Bernhard Peter
Akashi (Präf. Hyogo), Burg Akashi-jo, Teil (1): Beschreibung und Pläne


Lage und Erreichbarkeit, Touristisches
Die Burg Akashi liegt im Zentrum von Akashi gleich nördlich des Bahnhofs Sanyo Akashi, ca. 1 km vom Meer entfernt. Dieser Bahnhof wird nur von Regional- und Lokalzügen angefahren; der Shinkansen hält in Nishi Akashi, 3,5 km im Nordwesten gelegen. Je nach vorherigem Ziel fährt man mit dem Shinkansen bis Nishi Akashi und dann mit einem Lokalzug weiter nach Sanyo Akashi. Wenn man mehrere Burgen zu einem Gesamtpaket kombinieren will, kann man vorher oder nachher entweder Burg Himeji oder Burg Osaka anschauen, alle drei wären zu viel für einen Tag. Von Himeji und Osaka aus verkehren Regional- und Lokalzüge nach Akashi. Man braucht vom Bahnhof nur 50 m nach Norden zu gehen und steht schon am äußeren Wassergraben des 550 m x 1000 m großen Parkgeländes. Vom Wassergraben bis zu den sehenswerten Resten der Burg sind es ca. 260 m.

Meistens wird man von Burg Akashi nur die eine Standardansicht kennen, mit den zwei über einer Mauerkrone weit auseinander stehenden Türmen. Das ist sicherlich eine der schönsten Ansichten der Burg, und die beiden Türme sind Edo-zeitliche Originale und als wichtige Kulturgüter eingestuft. Das ist aber nur ein winziger Teil der erhaltenen Anlagen, denn insgesamt erstrecken sich die Ruinen in West-Ost-Richtung über 400 m und in der Breite über bis zu 150 m. Vor Ort findet man eine unglaubliche Anzahl von Wällen, Gräben, Treppen und Fundamenten. Hier kann man viele Kilometer zurücklegen auf der Suche nach Mauerzügen und entdeckt immer weitere Torfundamente, zum Teil unter dichtem Baumbestand. Vorne im Süden liegt alles offen, hinten im Norden kann man sich tief ins Gebüsch schlagen und Entdecker werden. Hier kann man auf eine spannende Erdundungsreise gehen und für sich selbst alles rekonstruieren, wie es früher einmal gewesen sein könnte. Der ganze langgestreckte Burghügel ist seit dem 30.9.2004 als national wichtige historische Stätte geschützt. Die Süd- und die Westseite sind frei und gut sichtbar, aber auf der Nord- und der Ostseite schälen sich die Strukturen erst beim Erwandern aus dem Gebüsch bzw. Wald. Diese Mischung aus vorzüglicher Nachvollziehbarkeit der Strukturen und der Überwucherung machen den besonderen Reiz dieser Ruine aus. Der Park ringsum ist die grüne Lunge und Oase der Erholung für die Bewohner. Die großen Rasenflächen im Süden der Burganlage dienen allen möglichen Veranstaltungen, Festen und Märkten als Gelände. Mehrere Sportstätten, zwei Stadien und ein Baseball-Feld umgeben den Burghügel. Das alles schafft eine lehr lebhafte Nutzung des Parks, aber primär keine touristische. Diese Burg steht auf keinerlei Reiseprogramm und wird nur von Individualisten und Burgen-Enthusiasten unter den Reisenden aufgesucht. Selbst in wirklich guten Reiseführern über Japan (wie z. B. demjenigen aus dem Stefan Loose Verlag) findet die ganze Stadt Akashi noch nicht einmal Erwähnung, immerhin eine Stadt mit knapp 300000 Einwohnern und, wie hier gezeigt werden soll, mit einer äußerst sehenswerten historischen Anlage. Aus all diesen Gründen steht die Burg Akashi sehr weit oben auf der Empfehlungsskala.

Das ganze Gelände ist frei zugänglich. Im Prinzip sind auch die beiden Edo-zeitlichen Türme zu besichtigen, allerdings ist es etwas schwierig mit den Terminen: Der SW-Turm ist in den ungeraden Monaten geöffnet, der SO-Turm in den geraden Monaten. Man kann also nie beide gleichzeitig besichtigen. Und sie haben nur an Samstagen, Sonntagen und Feiertagen auf. Und mit Rücksicht auf das Betreuungspersonal (nicht nörgeln, das sind Freiwillige!) nur bei angenehmer Witterung, also weder, wenn es zu heiß ist, noch wenn es zu kalt ist. Bleiben also für den Tatsumi-yagura die Wochenenden im April, Juni und Oktober, und für den Hitsujisaru-yagura die Wochenenden im März, Mai, September und November. Und bei schlechtem Wetter ist auch zu. Die Wahrscheinlichkeit, daß man bei einem Besuch der Burganlage tatsächlich hineinkommt, ist also eher gering. Und es ist auch nur das unterste Geschoß zugänglich, nicht die beiden oberen Ebenen. Wer es schafft, wird innendrin ein authentisches Bauwerk der frühen Edo-Zeit genießen können. Im Hitsujisaru-yagura gibt es ein Modell von Burg und Burgstadt zur Edo-Zeit, in beiden Türmen gibt es Informationen zur Geschichte und Exponate von Funden.


Geschichte und Bedeutung
Burg Akashi ist ein relativ junger Burgenstandort. Diese Burg betrat die Geschichtsbühne, als eigentlich schon alles vorbei war: Vor 1617 war hier auf diesem Hügel noch gar nichts an Wehranlage. Vielmehr gehörte vorher alles zum sehr großen Lehen Himeji, das damals die Familie Ikeda besaß. Erst als das komplette Lehenswesen und die Besetzung der einzelnen Lehen neu geordnet wurde, wurde das Lehen Akashi als eigenständige Einheit von Himeji abgetrennt. Damals gehörte Akashi zur Provinz Harima; heute entspricht das Gebiet der südlichen Präfektur Hyogo. 1617 (Genna 3) kam es zu einer der vielen Rochaden in den Lehen: Ikeda Mitsumasa (1609-1682) bekam statt Himeji, das er seit 1616 innehatte, nun das kleinere Lehen Tottori. Nun wurde Himeji, das bisher mit 520000 Koku bewertet war, geteilt. Den Teil mit der Burg Himeji, jetzt nur noch mit 150000 Koku bewertet, bekam die Familie Honda; sie blieb dort bis 1639. Akashi wurde mit 100000 Koku ausgegliedert, und dieses neue Lehen wurde an Ogasawara Tadazane (1596-1667) gegeben. Er gehörte quasi um drei Ecken zur Familie Tokugawa, denn er war der Sohn von Ogasawara Hidemasa  (1569-1615, Daimyo von Matsumoto, gefallen bei der Belagerung von Osaka) und Tokuhime. Er war eigentlich der Nachfolger in Matsumoto. Seine Mutter war die Tochter von Matsudaira Nobuyasu (1559-1579) und damit eine Enkelin von Tokugawa Ieyasu. Ogasawara Tadazane heiratet Kamehime, eine Tochter von Honda Tadamasa und Kamehime. Letztere war ebenfalls eine Tochter von Matsudaira Nobuyasu und wurde außerdem noch von Tokugawa Ieyasu adoptiert. Ogasawara Tadazane war also einerseits der Urenkel von Tokugawa Ieyasu, andererseits heiratete er dessen Enkelin und Adoptivtochter. Beste familiäre Verbindungen und vertrauenswürdig.

