Higashi-iru, Shimogyo-ku, Kyoto 600-8190). Der Zugang liegt im Westen an der Ainomachi Dori, der einzigen Seite, an der die Gartenmauer nicht an eine Straße stößt, sondern sich eine Zeile mit Wohnhäusern, Gästehäusern und dem Tempel Butsugan-ji befindet. Der Eingang ist schräg gegenüber der Einmündung einer Seitenstraße zu finden; der Blick fällt durch ein von drei großen schwarzen Holzbalken gebildetes Tor mit ebenso schwarzen hölzernen Torflügeln und Seitenteilen auf eine zurückgesetzte Mauer aus großen Steinblöcken, da ist man richtig. Im Stadtbild gibt es hier drei große Blöcke im Straßenraster, die thematisch und historisch zusammengehören, und die in einer Linie von Westen nach Osten aufgereiht sind: Nishi Hongan-ji, Higashi Hongan-ji und der Shosei-en, erstere etwa gleich groß, letzterer kleiner mit ca. einem Drittel der Grundfläche.

Die Gartenanlage ist gut zu Fuß vom Hauptbahnhof (Kyoto Eki) aus zu erreichen (650 m, 10 min.). Wer den Bus nehmen möchte, kann die Linien 17, 205 und 4 benutzen ab Bahnhof (Kyoto Ekimae), Ausstieg Haltestelle Kawaramachi Shomen; die Haltestelle liegt nicht weit von der Nordostecke des Gartens, anschließend 220 zu Fuß. Letztendlich braucht man aber länger. Wer aus anderen Stadtteilen anreist, kann die U-Bahn Karasuma Line bis zur Haltestelle Gojo nehmen, Restweg zu Fuß 800 m. Nahe Bushaltestellen befinden sich auf der Karasuma Dori, auf der Kawaramachi Dori und auf der Shichijo Dori. Mit der Nr. 5 fährt man ab Hankyu Kawaramachi / Shijo Kawaramachi oder ab Keihan Sanjo / Sanjo Keihan-mae bis zur Haltestelle Karasuma Nanajo.

Es ist eine Sehenswürdigkeit mit bester Verkehrsanbindung, und trotzdem verirrt sich kaum ein Tourist hierher: Der weitläufige Garten zählt nicht zu den überlaufenen Hotspots der Reisenden und ist deswegen eine Perle unter den Gärten. Hohe Mauern ringsum, Eingang in einer ruhigen Seitenstraße - man übersieht ihn leicht. Man kann ihn jedoch gut und entspannt mit dem Nishi Hongan-ji, dem Higashi-Hongan-ji und dem To-ji zu einem Tagespaket kombinieren. Hier im Garten findet man traditionelle Villen- und Teehaus-Architektur und typische Elemente der japanischen Gartenarchitektur: Teiche, Inseln, Brücken, Wald, Solitärbäume, Bachlauf, Teehaus, Pagode, Villa etc. Und auch wenn man im Hintergrund der Bäume die moderne Architektur der Stadt mit ihren Hochhäusern sehen kann und sich im See der Kyoto Tower spiegelt, kann man in diesem geschickt angelegten Garten eine Oase der Ruhe finden, wo man vergessen kann, sich mitten in einer modernen Großstadt in Bahnhofsnähe zu befinden. Und der Garten ist mit seinen flachen Gewässern voller Seerosen ein Paradies für Reiher, die hier wie selbstverständlich fischen gehen.

Im späten Winter blühen hier die Kamelien und läuten den Jahreszyklus der Farben ein. Im Februar blühen die Pflaumen im Sobei-en (im Süden, westlich des Seeufers), dann folgen Schnee-Weiden, dann die Kirschblüten (rings um den Boka-kaku), im Mai die Wisteria (nordöstliches Seeufer), danach die Seerosen (See), gefolgt vom Buschklee (Lespedeza sp.). Und für den Herbst sind hier genügend Ahorne (Nordufer des Sees) untergebracht, um ein flammendes Farbspiel zu erzeugen. Übrigens, wer einen Blick von oben auf den Garten möchte - den besten Blick hat man vom Kyoto Tower aus.


Geschichte und Bedeutung:
Der Shosei-en gehört zum Higashi Hongan-ji, auch wenn er durch ein paar Straßen von diesem getrennt ist. Der Name des Gartens ist abgeleitet von einem Satz aus einem chinesischen Gedicht von Tao Yuanming (Tao Qian, T'ao Ch'ien, ca. 365-427), einem der größten Poeten aus der Zeit der Sechs Dynastien, ein Satz, der soviel besagt wie daß die Schönheiten des Gartens jeden Tag noch besser werden. Ein alternativer Name des Gartens lautet "Kikoku-tei", wobei "tei" Garten heißt, "Kikoku" (oder auch "Karatachi") die Dreiblättrige Orange bezeichnet (Poncirus trifoliata), welche hier als Hecke gepflanzt wurde. Viele weitere Namen bezeichneten den Garten: Neue Residenz, 100-ken-Residenz, östlicher Garten, Kikoku-Villa, Untere Residenz des Higashi Hongan-ji etc. Der Garten ist seit 1936 (Showa 1) als Platz besonderer landschaftlicher Schönheit klassifiziert.