Mit zum neuen Lehen gehörte die kleine Burg Funage, 1,2 km westsüdwestlich der Sannomaru-SW-Ecke gelegen. Dort bezog der neue Herr des Lehens zunächst Quartier. Von dieser überschaubaren Burg sind noch wenige ruinöse Reste des Honmaru inmitten von ein paar Feldern unter ein paar Bäumen im Shinmei-cho erhalten, nördlich des Parks Boukai Hama Kouen nahe der Mündung des Akashi-gawa ins Meer. Der genannte Ogasawara Tadazane (= Ogasawara Tadamasa) bekam nun 1618 (Genna 4) vom zweiten Shogun der Edo-Zeit, Tokugawa Hidetada, den Befehl zum Burgenbau. Am Neujahrstag 1619 war Baubeginn, 18 Jahre nach der entscheidenden Schlacht von Sekigahara, 3 Jahre nach dem endgültigen Sieg über die Familie Toyotomi und dem Fall von Osaka, 2 Jahre nach dem Tod von Tokugawa Ieyasu. Da es sich um einen Auftrag des Staates handelte, bewilligte das Shogunat erhebliche Baukostenzuschüsse. Auch der Daimyo Honda Tadamasa auf Himeji, der Schwiegervater von Ogasawara Tadamasa, half beratend bei der Planung und Errichtung der Burg, denn das war zugleich seine eigene Rückendeckung, abgesehen von der familiären Verbindung zwischen den beiden Daimyos. Man wählte zwischen drei möglichen Standorten mit Hügeln den Berg Hitomaru-yama = Berg Akamatsu aus, weil hier ein großer See in der Nähe war, dessen Wasser man zur Verteidigung nutzen konnte.

Kamon der Familie Ogasawara: San-kai-bishi

Bis August 1619 wurden Wälle und Gräben angelegt, und von September bis Jahresende entstanden die Aufbauten, Tore und Türme sowie der Honmaru-Palast. Am Neujahrstag 1620 konnte der Burgherr aus Funage hierher einziehen. Die vier dreistöckigen Türme des Honmaru wurden im April 1620 (Genna 6) fertiggestellt. Daß das so atemberaubend schnell ging, lag auch daran, daß man sich Baumaterial aus anderen, nicht mehr benötigten Burgen holte, aus den Burgen Funage, Miki, Takasago, Edayoshi und sogar Fushimi. All das waren aufgegebene Burgen, weil die neue Burgenpolitik während der Edo-Zeit die strenge Regel aufgestellt hatte, daß es nur noch eine einzige Burg pro Provinz geben solle, auch das war ein Mittel, um eine nochmalige Zersplitterung des Landes zu verhindern. Was nicht fortbestehen durfte, wurde für andere, neue Hauptburgen ausgeschlachtet. Holzbauteile wurden aus der Burg Miki, der Burg Takasago, der Burg Edayoshi und der Burg Funage überführt. Der Burgherr wohnte zuletzt quasi in Funage, während man ihm die Holzbretter unter den Füßen wegriß und auf Karren verlud. Aus den Überresten der Burg Fushimi holte man einen kompletten Sumi-yagura und baute ihn hier als Hitsuji-saru-yagura ein. Aus der  Burg Funage holte man einen weiteren Sumi-yagura, den hiesigen Tatsumi-yagura. Hosokawa Tadaoki schenkte Ogasawara Tadazane den Burgturm der Burg Nakatsu, und auch dieser sollte in Akashi einer neuen Bestimmung zugeführt werden. Aus der Burg Fushimi bekam man außerdem noch ein Tor, das Yakui-mon. Auch der Tenshu-dai wurde bis 1620 fertiggestellt.

Exkurs: Burg Fushimi war eine der größten Burgen, und bei ihrem Abbruch wurden mehrere Bauwerke an andere Standorte verbracht:
- Hauptturm der Burg Nijo in Kyoto (nicht mehr existierend, abgebrannt)
- Gyoko Goten Karamon, kam später vor den Toyokuni-Schrein in Kyoto
- Burg Edo, Fushimi-yagura
- Burg Fukuyama, Fushimi-yagura
- Burg Akashi, Hitsuji-saru-yagura
- blutige Holzbretter an drei Tempel in Kyoto:  Yougen-in, Genkou-an, Housen-in
- Karamon und Shoin des Nishi Hongan-ji in Kyoto
- Sanmon des Tempels Gesshou-ji in Akashi, Typ Yakuimon, seit 1874, vorher in Burg Akashi
- Mehrere Bauteile wurden auf die Burgen Zeze, Kishiwada und Amagasaki verteilt, davon existiert aber nichts mehr.
Übrigens ist nur im Fall des Turmes in Fukuyama die Herkunft aus Fushimi literarisch und inschriftlich gesichert und wirklich belegbar, der einzige Fall von allen aus Fushimi stammenden Bauwerken. Eine Vielzahl von Tempeln, Burgen und Schreinen nehmen eine Herkunft einzelner Bauteile aus Burg Fushimi für sich in Anspruch. Wenn man alle zusammenrechnet, ergäbe sich eine wirklich riesige Burganlage. Es war wohl in einigen Fällen mehr ein Symbol, denn ein Teil aus der 1620 ff abgebrochenen Burg Fushimi zu erhalten, war eine besondere Gunst des Shoguns.

Die Burg Akashi hatte eine strategische Aufgabe: Sie diente dem Schutz vor jeglichen Gefahren aus westlicher Richtung, denn immer noch waren die Daimyos der ehemaligen Westallianz eine Gefahr für das junge Edo-Shogunat. Die Tozama-Daimyos hatten sich zwar der stärksten Kraft im Reich gebeugt, aber unvergessen ist die vorherige Parteinahme für die Westallianz und die Toyotomi-Partei, und sie galten weiterhin als unsichere Kandidaten. Gemeinsam mit der 34 km entfernten Burg Himeji bildete die Burg Akashi eine mächtige Kette zum Schutz der Region Kansai gegen Angriffe aus dem Westen. Beide Burgen unterstützten sich gegenseitig und bildeten eine gemeinsame Verteidigungslinie, die noch durch Burg Amagasaki, die noch näher an Osaka dran lag, verlängert wurde (am Rande: "Burg" Amagasaki ist heute eine extrem schlechte moderne "Rekonstruktion", unhistorisch, Stahlbeton, sogar am falschen Platz, einfach zum Weinen). Falls ein Angriff aus westlicher Richtung kommen sollte, wurde er erst von Himeji gestoppt, der wichtigsten Burg, um die Tozama-Daimyo der westlichen Region zu unterdrücken, und wenn dies scheitern sollte, war Akashi die nachgesetzte Möglichkeit, einen solchen befürchteten Angriff zu stoppen. 

Hier verlief mit dem Sanyodo (Sanyoudou) einer der wichtigsten und meistbenutzten Verkehrswege von/nach Westen entlang der Südküste. Weiterhin verlief hier eine wichtige Straße in Richtung der nördlichen Provinzen Tanba und Tango. Die Seto-Inlandsee und die nur 5 km entfernte Insel Awaji-jima, über die ein Weg zur Insel Shikoku führt, befinden sich in nächster Nähe zu Akashi. Nach Osaka sind es 46 km, nach Kyoto 90 km. Wegen dieser Wichtigkeit wurde das Lehen Akashi nur an die vertrauenswürdigsten Fudai-Daimyos vergeben, also solche, die schon vor Sekigahara Parteigänger und Vasallen von Tokugawa Ieyasu waren, am besten an solche mit familiären Verbindungen zur Hause Tokugawa.

Der Burgenbauer Ogasawara Tadazane blieb nicht endgültig auf dem Lehen Akashi, denn er wurde 1632 (Kanei 9) auf das Lehen Kokura mit 150000 Koku versetzt. Dann kamen zwei Daimyos aus der Familie Toda-Matsudaira, Matsudaira Yasunao (1633-1634) und nach dessen plötzlichen Tod Matsudaira Mitsushige (1634-1639), gefolgt von Okubo Tadamoto (1639-1649), der danach in das Lehen Karatsu versetzt wurde. Wiederum zwei Daimyos von Akashi stellte die Familie Fujii-Matsudaira mit Matsudaira Tadakuni (1649-1659), der vorher im Lehen Tamba Sasayama war, und seinem Sohn Matsudaira Nobuyuki (1659-1679), was eine sehr gute Zeit für das Lehen war, denn beide widmeten sich der Urbarmachung und der Verbesserung sämtlicher Lebensbedingungen. Der Sohn wurde schließlich in das Lehen Koriyama in der Provoinz Yamato versetzt. Nachfolger in Akashi wurde Honda Masatoshi (1679-1682), bisher in Koriyama wohnhaft, welcher aber schlecht arbeitete, wenig Erfolg hatte und als hart verrufen war und deshalb abgesetzt wurde; er wurde in ein kleines Lehen mit nur 10000 Koku versetzt, eine offensichtliche Degradierung. Mittlerweile war der Wert des Lehens Akashi von anfänglichen 100000 Koku über 70000 Koku beim zweiten bis fünften Daimyo und 65000 Koku beim sechsten Daimyo auf 60000 beim Honda-Daimyo abgesunken. 

Bei diesem Wert blieb es auch bei der nun folgenden Familie der Echizen-Matsudaira, die das Lehen bis zur Abschaffung des Feudalismus im Jahre 1871 (Meiji 4) behielt und nacheinander zehn Daimyos stellte, Matsudaira Naoakira (lebte 1656-1721, Daimyo 1682-1701), Matsudaira Naotsune (lebte 1679-1744, Daimyo 1701-1743), Matsudaira Naosumi (lebte 1727-1764, Daimyo 1743-1764), Matsudaira Naohiro (lebte 1749-1804, Daimyo 1764-1784), Matsudaira Naoyuki (lebte 1768-1786, Daimyo 1784-1786), dessen Bruder Matsudaira Naochika (lebte 1773-1828, Daimyo 1786-1816), Matsudaira Naritsugu (lebte 1803-1868, Daimyo 1816-1840), zwischengeschaltet aus einer anderen Abstammungslinie Matsudaira Narikoto (lebte 1825-1844, Daimyo 1840-1844), Matsudaira Yoshinori (lebte 1826-1897, Daimyo 1844-1869) und Matsudaira Naomune (lebte 1849-1884, Daimyo 1869-1871). Der erste in der Reihe, Matsudaira Naoakira, war ein Urenkel von Tokugawa Ieyasu, und von ihm stammten alle weiteren bis auf Narikoto ab. Narikoto war der Sohn des 11. Shoguns, Tokugawa Ienari, und er wurde als Erbe adoptiert. Wegen der engen Verwandtschaft wurden diese letzten 10 Daimyos zu den Shinpan-Daimyos gezählt. Unter den letzten drei Daimyos wurde der Wert des Lehens wieder auf 100000 Koku unter Hinzufügung von Eigengut des Shogunats hochgestuft, der Grund war die etwas "bessere" Abstammung von Narikoto. 1871 wurde das Feudalsystem abgeschafft, und aus dem Lehen Akashi wurde die kurzlebige Präfektur Akashi, die bald darauf in der Präfektur Hyogo aufging.

Im Laufe der Zeit rächte sich ein wenig die hastige Bauweise und die Verwendung von Second-hand-Baumaterial, denn die Gebäude verfielen schnell. Die 1739 (Genbun 5) unter Matsudaira Naotsune umfangreich reparierte und mit viel Aufwand wiederhergestellte Burg wurde in der Meiji-Zeit im Jahre 1874 (Meiji 7) aufgrund der Anordnung zur Abschaffung der Burgen aufgegeben und verlassen. In den folgenden Jahren kam es zum Abriß der meisten Gebäude. Das ehemals aus der Burg Fushimi stammende Tor vom Typ eines Yakui-mon wurde dem Tempel Gesshou-ji auf dem Hitomani-Hügel im Jahre 1874 geschenkt, wo es seitdem als Sanmon dient, ein schlichtes Tor mit geschwungenem Satteldach. Im Jahre 1881 (Meiji 14) wurde der Inui-sumi-yagura (NO) des Honmaru abgerissen, das Baumaterial wurde für die Kobe Aioi-Grundschule (heute Minatogawa-Grundschule) verwendet. 1883 (Meiji 16) wurde das Burggelände von Freiwilligen der Stadt Akashi zum Park umgewandelt. 1898 (Meiji 31) wurde die Burg kurzfristig zur Nebenresidenz der kaiserlichen Familie aufgewertet. 1901 (Meiji 34) wurde der Ushitora-sumi-yagura (NW) des Honmaru abgerissen. Gleichzeitig wurden die beiden anderen Ecktürme im SO und SW des Honmaru restauriert. Am 15.4.1918 (Taisho 7) wurde das Gelände von der Präfektur Hyogo gepachtet und als Park wiedereröffnet.