Die Anlage dieses Gartens ist das Ergebnis der Trennung von Nishi und Higashi Hongan-ji. Der Nishi Hongan-ji besaß einen exzellenten eigenen Garten, doch der Higashi Hongan-ji hatte keinen. Tokugawa Ieyasu hatte bereits 1602 (Keichou 7) dem Higashi Hongan-ji unter dessen zwölftem Abt Kyonyo Shonin (Kyounyo Shounin) Land geschenkt, auf dem der gegenwärtige Tempel errichtet wurde. Der dritte Tokugawa-Shogun, Tokugawa Iemitsu (1604-1651, regierte 1623-1651), schenkte im Jahre 1641 dem Tempel unter dem dreizehnten Abt Sennyo Shonin (Sennyo Shounin) noch einmal Land, und dieses zusätzliche Gelände wurde zur Anlage eines eigenen Garten verwendet. Die Anlage wurde 1653 entworfen von Ishikawa Jozan (1583-1672), einem Samurai, Intellektuellen, Dichter, Kalligraphen und berühmten Gartenarchitekten der Edo-Zeit, der unter anderem die Gartenanlagen des Tempels Shisendo in Higashiyama gestaltete. Auch Kobori Enshu (1579-1647) soll an der Gestaltung mitgewirkt haben. Der Auftraggeber war der 13. Abt des Higashi Hongan-ji, Sennyo (1604-1658), der mit dem Gestalter eng befreundet war und sich hierhin im Alter zurückziehen wollte, so geschehen 1653 (Jou'ou 2). Bis 1657 war der Garten fertiggestellt. Ab der Zeit des vierzehnten Abtes, Takunyo Shonin (Takunyo Shounin) wurde der Garten fortan die Residenz zurückgetretener Äbte. Und der Garten mit seinen Bauwerken wurde für Tee-Zeremonien genutzt, ausgehend von einer Freundschaft zwischen Kyonyo Shonin und Sen-no-Rikyu entstand eine lebendige Teekultur unter Bevorzugung der Urasenke-Schule und der Matsuo-ryu-Schule. Die Existenz mehrerer Teehäuser bezeugt diese Tradition. Ferner war der Garten Ort für literarische Veranstaltungen, Aufführungen des Noh-Theaters und des Kyogen-Theaters. Rai San'you, der konfuzianische Gelehrte und berühmte Dichter, schrieb im Jahre 1827 (Bunsei 10) das Werk "Shosei-en-ki", eine Beschreibung des Gartens mit den "dreizehn Ansichten des Shosei-en".

Die etwas abgelegene Lage abseits des Haupttempels war gut, wenn sie die Priester und Mönche des Higashi Hongan-ji zurückziehen wollten, auswärtige Gäste empfangen oder unterbringen wollten. Und es hatte den großen Vorteil, daß der Garten nicht jedesmal mit erwischt wurde, wenn der Haupttempel wieder einmal brannte - der Higashi Hongan-ji erlebte in der Edo-Zeit vier große Brände, weswegen der Volksmund ihn den "Flammenden Hongan-ji" nannte. Der Garten brannte immerhin nur zweimal während der Edo-Zeit, einmal 1858 und einmal 1864, in den Wirren der Endzeit der Bakumatsu-Zeit ("Ende des Bakufu"), als gegen das Shogunat eingestellte Samurai in Kyoto Verwüstungen anrichteten. 1858 war das Ansei-Feuer. 1864 (Genji 1) war der Vorfall am Hamaguri-Tor des Kaiserpalasts. Alle originalen Bauwerke aus der frühen Edo-Zeit wurden dabei zerstört. Deshalb stammen auch alle heutigen Gebäude aus der späten Edo-Zeit und aus der Meiji-Zeit und sind Rekonstruktionen des ursprünglichen Baubestandes aus der Zeit der Wiederherstellung 1865-1868 oder später. In der Meiji-Zeit war der Garten ein Ruhe- und Rückzugsort für den Kaiser bei seinen Besuchen in der Stadt. Um ihn willkommen zu heißen, baute man hier die Wagenvorfahrt vom Palast der Kaiserin auf.


Rundgang und Beschreibung (1): mittlerer westlicher Teil
Der Garten gliedert sich grob in eine bebaute Westzone und eine unbebaute Ostzone mit dem eigentlichen Garten, wovon der nördliche Teil bewaldet ist und der südliche Teil den großen See enthält, der früher vom Takase-Fluß gespeist wurde, von dem ein Arm in den östlichen Teil des Shosei-en geleitet wurde. Der See nimmt immerhin ein Sechstel der Fläche des gesamten Gartens ein. Später stellte man wegen Sinken des Wasserspiegels die Wasserversorgung um und leitete Wasser vom Hongan-ji-Aquädukt in den kleineren Nordsee, letztendlich gespeist vom Biwa-Kanal. Hintergrund waren die häufigen Brände des Higashi Hongan-ji, man wollte nun eine Frischwasserzufuhr für Löschwasser haben. Der Biwa-Kanal endete im Bereich Keage, und von da leitete man das Wasser unter der Sanjo Dori entlang, dann durch Gion zur Shijo Dori und dann zur Gojo-Brücke bis zum Tempel. Das wurde 1894-1897 unter dem Ingenieur Dr. Sakurou Tanabe erbaut, der auch das Aquädukt errichtete. Ein künstlich angelegter Bach leitet nun das Wasser vom Nordwestsee in den großen Hauptsee weiter. Eine Spur hinterließ das Aquädukt: Im See des Gartens leben Fische, die sonst im Biwa-See vorkommen. Im Jahre 2008 wurde das Hongan-ji-Aquädukt wegen Baufälligkeit der Rohre stillgelegt, und seitdem ist das Wasser einerseits Grundwasser, andererseits Wasser aus der künstlichen Zuführung am Nordostende des großen Sees. Vom Typ her ist der Shosei-en im Stil eines Chisen-kaiyu-shiki-teien angelegt, eines Teich- und Wandelgartens. Die Architektur ist im Stil Shoin-shiki, also Räume im Shoin-Stil, die eine gestalterische Einheit mit dem Garten bilden. Der Gartenbereich wird im Südosten geprägt von dem großen See, der etwa ein Sechstel der Gesamtfläche einnimmt, mit mehreren Inseln, und im Nordosten von dichtem, waldartigem Baumbestand. Der mittlere Bereich ist offen und gärtnerisch bzw. parkartig gestaltet. Zum im Vergleich zu anderen Gärten mehr parkartigen Eindruck tragen die Größe, der große See und der Rasen vor dem Rofu-tei bei.