Im Jahre 1981 ausgeführte Renovierungsarbeiten am SW-Turm bestätigten, daß er ursprünglich aus einer anderen Burg stammte und hierhin versetzt worden war. Am 17.1.1995 wurde die Burg beim Hanshin-Erdbeben, das insbesondere in der Stadt Kobe riesige Schäden und Todesopfer verursachte, stark beschädigt, einige Wallmauern stürzten ein, und auch die beiden historischen Türme erlitten dabei schwere Schäden. Immerhin wurden 19% der Ishigaki-Flächen beschädigt. Eine anschließende gute und vollständige Restaurierung, bei der die beiden kompletten Sumi-yagura auf Schienen gesetzt und temporär zur Seite verschoben wurden, um die darunter liegenden Wälle reparieren zu können und anschließend die reparierten Türme wieder an ihre ursprüngliche Stelle zu schieben, hat uns die historisch wertvollen Gebäude und Wallanlagen bewahrt. Das war eine technische Meisterleistung, denn der größere SW-Turm wiegt 340 t, der kleinere SO-Turm immerhin noch 240 t. In dieser Zeit wurde auch die Wallmauer Dobei zwischen den beiden Türmen rekonstruiert. Die fünf Jahre dauernde Restaurierung wurde 1999 (Heisei 11) abgeschlossen. Im Jahre 2003 (Heisei 15) wurde im Sannomaru-Bereich der Musashi-Garten angelegt und für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht (Miyamoto Musashi stand zeitweise in Diensten des Burgherrn von Akashi und soll 1619 an der Stadtplanung beteiligt gewesen sein, auch mehrere Tempel der Stadt nehmen für sich in Anspruch, daß ihre Gärten angeblich von Miyamoto Musashi angelegt wurden, alles ohne Beleg). Im Jahre 2019 (Heisei 31) wurden zur Feier des 400. Jahrestages des Baus der Burg die Türme und Mauern mit einem neuen Anstrich versehen, außerdem wurden zum Schutz der Mauern und für eine bessere Sicht auf die Schauseite der Burg mehrere Bäume gefällt.

Der Name Akashi wird übrigens mit den zwei Kanji für Aka = hell leuchtend, das auch im Adjektiv akarui = hell steckt, und ishi = Stein geschrieben. Auch wenn es für uns gleich klingt, die kreisfreie Stadt Akashi = Akashi-shi wird mit zwei unterschiedlichen Kanji geschrieben, die beide die Lesung "shi" haben, einmal "Stein" und einmal "Stadt". Alternative Namen der Burg sind Kiharu-jou und Kinkou-jou.


Rundgang und Beschreibung: Typologie und grundlegender Aufbau
Vom Typ her ist die Burg eine Hira-yama-jiro, also eine Kombination aus Hügel- und Flachlandburg, mit den zentralen Komponenten auf dem langgezogenen Hügel (Akamatsu) in der Mitte und den Außenbereichen in der Ebene außenherum. Der Hügel war in fünf separate Walleinheiten unterteilt, die in einer Linie aufeinander folgen, von Osten nach Westen sind das Obi-kuruwa, Higashi-no-maru, Ni-no-maru, Honmaru und Inari kuruwa (Nishi-no-maru). Der Honmaru liegt am höchsten Punkt des Hügels, die angrenzenden Wallbereiche liegen jeweils abgestuft tiefer. Neben den genannten Walleinheiten gab es noch weitere Walleinheiten wie den nördlichen Kita-no-kuruwa und den Yamazato-kuruwa, ersterer heute vom Wald überwuchert und verschwunden, letzterer völlig planiert unter Wiese und Stadion. Der Bereich südlich dieser zentralen Anlage bildete den auf drei Seiten von Wassergräben umgebenen San-no-maru. Auf der Westseite diente der Fluß Akashi-gawa als natürliche Barriere, und er speiste den südlichen Wassergraben. Es bestand eine Kanalverbindung, so daß der Außengraben auch als Hafen genutzt werden konnte. Auch im Norden, wo der Konoike-Teich (Tsuyoshi-Teich) einen natürlichen Schutz bot, war jenseits des Hügels entlang der äußeren Wälle ein Wassergraben angelegt worden. Aufgrund des Höhenunterschieds im Gelände war dieser Graben aber nicht mit dem Sannomaru-Graben zu einem Gesamtsystem verbunden. Der Nordbereich war nicht so tief und eben wie der Bereich südlich des Hügels. Dort im Norden legte man auch Kuruwa an, deren westlicher Schutz der Fluß bildete und die im Osten Gräben bekamen, die extrem tief eingesenkt waren, um wasserführend zu sein. Außen um den Sannomaru herum lag die Burgstadt, und um diese herum gab es noch einen weiteren, äußeren Wassergraben (Sotobori), der heute spurlos im Stadtbild verschwunden ist. Der Sotobori lag ca. 300 m südlich des Taiko-mon, nahe der Nationalstraße 2. Historische Zeichnungen offenbaren noch einen weiteren Bereich mit Steinwällen und Wassergraben (Uchibori) innerhalb des Sannomaru in dessen westlicher Hälfte, von dem sich aber keinerlei Spuren erhalten haben. Dieser Bereich enthielt die Residenz und wurde daher Yashiki-kuruwa genannt, Residenz-Walleinheit. 