Die Bebauung im westlichen Teil läßt sich von Norden nach Süden in drei dichtere Baugruppen mit lockereren Zwischenräumen gliedern. Hinter dem Westtor (Nishi-mon) und dem Eingangsgebäude (Uketsuke), hinter dem sich die sanitären Anlagen befinden, stößt man nach Passieren eines großen Kirschbaumes zur Linken zunächst auf einen hohen Steinwall (Taka-ishigaki) mit z. T. riesigen Blöcken; besonders markant ist ein diagonaler Stein von gewaltiger Länge, unter dem rechterhand ein runder Stein mit acht Rillensegmenten, ein Mühlstein, eingemauert ist. Die Bauweise erinnert an Burgwälle. Hier wurden Felsblöcke, Basissteine von Gebäuden, gebrauchte Steine unterschiedlichster Herkunft und selbst Fliesen verarbeitet, insgesamt eine bizarre Ästhetik der Wiederverwendung.

Hinter diesem Wall liegt die mittlere Baugruppe, zu der zum Garten hin die Showa-zeitliche, 1957 (Showa 32) erbaute Halle Onrin-do (die rechte, nördlichere) und das ebenfalls 1957 errichtete, zweistöckige Teehaus Ro-an gehören. Im Onrin-do, dessen Front 4 ken (7,3 m) breit ist, gibt es sehenswerte Fusuma-e (bemalte Schiebetüren) mit Arbeiten von Munakata Shiko (5.9.1903-13.9.1975), ein Künstler, der dem traditionellen japanischen Holzschnitt als Hochdrucktechnik zu neuer Blüte mit zeitgenössischen Tendenzen verhalf. Die 44 Schiebetüren wurden ein Jahr nach Fertigstellung des Gebäudes bemalt. Im Onrin-do, dessen Name wörtlich "Garten-Hain" bedeutet, was sowohl eine Anspielung auf einen großen Garten als auch eine solche auf das buddhistische Paradies ("Reines Land") ist, befindet sich auch ein buddhistischer Altar. Eine Tafel mit dem Schriftzug "Onrin" ist auf der Vorderseite der Halle angebracht, eine Kalligraphie des Zen-Mönchs Kokan Shiren, der im 13./14. Jh. gelebt hat. Interessante Parallele: Auch in der kaiserlichen Villa Katsura gibt es einen Raum mit Altar, der den gleichen Namen Onrin-do trägt. Rückwärtig schließt sich eine ganze Reihe für den Besucher unzugänglicher Pavillons an.

"Ro-an" bedeutet "Schilf-Eremitage". Früher hatte "Ro" aber noch eine andere Bedeutung und wurde auch anders geschrieben: Es hieß "feucht" und war eine Anspielung auf das Leben des Tang-zeitlichen, chinesischen Zen-Meisters Yunmen Wenyan (846-949). Diese Zweitbedeutung ist im heutigen Sprachgebrauch verlorengegangen, weil ein anderes Kanji für "Ro" benutzt wird als zur Edo-Zeit. Das Ro-an besitzt im Erdgeschoß einen Raum von 7 Tatami-Matten Größe (12,8 m2). An der Westseite befindet sich ein Alkoven mit Holzboden. An zwei Seiten gibt es eine Veranda. Der Raum im Obergeschoß mißt 4,5 Tatami-Matten (8,2 m2), und daneben ist noch ein kleinerer Raum von 4,1 m2 Größe, dessen Fläche 3 Daime-Tatamis entspricht, ein besonderer Mattentyp, der nur 3/4 der Länge einer "richtigen" Tatami-Matte besitzt. Im größeren Raum gibt es an der Nordseite einen schmalen Bereich mit Holzdielen. Dort ist rechts ein Chigaidana vor einem Rundfenster angebracht, links der Abschnitt ist die Tokonoma. Der Trenner zwischen beiden Bereichen wird vorne durch einen krummen Kiefernstamm als Pfosten abgeschlossen. West- und Südseite besitzen große Fensteröffnungen über einer sehr niedrigen Brüstung. Das Ro-an besitzt einen kleinen Teegarten, der mit einem lockeren Bambuszaun abgesteckt ist. Zum Garten hin öffnet sich eine Mitteltür mit ungewöhnlichem Dach. Vor dem Ro-an steht die Steinlaterne Ro-an-no-kasuga-toro, also die Ro-an-Steinlaterne im Kasuga-Stil. Sie stammt aus der frühen Edo-Zeit. Das charakterische Merkmal ist die Gestaltung des sechseckigen Daches, das aussieht, als trüge es ein Mützchen aus Schnee mit überhängenden Rändern.

Östlich vor dem Ro-an, nahe zum Rofu-tei, stand früher der Pavillon Gusen-ro (Guusen-rou). Zeichnungen aus der frühen Edo-Zeit (im "Miyako meisho zu-e", Zeichnungen berühmter Stätten in der Hauptstadt) belegen die Existenz dieses Gebäudes. Der Pavillon war zweistöckig. Stilistisch war der Pavillon in der Momoyama-Zeit zu verorten, erstand ursprünglich im Burgschloß Fushimi und wurde nach dessen Abriß hierher versetzt. Der Pavillon brannte 1858 im Ansei-Feuer ab, wurde wiederaufgebaut, brannte 1864 (Genji 1) erneut ab und wurde danach nicht wieder aufgebaut. Es gibt keine sichtbaren Spuren des Gebäudes im heutigen Garten.

Direkt vor dem Onrin-do steht abgesetzt im Osten der Meiji-zeitliche, 1892 (Meiji 25) erbaute Pavillon Boka-kaku (wörtlich heißt das etwa: Pavillon neben den Blüten). Das Besondere an dessen Architektur ist, daß es einen zweistöckigen zeremoniellen Torbau imitiert mit Durchgang im unteren Geschoß und beiderseits hochführenden, schrägen Treppen zum Obergeschoß. Die Treppenaufgänge sind zwar in gleicher Schräge überdacht, aber fliegend, weil sie seitlich offen sind. Das Gebäude ist eine architektonisch einzigartige Kreuzung eines Lustpavillons und eines Sanmon der Tempelanlagen. Das ist eine ganz und gar einmalige Konstruktion in einem japanischen Garten. Durch die axiale Anordnung wird der Pavillon so zum funktionalen, sakralen Tor für die Halle Onrin-do. Der Tourist darf nicht ins Obergeschoß hinaufsteigen, wo sich auf der Decke in der Mitte die 12 chinesischen Tierkreiszeichen wie ein Kompaß angeordnet als Dekoration befinden, treffend im Zentrum der ringsum wie Strahlen verlaufenden Dachstreben. Das geht auf einen Originalentwurf von Ishikawa Jozan zurück, der auch ein begeisterter Hobby-Astronom war. Der Raum im Obergeschoß mißt 4,5 Tatami-Matten (8,2 m2). Ringsum sind etliche Kirschbäume verschiedener Varietäten gepflanzt, deren Blütezeit von spätem März bis in die Mitte des Aprils reicht. Jenseits des Pavillons verläuft weiter im Osten der Bach, der den kleinen Nordwestteich mit dem großen Hauptsee (Ingetsu-chi) verbindet.


Rundgang und Beschreibung (2): nördlicher Teil
Ein gedeckter Korridor, dessen Mittelteil als Nordeingang (Teien kita-guchi) erhöht ist und hier einen Durchgang bietet (hier betritt der Besucher den Garten auf dem empfohlenen Rundweg), führt nach Norden zur Empfangshalle Rinchi-tei, deren östliche Veranda (Engawa) von 1 ken Breite (ca. 1,80 m) direkt an den Teich grenzt und zum Teil überhängt; die Stützen der Veranda stehen schon im Wasser. Der Name "Rin-chi-tei" entstand dadurch, daß das für Teetrinken genutzte Gebäude (tei) so gebaut ist, daß es sich mit seiner Front zum See (chi) blickt (rin). Das Bauwerk ist Meiji-zeitlich und wurde 1884 (Meiji 17) errichtet. Die zum Garten offenen Räume sind mit Tatami-Matten ausgelegt. Hier können Besucher manchmal einen Tee trinken, wenn es geöffnet hat. Ein weiterer Korridor führt abknickend auf die Nordseite des Teiches zur Empfangshalle Tekisui-ken, auch diese stammt aus dem Jahr 1884 und dient ebenfalls als Teestube. Früher hießen beide Gebäude zusammen "Rinchi-tei", und das südliche nannte man Kissakyo, Tee-Ecke. Das heutige Rinchi-tei besitzt zwei 8 Tatami-Matten große Räume (je 14,6 m2) und eine Veranda auf zwei Seiten. Der Name "Teki-sui-ken" bezieht sich darauf, daß hier am Nordende der Wasserfluß das Ufer hinabrinnt und sich in den See ergießt ("sui" wird auch für Quelle benutzt). Innen fallen zwei Besonderheiten ins Auge, zum einen ein glockenförmiges Fenster (Kato-mado), zum anderen ein Alkoven, dessen seitliche Begrenzung zum Raum hin halbkreisförmig ausgeschnitten ist. Hinter dem See befindet sich ein künstlich aufgeschütteter Hügel, der Kirishima-yama. Eine Hecke grenzt diesen Bereich nach Süden ab. Östlich des Tekisuiken befindet sich die Steinlaterne Higaki-no-toro ("Gartenlaterne der Zypressenhecke"), die wie ein verwitterter Pilz aussieht.

Wenn man im Uhrzeigersinn um diesen nordwestlichen Teich herumgeht, gelangt man zum 1888 (Meiji 21) errichteten Gebäude Tairitsu-seki (bzw. Dairitsu-seki). Der Name leitet sich von der Vorstellung ab, daß hier ein Reisender bei schlechtem Wetter Schutz sucht, anstatt (tai) einen Strohhut (ritsu) zu tragen, wie es bei Reisen weit entfernt von menschlichen Behausungen üblich war. Die Hütte ist also ein "statt-Strohhut-Gebäude". Hecken grenzen den Bereich nach Süden ab und lassen nur einen kleinen, versetzten Durchschlupf frei. Nach Norden schließen Bambuszäune den Bereich ab. Wenn man einen Blick durch die offenen Vordertüren des Gebäudes wirft, sieht man die typische Einrichtung von Räumen, die für die Teezeremonie genutzt werden. Die Front ist 3 ken (5,50 m) breit. Auf der Vorderseite befindet sich eine kleine Veranda, davor ein Lehmboden von 0,5 ken (0,90 m) Tiefe. Innen gibt es zwei Räume, einer im Westen und einer im Osten, jeder 4,5 Tatami-Matten groß (ca. 8,2 m2). An der Ostseite des östlichen Raumes gibt es einen typischen niedrigen Teehaus-Eingang. Der westliche Raum besitzt einen Alkoven auf der Nordseite mit einer Kiefernstamm-Säule zur Linken. Ein großflächiges einfaches Fenster mit Gitterwerkfüllung (Shimoji-mado) ist an der Westseite zu sehen mit einer charakteristischen dreieckigen Unregelmäßigkeit rechts unten. Das Rahmenwerk der Wand wird mit ein paar Bambusstäben verstärkt. Dieses Teehaus zählt zu den drei Teehäusern des Gartens, die für Sencha-Veranstaltungen genutzt wurden. Östlich des Teehauses sind Teesträucher (Camellia sinensis) angepflanzt.