Burg Akashi ist damit von der Typologie her eine Mischform, denn sie kombiniert Wesensmerkmale des Layouts (Nawabari) Renkakushiki (lineare Anordnung von Walleinheiten) und des Layouts Teikakushiki (gestufte Bauweise), bei dem die Zentraleinheit auf zwei oder mehr Seiten von L- oder U-förmigen Außenkomponenten umgeben ist. Renkakushiki liegt hier insofern vor, als fünf Walleinheiten in einer geraden Abfolge von Osten nach Westen angeordnet sind. Eigenschaften des Teikakushiki erkennt man hier in der Anordnung von äußeren Walleinheiten inclusive des Sannomaru und des Kita-no-maru in Bezug auf die zentrale Einheit auf dem Hügel und die Nutzung des Hügels als sichere Stelle im Rücken des Sannomaru. Insgesamt würde man diesen Burgenmischtyp als Renkaku-teikaku-kongou-shiki-no-hirayama-jiro bezeichnen ("gereiht-gestuft-gemischte-Bauweise-Flachland-Hügel-Burg"). Die in Reihe hintereinander gesetzten Walleinheiten spannen ein sehenswertes Ishigaki-Panorama auf: Von Osten nach Westen sehen wir ein 380 m breites Ishigaki-Panorama, vom Sannomaru aus ragen die Wälle 20 m in die Höhe, 5 m bis zum Zwischenniveau und 15 m darüber bis zum Honmaru-Niveau. Das Material ist hauptsächlich Granit, jedenfalls das der originalen Verkleidung aus der frühen Edo-Zeit. Als später Reparaturen ausgeführt wurden, nahm man Tuffstein, so daß die reparierten Stellen gut zu erkennen sind. Die Ecken der Turmfundamente sind besonders sorgfältig gearbeitet und scharf profiliert. Hier sieht man auch eine Technik, die seit 1605 zum Standard im Burgenbau geworden ist: An den Ecken werden die Steine abwechselnd mit der kurzen und der langen Seite übereinander positioniert, was die Festigkeit des Verbundes erhöht.


Rundgang und Beschreibung: Sannomaru
Der Bereich des Sannomaru läßt sich noch gut nachvollziehen, weil die Wassergräben (mittlerer Graben, Nakabori) und Erdwälle noch weitestgehend intakt sind. Nördlich der Bahntrasse ziehen sie sich auf einer Länge von 560 m entlang mit einem zweimal abknickenden Versatz etwa in der Mitte. An den Seiten knicken die Wassergräben rechtwinklig nach Norden ab und sind an der Westseite auf einer Länge von 200 m und auf der Ostseite über 190 m erhalten. Die Gräben sind je nach Stelle 30-40 m breit. Es gibt drei Toranlagen, eine in der Mitte der Südseite und je eine am südlichen Ende der West- und der Ostseite. Alle drei sind vom Masugata-Typ, ragen ein Stück weit in den Wassergraben vor und besitzen abknickende Wälle mit Fundamenten für Yagura-Mon-Einbauten und angrenzende Wallaufbauten wie Tamon-Yagura etc. Am besten und höchsten erhalten sind diese Strukturen in der Mitte der Südseite, am ehemaligen Taiko-mon oder Omote-mon, und dieser Zugang ist auch den Fußgängern vorbehalten. Es war der frühere Hauptzugang zur Burg. Die Taiko-mon-Brücke war früher aus Holz, ca. 20 m lang und 5,5 m breit. Vorne am Eingang zur Masugata stand ein leichtes Tor vom Typ Korai-mon. In der Nähe des Tores stand früher auf einem kleinen Türmchen die große Trommel, mit der die Zeit geschlagen wurde. Dieses Taikomon trennte früher Burg und Stadt voneinander. Das Westtor (Nishi iriguchi) heißt Nishi-fumei-mon und ist auch gut erhalten, hier führt jedoch die Fahrstraße zu dem Baseball-Stadion und den zugehörigen Parkplätzen hindurch, und in die Durchfahrt sind die Zugangsschranken und Tickethäuschen eingestellt. Das Osttor (Higashi iriguchi) ist ebenfalls ein Fußgängerzugang. Ehe man den Sannomaru-Bereich betritt, lohnt ein Gang entlang der den Gräben außen folgenden Straße bis kurz vor dem Westeck der Anlage: Dort steht auf der südlichen Straßenseite noch ein historisches Nagayamon der ehemals dort befindlichen Oda-Residenz (Kulturgut der Stadt Akashi). 

Der Weg zur zentralen Burganlage führt geradewegs nach Norden durch den Park, linkerhand liegt der westliche Rasenplatz, rechterhand liegen das Teehaus Ochaya und der Higurashi-Teich, weiter rechts ein Rosengarten. Weiter links liegt das Baseball-Stadion, und wenn man an dessen Nordseite nach Westen um die Hügelburganlage herumgeht, kommt man am Kamelienwald vorbei. Wenn man weiter im Uhrzeigersinn um die zentrale Burganlage herumgeht, kommt man zum Café Parko und einem "Grünen Stadtentwicklungszentrum" mit Beratungsstelle zur ökologischen Bauweise, am Südende eines Sees gelegen. Folgt man der Nordseite der zentralen Hügelburg weiter im Uhrzeigersinn, kommt man zum ersten von mehreren Seen, die vom nördlichen Wassergraben übrig geblieben sind. Der erste See wird Sakurabori genannt, Kirsch-Graben. Der Rest der nördlichen Wallbereiche ist im tiefen Wald versunken.


Rundgang und Beschreibung: Honmaru
Der Honmaru hatte einst sieben Strukturen, einen geplanten Hauptturm (Tenshu), der über das Fundament (Tenshu-dai) nicht hinausgekommen ist und nie einen Tenshu-kaku erhalten hat, zwei Toranlagen, davon eine im Norden und eine im Osten, und vier eckständige Sumi-Yagura. Von diesen vier aus dem Jahr 1620 stammenden Türmen sind derjenige im Südwesten, der Hitsujisaru-yagura, und derjenige im Südosten, der Tatsumi-yagura, im Original erhalten. Sie sind hauptsächlich aus Kiefernholz gebaut. Beide sind sehr ähnlich, sie wurden ja auch quasi in einem Guß errichtet, doch im Detail gibt es mehrere Unterschiede, z. B. die Ausrichtung des Firstes des abschließenden Irimoya-Daches (SW-Turm mit Giebeln nach N und S ausgerichtet, SO-Turm mit den Giebeln nach W und O), die genaue Anordnung von Kara-hafu (geschwungener Giebel) und Chidori-hafu (dreieckige Giebel der Zwischenebenen) etc. Der etwas geräumigere und größere SW-Turm mißt 6 x 5 ken in Länge und Breite und 7 ken, 2 shaku 9 sun in der Höhe (10,94 m x 9,15 m x 13,58 m), der SO-Turm mißt 5 x 4 ken in Länge und Breite und 7 ken, 1 sun in der Höhe (9,03 m x 7,88 m x 12,53 m). Weil der in Hikiya-Bauweise errichtete SW-Turm aber seine Schmalseite nach Süden hat, der SO-Turm seine Breitseite, sehen sie von Süden her gleich groß aus. Erst wenn man seitlich herumgeht, fällt auf, daß der linke Turm viel weiter nach hinten reicht als der andere. In Wahrheit ist die Grundfläche des linken Turmes 1,5 mal größer als die des rechten Turmes. Der unterschiedlichen Ausrichtung der Grundfläche folgte die unterschiedliche Ausrichtung des abschließenden Irimoya-Daches. Beide Türme stammen aus anderen, abgebrochenen Burgen, die man für Baumaterial ausgeschlachtet hatte: Der Hitsujisaru-yagura kommt ursprünglich aus der Burg Fushimi im Südosten von Kyoto, und der Tatsumi-yagura stand vorher in der Burg Funage im Südwesten von Akashi. Um so mehr überrascht, wie harmonisch sich beide Türme zu einem ganzen Panorama zusammenfügen. Beide Sumi-yagura sind seit dem 18.6.1957 als wichtige Kulturgüter geschützt. Im Nordosten stand früher der Ushitora-yagura, der wurde 1901 abgerissen. Der vierte Turm war der Inui-yagura im Nordwesten, der wurde 1881 abgerissen. Auch diese Türme werden in historischen Skizzen dreistöckig dargestellt. 

Die Türme wurden nach den zwölf Erdenzweigen benannt, einem alten, aus China übernommenen System, bei dem jeder Erdenzweig einer Himmelsrichtung zugeordnet ist, und jeder Erdenzweig ist wiederum einem Tierkreiszeichen zugeordnet. Dazu war die Windrose nicht in acht, sondern in zwölf Richtungen eingeteilt. Daraus ergibt sich, daß die Zwischenrichtungen NW, NO, SW und SO nicht exakt auf einer der 12 Richtungen liegen, sondern in der Mitte zwischen zwei Richtungsangaben. Inu ist der Hund, i ist das Schwein, ushi ist das Rind, tora der Tiger, hitsuji ist dem Schaf bzw. Lamm zugeordnet, saru dem Affen, tatsu ist der Drache, und mi ist die Schlange. Man sieht, daß die Turmbezeichnungen wegen der Zwischenposition in der Windrose Doppelbegriffe aus je zwei Tierzuordnungen sind: Inu-i-yagura ist der Hund-Schwein-Turm, Ushi-tora-yagura ist der Rind-Tiger-Turm, Hitsuji-saru-yagura ist der Lamm-Affe-Turm und Tatsu-mi-yagura ist der Drache-Schlange-Turm. Zwischen den beiden noch existierenden Türmen wurde die Wehrmauer (Honmaru-dobei) mit Schießöffnungen restauriert, ebenso ein kleines außen anschließendes Stück an der anderen, nach Norden führenden Seite der Türme.

Exkurs: Wie sehr original erhaltene dreistöckige Sumi-yagura-Türme aus der Edo-Zeit sind, läßt sich an folgender vollständiger Liste ablesen (Burg, Turmname, Höhe des Aufbaus, Baujahr bzw. Bauzeit):
- Burg Hirosaki, Ushitora-yagura, 11,92 m, 1611 (Keicho 16)
- Burg Hirosaki, Tatsumi-yagura, 11,87 m, 1611 (Keicho 16)
- Burg Hirosaki, Hitsujisaru-yagura, 11,98 m, 1611 (Keicho 16)
- Burg Edo, Fujimi-yagura, 15,5 m, 1659 (Manji 2)
- Burg Nagoya, Kiyosu-yagura (nordwestlicher Eckturm, Seihoku sumi yagura), 16,3 m, 1619 (Genna 5)
- Burg Hikone, Nishinomaru-yagura, 11 m, Keicho-Zeit
- Burg Akashi, Hitsujisaru-yagura, 13,28 m, 1620 (Genna 6), ehemals aus Burg Fushimi
- Burg Akashi, Tatsumi-yagura, 12,53 m, 1620 (Genna 6), ehemals aus Burg Funage
- Burg Fukuyama, Fushimi-yagura, 13,5 m, 1622 (Genna 8), ehemals aus Burg Fushimi
- Burg Takamatsu, Tsukimi-yagura, 1676 (Enpo 4)
- Burg Takamatsu, Ushitora-yagura, 11,5 m, 1677 (Enpo 5)
- Burg Kumamoto, Uto-yagura, 19,1 m, 1601-1615, innen sogar fünfstöckig
Diese Liste zeigt, daß wir hier in Akashi immerhin ein Sechstel des Gesamtbestandes sehen können!

Der Tenshu war direkt hinter dem Hitsujisaru-yagura geplant; sein Fundament (Tenshu-dai) ragt weit nach außen in den westlich vorgelagerten Wallbereich (Nishi-no-maru) vor. An der Basis ist der Tenshudai außen 31 m breit, nach oben verjüngt er sich auf 20 m Breite und 25 m Tiefe. Die Grundfläche für den Turm beträgt nach historischem Maß 152 Tsubo, also 503 m2, was obigen Maßen fast genau entspricht. Das ist die gleiche Grundfläche, wie sie beispielsweise der Hauptturm von Kumamoto besitzt. Der eigentliche hölzerne Aufbau wurde nie realisiert; mangels Unterlagen kann auch nicht angegeben werden, welcher Typus hier einmal realisiert werden sollte. Die Grundmaße sprechen dafür, daß er hätte fünfstöckig werden sollen. Statt seiner erfüllte der südwestliche Sumi-Yagura ersatzweise seine Funktion. Vom Honmaru aus ragt der Tenshu-dai immerhin noch 3,6 m in die Höhe, von außen erheblich mehr. Warum es nie zu der Fertigstellung kam, ist unbekannt. Es sollte erst der Burgturm von Burg Nakatsu hierher versetzt werden. Doch daraus wurde offensichtlich nichts. Nun, die Zeit schritt auch voran, und die Kanonen wurden bei Belagerungen immer wichtiger. Vielleicht war das der Grund, warum man auf den Bau eines exponierten Hauptturmes verzichtete, der sich als Zielscheibe für Kanonen anbot. Vielleicht war es auch einfach die Bequemlichkeit des Palastes unten in der Ebene, verbunden mit dem anhaltenden Frieden der Edo-Zeit, was die Vervollständigung und die damit verbundenen Ausgaben unnötig erscheinen ließ.