Geht man in südöstlicher Richtung weiter, stößt man auf eine Quellfassung, deren gemauerte Fassung die Form einer Schildkröte nachzeichnet, mit angesetztem Kopfstein. Sie wird Kame-ishi-ido (Schildkrötensteinbrunnen, kame = Schildkröte, ishi = Stein, ido = Brunnen) bzw. Kame-no-kou-no-ido (Schildkrötenpanzerbrunnen) genannt. Der nordwestliche Teich steht über einen Bachlauf mit dem großen See in Verbindung; mehrere Wege führen auf unterschiedliche Weise darüber hinweg, einmal mit Trittsteinen, einmal über versetzt angeordnete Steinplatten etc.


Rundgang und Beschreibung (3): südlicher Teil
Die südliche Bebauung beginnt mit einem gedeckten Korridor, der am Ro-an seinen Ausgang nimmt. Er führt südwärts zum Rofu-tei (Roufuu-tei). Das ist eines der ältesten Gebäude des ganzen Ensembles, es stammt noch aus der späten Edo-Zeit und wurde 1865 (Keio 1) erbaut. Der Vorgängerbau, der dem Brand 1864 zum Opfer fiel, war etwas größer als der gegenwärtige Bau. Der Name Rofu-tei bezieht sich auf einen Gipfel im chinesischen Kunlun-Gebirge, der Langfeng bzw. Rofu (Roufuu) hieß, ein legendäres Land der Berg-Eremiten. Die Schrifttafel mit dem Namen "Rofu-tei" ist eine Kalligraphie von Ishikawa Jozan. Das Gebäude wurde als Gästehaus der Regierung genutzt. Der Raum war groß genug, daß man ihn nach Beiseiteräumen der Tatami-Matten als Noh-Bühne nutzen konnte. An der Nordwestseite des Hauptraumes befindet sich ein weiterer Raum von 8 Tatami-Matten Größe, der Karaku genannt wird. Im Jahre 1880 (Meiji 13) hielt sich Kaiser Meiji hier für eine Pause auf. Südlich davon liegt ein Hain von Pflaumenbäumen (Sobei-en, Soubai-en). Dort wachsen rund 20 rot und weiß blühende Pflaumenbäume. Der Name bezieht sich darauf, daß hier früher das Gebäude Rofu-tei bis an die Bäume heranreichte, und wörtlich bedeutet der Name, daß die Dachbalken und Pflaumenbäume sich paarig entsprachen. Hier ist im Februar und März Blütenpracht zu bewundern.

Ganz im Süden, jenseits einer Trennmauer, befindet sich ein großer formeller Eingang (O-genkan), der aus dem Jahr 1880 (Meiji 13) stammt. Er besitzt 4 ken (7,30 m) Breite und ist auf einen kleinen Platz gerichtet, auf den man vom Südeingang kommt, ebenso durch ein kleines Gartentor (südlicher Gartenausgang, Teien minami-guchi, hier verläßt der Besucher den Garten auf dem empfohlenen Rundweg) in der östlichen Trennmauer, oder aber, wenn man vor Wall Taka-ishigaki nicht nach links, sondern rechts südwärts geht. Der O-genkan dient als offizieller Eingang für den Rofu-tei. Er war ursprünglich eine Wagenvorfahrt vom Palast der Kaiserin aus dem Kaiserpalastkomplex, die man hierhin versetzte, als sich Kaiser Meiji hier aufhalten sollte. Bei seinem Besuch in der alten Hauptstadt konnte der Kaiser dann hier mit der Kutsche vorfahren und von da aus in die Räumlichkeiten des Rofu-tei hinübergehen. Hier im südlichen Bereich gibt es noch einen Pferdestall mit drei Boxen (Uma-tsunagi, uma = Pferd), im Originalzustand der frühen Meiji-Zeit. Hinter der Wagenvorfahrt liegt ein 2 ken (3,60 m) breiter Eingang, der zu zwei jeweils 8 Tatami-Matten großen Innenräumen führt (je 14,6 m2). 1884 (Meiji 17) wurde die Wagenvorfahrt an die jetzige Stelle versetzt.

Abgesetzt von der Hauptgebäudegruppe liegt im Süden direkt am Ufer des Sees Ingetsu-chi das Teehaus Sochin-kyo (Souchin-kyo). Das ist eines der ältesten Gebäude im Garten, es ist spät Edo-zeitlich und wurde 1865 (Keio 1) errichtet. Von dort hat man einen schönen Blick über den See und sieht im Wasser die Inseln. Der Bau soll die Idee umsetzen, sich hier für eine Bootstour einzuschiffen. Und das hat man auch tatsächlich gemacht, wenn man nacheinander die verschiedenen Teehäuser aufsuchte. Der Teeraum ist 4,5 Tatami-Matten (8,2 m2) groß, der zweite Raum ist 3 Tatami-Matten groß (5,5 m2), dazu gibt es noch einen Bereich mit Holzdielen. Im Osten des kleineren Raumes gibt es eine Veranda mit Geländer. Die Bedeutung des Namens erinnert an eine Reise weit weg von menschlicher Behausung und insinuiert das Ausspülen des Mundes in einem Fluß und das Benutzen eines Steines als Lagerstatt und ist die zusammengezogene Kurzform von "Sou-ryuu chin-seki", also auch wieder eine sprachliche Inszenierung von Einsamkeit fernab der Zivilisation. Damit hätten wir insgesamt drei Teehäuser in einem einzigen Garten, eine selten so schön erhaltene Konstellation, die an die Teekultur vergangener Zeiten erinnert.


Rundgang und Beschreibung (4): See, Brücken und Inseln
Es gibt im 5620 m2 großen (1700 tsubo) See (Ingetsu-chi), dessen Name daher kommt, daß man hier sehr schön des Nachts den sich im Wasser spiegelnden Mond betrachten kann (Ingetsu = Bild des Mondes, chi = Teich), zwei große und mehrere kleine Inseln. Die südliche große Insel erreicht man vom Südufer über eine kleine Brücke. Die nördliche Insel (Kita-o-shima) erreicht man entweder von Westen über die Shinsetsu-kyo-Brücke (Schneefall-Brücke, eine Anspielung auf die Beschreibung durch Rai Sanyo im Shosei-en ki), eine auf vier Böcken ruhende hölzerne Bogenbrücke, oder von Norden her über die 1884 erbaute Kaito-ro-Brücke, eine horizontal verlaufende Brücke, die als gedeckter Korridor mit einem Mittelpavillon mit seitlichen Auskragungen und geschweiftem Dach mit querstehendem First gestaltet ist, eine Mondbetrachtungsplattform. Das Dach ist im Hiwadabuki-Stil mit Schindeln aus Zypressenrinde (Hinoki). Vor dem Brand des Jahres 1858 stand hier eine Brücke ganz anderer Konstruktion, mit einem bogenförmigen Verlauf und zinnoberrot gestrichener Balustrade. Ein Haken im Inneren der gegenwärtigen Brücke unter dem Dach in der Brückenmitte erinnert daran, daß man hier früher abends eine Laterne aufhing. Wegen der Brandgefahr hat man aber davon Abstand genommen. Etwas nordwestlich neben dem nördlichen Brückenkopf befindet sich die Löwengebrüll-Kaskade (Shishi-ku). Owohl es sich hier um eine künstliche Wasserzuführung, früher von Flußwasser, jetzt von Grundwasser handelt, sollte der Eindruck entstehen, hier würde eine natürliche Quelle entspringen. Den Namen hat die Kaskade nach dem gurgelnden Geräusch. Wenn man von dieser Brücke ostwärts blickt, sieht man eine Reihe von Wisterien am östlichen Seeufer (Shito-gan, Wisterien-Ufer), besonders schön im Mai. Diese Wisterien-Klettergerüste heißen Fuji-dana. Am nördlichen Seeufer befindet sich ein Ahornwald (Tanpu-kei, Tanpuu-kei, Schlucht der zinnoberroten Ahorne, tan = zinnoberrot, puu = Ahorn, kei =Schlucht).

Am Nordwestufer der Nordinsel befindet sich eine besondere Steinlaterne, die Hekigyoku-no-sekido. Der tragende Pfeiler kommt ohne Verbindungsstücke aus, und der polygonale Dachstein hat keine aufwärtsgebogenen Ecken wie sonst üblich. Das eigentliche Lichtgehäuse ist von sechseckigem Querschnitt mit unten geraden, oben bogenförmigen Öffnungen. Das Monument ähnelt damit mehr einer Vorrichtung zum Einstellen einer Buddha-Statue, weshalb es auch nicht Toro = Laterne, sondern Seki-do genannt wird, Stein-Halle bzw. buddhistischer Ort aus Stein. "Hekigyoku" bezeichnet Jaspis oder in erweitertem Sinne einen blauen Stein, da dieser Stein aber durch und durch grau ist, bleibt die Namenswahl ein Rätsel.

Im Uhrzeigersinn angrenzend folgt der Gosho-u (Goshou-u), das Ufer (U = ein Ufer aus Erde) mit den fünf (go) Kiefern oder einer mit einer Kiefer von fünf Ästen, je nach Interpretation. Etwa in der Mitte zwischen beiden Brücken ist am Nordwestufer der Insel in einer Höhlung des künstlich aufgeschütteten Hügels ein Brunnen zu finden, der aufgrund seiner Form Shiogama (Salzpfanne) genannt wird. Früher nutzte man den Brunnen, um hier Teewasser holen für die Teezeremonie oben im Teehaus auf dem Hügel, doch heute ist die Wasserquelle versiegt, allein die Höhlung blieb.