Eine der beiden Toranlagen befand sich im Norden des Honmaru an der Einmündung des steilen Weges direkt nach dessen rechtwinkligem Knick; die beiden Fundamente, auf denen das Yaguramon auflag, sind noch gut erhalten. Wer hier hinauf wollte, mußte zunächst in den Nishi-no-maru eindringen, dann dem zweimal abknickenden Weg unterhalb der Wallmauer folgen, und dann dieses letzte Tor passieren. Die zweite Toranlage liegt im Osten des Honmaru, direkt hinter der "Wespentaille", auch hier haben sich die beiden quadratischen Auflager für das Yaguramon gut erhalten. Beide Tore waren so positioniert, daß jeweils einer der vier Ecktürme in nächster Nähe die Verteidigung aus der Höhe gewährleisten konnte.

Im Zentrum des Honmaru, wo sich heute der Park mit alten Bäumen erstreckt, lag früher der Honmaru-Palast. Dieser brannte schon kurz nach seiner Entstehung ab, bereits 1631. Der Palast war ursprünglich mit bemalten Schiebetüren von Hasegawa Tonin, einem Schüler von Hasegawa Touhaku (1539-19.3.1610), ausgestattet, ein kompletter Zyklus mit Blumen, Vögeln und Landschaften zu verschiedenen Jahreszeiten. Einige der Gemälde auf den Schiebetüren konnten vor dem Feuer gerettet werden und überdauerten in einem Lagerhaus in Osaka bis zum Ende der Edo-Zeit. In der Meiji-Zeit wurden die Gemälde umgearbeitet. 1959 (Showa 34) kamen diese neu gefaßten Kunstwerke zum Verkauf, 2 Teile in die USA, 1 Teil nach Frankreich. Im Jahre 1962 kaufte die Freer Gallery of Art drei weitere Teile. 1996 (Heisei 8) wurden die zwei Teile aus den USA von einem Privatbesitzer bei Sotheby's angeboten, worauf man auch das dritte Teil in Frankreich ausfindig machte. Alle drei wurden versteigert und gingen an einen japanischen Sammler. Sie werden heute als Leihgabe im Ehime Präfektur-Kunstmuseum (Ehime-ken-bijutsukan) aufbewahrt.


Rundgang und Beschreibung: Inari kuruwa
Der Honmaru war im Westen durch den vorgelagerten dortigen Wallbereich (Inari kuruwa, auch: Nishi-no-maru) geschützt, der zwei Zugänge besaß. Der Südzugang führte mehrfach abknickend unterhalb des Eckturmes hoch und dann am Fuß des Tenshu-dai entlang, wo das Yaguramon zwischen die schrägen Wälle eingepaßt stand. Am Nordzugang sind die beiden Auflager für das dortige Yaguramon zu sehen, samt vorgelagertem Fundament für eine Vorwehr. Kurz hinter diesem Nordtor trennte sich der Weg, entweder in den Nishi-no-maru hinein, oder scharf nach links die Rampe unterhalb der Wallmauern hinauf zum nördlichen Honmaru-Tor, bewacht vom nicht mehr existierenden Inui-yagura. Man sieht, wie geschickt die Zugänge positioniert waren, daß die Wege immer wieder abknickten, und daß in jedem Fall immer die Besatzung einer der Ecktürme von oben aktiv eingreifen konnte. Der westliche Wallbereich war zusätzlich durch zwei zweistöckige Sumi-yagura an der Südwest- und der Nordwestecke geschützt.


Rundgang und Beschreibung: Ninomaru
Im Osten des Honmaru liegt der umwallte Ninomaru ("zweiter Kreis"). Er ist kleiner als der Honmaru und von diesem durch eine Art "Wespentaille" abgetrennt (O-hori-kiri, großer Graben-Einschnitt). Tiefe Einschnitte beiderseits der engen, auf die nötigste Breite reduzierten Verbindung trennen die beiden Walleinheiten voneinander. Der Ninomaru besaß früher zwei zweistöckige Sumi-yagura, einen an der Nordostecke, wo der nördliche Wall einen stumpfwinkligen Knick nach außen macht, und einen an der Südostecke, aber nicht ganz außen, sondern dort, wo der Südwall einen Versatz nach außen macht, denn so konnte dieser Turm nicht nur das dortige Tor verteidigen, sondern auch den südlich entlang der Wallmauern verlaufenden Treppenweg, denn in Bezug auf diesen Weg stand er im Rücken potentieller Eindringlinge. Gleichermaßen konnte die Besatzung des Nordostturmes des Ninomaru, der außen an der Ecke stand, Eindringlinge in den dortigen Torweg von hinten beschießen. Der Ninomaru war nach Osten hin abgetrennt durch zwei senkrecht in die Fläche hineinragende, aber gegeneinander versetzte Wallzungen, zwischen denen ein Yaguramon eingepaßt war, und der Weg hindurch verlief senkrecht zur Hauptrichtung. Wer hier von Osten hineinwollte, mußte sich durch zweimaliges Abknicken durch diese Toranlage hindurchwinden. Der zweite Zugang zum Ninomaru erfolgte von Süden her, wo eine breite Treppe den Wall entlang nach oben führt. Oben sieht man die Auflager für das dortige Yagura-mon, aber auch unten war früher ein Tor, kurz vor dem Zwischenpodest, das früher an beiden Außenseiten mit einem Dobei eingefaßt war. Der Torweg konnte von dem Südostturm des Honmaru aus beschossen werden, außerdem konnte man von dem Südostturm des Ninomaru den hochsteigenden Eindringlingen in den Rücken schießen. Einen dritten Zugang gibt es von Nordwesten her: Aus der Tiefe des Grabens in der "Wespentaille" heraus führt eine Treppe nach oben und mündet in der Nähe des Übergangs zum Honmaru. Hier war der Schutz geringer, diese Treppe eignete sich auch kaum für eine größere Anzahl von Eindringlingen, und man konnte den Bereich gut von den umliegenden Wällen und dem Übergang aus verteidigen.