Auf der Insel selbst steht auf dem künstlichen Hügel ein aus zwei gegeneinander schräg versetzten, durch ein kurzes Vordach miteinander verbundenen Teilstrukturen bestehendes Teehaus (Chashitsu), das Shukuen-tei; es stammt aus der Meiji-Zeit und wurde 1884 (Meiji 17) errichtet. Der eigentliche Teeraum ist 2 Tatami-Matten groß; daneben liegt ein 4-Tatami-Matten-Raum, der diagonal mit einem Zwishenstück mit Holzboden verbunden ist. Unter dem erhöht wie auf Stelzen stehenden Anbau (Shukuen-tei jodan-no-ma, jodan = erhöhter Bereich, jodan-no-ma = Raum mit erhöhtem Bodenniveau) von 3 Tatami-Matten Größe befindet sich eine Reihe von Felsen. Mehrere Stufenwege führen vom Ufer zu ihm hoch. Der Name Shukuen-tei setzt sich zusammen aus "shuku" = ganz klein und "en" = entfernt. Das bezieht sich auf den früher einmal vorhandenen, aber schon in der Edo-Zeit durch die höher wachsenden Bäume und heutzutage durch die modernen Hochhäuser verbauten Blick auf die entfernten Higashiyama-Hügel, insbesondere auf den entfernten Amida-go-mine (Amida-Bergspitze). einen der 36 Gipfel der Ostberge. Etwas abseits steht als Handwaschbecken das Shiogama-no-chozu-bachi ("Salzpfannen-artiges Stein-Waschbecken"); es hat die Form einer Säulentrommel mit aufgesetzter Säulenbasis, in der sich die Höhlung befindet. Shiogama bedeutet hier wiederum Salzpfanne oder Salztopf, ein Gefäß zur Gewinnung von Salz durch Verdunsten. In mehreren japanischen Gärten sind ähnliche Handwaschbecken anzutreffen, die sich alle von diesem Vorbild hier ableiten - das Original aber steht genau hier. Vermutlich ist das ein Stein, der einmal als Schaft einer Kamakura-zeitlichen Steinpagode gedient hatte und nun hier zweitverwendet wurde. Der Wasserstand des Sees variiert im Laufe des Jahres, deshalb befinden sich rund um die Insel mehrere flache Buchten, die durch Steinbrücken überbrückt werden, die aber zeitweise trockenfallen können.

Die südliche Insel im See wird Garyu-do (Garyuu-dou, Halle des schlafenden Drachens) genannt. "-do" ist bekanntlich die Bezeichnung für eine Halle, insbesondere eine Tempelhalle, und nicht für eine Insel. Das kommt daher, daß sich hier früher ein kleiner zweistöckiger Glockenturm mit Ziegeldach befand, der längst verschwunden ist. Der Name blieb; die Ruine (nur ein Eckstein) heißt Garyu-do-ato (ato = Ruine, Fundament). Genutzt wurde die Glocke früher, um Gäste anzukündigen, die per Boot auf dem Weg vom Sochin-kyo zum Shukuen-tei waren. Beim Brand von 1858 wurde der Glockenturm zerstört und danach nicht wieder aufgebaut. Alternativ kann man die Insel auch als Minami-o-shima benennen, große Südinsel.

Nordinsel und Südinsel sind vermutlich Reste von Aufschüttungen, die einmal zum Odoi-Wall gehörten, der Stadtbefestigung unter Toyotomi Hideyoshi. Nimmt man den künstlichen Hügel im Norden der Kaito-ro-Brücke hinzu, haben wir sogar drei in einer schrägen Linie angeordnete Aufschüttungen. Vermutlich ließen sich diese alten Wallstücke mit geringem Aufwand in Inseln mit Hügel umgestalten. Daß der Odoi-Wall des ausgehenden 16. Jh. im Ostbereich des Shosei-en oder östlich davon verlief, ist gesichert. Für die Aufschüttungen verwendete man zumindest Material, das vom Odoi stammt. Der Takase-Fluß verließ ursprünglich östlich des Odoi-Walls, aber nachdem das Gelände dem Higashi Hongan-ji geschenkt worden war, leitete man den Fluß um auf die Westseite der Aufschüttungen, um den See zu speisen. Während der Edo-Zeit schuf man eine neue Erdaufschüttung weiter östlich, um ein Hochwasser-Sperrwerk zu haben.

Im See ist auf einer kleinen Insel (To-no-shima, to = Turm, Pagode, no = Genitivpartikel, shima = Insel), der nördlichen der beiden, eine neunstufige Erinnerungs-Steinpagode (Minamoto-no-toru-yukari-no-to, yukari = Erinnerung, no = Genitiv-Partikel, to = Pagode) aufgestellt, das Denkmal für den Heian-zeitlichen Aristokraten Minamoto-no-Toru (822-895), einen Sohn des Kaisers Saga, der als literarische Vorlage für Hikaru Genji in der Geschichte des Prinzen Genji diente. Er war selber nicht nur Staatsmann und Minister zur Linken, sondern auch Dichter. Die lange für wahr gehaltene Legende sagt, hier auf dem Gartengelände habe früher einmal seine Residenz Kawara-no-in gestanden, deshalb die Erinnerungspagode. Der Historiker Rai Sanyo (1780-1832) schrieb im Jahr 1827 in seinem "Shosei-en-ki", in dem er die 13 besten Szenerien des Gartens pries, daß es "traditionell gesagt" wird, hier habe sich früher die Residenz befunden, und der Shosei-en wäre auf den Ruinen angelegt worden. Diese Vorgeschichte ist nicht nur unbelegt, sondern als Mißverständnis widerlegt: Schon 1997 heißt es in der Literatur, daß sich das Kawara-no-in im Bereich Gojo Kyogoku-Minami befunden habe, und 2008 ist die Position des Kawara-no-in im Atlas des alten Kyoto von Matsuoka Mitsuri 400 m nordnordöstlich vom Shosei-in markiert. Der genaue Platz war nördlich des Shichijo Bomon-koji, der heutigen Shomen-Straße, und östlich der Madeno-koji, der heutigen Yanagi-no-banba-Straße. Aber der Glaube an das Mißverständnis hat durchaus Einfluß auf die Gartengestaltung genommen. Dazu zählen auch die Salzpfannen-Motive, denn Minamoto-no-Toru hat sich angeblich Meerwasser bringen lassen, das er nur zum Spaß eindampfte, um Salz zu erhalten. Der Sockel der aus der mittleren Kamakura-Zeit stammenden Steinpagode trägt auf jeder Fläche ein Buddha-Relief, zusammen die vier Buddhas. Der viereckige Basisstein hat auf allen vier Seiten Paneele (Kozama, Kouzama) mit einem Lotusmotiv. Der obere Abschluß ist nicht mehr original, das Teil ging mal verloren und wurde durch einen ähnlichen, aber stilistisch abweichenden Dachstein ersetzt. Die südliche kleine Insel trägt nur interessante Felsen.


Die "Dreizehn Ansichten des Shosei-en"
Die literarischen "dreizehn Ansichten des Shosei-en" sind entsprechend der von Rai San'you gelisteten Reihenfolge:

  1. Tekisui-ken
  2. Pavillon Boka-kaku
  3. Teich Ingetsu-chi
  4. Glockenturm Garyo-do (verschwunden)
  5. Fünf-Pinien-Ufer Gosho-u
  6. Brücke Shinsetsu-kyo
  7. Teehaus Shukuen-tei
  8. Wisterien-Ufer Shito-gan
  9. Pavillion Gusen-ro (verschwunden)
  10. Pflaumenhain Sobai-en
  11. Teehaus Sochin-kyo
  12. Brücke Kaito-ro
  13. Ahorn-Schlucht Tanpu-kei

Photos, erster Teil

Sakura mit Stützgerüst gleich hinter dem Eingang

Taka-ishigaki

Taka-ishigaki

Taka-ishigaki

Taka-ishigaki

Taka-ishigaki

Taka-ishigaki

Weg ostwärts zum Teien kita-guchi

Sotetsu (Japanischer Sagopalmfarn)

Steinlaterne vor dem Teien kita-guchi

Lotus vor dem Onrin-do

Lotus vor dem Onrin-do

links Rinchi-tei, Mitte Tekisui-ken

Veranda des Rinchi-tei

links Rinchi-tei, Mitte Tekisui-ken

links Tekisui-ken, rechts Steinlaterne Higaki-no-toro

Ostufer des Nordwest-Sees

Ursprung des Bachlaufes, der den Nordwest-See mit dem Ingetsu-chi verbindet

Bachlauf, der den Nordwest-See mit dem Ingetsu-chi verbindet

von Hecken gesäumte Wege

Teehaus Tairitsu-seki

Teehaus Tairitsu-seki

 

Abb. links: Teehaus Tairitsu-seki

Bambuszäune am Teehaus Tairitsu-seki

Bambuszäune am Teehaus Tairitsu-seki

Fenster an der Rückseite des Teehauses Tairitsu-seki

Bachlauf, der den Nordwest-See mit dem Ingetsu-chi verbindet

Kame-no-kou-no-ido

Kame-no-kou-no-ido

Kame-no-kou-no-ido


Literatur, Links und Quellen:
Shosei-en auf Japan Travel Manual: http://jpmanual.com/en/shoseien
Shosei-en auf Kyotofukoh:
https://kyotofukoh.jp/report30.html
Informationsangebot des Bahnhofs:
https://www.kyotostation.com/the-shosei-en-garden/
Shosei-en auf Japan Visitor:
https://www.japanvisitor.com/kyoto/shoseien
Shosei-en bei Asano Noboru:
http://kyoto.asanoxn.com/places/honganji_toji/shoseien.htm
Besucherbroschüre des Shosei-en
Broschüre mit Übersichtskarte:
http://ueyakato.jp/en/wp-content/uploads/sites/2/2014/08/shoseien-p01.pdf
Shosei-en auf der Seite des Muttertempels:
http://www.higashihonganji.or.jp/english/tour/shosei-en/
Auf Kanpai:
https://www.kanpai.fr/kyoto/shosei-en
Auf Japan 365 Days:
https://www.japan365days.com/kyoto_shoseien_garden.php
Auf Japan Travel:
https://en.japantravel.com/kyoto/shosei-en-garden-kyoto/16835
Auf Kyoto travel:
https://kyoto.travel/de/thingstodo/entertainment/114
Auf Tale of Genji:
http://www.taleofgenji.org/shosei-en.html
Shosei-en auf einer Seite des Gartenbaubetriebes Ueyokato:
https://ueyakato.jp/en/gardens/shoseien/
Tomoki Kato: A Study of the Spatial Features of Shosei-en, 2013:
https://ueyakato.jp/en/wp-content/uploads/sites/2/2014/08/c3e5993edd9812ef624459c0f0fbe3da.pdf 
Auf Travel around Japan:
http://www.travel-around-japan.com/k62-04-shosei-en.html
Auf Real Japanese Gardens:
http://www.japanesegardens.jp/gardens/secret/shosei-en.php 
John H. Martin, Phyllis G. Martin: Kyoto - 29 Walks in Japan's Ancient Capital, 376 S., Verlag: Tuttle Pub. 2011, ISBN-10: 4805309180, ISBN-13: 978-4805309186, S. 113
Ian Littlewood, Ayumi Oe Littlewood: Kyoto Without Crowds, A Guide to the City's Most Peaceful Temples and Gardens, 264 S., CreateSpace Independent Publishing Platform, 1. Auflage 2018, ISBN-10: 1978158998, ISBN-13: 978-1978158993, S. 207-209
Shinshu Otani-ha (Hrsg.): Shosei-en Garden: Kikoku-tei Villa, a place of scenic beauty, Kyoto 2016 (im Eintritt enthaltenes Beschreibungs-Heft)


Garten Shosei-en (2): Photos, 2. Teil - Garten Shosei-en (3): Photos, 3. Teil - Garten Shosei-en (4): Photos, 4. Teil

Andere Artikel über Japan lesen
Andere Länder-Essays lesen
Home

© Copyright bzw. Urheberrecht an Text, Graphik und Photos: Bernhard Peter 2019
Impressum