Rundgang und Beschreibung: Higashinomaru und Obi kuruwa
Noch weiter im Osten folgt der vierte separat umwallte Bereich auf dem Hügel, der Higashi-no-maru ("Ost-Kreis"). Historische Zeichnungen zeigen einen zweistöckigen Eckturm im Südosten, der die dortige Zugangsrampe verteidigte, und genau unter diesem Turm war das Tor in den Weg zwischen die beiderseits aufragenden Schrägwälle eingepaßt. Östlich grenzt an diese Walleinheit der schmale äußerste Bereich an, Obi-kuruwa genannt. Er knickt an der Südwestecke ab und umgibt die höher gelegenen Walleinheiten im Osten und im Süden wie ein schmales Band, wie ein Obi (Stoff-Gürtel). Die Nordostecke, wo der Übergang zwischen den beiden Walleinheiten erfolgt, ist komplex, weil hier zwei Außenzugänge in die Burg führen, einer von Osten in den Obi-kuruwa und einer von Norden her vom Kita-no-maru in den Higashi-no-maru. Beide sind als Masugata gestaltet mit einem Zwinger zwischen den Wällen, zwischen denen der Torweg abknickend hindurchführt, ehe man auf das schwere Yaguramon stieß. Im Nordosteck des Obi-kuruwa stand ein zweistöckiger Sumi-yagura, der gleichzeitig beide Tore schützen konnte. Der Ostzugang und der Südzugang mit der langen Rampe treffen sich im Nordosteck des Obi-kuruwa, und zum weiteren Eindringen in die Burg mußten sich Eindringlinge nach Westen wenden, wo sie schon wieder vor einem Yagura-mon standen, demjenigen zum Higashi-no-maru. Der Nordzugang führte hingegen vom Kita-no-kuruwa direkt in den Higashi-no-maru hinein, ohne zweites Tor. Südlich des Ostzugangs liegt ein rechteckiges Stück Wassergraben tief unter den Bäumen verborgen, der sehr tief eingeschnittene Hakobori, der kastenförmige Graben. Auf der anderen Straßenseite gegenüber liegt das Städtische Kulturmuseum. Wenn man den Bereich Obi-kuruwa am Ende des abknickenden Walls über die Treppe nach Süden verläßt, kommt man zum Rosengarten. Historische Zeichnungen aus der Zeit um 1645 dokumentieren die Position der Türme und Tore recht gut, und nach diesen historischen Dokumenten sind die heute verschwundenen Strukturen in den obigen Plan ergänzend eingezeichnet.

Insgesamt hatte die Burg also im Inari-kuruwa (Nishi-no-maru) 2 zweistöckige Türme und 2, mit dem unteren sogar 3 Tore, im Honmaru 4 dreistöckige Türme, 1 Tenshu-dai ohne Aufbau und 2 Tore, im Ninomaru 2 zweistöckige Türme und 2 Tore, im Higashi-no-maru 1 zweistöckigen Turm und 2 Tore sowie im langen und schmalen Obi-kuruwa 1 zweistöckigen Turm und 2 Tore, mit den unteren sogar 4 Tore. Zu den aufgrund der vorhandenen Sockel nachvollziehbaren Toren kamen noch mehrere nicht mehr existente Tore im unteren Wallbereich. Eines dieser unteren Tore können wir lokalisieren, wenn wir um die Südwestecke des Inari-kuruwa biegen, denn dort ist unterhalb der steil aufragenden Ishigaki-Wälle noch ein Rest eines Walles zu sehen, wenn wir diesen nach Westen gedanklich fortsetzen, kommen wir nach wenigen Metern zum Standort des ehemaligen Tores. Summa summarum waren also auf dem Hügel 1 Tenshu-dai, 10 Sumi-yagura und 10 Yagura-mon, zuzüglich Außenanlagen am Fuß des Hügels. Insgesamt werden 20 Sumi-yagura und 27 Tore für die gesamte Burg angegeben, denn dazu kommen noch der Wallbereich Kita-no-kuruwa mit 3 flachen, einstöckigen Hira-yagura und 2 Toren, der Yamazato-kuruwa mit 1 Hira-yagura und 2 Toren, der Sannomaru mit 6 Hira-yagura und 5 Toren sowie der separate Residenz-Bereich Yashiki-kuruwa innerhalb des Sannomaru ohne Yagura, aber mit 6 Torbauten. Beeindruckend ist, wie sehr man all die genannten Strukturen auf dem Hügelrücken und drumherum noch anhand des Baubefundes nachvollziehen kann, und wie logisch und effektiv alle Elemente der Verteidigung aufeinander abgestimmt sind, um ein Eindringen so schwer wie möglich zu machen.


Literatur, Links und Quellen
Lokalisierung auf Google Maps: https://www.google.de/maps/@34.6518705,134.9914813,17.58z?entry=ttu - https://www.google.de/maps/@34.6527157,134.9924721,369m/data=!3m1!1e3?entry=ttu
Ogasawara Tadazane:
https://en.wikipedia.org/wiki/Ogasawara_Tadazane
Das Lehen Akashi:
https://en.wikipedia.org/wiki/Akashi_Domain
Burg Akashi auf Wikipedia:
https://en.wikipedia.org/wiki/Akashi_Castle - https://de.wikipedia.org/wiki/Burg_Akashi
Burg Akashi auf der japanischen Wikipedia:
https://ja.wikipedia.org/wiki/%E6%98%8E%E7%9F%B3%E5%9F%8E
Burg Akashi auf JCastle:
https://www.jcastle.info/view/Akashi_Castle
Webseite der Burg Akashi:
https://www.akashijo.jp/ - https://www.akashijo.jp/about/index.html - https://www.akashijo.jp/trivia/index.html
Zeittafel:
https://www.akashijo.jp/history/index.html
Liste der Daimyos von Akashi:
https://www.akashijo.jp/hanshu/index.html
Geschichte der Burg Akashi:
https://www.akashijo.jp/history/index.html
Burg Akashi auf Japanese Castle Explorer:
https://www.japanese-castle-explorer.com/castle_profile.html?name=Akashi
Erdenzweige:
https://de.wikipedia.org/wiki/Erdzweige
Erdenzweige: Bernhard Scheid: Ushitora no Konjin, im Projekt: Religion in Japan, Universität Wien
https://religion-in-japan.univie.ac.at/Kamigraphie/Ushitora_no_Konjin
Toshitaka Morita, Takahiro Miyamoto: Castles in Japan (Landscapes of the Japanese Heart), 304 S., Verlag: Mitsumura Suiko Shoin, 2018, ISBN-10: 4838105606, ISBN-13: 978-4838105601 S. 58-59
Masao Yamada: The Anatomy of Castles in Japan, revealed by an Urban Design Expert, jap. und engl., Nitto Shoin Honsha Co. Ltd., Japan 2017, 288 S., ISBN: 4-528-02011-4, intl. 978-4-528-02011-5, S. 162
Youtube-Film über Burg Akashi mit Modell:
https://www.youtube.com/watch?v=AbKVCY0n0-8
Reste der Burg Funage auf Google Maps:
https://www.google.de/maps/@34.6477312,134.9750705,49m/data=!3m1!1e3?entry=ttu


Akashi-jo, Burg Akashi, Teil (2): Photos - Akashi-jo, Burg Akashi, Teil (3): Photos

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